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Energie & Management > Klimaschutz - Regierungen erteilen neue Öl- und Gaslizenzen trotz Klimaschutzpflichten
Quelle: Fotolia / bluedesign
Klimaschutz

Regierungen erteilen neue Öl- und Gaslizenzen trotz Klimaschutzpflichten

Die Öl- und Gasexploration boomt, obwohl auf dem Klimagipfel COP 28 die Abkehr von fossilen Brennstoffen vereinbart wurde, so das International Institute for Sustainable Development.
Experten des International Institute for Sustainable Development (IISD) haben einen Newsletter begonnen, um monatlich die Klimaauswirkungen globaler Öl- und Gaslizenzen und Investitionsdaten zu verfolgen. Bei Auswertung der globalen Daten des Forschungsunternehmens Rystad kamen sie zum Schluss, dass die Öl- und Gasexploration völlig ungebremst läuft und wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht hat. Regierungen weltweit erteilen zudem weiter neue Öl- und Gaslizenzen trotz von ihnen eingegangener Klimaschutzverpflichtungen.

Will man eine Grenze der globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius einhalten, wie auf der Pariser Klimaschutzkonferenz vereinbart, gibt es der aktuellen Studienlage zufolge keinen Raum für neue Öl- und Gasfelder. Deshalb vereinbarten die teilnehmenden Staaten 2023 auf der Pariser Folgekonferenz COP 28 die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Olivier Bois von Kursk, Politikberater beim IISD, sagte, für die Erfüllung dieses Ziels sei die Abschaffung der Öl- und Gaslizenzen ein logischer nächster Schritt.

„Regierungen müssen die COP-28-Vereinbarung in die Tat umsetzen – insbesondere diejenigen, die über das Vermögen verfügen, Investitionen in nachhaltigere Sektoren voranzutreiben“, forderte er. Stattdessen drohten die im Jahr 2024 entdeckten Ressourcen bei vollständiger Nutzung 12 Milliarden Tonnen CO2 freizusetzen. Das wäre mehr als die Entdeckungen der letzten vier Jahre zusammen. Reiche Länder wie die Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Norwegen und das Vereinigte Königreich haben seit 2020 zwei Drittel der weltweiten Öl- und Gaslizenzen vergeben.
 
Zu erwartende Emissionen aus den bis Juni 2024 neu erteilten Lizenzen für Öl- und Erdgasförderung weltweit
− zur Vollansicht bitte auf das Bild klicken −
Quelle: Rystad Energy

24 Milliarden Euro für Exploration neuer Vorkommen

China, Mexiko und Russland werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 die größten Öl- und Gasmengen lizenzieren, so das IISD. Die Unternehmen der Branche gaben in den letzten 12 Monaten schätzungsweise 26,2 Milliarden US-Dollar (24 Milliarden Euro) für die Suche nach mehr Öl und Gas in neu vergebenen und entdeckten Feldern aus. Equinor, Shell und BP waren die größten Investoren. Wenn alle lizenzierten Felder vollständig ausgebeutet werden, würde die Welt im Jahr 2040 mehr als doppelt so viel Öl und Gas fördern, wie mit einer globalen Erwärmungsgrenze von 1,5 °C vereinbar ist, warnen die Experten.

Auch Schwellenländer wie Brasilien hätten ihre Explorationsaktivitäten deutlich ausgeweitet. Petrobras hat in den letzten 12 Monaten den größten Anteil der in Brasilien lizenzierten über 200 Milliarden Barrel Öläquivalent erworben. Dies stellt etwa 90 Millionen Tonnen CO2 an zusätzlichen Kohlenstoffemissionen dar, die Gefahr laufen, in die Atmosphäre freigesetzt zu werden. Brasilien wird voraussichtlich auch weiterhin neue Felder lizenzieren und hat beschlossen, die Ausschreibungsrunden auf unbestimmte Zeit offenzuhalten.

Im Vereinigten Königreich hingegen hat eine neu gewählte Regierung zugesagt, keine neuen Explorationslizenzen zu vergeben. Diese Entwicklung führte unter anderem dazu, dass Rystad seine prognostizierten Schätzungen für 2024 senkte.

Das IISD

Das Internationale Institut für Nachhaltige Entwicklung (IISD) ist eine unabhängige Denkfabrik, die sich für „die Beschleunigung von Lösungen für ein stabiles Klima, nachhaltiges Ressourcenmanagement und eine faire Wirtschaft“ einsetzt. Das Team des IISD besteht nach eigenen Angaben aus mehr als 250 Experten weltweit. Das Institut hat Niederlassungen in Kanada (Winnipeg, Ottawa und Toronto) sowie in Genf (Schweiz).

Donnerstag, 8.08.2024, 15:51 Uhr
Susanne Harmsen
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Klimaschutz
Regierungen erteilen neue Öl- und Gaslizenzen trotz Klimaschutzpflichten
Die Öl- und Gasexploration boomt, obwohl auf dem Klimagipfel COP 28 die Abkehr von fossilen Brennstoffen vereinbart wurde, so das International Institute for Sustainable Development.
Experten des International Institute for Sustainable Development (IISD) haben einen Newsletter begonnen, um monatlich die Klimaauswirkungen globaler Öl- und Gaslizenzen und Investitionsdaten zu verfolgen. Bei Auswertung der globalen Daten des Forschungsunternehmens Rystad kamen sie zum Schluss, dass die Öl- und Gasexploration völlig ungebremst läuft und wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht hat. Regierungen weltweit erteilen zudem weiter neue Öl- und Gaslizenzen trotz von ihnen eingegangener Klimaschutzverpflichtungen.

Will man eine Grenze der globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius einhalten, wie auf der Pariser Klimaschutzkonferenz vereinbart, gibt es der aktuellen Studienlage zufolge keinen Raum für neue Öl- und Gasfelder. Deshalb vereinbarten die teilnehmenden Staaten 2023 auf der Pariser Folgekonferenz COP 28 die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Olivier Bois von Kursk, Politikberater beim IISD, sagte, für die Erfüllung dieses Ziels sei die Abschaffung der Öl- und Gaslizenzen ein logischer nächster Schritt.

„Regierungen müssen die COP-28-Vereinbarung in die Tat umsetzen – insbesondere diejenigen, die über das Vermögen verfügen, Investitionen in nachhaltigere Sektoren voranzutreiben“, forderte er. Stattdessen drohten die im Jahr 2024 entdeckten Ressourcen bei vollständiger Nutzung 12 Milliarden Tonnen CO2 freizusetzen. Das wäre mehr als die Entdeckungen der letzten vier Jahre zusammen. Reiche Länder wie die Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Norwegen und das Vereinigte Königreich haben seit 2020 zwei Drittel der weltweiten Öl- und Gaslizenzen vergeben.
 
Zu erwartende Emissionen aus den bis Juni 2024 neu erteilten Lizenzen für Öl- und Erdgasförderung weltweit
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Quelle: Rystad Energy

24 Milliarden Euro für Exploration neuer Vorkommen

China, Mexiko und Russland werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 die größten Öl- und Gasmengen lizenzieren, so das IISD. Die Unternehmen der Branche gaben in den letzten 12 Monaten schätzungsweise 26,2 Milliarden US-Dollar (24 Milliarden Euro) für die Suche nach mehr Öl und Gas in neu vergebenen und entdeckten Feldern aus. Equinor, Shell und BP waren die größten Investoren. Wenn alle lizenzierten Felder vollständig ausgebeutet werden, würde die Welt im Jahr 2040 mehr als doppelt so viel Öl und Gas fördern, wie mit einer globalen Erwärmungsgrenze von 1,5 °C vereinbar ist, warnen die Experten.

Auch Schwellenländer wie Brasilien hätten ihre Explorationsaktivitäten deutlich ausgeweitet. Petrobras hat in den letzten 12 Monaten den größten Anteil der in Brasilien lizenzierten über 200 Milliarden Barrel Öläquivalent erworben. Dies stellt etwa 90 Millionen Tonnen CO2 an zusätzlichen Kohlenstoffemissionen dar, die Gefahr laufen, in die Atmosphäre freigesetzt zu werden. Brasilien wird voraussichtlich auch weiterhin neue Felder lizenzieren und hat beschlossen, die Ausschreibungsrunden auf unbestimmte Zeit offenzuhalten.

Im Vereinigten Königreich hingegen hat eine neu gewählte Regierung zugesagt, keine neuen Explorationslizenzen zu vergeben. Diese Entwicklung führte unter anderem dazu, dass Rystad seine prognostizierten Schätzungen für 2024 senkte.

Das IISD

Das Internationale Institut für Nachhaltige Entwicklung (IISD) ist eine unabhängige Denkfabrik, die sich für „die Beschleunigung von Lösungen für ein stabiles Klima, nachhaltiges Ressourcenmanagement und eine faire Wirtschaft“ einsetzt. Das Team des IISD besteht nach eigenen Angaben aus mehr als 250 Experten weltweit. Das Institut hat Niederlassungen in Kanada (Winnipeg, Ottawa und Toronto) sowie in Genf (Schweiz).

Donnerstag, 8.08.2024, 15:51 Uhr
Susanne Harmsen

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