Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Das kommunale Versorgungsunternehmen in Tübingen hat sich an einem in der Region geplanten 18 MW-Windpark beteiligt – und sieht sich vor die zu erwartende Hürde gestellt.
Ein halbes Jahrzehnt ist verstrichen, seit sich die Stadtwerke Tübingen an einem Windpark beteiligt haben. Und dass keinen neuen Beteiligungen hinzukamen, erscheint angesichts des Tempos, in dem die Windkraft in Süddeutschland ausgebaut wird, nicht verwunderlich. Gerade einmal vier Dutzend Anlagen sind zwischen Januar 2019 und 2022 in Baden-Württemberg in Betrieb gegangen. Die Stadtwerke tun jetzt etwas, was sie sich „lange schon wünschen“. Sie investieren in der Region in die „Windkraft-Wende“.
Wie der Versorger mitteilt, ist er in das Windkraft-Projekt Hohfleck im Landkreis Reutlingen eingestiegen. In der Gemeinde Sonnenbühl, auf der Schwäbischen Alb gelegen, soll ein 18-MW-Windpark entstehen. Das Landratsamt Reutlingen genehmigte den Bau Ende Juli. Die Stadtwerke haben mit ihrer Tochtergesellschaft Ecowerk nach eigener Aussage 50 % der Anteile an der Projektgesellschaft übernommen. Beabsichtigt sei, zu einem späteren Zeitpunkt weitere Anteile zu erwerben. Ein lokaler Projektentwickler errichtet den Windpark.
Geplant sind fünf Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern in einem Waldgebiet zwischen Sonnenbühl-Undingen und Engstingen. Die Windhöffigkeit dort wird als „aussichtsreich“ eingestuft. Die Alb-Hochfläche erhebt sich bei Sonnenbühl auf 775 Meter.
„Bislang gab es in Tübingen und Umgebung keine Gelegenheiten, ein Windparkprojekt umzusetzen“, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke. Dass die Stadtwerke nun diese Gelegenheit hätten, „beim ersten Windparkprojekt in der Region seit vielen Jahren maßgeblich mitzuwirken, ist ein positives Signal in die richtige Richtung“.
Gegenwind vor dem Verwaltungsgericht
Doch das Signal für die Windkraft-Wende hat bereits den weit verbreiteten Dämpfer erhalten. Gegen die Genehmigung des Landratsamtes ist Klage beim Verwaltungsgerichtshof eingereicht worden. Die Klagebegründung liegt den Stadtwerke noch nicht vor. „Die Klage hat uns nicht wirklich überrascht – obwohl wir in der aktuellen Energiekrise lokalen Strom dringender denn je benötigen“ sagt Wiebecke. Rechtliche Schritte gegen Windkraft-Genehmigungen seien „mittlerweile Standard und haben in erster Linie das Ziel den Ausbau der Windkraft zu behindern“.
Die Stadtwerke Tübingen rechnen damit, dass die Menge ihres selbst erzeugten Ökostroms mit dem Windpark um 9 % steigern könnten. Insgesamt knapp 75 % des Tübinger Gesamtverbrauchs würden dann über Erneuerbare-Energien-Anlagen gedeckt.
Die bisherigen Windparks der Stadtwerke – beziehungsweise an denen sie anteilig als Mitglied der „Kommunalpartner“ beteiligt sind – befinden sich unter anderem in Oberkochen, Ellwangen/Aalen, Framersheim und Tuttlingen, sind also weiter entfernt oder gar in anderen Bundesländern.
Die Landesregierung bekennt sich „deutlich zum weiteren Ausbau der Windenergie in den kommenden Jahren“, betont das Umweltministerium in Baden-Württemberg. Die Potenziale der Windenergie sollen „im erforderlichen Maße für die Erreichung der Klimaschutzziele genutzt werden“, heißt es. Mir Änderungen des Landesplanungsgesetzes, dem Windenergieerlass und anderen „Handreichungen“ habe man dafür die Grundlage geschaffen, so die Behörde.
Mittwoch, 28.09.2022, 14:27 Uhr
Manfred Fischer
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