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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Dirk Briese
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Sagen Sie mal: Dirk Briese

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Briese, die jüngste Ausgabe Ihres Branchenindex ‚WEtix‘ (Wind Energy Trendindex) zeigt, dass nur noch 37,4 Prozent der Experten aus der Windbranche der Erzeugung grünen Wasserstoffs eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zuschreiben. Zuvor waren es noch 54 Prozent. Wie repräsentativ ist Ihre Umfrage?
Die Befragung für den Branchenindex, den wir zum zehnten Mal in Kooperation mit der Hamburg Messe Wind Energy erheben, umfasst insgesamt über 10.000 Teilnehmer. Pro Umfrage beantworten im Schnitt über 650 Teilnehmer alle Fragen zur Stimmung in der Windenergie on- und offshore komplett. Es nehmen Marktteilnehmer aus allen Wertschöpfungsstufen, fast allen Funktionsbereichen und Hierarchieebenen aus über 50 Ländern teil. Damit erreicht der Wetix eine hohe Repräsentativität. Es gibt keine größere und repräsentativere Umfrage in der Windbranche.

Sie beobachten die Stimmung der Windbranche im halbjährlichen Turnus seit fünf Jahren. Die Haltung zum grünen Wasserstoff fragen Sie seit zwei Jahren ab. Erstmals ist sie distanzierter. Wie erklären Sie sich das? 
Nach den Gründen haben wir nicht explizit gefragt. Es geht beim Wetix ja hauptsächlich um die Windenergie. Wir erklären uns diese Zurückhaltung aber durch mehrere Faktoren: Der Hype zum Thema grüner Wasserstoff war und ist auch in der Windbranche sehr groß, auch angetrieben durch die riesigen Fördermitteltöpfe. Schreiten nun die nötigen Änderungen der Rahmenbedingungen und deren Umsetzung langsamer voran als erwartet, drückt das die Stimmung.

Ein weiterer Grund für die zurückhaltende Haltung mögen, bedingt durch die noch unzureichend ausgestalteten Rahmenbedingungen, die nach wie vor fehlenden Geschäftsmodelle beziehungsweise die fehlende Wirtschaftlichkeit sein. Einigen Marktteilnehmern geht es wohl auch bei der Entwicklung der Technik und dem Ausbau der Kapazitäten − und damit auch der Skalierung − sowie beim Infrastrukturausbau zu langsam voran. 

Hinzu kommt die Erkenntnis, dass die heimische Windenergie − weder on- noch offshore − den voraussichtlichen hiesigen Bedarf an Wasserstoff allein nicht wird decken können. Ein weiterer Grund wird sein, dass die Energiekrise und insbesondere der Ukraine-Krieg einige Aufmerksamkeit auf andere energiewirtschaftliche Themen wie Preise, Mangel, Abhängigkeiten et cetera legen und die doch recht euphorische Stimmung gegenüber grünem Wasserstoff etwas relativieren.

Neben der Direktvermarktung wäre die direkte Nutzung für die Elektrolyse doch eine weitere Vermarktungschance des grünen Stroms. Was müsste sich ändern, damit die Stimmung in Sachen Wasserstoff wieder positiver wird?
Sicherlich wäre und ist Wasserstoff eine Chance, die großes Potenzial für die Windbranche hat, wobei die Branche ja zuletzt nicht wirklich Absatzprobleme hatte. Für eine noch bessere Stimmung müsste zum einen schnell an der Regulatorik angesetzt werden, um wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Technik, die erst einmal gebaut, vernetzt und skaliert werden muss. Die Grundsätze der Physik und auch die der Chemie lassen sich nicht ändern; über verbesserte Technik können aber die Wirkungsgrade weiter verbessert und damit auch die Wirtschaftlichkeit optimiert werden. Zudem: Die Kapazitäten, inklusive der personellen Ressourcen, müssten zügig aufgebaut werden. Und dies, ohne Überkapazitäten oder gar zukünftige Investitionsruinen zu schaffen, wie wir es in den letzten Jahrzehnten mehrfach etwa bei den Ersatzbrennstoffkraftwerken erlebt haben.
 
Dirk Briese ist CEO der Windresearch in Bremerhaven/Bremen
Quelle: Trend Research GmbH

Donnerstag, 26.01.2023, 09:00 Uhr
Davina Spohn
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Herr Briese, die jüngste Ausgabe Ihres Branchenindex ‚WEtix‘ (Wind Energy Trendindex) zeigt, dass nur noch 37,4 Prozent der Experten aus der Windbranche der Erzeugung grünen Wasserstoffs eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zuschreiben. Zuvor waren es noch 54 Prozent. Wie repräsentativ ist Ihre Umfrage?
Die Befragung für den Branchenindex, den wir zum zehnten Mal in Kooperation mit der Hamburg Messe Wind Energy erheben, umfasst insgesamt über 10.000 Teilnehmer. Pro Umfrage beantworten im Schnitt über 650 Teilnehmer alle Fragen zur Stimmung in der Windenergie on- und offshore komplett. Es nehmen Marktteilnehmer aus allen Wertschöpfungsstufen, fast allen Funktionsbereichen und Hierarchieebenen aus über 50 Ländern teil. Damit erreicht der Wetix eine hohe Repräsentativität. Es gibt keine größere und repräsentativere Umfrage in der Windbranche.

Sie beobachten die Stimmung der Windbranche im halbjährlichen Turnus seit fünf Jahren. Die Haltung zum grünen Wasserstoff fragen Sie seit zwei Jahren ab. Erstmals ist sie distanzierter. Wie erklären Sie sich das? 
Nach den Gründen haben wir nicht explizit gefragt. Es geht beim Wetix ja hauptsächlich um die Windenergie. Wir erklären uns diese Zurückhaltung aber durch mehrere Faktoren: Der Hype zum Thema grüner Wasserstoff war und ist auch in der Windbranche sehr groß, auch angetrieben durch die riesigen Fördermitteltöpfe. Schreiten nun die nötigen Änderungen der Rahmenbedingungen und deren Umsetzung langsamer voran als erwartet, drückt das die Stimmung.

Ein weiterer Grund für die zurückhaltende Haltung mögen, bedingt durch die noch unzureichend ausgestalteten Rahmenbedingungen, die nach wie vor fehlenden Geschäftsmodelle beziehungsweise die fehlende Wirtschaftlichkeit sein. Einigen Marktteilnehmern geht es wohl auch bei der Entwicklung der Technik und dem Ausbau der Kapazitäten − und damit auch der Skalierung − sowie beim Infrastrukturausbau zu langsam voran. 

Hinzu kommt die Erkenntnis, dass die heimische Windenergie − weder on- noch offshore − den voraussichtlichen hiesigen Bedarf an Wasserstoff allein nicht wird decken können. Ein weiterer Grund wird sein, dass die Energiekrise und insbesondere der Ukraine-Krieg einige Aufmerksamkeit auf andere energiewirtschaftliche Themen wie Preise, Mangel, Abhängigkeiten et cetera legen und die doch recht euphorische Stimmung gegenüber grünem Wasserstoff etwas relativieren.

Neben der Direktvermarktung wäre die direkte Nutzung für die Elektrolyse doch eine weitere Vermarktungschance des grünen Stroms. Was müsste sich ändern, damit die Stimmung in Sachen Wasserstoff wieder positiver wird?
Sicherlich wäre und ist Wasserstoff eine Chance, die großes Potenzial für die Windbranche hat, wobei die Branche ja zuletzt nicht wirklich Absatzprobleme hatte. Für eine noch bessere Stimmung müsste zum einen schnell an der Regulatorik angesetzt werden, um wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Technik, die erst einmal gebaut, vernetzt und skaliert werden muss. Die Grundsätze der Physik und auch die der Chemie lassen sich nicht ändern; über verbesserte Technik können aber die Wirkungsgrade weiter verbessert und damit auch die Wirtschaftlichkeit optimiert werden. Zudem: Die Kapazitäten, inklusive der personellen Ressourcen, müssten zügig aufgebaut werden. Und dies, ohne Überkapazitäten oder gar zukünftige Investitionsruinen zu schaffen, wie wir es in den letzten Jahrzehnten mehrfach etwa bei den Ersatzbrennstoffkraftwerken erlebt haben.
 
Dirk Briese ist CEO der Windresearch in Bremerhaven/Bremen
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