Quelle: Shutterstock / Tomasz Makowski
Das Verbundprojekt „HydroNet“ geht am 1. Oktober an den Start. Eine gesamte Region im Sauerland soll unter Federführung der Westnetz in eine Wasserstoffregion transformiert werden.
Mit einer Laufzeit von fünf Jahren zielt das Projekt Hydronet darauf ab, fossile Energieträger in mittelständischen Unternehmen weitgehend zu ersetzen. Es soll zeigen, wie sich der Übergang zu einer wasserstoffbasierten Energieversorgung in einer gesamten Region realisieren lässt. Wie der Konsortialführer Westnetz kurz vor dem Projektstart am 30. September mitteilte, verfolgt man dabei einen integrativen und interdisziplinären Ansatz.
Sämtliche Stufen der Wasserstoff-Wertschöpfungskette sollen berücksichtigt werden − von der Erzeugung über die Infrastruktur bis hin zur industriellen Nutzung des Wasserstoffs. Auf Abnehmerseite eingebunden sind vor allem Unternehmen aus der Metallproduktion, der Automobilzulieferindustrie, der Papierherstellung sowie aus dem Bereich Mobilität und Abwasseraufbereitung.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht Hydronet als „systematisches Demonstrationsprojekt“, das essenziell sei für den Markthochlauf von Wasserstoff. „Von der Erzeugung bis zur Nutzung zeigt das Projekt, wie die Dekarbonisierung der Industrie gelingen kann. Im Sauerland schaffen wir damit ein Wasserstoff-Ökosystem, an das sich später weitere Erzeuger und Verbraucher anschließen können“, so Habeck.
Sein Ministerium unterstütze das Projekt mit einer Gesamtförderung von 18 Millionen Euro. „Besonders freue ich mich, dass auch (...) kleine und mittlere Unternehmen aus dem Sauerland an der Umsetzung beteiligt sind und von der Zuwendung profitieren und damit einen Beitrag zur Transformation der Industrie leisten.“
Die Förderzusage für das Projekt bezeichnet Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates (NWR) der Bundesregierung, als „Meilenstein für die Energiewende“. Reiche: „Deutschlandweit zeigen wir erstmalig, dass der industrielle Mittelstand mit nachhaltigem Wasserstoff versorgt werden und diesen für Prozesswärme nutzen kann.“
Insgesamt investieren die Projektpartner etwa 75 Millionen Euro in das Vorhaben, wobei der Konsortialführer Westnetz allein 29 Millionen Euro beisteuert. Mit dabei sind das Energieunternehmen Enertrag und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik. Zusätzlich sind neun assoziierte Partner involviert, darunter das Gas- und Wärme-Institut Essen und die Stadtwerke Arnsberg.
Ein politischer Beirat, bestehend aus Vertretern verschiedener Parteien, begleitet das Projekt und soll sicherstellen, dass es im Einklang mit den politischen Zielen der Energiewende steht.
Stillgelegte Erdgasleitung als Ausgangspunkt
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Errichtung einer regionalen Wasserstoff-Infrastruktur. Als Ausgangspunkt soll eine stillgelegte 11 Kilometer lange Erdgasleitung dienen.
Hydronet soll in mehreren Stufen umgesetzt werden, wie der Verteilnetzbetreiber Westnetz erklärt. Simulationen und Testläufe sollen die Risiken minimieren. Erst nach deren Erfolg soll die industrielle Produktion schrittweise auf Wasserstoff umgestellt werden.
Als ein technisches Alleinstellungsmerkmal sieht Westnetz die Entwicklung eines digitalen Herkunftsnachweises für grünen Wasserstoff, der mittels moderner Verifizierungstechnologien durchgeführt wird.
Als wichtigen Aspekt des Projekts nennt Westnetz die enge Zusammenarbeit mit der Forschung. Diese soll neue Erkenntnisse zur Planung, Errichtung und zum Betrieb einer wasserstoffbasierten Energieversorgung liefern. Die Erkenntnisse dienen zweierlei: zum einen der Weiterentwicklung der regionalen Infrastruktur, zum anderen als mögliche Blaupause für ähnliche Projekte in anderen Regionen. Dabei wird auch die industrielle Skalierbarkeit der Wasserstoffnutzung unter realen Bedingungen getestet.
Montag, 30.09.2024, 17:04 Uhr
Davina Spohn
© 2024 Energie & Management GmbH