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Homee heißt das Unternehmen, Stromee die Marke. Der Anbieter bringt seinen variablen Tarif wieder ins Gespräch und macht dabei eine allgemeine Krux der Stromvertriebe deutlich.
Im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) hat Forsa im Juli 2024 eine Umfrage zu dynamischen Tarifen durchgeführt und vor wenigen Wochen veröffentlicht. Es habe sich gezeigt, dass mehr als 90 Prozent der Befragten nicht wussten, dass alle Stromanbieter ab dem 1. Januar 2025 ein solches Produkt den Endkunden mit einem intelligenten Messsystem anbieten müssen. Das EnWG präzisiert, dass ein dynamischer Tarif „die Preisschwankungen auf den Spotmärkten“ abbilden muss, beim stündlichen Day-Ahead- oder beim viertelstündlichen Intraday-Preis.
Auch wenn Homee in einer aktuellen Mitteilung erklärt, „bereits umfassende Erfahrungen“ gesammelt zu haben, „während viele Anbieter erst ab 2025 gesetzlich verpflichtet sind, dynamische Tarife anzubieten“, so ist „Stromee Flex“ lediglich an den durchschnittlichen Abrechnungspreis des Monatsfutures der European Energy Exchange gekoppelt. Dies geht aus dem Preisblatt des Anbieters hervor. Dort steht, dass der jeweils für den Endkunden gültige Preis aus dem Mittelwert aller Abrechnungspreise vom 21. des Vorvormonats bis zum 20. des Vormonats gebildet wird. Außerdem heißt es: „Der Energiepreis wird jeweils zu Beginn des Monats im Voraus per E-Mail mitgeteilt.“
Verbraucherschützer fordern klare Mindeststandards
Der Gesetzgeber hat die Einführung dynamischer Tarife vor allem damit begründet, dass die Endkunden in die Lage versetzt werden sollen, ihren Stromverbrauch in günstige Zeiten zu verlagern, also von Hochlast- zu Schwachlastzeiten. Der Börsenpreis soll das Signal dafür geben. Damit sollen die Endkunden selbst Kosten sparen können. Gleichzeitig soll die Flexibilisierung helfen, Engpässe im Netz zu vermeiden. Diese muss allerdings kurzfristig möglich sein. Ein monatlicher variabler Festpreis ermöglicht sie jedoch nicht.
Für die „richtigen“ dynamischen Tarife sind intelligente Messsysteme eine Grundvoraussetzung. Doch von einem flächendeckenden Rollout kann noch lange keine Rede sein. Chipkrise, rechtlicher Hick-hack und Debatten um die Preisobergrenzen haben die Messstellenbetreiber lange Zeit ausgebremst. Nun sorgt die politische Hängepartie um die geplanten Energierechtsnovellen zusätzlich für Verunsicherung. Entsprechend dürften die dynamischen Tarife weiterhin ein Nischendasein fristen und variable Produkte den Kunden als dynamisch angeboten werden. Vor diesem Hintergrund fordert der VZBV unter anderem klare Mindeststandards für die Informationen über dynamische Tarife.
Von flächendeckendem Smart Meter Rollout weit entfernt
Aus der Mitteilung von Homee geht hervor, dass vor allem umweltbewusste Stadtbewohner im Alter zwischen 30 und 50 Jahren den flexiblen Stromee-Tarif schätzen und dass die Verträge häufiger von Männern als von Frauen abgeschlossen werden. Die Daten basieren dem Anbieter zufolge auf einer Stichprobe von 1.177 Stromee-Flex-Kunden. „Stromee Flex ist unsere Antwort auf die Bedürfnisse moderner Haushalte und die Anforderungen einer nachhaltigen Energiewirtschaft“, sagt Mario Weißensteiner, Gründer und Geschäftsführer der Homee GmbH. Wie gut die Stromee-Nutzer über dynamische Tarife und die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben informiert sind, geht aus der Mitteilung des Unternehmens nicht hervor.
Auch die Umfrage im Auftrag des VZBV bleibt hier vage. Auf die Frage „Wenn Sie an Stromtarife denken, haben Sie schon einmal von dynamischen Stromtarifen gehört? Welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?“ antworten immerhin 20 Prozent mit „kenne ich und könnte ich erklären“. Was die Kundinnen und Kunden unter „dynamisch“ verstehen, wurde nicht abgefragt.
Allerdings folgte eine Frage, in der von Tarifen die Rede war, „die sich an der Stromnachfrage und der Netzauslastung orientieren“. Hier gaben immerhin 7 Prozent an, einen dynamischen Tarif zu nutzen. Weitere 2 Prozent planen dies zumindest.
Börsliche Preissignale, auf welche die dynamischen Tarife reagieren sollen, können sowohl eine Preissenkung als auch eine Preissteigerung widerspiegeln. Auf der Internetseite von Stromee ist zwar lediglich von sinkenden Preisen die Rede und dem Nutzen, den die Kunden daraus ziehen. Eine Grafik zeigt allerdings zwischen April und Dezember 2024 einen Anstieg des Bruttostrompreises um 4,88 ct/kWh.
Zusätzliche Preisabsicherung
Diese Dynamik wird auch in der Studie des VZBV angesprochen. Eine Reihe von Anbietern federt das Preisrisiko für die Kunden mit entsprechenden Klauseln ab. Für zahlreiche Haushalte (72 Prozent) würde eine solche zusätzliche Preisabsicherung auch die Attraktivität eines dynamischen Tarifs „etwas“ oder „deutlich“ steigern. Allerdings verspüren 25 Prozent der Haushalte durch ein Sicherheitsnetz keinen Motivationsschub, einen dynamischen Tarif abzuschließen. In diesem Kontext hat der VZBV ebenfalls eine Forderung formuliert: Es sollen dynamische Tarife eingeführt werden, „die eine Absicherung gegenüber exorbitanten Preissteigerungen enthalten“.
Freitag, 6.12.2024, 15:04 Uhr
Fritz Wilhelm
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