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Energie & Management > Stadtwerke - Ungewollte Energie-Tochter für Stadtwerke Winterberg
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Ungewollte Energie-Tochter für Stadtwerke Winterberg

Wenn schon Windkraft, dann möglichst in Eigenregie. Das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung macht der Stadt Winterberg Beine. Die dortigen Stadtwerke erhalten eine Energie-Tochter.
Die Stadt Winterberg im Sauerland verschafft ihren Stadtwerken sozusagen ein Upgrade, mit der unmittelbar bevorstehenden Gründung einer Energie-Tochter. Der Anstoß erfolgt dabei von außen: Ohne den Druck von Bundes- und Landesregierung zur Ausweisung von Flächen für die Windenergie wäre die Kommune untätig geblieben.

Aus ihrem Unbehagen gegenüber der Windkraft im Stadtgebiet macht die Sauerland-Kommune kein Geheimnis. Winterberg sei immer gegen das Aufstellen von Turbinen gewesen, um die Einnahmen aus dem wichtigen Tourismus-Bereich nicht zu gefährden, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung auf Anfrage dieser Redaktion.

Die Abwehrhaltung ließ sich allerdings nicht länger aufrecht erhalten. Schließlich verpflichten das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung und die neuen Regionalpläne der NRW-Landesregierung Planungsregionen und Kommunen dazu, geeignete Flächen auszuweisen. Nordrhein-Westfalen muss 1,8 Prozent der Landesfläche an den Bund melden. In Anbetracht dieser politischen Entwicklung wolle Winterberg nun Einfluss auf die Standorte nehmen und Wertschöpfung in der Stadt behalten, so die Sprecherin.

Sauerland-Kommune fürchtet um Goldesel Tourismus

Bislang arbeiten die Stadtwerke als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) und kümmern sich vornehmlich um das Wasser- und Abwassergeschäft. Am 29. August machte der Stadtrat nun den Weg frei für die Gründung von zwei neuen Gesellschaften, der Stadtwerke Winterberg Energie Verwaltungs GmbH und der Stadtwerke Winterberg Energie GmbH & Co. KG.

Ohne fachliche Expertise wollte die Stadt allerdings nicht den Schritt in den Erneuerbaren-Bereich wagen. Als zweiten Gesellschafter holt die Kommune das örtliche Unternehmen KT Energie Ventures GmbH mit ins Boot. Dass KT Energie selbst noch in Gründung ist, stellt für die Kommune kein Problem dar. Es handele sich bei den Entscheidern um „Profis“, so die Sprecherin. Dieser Gesellschaft wird Geschäftsführer Norbert Menke vorstehen, sie erhielt den Zuschlag der Lokalpolitik nach einem Interessenbekundungsverfahren mit insgesamt sieben Erneuerbaren-Entwicklern.

In beiden Gesellschaften ist das Anteilsverhältnis von Stadtwerken und KT Energie mit jeweils 50 Prozent ausgeglichen. Bei der Energie GmbH, die Windenergieanlagen betreiben soll, kann die Struktur sich noch ändern, sobald die beabsichtige Bürgerbeteiligung greift. Die Verwaltungs GmbH soll sich auch um Solarprojekte kümmern. Geschäftsführer beider Gesellschaften sollen Henrik Weiß, Vorstand der Stadtwerke AöR, und Norbert Menke werden.

Stadtrat will die örtliche Potenzialfläche noch halbieren

Dass Winterberg und Windenergie nach wie vor kein Inbegriff einer Liebesbeziehung darstellen, verdeutlicht auch eine Stellungnahme der Kommune zum laufenden Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans. Hier hat der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg im jüngsten Entwurf vom Juni eigentlich gut 4 Prozent der Winterberger Fläche als geeignet für Windkraft identifiziert.

Der Stadtrat dringt aber in einem Schreiben an die Bezirksregierung darauf, die Potenzialfläche auf 2,13 Prozent in etwa zu halbieren. Vier Prozent liege deutlich über dem Landesdurchschnitt (1,8 Prozent), daher hoffe Winterberg, diesen Wert „deutlich herunter“ zu bekommen, so die Sprecherin.

Der Wunsch nach kleineren Windkraft-Arealen hänge wiederum mit dem Geschäft aus dem Tourismus zusammen, so die Sprecherin weiter. Die Kommune zieht für ihre Argumentation einerseits eine Untersuchung der IHK Arnsberg zu den Auswirkungen der Windenergie auf den Fremdenverkehr im Sauerland heran. Andererseits hat die Kommune selbst eine Studie in Auftrag gegeben, die ebenfalls signifikante Einnahmeverluste aus dem Tourismus vorhersagt. Mit der Stellungnahme hofft die Kommune, auf die Endfassung des Regionalplans Einfluss nehmen zu können, der im Frühjahr 2025 vorliegen soll.

Die Energie-Gesellschaften von Stadtwerken und KT Energie sollen so schnell wie möglich ihre Arbeit aufnehmen, heißt es aus dem Winterberger Rathaus. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass private Investoren bereits ein Auge auf die potenziellen Flächen geworfen haben. Die Stadt-Sprecherin geht davon aus, dass die Energie GmbH noch Gebiete in fünf von neun Bereichen Winterbergs pachten könne. Die ersten Windenergieanlagen in Winterberg seien bereits im Bau.

Freitag, 30.08.2024, 14:26 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - Ungewollte Energie-Tochter für Stadtwerke Winterberg
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
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Ungewollte Energie-Tochter für Stadtwerke Winterberg
Wenn schon Windkraft, dann möglichst in Eigenregie. Das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung macht der Stadt Winterberg Beine. Die dortigen Stadtwerke erhalten eine Energie-Tochter.
Die Stadt Winterberg im Sauerland verschafft ihren Stadtwerken sozusagen ein Upgrade, mit der unmittelbar bevorstehenden Gründung einer Energie-Tochter. Der Anstoß erfolgt dabei von außen: Ohne den Druck von Bundes- und Landesregierung zur Ausweisung von Flächen für die Windenergie wäre die Kommune untätig geblieben.

Aus ihrem Unbehagen gegenüber der Windkraft im Stadtgebiet macht die Sauerland-Kommune kein Geheimnis. Winterberg sei immer gegen das Aufstellen von Turbinen gewesen, um die Einnahmen aus dem wichtigen Tourismus-Bereich nicht zu gefährden, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung auf Anfrage dieser Redaktion.

Die Abwehrhaltung ließ sich allerdings nicht länger aufrecht erhalten. Schließlich verpflichten das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung und die neuen Regionalpläne der NRW-Landesregierung Planungsregionen und Kommunen dazu, geeignete Flächen auszuweisen. Nordrhein-Westfalen muss 1,8 Prozent der Landesfläche an den Bund melden. In Anbetracht dieser politischen Entwicklung wolle Winterberg nun Einfluss auf die Standorte nehmen und Wertschöpfung in der Stadt behalten, so die Sprecherin.

Sauerland-Kommune fürchtet um Goldesel Tourismus

Bislang arbeiten die Stadtwerke als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) und kümmern sich vornehmlich um das Wasser- und Abwassergeschäft. Am 29. August machte der Stadtrat nun den Weg frei für die Gründung von zwei neuen Gesellschaften, der Stadtwerke Winterberg Energie Verwaltungs GmbH und der Stadtwerke Winterberg Energie GmbH & Co. KG.

Ohne fachliche Expertise wollte die Stadt allerdings nicht den Schritt in den Erneuerbaren-Bereich wagen. Als zweiten Gesellschafter holt die Kommune das örtliche Unternehmen KT Energie Ventures GmbH mit ins Boot. Dass KT Energie selbst noch in Gründung ist, stellt für die Kommune kein Problem dar. Es handele sich bei den Entscheidern um „Profis“, so die Sprecherin. Dieser Gesellschaft wird Geschäftsführer Norbert Menke vorstehen, sie erhielt den Zuschlag der Lokalpolitik nach einem Interessenbekundungsverfahren mit insgesamt sieben Erneuerbaren-Entwicklern.

In beiden Gesellschaften ist das Anteilsverhältnis von Stadtwerken und KT Energie mit jeweils 50 Prozent ausgeglichen. Bei der Energie GmbH, die Windenergieanlagen betreiben soll, kann die Struktur sich noch ändern, sobald die beabsichtige Bürgerbeteiligung greift. Die Verwaltungs GmbH soll sich auch um Solarprojekte kümmern. Geschäftsführer beider Gesellschaften sollen Henrik Weiß, Vorstand der Stadtwerke AöR, und Norbert Menke werden.

Stadtrat will die örtliche Potenzialfläche noch halbieren

Dass Winterberg und Windenergie nach wie vor kein Inbegriff einer Liebesbeziehung darstellen, verdeutlicht auch eine Stellungnahme der Kommune zum laufenden Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans. Hier hat der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg im jüngsten Entwurf vom Juni eigentlich gut 4 Prozent der Winterberger Fläche als geeignet für Windkraft identifiziert.

Der Stadtrat dringt aber in einem Schreiben an die Bezirksregierung darauf, die Potenzialfläche auf 2,13 Prozent in etwa zu halbieren. Vier Prozent liege deutlich über dem Landesdurchschnitt (1,8 Prozent), daher hoffe Winterberg, diesen Wert „deutlich herunter“ zu bekommen, so die Sprecherin.

Der Wunsch nach kleineren Windkraft-Arealen hänge wiederum mit dem Geschäft aus dem Tourismus zusammen, so die Sprecherin weiter. Die Kommune zieht für ihre Argumentation einerseits eine Untersuchung der IHK Arnsberg zu den Auswirkungen der Windenergie auf den Fremdenverkehr im Sauerland heran. Andererseits hat die Kommune selbst eine Studie in Auftrag gegeben, die ebenfalls signifikante Einnahmeverluste aus dem Tourismus vorhersagt. Mit der Stellungnahme hofft die Kommune, auf die Endfassung des Regionalplans Einfluss nehmen zu können, der im Frühjahr 2025 vorliegen soll.

Die Energie-Gesellschaften von Stadtwerken und KT Energie sollen so schnell wie möglich ihre Arbeit aufnehmen, heißt es aus dem Winterberger Rathaus. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass private Investoren bereits ein Auge auf die potenziellen Flächen geworfen haben. Die Stadt-Sprecherin geht davon aus, dass die Energie GmbH noch Gebiete in fünf von neun Bereichen Winterbergs pachten könne. Die ersten Windenergieanlagen in Winterberg seien bereits im Bau.

Freitag, 30.08.2024, 14:26 Uhr
Volker Stephan

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