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Der globale Handel mit verflüssigtem Erdgas hat 2022 um 4 Prozent zugelegt, so Shell in seinem jüngsten LNG-Outlook. Das Unternehmen geht von einem sich anheizenden Wettbewerb aus.
Der Öl- und Gasmulti Shell hat in London seine Studie "LNG Outlook 2022“ zur Situation von Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas - LNG) vorgelegt. Demnach belief sich der weltweite Handel im Jahr 2022 auf 397
Millionen Tonnen* LNG. 2021 lag er bei 380
Millionen Tonnen (wir berichteten). Die Autorinnen und Autoren des Reports gehen davon aus, dass die LNG-Nachfrage bis 2040 auf 700
Millionen Tonnen ansteigen wird.
Die europäischen Länder (inklusive Großbritannien) importierten im vergangenen Jahr 121
Millionen Tonnen LNG und damit um 60
Prozent mehr als noch 2021, um die nachlassenden Lieferungen von russischem Pipelinegas zu bewältigen. Bei der Beschaffung half den Ländern, so der Report weiter, ein um 15
Millionen Tonnen schwächere chinesische Nachfrage sowie geringere Exporte nach Südasien aufgrund der hohen Preise. Shell rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren der steigende Bedarf Europas an verflüssigtem Erdgas den Wettbewerb mit Asien verstärken wird, da das Angebot begrenzt bleibe.
Beispiellose politische EingriffeDer Rückgang der russischen Pipeline-Gasflüsse habe, so Shell weiter, in den europäischen Staaten zu beispiellosen politischen und regulatorischen Eingriffen geführt, um die Energieversorgung zu sichern und die Volkswirtschaften vor hohen Kosten zu schützen. "Der Ukrainekonflikt hatte weitreichende Auswirkungen auf die Energiesicherheit auf der ganzen Welt", erklärte Steve Hill. Für den Executive Vice President für Energiemarketing bei Shell resultieren daraus strukturelle Veränderungen auf dem Markt, die sich langfristig auf die globale LNG-Industrie auswirken werden. Die Entwicklung unterstreiche die Notwendigkeit, durch längerfristige Lieferverträge eine zuverlässige Versorgung sicherzustellen und so Preisspitzen zu vermeiden.
Generell hat die im vergangenen Jahr weiter gestiegene LNG-Nachfrage aus Europa andere Länder dazu gebracht, ihre Importe zu reduzieren und auf andere fossile Energieträger umzusteigen. Die Folge war der Ausstoß von mehr Emissionen. Die hohen globalen LNG-Preise führten zu einem Rückgang der LNG-Importe in Südasien. Pakistan und Bangladesch importierten mehr Heizöl, um Engpässe in der Stromversorgung zu reduzieren. Indien verbrauchte demgegenüber mehr Steinkohle.
"LNG wird zu einer immer wichtigeren Säule der europäischen Energiesicherheit, unterstützt durch die rasche Entwicklung neuer Regasifizierungsterminals in Nordwesteuropa", ist im
Report zu lesen. Im Gegensatz dazu entwickle sich die Volksrepublik China von einem schnell wachsenden Importmarkt zu einem flexibleren Markt, der zunehmend in der Lage sein werde, den globalen LNG-Markt auszugleichen. Die Analystinnen und Analysten von Shell gehen davon aus, dass Chinas LNG-Nachfrage 2023 wieder auf 70 bis 72
Millionen Tonnen ansteigen wird, aber aufgrund der hohen Preise unter dem Rekordniveau von 2021 liegen wird.
Der
"LNG Outlook 2023" lässt sich in englischer Sprache auf der Internetseite von Shell herunterladen.
*1 Million Tonnen LNG entspricht in etwa 14,5 Milliarden kWh.
Donnerstag, 16.02.2023, 14:43 Uhr
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