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Energie & Management > Veranstaltung - Wärmewende und Versorgung trotz Energiekrise sichern
Quelle: Fotolia / Les Cunliffe
Veranstaltung

Wärmewende und Versorgung trotz Energiekrise sichern

In einem KMU-Strategieforum tauschten sich am 2. November Mitglieder des BDEW mit Politikern über die Wärmewende trotz der Energiekrise aus. Da Erdgas rar sei, müssten andere Wege her.
Auf einer Podiumsdiskussion erörterten Politiker und Unternehmensvertreter die Wärmeversorgung in Zeiten raren Erdgases und hoher Kosten. Christian Maaß, Abteilungsleiter Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) sagte, für den kommenden Winter sei dank voller Gasspeicher die Versorgung gesichert. „Sofern es nicht besonders kalt wird und die anderen Länder in Europa keinen zu hohen Bedarf haben“, musste er einschränken.

Schwieriger werde der nächste Winter, wenn ganz ohne Erdgas aus Russland die Speicher neu gefüllt werden müssen, warnte Maaß. Daher sei Gassparen wichtiger denn je, um mit nicht zu stark geleerten Speichern aus dem Winter zu kommen. Das alte Geschäftsmodell des günstigen Einkaufs im Sommer und teureren Verkaufs im Winter für die Speicherbetreiber könnte durch den Mangel gefährdet sein, dann müsste das Speichergesetz wieder gelten und eventuell auch zu höheren Preisen eingekauft werden und mit staatlicher Stützung, kündigte er an.

Umstrittene Zukunft für Gas

Gas habe im Wärmemarkt keine lange Zukunft mehr, meinte er. Gebäudeeigentümer versuchten bereits, umzusteigen. „Noch 2021 wurden die Hälfte aller Neubauten mit einer Gasheizung ausgerüstet, das ist vorbei“, sagte Maaß. Schwieriger sei ein Umstieg im Bestand. Doch wenn immer weniger Abnehmer in einem Netz Gas beziehen, könnten die Netzkosten zum K.-o.-Kriterium werden.

„Wir versuchen, durch langfristige Modellierungen Tipping-Points und chaotische Verläufe zu vermeiden“, versprach Maaß. Zudem müssten oftmals Stromnetze erst ertüchtigt werden, um Alternativen wie Wärmepumpen einsetzen zu können. Größere Gemeinden sollten mit der kommunalen Wärmeplanung klimaneutrale Lösungen über den Rahmen einzelner Gebäude oder Viertel hinaus effektiv gestalten, forderte er.
 
Das Podium beim KMU-Strategietag des BDEW: v.li. Kerstin Andreae (BDEW), Christian Maaß (BMWK), Barbro Dreher (Staatsekretärin Berlin) und Christian Meyer-Osterström (Stadtwerke Osterholz)
Quelle: E&M / Harmsen

Gasnetz in Osterholz wird nicht abgeschrieben

Christian Meyer-Hammerström, Geschäftsführer der Osterholzer Stadtwerke, sagte, er baue gerade das Heizkraftwerk auf Öl um, mit einer parallel laufenden Baugenehmigung. Gassparen mache Sinn, weil Flüssigerdgas (LNG) auch langfristig fünfmal so teuer sein werde wie das russische Pipelinegas vor dem Ukrainekrieg. „Wir verbauen mehr Messtechnik, um besser beobachten zu können, wo wie viel abgenommen wird“, beschrieb er.

In seinem Versorgungsgebiet bereiteten sich Unternehmen auf Gasdrosselungen vor. „Mit einem halbleeren Speicher kann man nicht mehr Vollgas fahren“, beschrieb er die Probleme aus technischer Sicht. „Noch vor kurzem waren wir verpflichtet, Neubaugebiete mit Gas zu versorgen, aus diesen Verträgen kommen wir auch nicht so schnell raus“, sagte Meyer-Hammerström. Daher werde er kein bestehendes Gasnetz abschreiben, aber auch keine entlegenen Gebiete neu anschließen.

Berlin will Netze integriert nutzen

Für Berlin berichtete Barbro Dreher, Staatssekretärin für Finanzen im Senat, man habe ein eigenes Krisenkonzept aufgestellt, mit dem öffentliche Gebäude schon mindestens 10 Prozent Energie einsparen. Weitere Maßnahmen benötigten mehr Zeit. Die Bund-Länder-Runde müsse dringend zu Ergebnissen kommen, damit die Haushalte entsprechend angepasst werden können, forderte sie. „Alle Länder haben in der Corona-Pandemie gelernt, Hilfen schnell und unbürokratisch auszuzahlen, darauf können wir für Energiekostenbeihilfen aufbauen“, sagte Dreher. Für die Zukunft plane Berlin, seine Netze zurückzukaufen und integriert für die Energiewende zu nutzen. Auch die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren und Abwasser sei eine Lösung in einem "Strauß der Zukunft", schloss Dreher.

Mehr Investitionen in erneuerbare Energie und Netze

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Veranstalters BDEW mahnte: „Die Versorgungssicherheit hat Priorität, sonst ist die Akzeptanz für die Energiewende sofort weg“. Durch den Ukrainekrieg sei der Druck zur Energiewende noch verstärkt worden. „Man wird gegen die hohen Energiepreise nicht dauerhaft ansubventionieren können, wir müssen uns aus der Krise herausinvestieren!" 2022 habe es wieder 13 Milliarden Euro Redispatchkosten gegeben, daher müsse der Netzausbau und der Ausbau der erneuerbaren Energien schneller vorankommen.

Eine eigene BDEW-Kampagne in den nächsten Tagen werde zudem Wege und Vorteile zum Energiesparen verdeutlichen, kündigte Andreae an. Sie begrüßte, dass nun die Finanzierung der Dezemberhilfe über die KfW geklärt wurde, sodass die Versorger trotz der ausbleibenden Abschlagszahlung der Kunden liquide blieben. Für die Zukunft hält auch sie die Gasinfrastruktur für weiter relevant. Nur werde diese zunehmend aus erneuerbaren Quellen wie Biogas oder ab 2030 auch Wasserstoff bestückt. „Dieses Fenster würde ich nicht verschließen wollen“, sagte Andreae.

Mittwoch, 2.11.2022, 16:12 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Wärmewende und Versorgung trotz Energiekrise sichern
Quelle: Fotolia / Les Cunliffe
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Wärmewende und Versorgung trotz Energiekrise sichern
In einem KMU-Strategieforum tauschten sich am 2. November Mitglieder des BDEW mit Politikern über die Wärmewende trotz der Energiekrise aus. Da Erdgas rar sei, müssten andere Wege her.
Auf einer Podiumsdiskussion erörterten Politiker und Unternehmensvertreter die Wärmeversorgung in Zeiten raren Erdgases und hoher Kosten. Christian Maaß, Abteilungsleiter Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) sagte, für den kommenden Winter sei dank voller Gasspeicher die Versorgung gesichert. „Sofern es nicht besonders kalt wird und die anderen Länder in Europa keinen zu hohen Bedarf haben“, musste er einschränken.

Schwieriger werde der nächste Winter, wenn ganz ohne Erdgas aus Russland die Speicher neu gefüllt werden müssen, warnte Maaß. Daher sei Gassparen wichtiger denn je, um mit nicht zu stark geleerten Speichern aus dem Winter zu kommen. Das alte Geschäftsmodell des günstigen Einkaufs im Sommer und teureren Verkaufs im Winter für die Speicherbetreiber könnte durch den Mangel gefährdet sein, dann müsste das Speichergesetz wieder gelten und eventuell auch zu höheren Preisen eingekauft werden und mit staatlicher Stützung, kündigte er an.

Umstrittene Zukunft für Gas

Gas habe im Wärmemarkt keine lange Zukunft mehr, meinte er. Gebäudeeigentümer versuchten bereits, umzusteigen. „Noch 2021 wurden die Hälfte aller Neubauten mit einer Gasheizung ausgerüstet, das ist vorbei“, sagte Maaß. Schwieriger sei ein Umstieg im Bestand. Doch wenn immer weniger Abnehmer in einem Netz Gas beziehen, könnten die Netzkosten zum K.-o.-Kriterium werden.

„Wir versuchen, durch langfristige Modellierungen Tipping-Points und chaotische Verläufe zu vermeiden“, versprach Maaß. Zudem müssten oftmals Stromnetze erst ertüchtigt werden, um Alternativen wie Wärmepumpen einsetzen zu können. Größere Gemeinden sollten mit der kommunalen Wärmeplanung klimaneutrale Lösungen über den Rahmen einzelner Gebäude oder Viertel hinaus effektiv gestalten, forderte er.
 
Das Podium beim KMU-Strategietag des BDEW: v.li. Kerstin Andreae (BDEW), Christian Maaß (BMWK), Barbro Dreher (Staatsekretärin Berlin) und Christian Meyer-Osterström (Stadtwerke Osterholz)
Quelle: E&M / Harmsen

Gasnetz in Osterholz wird nicht abgeschrieben

Christian Meyer-Hammerström, Geschäftsführer der Osterholzer Stadtwerke, sagte, er baue gerade das Heizkraftwerk auf Öl um, mit einer parallel laufenden Baugenehmigung. Gassparen mache Sinn, weil Flüssigerdgas (LNG) auch langfristig fünfmal so teuer sein werde wie das russische Pipelinegas vor dem Ukrainekrieg. „Wir verbauen mehr Messtechnik, um besser beobachten zu können, wo wie viel abgenommen wird“, beschrieb er.

In seinem Versorgungsgebiet bereiteten sich Unternehmen auf Gasdrosselungen vor. „Mit einem halbleeren Speicher kann man nicht mehr Vollgas fahren“, beschrieb er die Probleme aus technischer Sicht. „Noch vor kurzem waren wir verpflichtet, Neubaugebiete mit Gas zu versorgen, aus diesen Verträgen kommen wir auch nicht so schnell raus“, sagte Meyer-Hammerström. Daher werde er kein bestehendes Gasnetz abschreiben, aber auch keine entlegenen Gebiete neu anschließen.

Berlin will Netze integriert nutzen

Für Berlin berichtete Barbro Dreher, Staatssekretärin für Finanzen im Senat, man habe ein eigenes Krisenkonzept aufgestellt, mit dem öffentliche Gebäude schon mindestens 10 Prozent Energie einsparen. Weitere Maßnahmen benötigten mehr Zeit. Die Bund-Länder-Runde müsse dringend zu Ergebnissen kommen, damit die Haushalte entsprechend angepasst werden können, forderte sie. „Alle Länder haben in der Corona-Pandemie gelernt, Hilfen schnell und unbürokratisch auszuzahlen, darauf können wir für Energiekostenbeihilfen aufbauen“, sagte Dreher. Für die Zukunft plane Berlin, seine Netze zurückzukaufen und integriert für die Energiewende zu nutzen. Auch die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren und Abwasser sei eine Lösung in einem "Strauß der Zukunft", schloss Dreher.

Mehr Investitionen in erneuerbare Energie und Netze

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Veranstalters BDEW mahnte: „Die Versorgungssicherheit hat Priorität, sonst ist die Akzeptanz für die Energiewende sofort weg“. Durch den Ukrainekrieg sei der Druck zur Energiewende noch verstärkt worden. „Man wird gegen die hohen Energiepreise nicht dauerhaft ansubventionieren können, wir müssen uns aus der Krise herausinvestieren!" 2022 habe es wieder 13 Milliarden Euro Redispatchkosten gegeben, daher müsse der Netzausbau und der Ausbau der erneuerbaren Energien schneller vorankommen.

Eine eigene BDEW-Kampagne in den nächsten Tagen werde zudem Wege und Vorteile zum Energiesparen verdeutlichen, kündigte Andreae an. Sie begrüßte, dass nun die Finanzierung der Dezemberhilfe über die KfW geklärt wurde, sodass die Versorger trotz der ausbleibenden Abschlagszahlung der Kunden liquide blieben. Für die Zukunft hält auch sie die Gasinfrastruktur für weiter relevant. Nur werde diese zunehmend aus erneuerbaren Quellen wie Biogas oder ab 2030 auch Wasserstoff bestückt. „Dieses Fenster würde ich nicht verschließen wollen“, sagte Andreae.

Mittwoch, 2.11.2022, 16:12 Uhr
Susanne Harmsen

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