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Energie & Management > Windkraft - Ein neuer
Quelle: Fotolia / Wirepec
Windkraft

Ein neuer "Hersteller" von Windenergie-Anlagen?

Gibt es ausgerechnet jetzt einen neuen Windturbinen-Hersteller? Ins Marktstammdatenregister ist nämlich eine "Max-Wyn GmbH" eingetragen. Die Antwort: nein.
Im Marktstammdatenregister erfasst die Bundesnetzagentur alle Strom- und Gaserzeuger sowie großen Verbraucher. Im Mai und Juni sind darin sieben Windenergieanlagen eines bisher unbekannten "Herstellers von Windenergieanlagen" namens "Max-Wyn GmbH" eingetragen worden.

Darauf wies die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) dieser Tage in ihrem Zubaubericht fürs erste Halbjahr 2022 hin. Es handelt sich bei Max-Wyn um eine Gesellschaft des bayerischen Baukonzerns Max Bögl AG. Geschäftszweck laut Handelsregister: "Vermarktung von Windkraftanlagen, - Projektierung und Errichtung von Windkraftprojekten im In- und Ausland, - sowie alle artverwandten Geschäfte".

Bögl ist bisher im Windkraft-Bereich nur als Turmhersteller bekannt. Sollte das Familienunternehmen etwa nun ganze Windenergieanlagen produzieren – und das in einer Zeit, da die meisten Windturbinen-Produzenten in Europa tiefrote Zahlen schreiben und dann obendrein von Partnern zu Wettbewerbern werden würden?

​Die Verbindung zu Senvion

Jürgen Joos, kaufmännischer Leiter (CFO) Wind bei Max Bögl, verneint das auf Anfrage unserer Redaktion. Er bestätigte Informationen, wonach die sieben 3,2-MW-Anlagen mit 93 m Nabenhöhe, 114 m Rotordurchmesser, Umrichtern von ABB und dem Max-Wyn-Typenschild "3.4M114" zu einem Fundus von zehn Anlagen gehören, die Bögl aus der Insolvenzmasse von Senvion aufgekauft hat. Die Typenbezeichnung war dort dieselbe.

Senvion war im April 2019 pleite gegangen. Die Veräußerung der zehn fertig montierten Anlagen an Bögl sei dann, so Joos, vom Co-Liquidator Micha Schulz angestoßen worden. Bögl gehe es mit dem Erwerb der Windmühlen und der Gründung von Max-Wyn Anfang 2021 darum, den eigenen Schaden durch die Senvion-Pleite zu minimieren, von der man "massiv betroffen" war.

Schließlich baute Bögl schon damals Windtürme und hatte nicht näher ausgeführte Lieferverpflichtungen aus laufenden Projekten mit Senvion-Anlagen. Es handle sich bei Max-Wyn um ein "endliches Geschäft". Bögl habe nicht vor, weitere Anlagen oder geistiges Eigentum von Senvion zu kaufen. Dies sei "grundsätzlich unmöglich". Schon im Herbst 2019 hatte Siemens Gamesa das geistige Eigentum von Senvion, das Servicegeschäft und eine Rotorblatt-Fertigung in Portugal gekauft.

​Windpark kurz vor Pleite genehmigt

Jedenfalls fehlten dem Windpark "Farve Wind" bei Wangels in Ostholstein durch die Senvion-Pleite genau sieben dieser "3.4M114". Auf den Typ hatte er im Monat zuvor sieben Mal die immissionschutzrechtliche Genehmigung bekommen. Warum der Windpark dann erst mehr als drei Jahre danach Grünstrom zu erzeugen begann und im Marktstammdatenregister auftauchte, bleibt zunächst offen: Der Betreiber wollte von unserer Redaktion nicht zitiert werden. Es handelt sich um einen ortsansässigen Berater und Coach.

Die aufgekauften Windräder ließen sich aber keineswegs, wie sich Jürgen Joos erinnert, 1:1 aufstellen. Vielmehr waren sie ursprünglich für den nordamerikanischen Markt ausgelegt: 60 Hz statt 50 Hz, andere Klimazone. Die Umbauten schaffte Bögl respektive Max-Wyn nicht zuletzt mit Hilfe eines angeworbenen ehemaligen Produktionsleiters von Senvion. Ironie der Geschichte: Die zehn Gondeln stehen nicht auf Bögl-Spezialbetontürmen, sondern auf Stahltürmen eines anderen Herstellers.

Was mit dem Rest geschieht

Und die anderen drei "3.4M114", die noch auf Lager sind? Die sind nach den Worten Joos' ebenso abgezählt und sollen von Frühjahr 2023 an den Windpark "Adlerhorst" in Ahrenviöl bei Husum im selben Bundesland Schleswig-Holstein bilden.

Freitag, 5.08.2022, 16:38 Uhr
Georg Eble
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Windkraft
Ein neuer "Hersteller" von Windenergie-Anlagen?
Gibt es ausgerechnet jetzt einen neuen Windturbinen-Hersteller? Ins Marktstammdatenregister ist nämlich eine "Max-Wyn GmbH" eingetragen. Die Antwort: nein.
Im Marktstammdatenregister erfasst die Bundesnetzagentur alle Strom- und Gaserzeuger sowie großen Verbraucher. Im Mai und Juni sind darin sieben Windenergieanlagen eines bisher unbekannten "Herstellers von Windenergieanlagen" namens "Max-Wyn GmbH" eingetragen worden.

Darauf wies die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) dieser Tage in ihrem Zubaubericht fürs erste Halbjahr 2022 hin. Es handelt sich bei Max-Wyn um eine Gesellschaft des bayerischen Baukonzerns Max Bögl AG. Geschäftszweck laut Handelsregister: "Vermarktung von Windkraftanlagen, - Projektierung und Errichtung von Windkraftprojekten im In- und Ausland, - sowie alle artverwandten Geschäfte".

Bögl ist bisher im Windkraft-Bereich nur als Turmhersteller bekannt. Sollte das Familienunternehmen etwa nun ganze Windenergieanlagen produzieren – und das in einer Zeit, da die meisten Windturbinen-Produzenten in Europa tiefrote Zahlen schreiben und dann obendrein von Partnern zu Wettbewerbern werden würden?

​Die Verbindung zu Senvion

Jürgen Joos, kaufmännischer Leiter (CFO) Wind bei Max Bögl, verneint das auf Anfrage unserer Redaktion. Er bestätigte Informationen, wonach die sieben 3,2-MW-Anlagen mit 93 m Nabenhöhe, 114 m Rotordurchmesser, Umrichtern von ABB und dem Max-Wyn-Typenschild "3.4M114" zu einem Fundus von zehn Anlagen gehören, die Bögl aus der Insolvenzmasse von Senvion aufgekauft hat. Die Typenbezeichnung war dort dieselbe.

Senvion war im April 2019 pleite gegangen. Die Veräußerung der zehn fertig montierten Anlagen an Bögl sei dann, so Joos, vom Co-Liquidator Micha Schulz angestoßen worden. Bögl gehe es mit dem Erwerb der Windmühlen und der Gründung von Max-Wyn Anfang 2021 darum, den eigenen Schaden durch die Senvion-Pleite zu minimieren, von der man "massiv betroffen" war.

Schließlich baute Bögl schon damals Windtürme und hatte nicht näher ausgeführte Lieferverpflichtungen aus laufenden Projekten mit Senvion-Anlagen. Es handle sich bei Max-Wyn um ein "endliches Geschäft". Bögl habe nicht vor, weitere Anlagen oder geistiges Eigentum von Senvion zu kaufen. Dies sei "grundsätzlich unmöglich". Schon im Herbst 2019 hatte Siemens Gamesa das geistige Eigentum von Senvion, das Servicegeschäft und eine Rotorblatt-Fertigung in Portugal gekauft.

​Windpark kurz vor Pleite genehmigt

Jedenfalls fehlten dem Windpark "Farve Wind" bei Wangels in Ostholstein durch die Senvion-Pleite genau sieben dieser "3.4M114". Auf den Typ hatte er im Monat zuvor sieben Mal die immissionschutzrechtliche Genehmigung bekommen. Warum der Windpark dann erst mehr als drei Jahre danach Grünstrom zu erzeugen begann und im Marktstammdatenregister auftauchte, bleibt zunächst offen: Der Betreiber wollte von unserer Redaktion nicht zitiert werden. Es handelt sich um einen ortsansässigen Berater und Coach.

Die aufgekauften Windräder ließen sich aber keineswegs, wie sich Jürgen Joos erinnert, 1:1 aufstellen. Vielmehr waren sie ursprünglich für den nordamerikanischen Markt ausgelegt: 60 Hz statt 50 Hz, andere Klimazone. Die Umbauten schaffte Bögl respektive Max-Wyn nicht zuletzt mit Hilfe eines angeworbenen ehemaligen Produktionsleiters von Senvion. Ironie der Geschichte: Die zehn Gondeln stehen nicht auf Bögl-Spezialbetontürmen, sondern auf Stahltürmen eines anderen Herstellers.

Was mit dem Rest geschieht

Und die anderen drei "3.4M114", die noch auf Lager sind? Die sind nach den Worten Joos' ebenso abgezählt und sollen von Frühjahr 2023 an den Windpark "Adlerhorst" in Ahrenviöl bei Husum im selben Bundesland Schleswig-Holstein bilden.

Freitag, 5.08.2022, 16:38 Uhr
Georg Eble

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