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Energie & Management > Interview - Sagen Sie mal: Andrew Mack
Quelle: Fotolia/wellphoto
Interview

Sagen Sie mal: Andrew Mack

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Mack, Sie glauben, dass die Strompreise sinken könnten, wenn mehr Elektroautos im Netz laden. Wie soll das gehen?
Ich sehe die Digitalisierung als große Chance. Damit der Strompreis bei steigender Anzahl an Elektroautos und trotz erhöhter Nachfrage langfristig sinkt, müsste kontrolliert und gleichzeitig entzerrt geladen werden, um die Netzbelastung gering zu halten. Mit der entsprechenden Technologie ist das machbar. Damit wird Energie dann verbraucht, wenn gerade besonders viel davon im Netz ist und die Preise niedrig sind.

Die Corona-Krise hat die Digitalisierung der Energiebranche insgesamt vorangetrieben. Das ist in meinen Augen ein sehr positiver Trend. Durch Innovationen und smarte Energielösungen kann zukünftig günstiger Ökostrom angeboten werden. Damit tut die Branche nicht nur Gutes für den Geldbeutel ihrer Kunden, sondern leistet auch einen großen Beitrag im Kampf gegen den immer rascher fortschreitenden Klimawandel.

Wie kann netzdienliches Laden heute schon funktionieren?
Netzdienliches Laden funktioniert durch flexibles Energiemanagement, innovative, agile Tarife und die passende Technologie. Unsere inhouse entwickelte Technologieplattform ‚Kraken‘ ist beispielsweise in der Lage, komplexe Tarife zu managen, bei denen die Preise im Laufe eines Tages variieren, sogenannte Time-of-use-Tarife. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Machine Learning lässt sich ein Großteil der Energieversorgungsketten automatisieren und die betriebliche Effizienz erheblich steigern. Damit ist Kraken sozusagen das Schweizer Taschenmesser für den Energieeinzelhandel und gilt als innovativste und fortschrittlichste Energiemanagementplattform der Welt.

Ein weiteres Beispiel: Seit Kurzem bieten wir in Baden-Württemberg und Bayern den Tesla-Stromtarif an. Ein einfacher und transparenter Ökostromtarif speziell für Tesla-Powerwall- und Solaranlagenbesitzer. Dank flexiblem Energiemanagement sind die Nutzer in der Lage, mehr Strom in Zeiten zu verbrauchen, in denen er am grünsten und günstigsten ist.
 
Andrew Mack ist Geschäftsführer der Octopus Energy Germany in München 
Bild: Octopus Energy Germany

Sie kritisieren das deutsche Strompreissystem, was müsste aus Ihrer Sicht geändert werden?
Die Politik in Deutschland fördert einerseits den Umstieg auf E-Autos, andererseits sind die Strompreise hierzulande − bedingt durch die hohen Abgaben − immer noch viel zu hoch. Das ist doch paradox. Strom ist in Deutschland nach wie vor mit einer horrenden ‚Strafsteuer‘ belegt, wie ich sie nenne. Ein Überbleibsel aus Zeiten von vor 20 Jahren, als Strom noch als schmutziges Gut galt, von dessen Nutzung man die Menschen abhalten wollte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strommix lag im vergangenen Jahr bei über 50 Prozent. Für Autos ist das wesentlich sauberer als Diesel oder Benzin.

Es ergibt keinen Sinn, die Anschaffung von Elektrofahrzeugen zu subventionieren, wenn deren Nutzung durch die hohen Steuern nicht attraktiv ist. Eine Strompreisreform wäre der effektivste Hebel, um das Laden von E-Autos deutlich günstiger zu machen. So würde ihnen ebenso wie Wärmepumpen und allen anderen Anwendungen, mit denen Haushalte und Firmen auf fossile Brennstoffe verzichten könnten, der Weg geebnet.

Wenn es in meiner Verantwortlichkeit läge, würde ich die Stromsteuer Ende 2021 abschaffen und die EEG-Umlage bis 2024 auslaufen lassen. Zusammen würde dies die Strompreise um fast zehn Cent pro Kilowattstunde senken, was Elektroautos und Wärmepumpen für Haushalte viel attraktiver machen würde.

Freitag, 23.07.2021, 10:13 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Interview - Sagen Sie mal: Andrew Mack
Quelle: Fotolia/wellphoto
Interview
Sagen Sie mal: Andrew Mack
In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Mack, Sie glauben, dass die Strompreise sinken könnten, wenn mehr Elektroautos im Netz laden. Wie soll das gehen?
Ich sehe die Digitalisierung als große Chance. Damit der Strompreis bei steigender Anzahl an Elektroautos und trotz erhöhter Nachfrage langfristig sinkt, müsste kontrolliert und gleichzeitig entzerrt geladen werden, um die Netzbelastung gering zu halten. Mit der entsprechenden Technologie ist das machbar. Damit wird Energie dann verbraucht, wenn gerade besonders viel davon im Netz ist und die Preise niedrig sind.

Die Corona-Krise hat die Digitalisierung der Energiebranche insgesamt vorangetrieben. Das ist in meinen Augen ein sehr positiver Trend. Durch Innovationen und smarte Energielösungen kann zukünftig günstiger Ökostrom angeboten werden. Damit tut die Branche nicht nur Gutes für den Geldbeutel ihrer Kunden, sondern leistet auch einen großen Beitrag im Kampf gegen den immer rascher fortschreitenden Klimawandel.

Wie kann netzdienliches Laden heute schon funktionieren?
Netzdienliches Laden funktioniert durch flexibles Energiemanagement, innovative, agile Tarife und die passende Technologie. Unsere inhouse entwickelte Technologieplattform ‚Kraken‘ ist beispielsweise in der Lage, komplexe Tarife zu managen, bei denen die Preise im Laufe eines Tages variieren, sogenannte Time-of-use-Tarife. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Machine Learning lässt sich ein Großteil der Energieversorgungsketten automatisieren und die betriebliche Effizienz erheblich steigern. Damit ist Kraken sozusagen das Schweizer Taschenmesser für den Energieeinzelhandel und gilt als innovativste und fortschrittlichste Energiemanagementplattform der Welt.

Ein weiteres Beispiel: Seit Kurzem bieten wir in Baden-Württemberg und Bayern den Tesla-Stromtarif an. Ein einfacher und transparenter Ökostromtarif speziell für Tesla-Powerwall- und Solaranlagenbesitzer. Dank flexiblem Energiemanagement sind die Nutzer in der Lage, mehr Strom in Zeiten zu verbrauchen, in denen er am grünsten und günstigsten ist.
 
Andrew Mack ist Geschäftsführer der Octopus Energy Germany in München 
Bild: Octopus Energy Germany

Sie kritisieren das deutsche Strompreissystem, was müsste aus Ihrer Sicht geändert werden?
Die Politik in Deutschland fördert einerseits den Umstieg auf E-Autos, andererseits sind die Strompreise hierzulande − bedingt durch die hohen Abgaben − immer noch viel zu hoch. Das ist doch paradox. Strom ist in Deutschland nach wie vor mit einer horrenden ‚Strafsteuer‘ belegt, wie ich sie nenne. Ein Überbleibsel aus Zeiten von vor 20 Jahren, als Strom noch als schmutziges Gut galt, von dessen Nutzung man die Menschen abhalten wollte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strommix lag im vergangenen Jahr bei über 50 Prozent. Für Autos ist das wesentlich sauberer als Diesel oder Benzin.

Es ergibt keinen Sinn, die Anschaffung von Elektrofahrzeugen zu subventionieren, wenn deren Nutzung durch die hohen Steuern nicht attraktiv ist. Eine Strompreisreform wäre der effektivste Hebel, um das Laden von E-Autos deutlich günstiger zu machen. So würde ihnen ebenso wie Wärmepumpen und allen anderen Anwendungen, mit denen Haushalte und Firmen auf fossile Brennstoffe verzichten könnten, der Weg geebnet.

Wenn es in meiner Verantwortlichkeit läge, würde ich die Stromsteuer Ende 2021 abschaffen und die EEG-Umlage bis 2024 auslaufen lassen. Zusammen würde dies die Strompreise um fast zehn Cent pro Kilowattstunde senken, was Elektroautos und Wärmepumpen für Haushalte viel attraktiver machen würde.

Freitag, 23.07.2021, 10:13 Uhr
Susanne Harmsen

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