Quelle: Future Battery Forum 2024
In Berlin treffen sich rund 1.000 Branchenvertreter zum Future Battery Forum. Sie zeigen sich bereit, in Europa zu investieren, fordern aber Unterstützung von EU-Kommission und Ländern.
Vom 5. bis 6.
November treffen sich Vertreter der europäischen Batterieindustrie in Berlin. Auf dem Future Battery Forum 2024 mit etwa 1.000 Teilnehmenden stellen sie Neuheiten vor und diskutieren Herausforderungen. Parallel wird das deutsche Bundeskabinett voraussichtlich das Batteriedurchführungsgesetz zur Neuregelung der Sammlung und Entsorgung alter Batterien beschließen. Es setzt europäische Vorgaben um, geht Kritikern wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) jedoch nicht weit genug.
In einer Podiumsdiskussion auf dem Batterieforum erinnerte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner an Unterstützungen in Deutschland für die Batterieindustrie. So fließen über das IPCEI-Programm zwei
Milliarden Euro in den Aufbau einer einheimischen Batterieproduktion. Zudem bemühe sich die Bundesregierung, über die Änderung von Gesetzen, Geschäftsmodelle für Batterien zu ermöglichen. Dazu gehöre die Installation eines Kapazitätsmarkts und Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).
Dialog zwischen Politik und WirtschaftNicolas Steinbacher, Program Lead Germany von Northvolt, sagte, die Arbeits- und Energiekosten machten es zur Herausforderung, Batterien für Deutschland auch in Deutschland zu produzieren. China habe 15 Jahre früher begonnen und sei daher ein gutes Stück weiter als Europa. Diesen Vorsprung aufzuholen sei schwierig, werde aber unternommen, auch mithilfe staatlicher Förderung. „Wir glauben an das europäische Wirtschaftsgebiet“, sagte Steinbacher.
Kellner erläuterte, dass die EU-Batterieverordnung die EU unabhängiger von Importen machen wolle, weil infolge des Ukrainekrieges erkannt wurde, wie wichtig Batterien für die sichere Energieversorgung und die Automobilindustrie seien. „Wir versuchen, Bürokratie abzubauen und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen, auch durch digitale Prozesse“, unterstrich Kellner.
Zugleich müsse die Sicherheit auf technologischer Ebene aufrechterhalten werden. Daher seien Zertifizierungen unumgänglich. „Das Gleiche gilt für den Versuch, mittels Batterie-Pässen ein Recycling am Ende der Lebensdauer abzusichern, weil die verwendeten Materialien und ihre Wiederaufbereitung dokumentiert sind“, erläuterte der Staatssekretär. Das Ministerium fördere auch Aus- und Weiterbildungsprogramme für Fachkräfte, versicherte Kellner.
EU darf nicht überregulierenIlka von Dalwigk, Generaldirektorin des europäischen Industrieverbandes Recharge, sieht noch einige Hindernisse, bevor Europas Batteriefertigung wettbewerbsfähig mit der Welt wird. „Seit dem vergangenen Jahr ist viel passiert, aber der Markt wächst langsamer als erhofft“, sagte sie im Vergleich zu Battery Forum 2023. Der Inflation Reduction Act der USA mache notwendig, dass der europäische Markt enger zusammenarbeitet, und so trotz der asiatischen und US-amerikanischen Konkurrenz erfolgreich sein kann.
Die Batterie-Regulierung der EU sei sehr komplex und habe die Nachhaltigkeit als Kerngedanken, so von Dalwigk. „Doch inzwischen hat sich die Welt weiterentwickelt, Herausforderungen bestehen in der Beschaffung von Materialien, nicht in den Berichtspflichten über Lieferketten“. In der neuen Kommission gebe es acht Kommissare, die auf die eine oder andere Art mit Batterien zu tun habe, das mache ihr „ein bisschen Angst“, ob die Prozesse noch überschaubar bleiben.
Viele EU-Regeln verhinderten, bereits gestartete Projekte zu fördern. Dabei benötigten Unternehmen zuweilen genau dann Unterstützung, wenn sie vom Pilotvorhaben in die industrielle Produktion übergehen wollen. Dies sollte überdacht werden, regte sie an.
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Diskussion auf dem Future Battery Forum 2024: (v.li.) Richard Bouveret (Ceo Blue Solutions), BMWK-Staatssekretär Michael Kellner und Kai Alexander Müller (CFO Power Co) Quelle: E&M / S. Harmsen |
Asiatischer Vorsprung beträgt 15 JahreRichard Bouveret, Ceo der Blue Solutions, berichtete, dass sein Unternehmen Produktionsstätten in Kanada und Frankreich hat, die nach 15 Jahren Produktion mit gutem Umsatz laufen. „Aber es dauert zu lange, in Europa Zulassungen zu bekommen, was in China viel einfacher ist“, erläuterte Bouveret. Auch die Anwerbung von Fachkräften und Förderung von Talenten sei dort besser. Batterieproduktion werde in großem Maßstab wesentlich preiswerter, aber es sei schwierig, in der EU so große Fabriken zu installieren.
Aktuell könne man in China um 20
Prozent billiger produzieren als anderswo. Chinesische Unternehmen hätten sich zudem in aller Welt wie Südamerika und Afrika Rechte an Bergwerken für die benötigten Rohstoffe gesichert. Daher sei es schwierig, eigene Kapazitäten zu erschließen. „Es dauert 15 Jahre, eine neue Mine zu erschließen, in Europa würde allein die Genehmigung dafür 15 Jahre dauern“, beklagte Bouveret. Der Batteriepass und das Recycling in der EU seien aber hervorragende Ideen, weil die Batterie damit in ihrem tatsächlichen Wert anerkannt werde.
Kai Alexander Müller, CFO von Power Co, beklagte auch komplizierte Regeln zum Batterierecycling, die es erschweren, in Europa zu produzieren. Er sieht eine große Zukunft für die aktuell dominierenden Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren (Lithium-Ferrophosphat-Akkumulator, LFP). Der Großteil der LFP-Technologie und -Produktion sitze aktuell in Asien, insbesondere in China. Allerdings warnte er davor, nur auf eine Technologie zu setzen. Es gebe gute Gründe, dass es im Automarkt verschiedene Antriebe gebe wie Diesel-, Benzin- und Gasmotoren. So setze sein Unternehmen auch bei Batterien nicht nur auf eine Technik.
Dienstag, 5.11.2024, 13:23 Uhr
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