Kernkraftwerk Forsmark in Schweden. Quelle: Elin Bergqvist
Der staatlich-schwedische Energieversorger Vattenfall will die Betriebsdauer der Atomkraftwerke Forsmark und Ringhals von 60 auf 80 Jahre erhöhen.
Die längere Betriebsdauer erlaubt es laut Vattenfall bis in die 2060er Jahre hinein weiterhin Strom ohne fossile Brennstoffe zu erzeugen. Sowohl die Transformation der Industrie, als auch die Energieversorgung der schwedischen Haushalte werde dadurch begünstigt. Eine Verlängerung der Betriebsdauer der fünf Reaktoren in Forsmark und Ringhals um 20 Jahre könnte insgesamt über 800 Milliarden kWh an fossilfreiem Strom liefern. Wie Vattenfall anführt, entspricht dies etwa dem derzeitigen Stromverbrauch Schwedens für sechs Jahre.
Torbjörn Wahlborg, Senior Executive Vice President Generation in der nordischen Region bei Vattenfall, lässt sich in einer Mitteilung des Unternehmens wie folgt zitieren: „Die Kernenergie wird für viele Jahrzehnte eine wichtige Rolle bei der schwedischen Stromerzeugung ohne fossile Brennstoffe spielen, und deshalb ist es von größter Bedeutung, nicht nur in neue Kernkraftwerke, sondern auch in unsere bestehenden Reaktoren zu investieren.“
Dieser Richtungsentscheidung soll eine vertiefte Untersuchungsphase folgen. Diese soll etwa detailliertere Kostenberechnungen und eine Analyse der festgestellten Risiken in Bezug auf Fachwissen und Lieferanten umfassen. Danach kann eine endgültige Investitionsentscheidung getroffen werden.
Die meisten der erforderlichen Investitionen sind laut Vattenfall für die 2030er Jahre geplant. Schätzungsweise 40 bis 50 Milliarden Schwedische Kronen (umgerechnet etwa 3,5 bis 4,4 Milliarden Euro) sollen investiert werden, um Systeme und Komponenten in den Kernkraftwerken zu ersetzen oder zu renovieren. Zu den technischen Erfordernissen gehören etwa die Wartung, die Überholung oder der Ersatz von Komponenten wie Turbinen, Kondensatoren und Generatoren sowie die Modernisierung von Steuerungs- und Überwachungssystemen. Auch Schaltanlagen und Stromleitungen sowie Betriebsgebäude sollen erneuert werden.
Eine Vorstudie hätte gezeigt, dass es effizient ist, bereits getätigte Investitionen zu nutzen, die zu einem kohlenstoffarmen Stromsystem beitragen. Die Verlängerung der Betriebszeit bestehender Reaktoren erfordere keine komplexen Genehmigungsverfahren. „Wir glauben auch, dass der zusätzliche Atommüll innerhalb des Systems für Atommüll aus bestehenden Reaktoren untergebracht werden kann“, so Björn Linde, CEO von Forsmark Kraftgrupp AB und Ringhals AB, den Eigentümern der beiden schwedischen Kraftwerke.
Zum Hintergrund: Forsmark verfügt über drei Reaktoren mit einer jährlichen Produktionskapazität von etwa 25 Milliarden kWh Strom. Vattenfall besitzt 66 Prozent von Forsmarks Kraftgrupp AB, Mellansvensk Kraftgrupp besitzt 25,5 Prozent und Uniper (Sydkraft Nuclear Power) besitzt 8,5 Prozent.
Ringhals verfügt über zwei Reaktoren mit einer jährlichen Produktionskapazität von fast 17 Milliarden kWh. Vattenfall besitzt 70,44 Prozent und Uniper (Sydkraft Nuclear Power) 29,56 Prozent.
Die Kernkraftwerke in Schweden
In Schweden wurden bislang 13 Atomkraftwerke gebaut, von denen bisher sieben Kernkraftwerke endgültig stillgelegt wurden (Agesta, Barseback-1 und Barseback-2, Oskarshamn-1 und Oskarshamn-2 sowie Ringhals-1 und Ringhals-2).
Die übrig gebliebenen, noch in Betrieb befindlichen sechs Atomkraftwerke sind teils bis zu 44 Jahre alt und befinden sich an den Standorten Oskarshamn (Oskarshamn-3), Forsmark (Forsmark-1, Forsmark-2 und Forsmark-3) und Ringhals (Ringhals-3 und Ringhals-4).
Montag, 17.06.2024, 14:59 Uhr
Davina Spohn
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