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Energie & Management > In Eigener Sache - Die Bewerber des Contracting Awards
Quelle: E&M
In Eigener Sache

Die Bewerber des Contracting Awards

Der Contracting Award wird am 20. September in Berlin verliehen. Wir stellen die Bewerber für die Energieeffizienz-Dienstleistung in alphabetischer Reihenfolge vor.
Die Ausschreibung des seit 1997 regelmäßig verliehenen Contracting Awards sucht vorbildliche Projekte für die Energieversorgung von Wohngebieten, Industrie und Gewerbe sowie von kommunalen Gebäuden. Gestiftet wird der Preis von Energie & Management und dem Vedec − Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting. Prämiert wird der Sieger des Contracting Awards mit einer Bronze-Skulptur des Bildhauers Robert Harbauer, ein zweiter und ein dritter Platz werden ebenfalls ausgelobt.

Gesucht wird für den Award ein herausragendes Contractingprojekt, das zwischen 2020 und 2021 verwirklicht wurde und das im Leistungsbereich ab 100 kWth und 50 kWel Primärenergie durch Kraft-Wärme-Kopplung, Abwärme- oder Mehrfachnutzung besonders effektiv einsetzt. Beworben haben sich in diesem Jahr mit ihren Projekten insgesamt sechs Unternehmen, die wir hier in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.

Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Der Bayreuther kommunale Versorger hat via Contracting eine innovative KWK-Anlage für die Universität Bayreuth umgesetzt. Es wurde die Wärme- und Kälteversorgung modernisiert. Dafür betreiben die Stadtwerke Bayreuth zwei Wärme- und Kältezentralen auf dem Campus-Gelände. Im Einsatz sind hierfür 15 Erzeugungsanlagen, die den Energiebedarf von drei Versorgungsnetzen (90-Grad-, 50-Grad-, 6-Grad-Netz) sicherstellen. Seit Jahresbeginn 2022 läuft die iKWK-Anlage im Regelbetrieb. Zusätzlich zu den zwei Gasbrennern, die bislang die Wärmeversorgung der Universität allein sichergestellt haben, haben die Stadtwerke ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 3,35 elektrischer und 3,17 thermischer MW-Leistung installiert. Der Wirkungsgrad liegt bei knapp 90 %.

Neben dem BHKW liefern zwei große mit Ökostrom betriebene Luft-Wärmepumpen Wärme und speisen diese in das Niedertemperaturnetz (50 Grad Celsius) der Universität ein. Die benötigte Heizenergie für das Sommerhalbjahr kann größtenteils durch sie sichergestellt werden. Ein weiterer Bestandteil des Projekts ist ein Elektrodenkessel. Der ist dann im Einsatz, wenn zu viel Strom im Netz ist, und kann regenerativen Strom in Form von Wärme speichern. Die iKWK-Anlage ist in der Zentrale Nord untergebracht. Zudem wurde die Süd-Zentrale modernisiert. Dort stellen nun zwei BHKW unter anderem die Notversorgung des Botanischen Gartens sicher. Zusätzlich wurden ein Gasbrenner und eine weitere Power-to-Heat-Anlage installiert, damit bei Ausfall der BHKW die Wärmeversorgung für die sensiblen Pflanzen immer gewährleistet ist.
 
Blick in die Heizzentrale Nord
Quelle: Stadtwerke Bayreuth


E1 Energiemanagement GmbH
Das Unternehmen setzte für insgesamt 20 Liegenschaften (Verwaltungsgebäude, Schulen, Museen und weitere), verteilt im gesamten Märkischen Kreis, ein Energieeinsparcontracting um. Der Contractor erreicht eine reine Verbrauchsreduzierung bei Wärme und Strom im Schnitt der Liegenschaften bei rund 21 %. Die CO2-Emissionen sinken um 2.442 Tonnen im Jahr, dies entspricht 38,3 %.

Das Projekt wurde von 2019 bis Anfang 2022 umgesetzt. Es umfasst sowohl Gebäude mit Fernwärmeanschluss als auch Liegenschaften mit dezentraler Versorgung. Die Erzeugungsanlagen wurden mittels neuer KWK-Anlagen und Photovoltaik optimiert, die Wärmenetze passte man ebenfalls an und installierte Pufferspeicher. In einigen Liegenschaften wurden Einzelanlagen via Nahwärmenetze zu einem Verbund zusammengeschlossen. Für die Wärmeerzeugungen und -verteilungen erfolgte die Kopplung oder Erneuerung der gesamten Regelungstechnik mit Anpassung der Regelalgorithmen und -strategien an den tatsächlichen Bedarf.
Die Einsparmaßnahmen beim Strom beinhalten unter anderem neue Heizungsumwälzpumpen und die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Über den BHKW-Einsatz und die Photovoltaikanlagen wurde der Strombezug zudem größtenteils auf Eigenstromversorgung umgestellt. Ein umfangreiches Zählerkonzept (Einbindung von Bestandszählern und Installation von zusätzlichen Energiezählern) und das cloudbasierte Gebäudeleittechnik- und Energiemanagementsystem ermöglichen eine kontinuierliche Optimierung und Transparenz.

Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe Gmbh (EDG)
Das Projekt „Energieeffizienzcluster Schulzentrum Nieder-Olm“ wurde von der EDG als Contractor gemeinsam mit dem Landkreis Mainz-Bingen und dessen Klimaschutzmanager im vergangenen Jahr umgesetzt. Das Ziel war, das Schulzentrum mittels Contracting auf erneuerbare Energie umzustellen. Das technische Konzept der EDG umfasst folgende energie- und kostensenkende Maßnahmen: Das Nahwärmenetz wurde neu auf Niedertemperaturen ausgelegt. Rund 60 % der Wärme werden in einem Biomassekessel über Holzhackschnitzel erneuerbar bereitgestellt, ergänzt durch ein Erdgas-BHKW mit nachgeschaltetem Brennwertwärmetauscher. Zwei große Pufferspeicher sorgen über das eigene Energiemanagementsystem der EDG für eine Entkopplung von Wärmeerzeugung und -bedarf. Parallel zum Wärmenetz hat die EDG ein eigenes Niederspannungsnetz auf dem Schulgelände aufgebaut. Auf diese Weise kann der eigenerzeugte KWK-Strom direkt zur Versorgung der Gebäude genutzt werden. Der Primärenergiefaktor beträgt 0,29, die Energiekosten wurden um 18 % gesenkt, die Rohstoffbeschaffung erfolgt regional. Um rund 60 % und 850 Tonnen pro Jahr konnten die Emissionen reduziert werden.

Das Contractingmodell ist aus Sicht der EDG sowie der Kunden flexibel gestaltet, sowohl im Hinblick auf die Handlungsoptionen als auch auf die Änderung von Bedarfsverhältnissen. Die Investitionen der EDG bilden sich verbrauchsunabhängig über den Grundpreis ab, die variablen Kosten finden sich im Arbeitspreis wieder. Entlang der Brennstoffkostenentwicklung können Betriebsweisen flexibel an den Wärmebedarf angepasst werden. Auch wenn das BHKW zurzeit (noch) mit Erdgas betrieben wird, ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung eine Umstellung auf Biomethan jederzeit möglich und die H2-Readyness kann mit entsprechenden technischen Umbauarbeiten zukünftig erreicht werden.
 
Luftbild Schulzentrum Nieder-Olm
Quelle: EDG

EnBW Contracting GmbH
Die EnbW Contracting hat für das Bildungszentrum Markdorf im Bodenseekreis ein Wärmeversorgungskonzept umgesetzt. Der Landkreis kann das Projektkonzept, insbesondere die Ausschreibungsmodalitäten, für weitere Projekte anwenden. Das Konzept hatten die Partner gemeinsam erarbeitet und zwischen 2018 und 2020 umgesetzt. Das energetisch sanierte Zentrum umfasst ein Gymnasium, eine Verbundschule, Sporthallen und eine Bibliothek. Die Anlage wurde 2020 mit einem BHKW, einem Pelletkessel und zwei Gasbrennwertkesseln modernisiert. Zudem erneuerte man die lufttechnischen Anlagen und installierte eine PV-Anlage. Der Contractor garantiert eine Wärmelieferung aus 50 % erneuerbaren Energien, bestehend aus Pellets und Biogas. Verglichen mit dem zuvor genutzten Brennstoff Erdöl ergibt sich eine CO2-Einsparung von 866 Tonnen im Jahr.

Das Projekt zeigt laut dem Contractor, dass die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Energieversorgern neue effiziente und einfache Lösungen schaffen kann. Für den Kunden war wichtig, umfassende Modernisierungsmaßnahmen am Standort zu realisieren. Es wurden die Gebäude saniert, die in die Jahre gekommene Wärmezentrale modernisiert sowie weitere Effizienzmaßnahmen wie die Erneuerung der Lüftungsanlage oder der Bau einer Photovoltaikanlage umgesetzt. Für die Wärmeerzeugung stehen ein Pelletkessel, ein BHKW und zwei Gasbrennwertkessel bereit. Zusätzlich wurde ein Heizungspufferspeicher eingebaut. Über eine zentrale Leittechnik werden die Erzeugungsanlagen optimiert betrieben. Die Bedienung der Leittechnik ist trotz der komplexen Anforderungen so einfach wie möglich gehalten. Es kann einfach zwischen den Brennstoffarten hin- und hergeschaltet werden. Der Pufferspeicher überbrückt dann jeweils die Lücke, bis der neue Erzeuger betriebsbereit ist.

Gasag Solution Plus GmbH
Die Gasag Solution Plus hat für das Berliner Bürogebäude „PULSE Berlin“ mit 14.500 Quadratmetern ein ganzheitliches Versorgungskonzept umgesetzt. Das Projekt an der Straßenkreuzung Möckern-/Streßemannstraße setzt auf erneuerbare Energien und folgt mit nachhaltigen Materialien den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Cradle to Cradle). Die Fertigstellung der Gebäude erfolgte Ende 2021. Durch 32 Erdsonden unter der Bodenplatte im Untergeschoss werden 99 kW thermische Leistung erzeugt, die sowohl zur Beheizung als auch zur Klimatisierung des siebengeschossigen Gebäudes genutzt werden. Parallel dazu läuft im 1. Obergeschoss ein Blockheizkraftwerk mit 33 kW elektrischer und 72 kW termischer Leistung. Der hier erzeugte Strom wird als Betriebsstrom für die Wärmepumpe der Geothermieanlage sowie für den Hilfsantrieb genutzt. Spitzenlasten bei der Wärme werden durch einen Erdgaskessel abgefangen, eine Kompressionskältemaschine deckt Spitzenlasten bei der Klimatisierung ab. Dies ermöglicht bei variierenden Bedarfsverhältnissen eine Sicherstellung der Lieferung der benötigten Energie. Die hier gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen setzt die Gasag für weitere Projekte ein.

Zeag Energie AG
Im bayerischen Landsberg am Lech entsteht mit dem Neubauprojekt am Papierbach ein neues Stadtviertel. Es sollen in den nächsten Jahren 658 Neubau-Wohnungen entstehen. Läden, Büros und Arztpraxen gehören ebenfalls zum Konzept. Die Zeag plant, finanziert und betreibt die Erzeugungs- und Verteilanlagen gemeinsam mit örtlichen Partnern. Das Konzept besteht aus Grundwasserwärmepumpen, KWK-Anlagen sowie Spitzenlasterzeuger. Die Wärmepumpen nutzen als Quelle das abgeleitete Grundwasser aus dem Drainagenetz. Für das BHKW dienen als Energieträger 50 % Biomethan und 50 % Erdgas.

Die Wärmeversorgung erfolgt aus einer Energiezentrale über Nahwärmeleitungen. Die Objekte werden ganzjährig daraus mit Wärmeenergie für Heizzwecke und für die Trinkwasseraufbereitung versorgt. Durch den Einsatz von Grundwärmepumpen und Biomethan werden über 70 % aus erneuerbaren Energien erzeugt. Die Spitzenlasten deckt ein Brennwertkessel. Der in der KWK-Anlage erzeugte Strom wird zum einen für die Wärmepumpen genutzt und zum anderen als Mieterstrom an die Bewohnerinnen und Bewohner verkauft. Eine PV-Anlage soll das Konzept künftig ergänzen. In der Endausbaustufe sind zwei Wärmepumpen, zwei BHKW sowie zwei Spitzenlastkessel geplant. Außerdem wird das Konzept um drei große Pufferspeicher ergänzt. Eine übergeordnete Regelung ermöglicht eine optimierte Steuerung mit Echtzeitdaten. Die Anlagentechnik kann in Zukunft auf Wasserstoff umgerüstet werden. Aktuell prüft die Zeag außerdem die Möglichkeiten der Direktvermarktung des eingespeisten Stroms mittels Day-Ahead-Vermarktung, sodass der Betrieb der Anlage wirtschaftlich weiter optimiert werden kann − die großen Pufferspeicher machen eine solche Fahrweise möglich.
 

Eine Jury entscheidet

Nach diesen gleich gewichteten Kriterien beurteilt ein unabhängiges Expertengremium den Innovationscharakter des jeweiligen Projekts und entscheidet über die Vergabe des Contracting Awards:
  • Organisatorischer und finanztechnischer Modellcharakter für die künftige Marktentwicklung bei Contracting-, Outsourcing- und Betreibermodellen
  • Technische Konzeption mit optimiertem Einsatz technisch vorbildlicher Bausteine zur Energieversorgung
  • Betriebswirtschaftliche Vorteilhaftigkeit und Tragfähigkeit für den Nutzer und alle Beteiligten
  • Umweltentlastung und Ressourcenschonung, die nachhaltig gesichert sind und nachgewiesen werden können
  • Flexibilität im Sinne der Sicherung von Handlungsoptionen bei veränderten oder rückläufigen Bedarfsverhältnissen
  • Praktikabilität des Projektkonzepts und Übertragbarkeit auf Folgeprojekte im Sinne eines fairen und transparenten Vertragsmodells
  • Überschaubarer Zeitraum für Projektentwicklung und Realisierung im pragmatischen Stufenplan
 


Die Preisverleihung
Die Verkündung der Gewinner und die Preisverleihung finden im Rahmen des Jahreskongresses 2022 des Vedec am 20. September in Berlin statt. Der Gewinner wird außerdem mit dem traditionellen Contracting Award in Bronze des Künstlers Robert Harbauer ausgezeichnet.

Montag, 5.09.2022, 08:35 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > In Eigener Sache - Die Bewerber des Contracting Awards
Quelle: E&M
In Eigener Sache
Die Bewerber des Contracting Awards
Der Contracting Award wird am 20. September in Berlin verliehen. Wir stellen die Bewerber für die Energieeffizienz-Dienstleistung in alphabetischer Reihenfolge vor.
Die Ausschreibung des seit 1997 regelmäßig verliehenen Contracting Awards sucht vorbildliche Projekte für die Energieversorgung von Wohngebieten, Industrie und Gewerbe sowie von kommunalen Gebäuden. Gestiftet wird der Preis von Energie & Management und dem Vedec − Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting. Prämiert wird der Sieger des Contracting Awards mit einer Bronze-Skulptur des Bildhauers Robert Harbauer, ein zweiter und ein dritter Platz werden ebenfalls ausgelobt.

Gesucht wird für den Award ein herausragendes Contractingprojekt, das zwischen 2020 und 2021 verwirklicht wurde und das im Leistungsbereich ab 100 kWth und 50 kWel Primärenergie durch Kraft-Wärme-Kopplung, Abwärme- oder Mehrfachnutzung besonders effektiv einsetzt. Beworben haben sich in diesem Jahr mit ihren Projekten insgesamt sechs Unternehmen, die wir hier in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.

Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Der Bayreuther kommunale Versorger hat via Contracting eine innovative KWK-Anlage für die Universität Bayreuth umgesetzt. Es wurde die Wärme- und Kälteversorgung modernisiert. Dafür betreiben die Stadtwerke Bayreuth zwei Wärme- und Kältezentralen auf dem Campus-Gelände. Im Einsatz sind hierfür 15 Erzeugungsanlagen, die den Energiebedarf von drei Versorgungsnetzen (90-Grad-, 50-Grad-, 6-Grad-Netz) sicherstellen. Seit Jahresbeginn 2022 läuft die iKWK-Anlage im Regelbetrieb. Zusätzlich zu den zwei Gasbrennern, die bislang die Wärmeversorgung der Universität allein sichergestellt haben, haben die Stadtwerke ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 3,35 elektrischer und 3,17 thermischer MW-Leistung installiert. Der Wirkungsgrad liegt bei knapp 90 %.

Neben dem BHKW liefern zwei große mit Ökostrom betriebene Luft-Wärmepumpen Wärme und speisen diese in das Niedertemperaturnetz (50 Grad Celsius) der Universität ein. Die benötigte Heizenergie für das Sommerhalbjahr kann größtenteils durch sie sichergestellt werden. Ein weiterer Bestandteil des Projekts ist ein Elektrodenkessel. Der ist dann im Einsatz, wenn zu viel Strom im Netz ist, und kann regenerativen Strom in Form von Wärme speichern. Die iKWK-Anlage ist in der Zentrale Nord untergebracht. Zudem wurde die Süd-Zentrale modernisiert. Dort stellen nun zwei BHKW unter anderem die Notversorgung des Botanischen Gartens sicher. Zusätzlich wurden ein Gasbrenner und eine weitere Power-to-Heat-Anlage installiert, damit bei Ausfall der BHKW die Wärmeversorgung für die sensiblen Pflanzen immer gewährleistet ist.
 
Blick in die Heizzentrale Nord
Quelle: Stadtwerke Bayreuth


E1 Energiemanagement GmbH
Das Unternehmen setzte für insgesamt 20 Liegenschaften (Verwaltungsgebäude, Schulen, Museen und weitere), verteilt im gesamten Märkischen Kreis, ein Energieeinsparcontracting um. Der Contractor erreicht eine reine Verbrauchsreduzierung bei Wärme und Strom im Schnitt der Liegenschaften bei rund 21 %. Die CO2-Emissionen sinken um 2.442 Tonnen im Jahr, dies entspricht 38,3 %.

Das Projekt wurde von 2019 bis Anfang 2022 umgesetzt. Es umfasst sowohl Gebäude mit Fernwärmeanschluss als auch Liegenschaften mit dezentraler Versorgung. Die Erzeugungsanlagen wurden mittels neuer KWK-Anlagen und Photovoltaik optimiert, die Wärmenetze passte man ebenfalls an und installierte Pufferspeicher. In einigen Liegenschaften wurden Einzelanlagen via Nahwärmenetze zu einem Verbund zusammengeschlossen. Für die Wärmeerzeugungen und -verteilungen erfolgte die Kopplung oder Erneuerung der gesamten Regelungstechnik mit Anpassung der Regelalgorithmen und -strategien an den tatsächlichen Bedarf.
Die Einsparmaßnahmen beim Strom beinhalten unter anderem neue Heizungsumwälzpumpen und die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Über den BHKW-Einsatz und die Photovoltaikanlagen wurde der Strombezug zudem größtenteils auf Eigenstromversorgung umgestellt. Ein umfangreiches Zählerkonzept (Einbindung von Bestandszählern und Installation von zusätzlichen Energiezählern) und das cloudbasierte Gebäudeleittechnik- und Energiemanagementsystem ermöglichen eine kontinuierliche Optimierung und Transparenz.

Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe Gmbh (EDG)
Das Projekt „Energieeffizienzcluster Schulzentrum Nieder-Olm“ wurde von der EDG als Contractor gemeinsam mit dem Landkreis Mainz-Bingen und dessen Klimaschutzmanager im vergangenen Jahr umgesetzt. Das Ziel war, das Schulzentrum mittels Contracting auf erneuerbare Energie umzustellen. Das technische Konzept der EDG umfasst folgende energie- und kostensenkende Maßnahmen: Das Nahwärmenetz wurde neu auf Niedertemperaturen ausgelegt. Rund 60 % der Wärme werden in einem Biomassekessel über Holzhackschnitzel erneuerbar bereitgestellt, ergänzt durch ein Erdgas-BHKW mit nachgeschaltetem Brennwertwärmetauscher. Zwei große Pufferspeicher sorgen über das eigene Energiemanagementsystem der EDG für eine Entkopplung von Wärmeerzeugung und -bedarf. Parallel zum Wärmenetz hat die EDG ein eigenes Niederspannungsnetz auf dem Schulgelände aufgebaut. Auf diese Weise kann der eigenerzeugte KWK-Strom direkt zur Versorgung der Gebäude genutzt werden. Der Primärenergiefaktor beträgt 0,29, die Energiekosten wurden um 18 % gesenkt, die Rohstoffbeschaffung erfolgt regional. Um rund 60 % und 850 Tonnen pro Jahr konnten die Emissionen reduziert werden.

Das Contractingmodell ist aus Sicht der EDG sowie der Kunden flexibel gestaltet, sowohl im Hinblick auf die Handlungsoptionen als auch auf die Änderung von Bedarfsverhältnissen. Die Investitionen der EDG bilden sich verbrauchsunabhängig über den Grundpreis ab, die variablen Kosten finden sich im Arbeitspreis wieder. Entlang der Brennstoffkostenentwicklung können Betriebsweisen flexibel an den Wärmebedarf angepasst werden. Auch wenn das BHKW zurzeit (noch) mit Erdgas betrieben wird, ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung eine Umstellung auf Biomethan jederzeit möglich und die H2-Readyness kann mit entsprechenden technischen Umbauarbeiten zukünftig erreicht werden.
 
Luftbild Schulzentrum Nieder-Olm
Quelle: EDG

EnBW Contracting GmbH
Die EnbW Contracting hat für das Bildungszentrum Markdorf im Bodenseekreis ein Wärmeversorgungskonzept umgesetzt. Der Landkreis kann das Projektkonzept, insbesondere die Ausschreibungsmodalitäten, für weitere Projekte anwenden. Das Konzept hatten die Partner gemeinsam erarbeitet und zwischen 2018 und 2020 umgesetzt. Das energetisch sanierte Zentrum umfasst ein Gymnasium, eine Verbundschule, Sporthallen und eine Bibliothek. Die Anlage wurde 2020 mit einem BHKW, einem Pelletkessel und zwei Gasbrennwertkesseln modernisiert. Zudem erneuerte man die lufttechnischen Anlagen und installierte eine PV-Anlage. Der Contractor garantiert eine Wärmelieferung aus 50 % erneuerbaren Energien, bestehend aus Pellets und Biogas. Verglichen mit dem zuvor genutzten Brennstoff Erdöl ergibt sich eine CO2-Einsparung von 866 Tonnen im Jahr.

Das Projekt zeigt laut dem Contractor, dass die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Energieversorgern neue effiziente und einfache Lösungen schaffen kann. Für den Kunden war wichtig, umfassende Modernisierungsmaßnahmen am Standort zu realisieren. Es wurden die Gebäude saniert, die in die Jahre gekommene Wärmezentrale modernisiert sowie weitere Effizienzmaßnahmen wie die Erneuerung der Lüftungsanlage oder der Bau einer Photovoltaikanlage umgesetzt. Für die Wärmeerzeugung stehen ein Pelletkessel, ein BHKW und zwei Gasbrennwertkessel bereit. Zusätzlich wurde ein Heizungspufferspeicher eingebaut. Über eine zentrale Leittechnik werden die Erzeugungsanlagen optimiert betrieben. Die Bedienung der Leittechnik ist trotz der komplexen Anforderungen so einfach wie möglich gehalten. Es kann einfach zwischen den Brennstoffarten hin- und hergeschaltet werden. Der Pufferspeicher überbrückt dann jeweils die Lücke, bis der neue Erzeuger betriebsbereit ist.

Gasag Solution Plus GmbH
Die Gasag Solution Plus hat für das Berliner Bürogebäude „PULSE Berlin“ mit 14.500 Quadratmetern ein ganzheitliches Versorgungskonzept umgesetzt. Das Projekt an der Straßenkreuzung Möckern-/Streßemannstraße setzt auf erneuerbare Energien und folgt mit nachhaltigen Materialien den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Cradle to Cradle). Die Fertigstellung der Gebäude erfolgte Ende 2021. Durch 32 Erdsonden unter der Bodenplatte im Untergeschoss werden 99 kW thermische Leistung erzeugt, die sowohl zur Beheizung als auch zur Klimatisierung des siebengeschossigen Gebäudes genutzt werden. Parallel dazu läuft im 1. Obergeschoss ein Blockheizkraftwerk mit 33 kW elektrischer und 72 kW termischer Leistung. Der hier erzeugte Strom wird als Betriebsstrom für die Wärmepumpe der Geothermieanlage sowie für den Hilfsantrieb genutzt. Spitzenlasten bei der Wärme werden durch einen Erdgaskessel abgefangen, eine Kompressionskältemaschine deckt Spitzenlasten bei der Klimatisierung ab. Dies ermöglicht bei variierenden Bedarfsverhältnissen eine Sicherstellung der Lieferung der benötigten Energie. Die hier gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen setzt die Gasag für weitere Projekte ein.

Zeag Energie AG
Im bayerischen Landsberg am Lech entsteht mit dem Neubauprojekt am Papierbach ein neues Stadtviertel. Es sollen in den nächsten Jahren 658 Neubau-Wohnungen entstehen. Läden, Büros und Arztpraxen gehören ebenfalls zum Konzept. Die Zeag plant, finanziert und betreibt die Erzeugungs- und Verteilanlagen gemeinsam mit örtlichen Partnern. Das Konzept besteht aus Grundwasserwärmepumpen, KWK-Anlagen sowie Spitzenlasterzeuger. Die Wärmepumpen nutzen als Quelle das abgeleitete Grundwasser aus dem Drainagenetz. Für das BHKW dienen als Energieträger 50 % Biomethan und 50 % Erdgas.

Die Wärmeversorgung erfolgt aus einer Energiezentrale über Nahwärmeleitungen. Die Objekte werden ganzjährig daraus mit Wärmeenergie für Heizzwecke und für die Trinkwasseraufbereitung versorgt. Durch den Einsatz von Grundwärmepumpen und Biomethan werden über 70 % aus erneuerbaren Energien erzeugt. Die Spitzenlasten deckt ein Brennwertkessel. Der in der KWK-Anlage erzeugte Strom wird zum einen für die Wärmepumpen genutzt und zum anderen als Mieterstrom an die Bewohnerinnen und Bewohner verkauft. Eine PV-Anlage soll das Konzept künftig ergänzen. In der Endausbaustufe sind zwei Wärmepumpen, zwei BHKW sowie zwei Spitzenlastkessel geplant. Außerdem wird das Konzept um drei große Pufferspeicher ergänzt. Eine übergeordnete Regelung ermöglicht eine optimierte Steuerung mit Echtzeitdaten. Die Anlagentechnik kann in Zukunft auf Wasserstoff umgerüstet werden. Aktuell prüft die Zeag außerdem die Möglichkeiten der Direktvermarktung des eingespeisten Stroms mittels Day-Ahead-Vermarktung, sodass der Betrieb der Anlage wirtschaftlich weiter optimiert werden kann − die großen Pufferspeicher machen eine solche Fahrweise möglich.
 

Eine Jury entscheidet

Nach diesen gleich gewichteten Kriterien beurteilt ein unabhängiges Expertengremium den Innovationscharakter des jeweiligen Projekts und entscheidet über die Vergabe des Contracting Awards:
  • Organisatorischer und finanztechnischer Modellcharakter für die künftige Marktentwicklung bei Contracting-, Outsourcing- und Betreibermodellen
  • Technische Konzeption mit optimiertem Einsatz technisch vorbildlicher Bausteine zur Energieversorgung
  • Betriebswirtschaftliche Vorteilhaftigkeit und Tragfähigkeit für den Nutzer und alle Beteiligten
  • Umweltentlastung und Ressourcenschonung, die nachhaltig gesichert sind und nachgewiesen werden können
  • Flexibilität im Sinne der Sicherung von Handlungsoptionen bei veränderten oder rückläufigen Bedarfsverhältnissen
  • Praktikabilität des Projektkonzepts und Übertragbarkeit auf Folgeprojekte im Sinne eines fairen und transparenten Vertragsmodells
  • Überschaubarer Zeitraum für Projektentwicklung und Realisierung im pragmatischen Stufenplan
 


Die Preisverleihung
Die Verkündung der Gewinner und die Preisverleihung finden im Rahmen des Jahreskongresses 2022 des Vedec am 20. September in Berlin statt. Der Gewinner wird außerdem mit dem traditionellen Contracting Award in Bronze des Künstlers Robert Harbauer ausgezeichnet.

Montag, 5.09.2022, 08:35 Uhr
Heidi Roider

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