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Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern will klimaneutral neuwerden. Einen Schritt hat Nestle mit einem Vollversorgungsvertrag mit der Axpo getan. Was hat Statkraft damit zu tun?
Der größte Schweizer Grünstromproduzent Axpo versorgt vier deutsche Werke von Nestle seit Jahresbeginn komplett mit Elektrizität. Das geht aus einer Mitteilung des weltgrößten Lebensmittelherstellers vom 31.
Januar und Antworten auf Fragen dieser Redaktion hervor.
Demnach haben Axpo Deutschland und Nestle Deutschland einen fünfjährigen Vollversorgungsvertrag für den gesamten Stromverbrauch der deutschen Tochter von 164
Mio. kWh pro Jahr geschlossen. Axpo liefert in einem Power Purchase Agreement (PPA) im Rahmen der Vollversorgung ebenfalls fünf Kalenderjahre lang 30
% der Menge. Der Strom stammt aus Windenergieanlagen auf dem deutschen Festland, die nach gut 20
Jahren aus der Erneuerbaren-Förderung gefallen sind (Ü20-Anlagen).
Das zweite Drittel kommt für 2022 und 2023 von Statkraft Markets aus Düsseldorf, der Tochter des größten europäischen Grünstromerzeugers aus Norwegen und dem größten deutschen Grünstrom-Direktvermarkter. Es handelt sich demnach ebenfalls um ein PPA aus deutschen Ü20-Onshore-Windkraftanlagen.
Der Vollversorgungsvertrag von Axpo sei so flexibel gestaltet, hieß es, dass sich Fremdmengen anderer Lieferanten aufnehmen ließen. Dem Vernehmen nach ließ Axpo den Reststrombedarf ausschreiben. Ob zwischen den Schweizern und den Norwegen insoweit überhaupt Wettbewerb herrschte, wurde zunächst nicht klar.
Nestle Deutschland jedenfalls hält die verschiedenen Vertragsbeziehungen für kartellrechtlich unbedenklich, so eine Sprecherin. Zu den Verhandlungen und zu Vertragsdetails äußere man sich nicht. Die restlichen fast 40
% des Strombedarfs würden "aktuell über Herkunftsnachweise gedeckt", so die Sprecherin weiter. Über deren Vermittler und deren Nationalität machte sie keine Angaben.
Axpo versorgt damit Nestle Deutschland schon zu mehr als 60
% mit Grünstrom. Anders gerechnet, sind bereits die Schokoladenfabrik Hamburg ("Smarties", "Kitkat") sowie die Standorte Neuss ("Thomy"), Nonnweiler (Saarland, "Wagner"-Tiefkühlpizzen) und Biessenhofen (Bayern, "Bärenmarke") zu 100
% auf klimaneutralen Strom umgestellt.
Laut Anke Stübing, Leiterin Corporate Social Responsibility bei Nestle Deutschland, reiht sich die Aktivität in die Klimaneutralitäts-Strategie des Lebensmittelkonzerns ein:
- Demnach steht an erster Stelle die weitestmögliche Stromeinsparung.
- Der Restbedarf soll bis 2025 an allen Standorten weltweit zu 100 % aus Erneuerbaren stammen.
- Bis 2030 will Nestle alle Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens weltweit halbieren.
- Und bis 2050 wollen die Schweizer an allen 187 Standorten und mit allen 2.000 Marken die "Grüne Null" erreichen, wie sie es nennen, wohlgemerkt inklusive Lieferkette.
Mit seinem PPA greift Statkraft Markets auf ein Portfolio aus der sonstigen Direktvermarktung von mehr als 200
MW zurück. Das geht aus der
15.
Direktvermarktungsumfrage von
Energie & Management hervor, die am 1.
Februar erscheint. Die Düsseldorfer Tochter der Statkraft gehört damit zu den neun größten Anbietern in der ungeförderten Direktvermarktung, zu der in der Umfrage auch PPA gehören.
Insgesamt - das heißt, mitsamt der geförderten Direktvermarktung im Marktprämienmodell - ist das Portfolio von Statkraft Markets auch zu Beginn des laufenden Jahres das größte. Demnach lag die elektrische Leistung unter Vertrag sowohl Anfang 2022 als auch Ende 2021 bei 11.075
MW. Der Abstand zum zweitgrößten Direktvermarkter Quadra Energy verringerte sich etwas: Dessen Direktvermarktungs-Leistung stieg zeitgleich von 7.900 auf 8.200
MW.
Axpo Deutschland nahm an der Umfrage nicht teil. Mit Nestle Schweiz verbindet den eidgenössischen Energiekonzern bereits eine längere Zusammenarbeit bei PPA.
Montag, 31.01.2022, 15:38 Uhr
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