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Energie & Management > Wasserstoff - Mehr als 700.000 Arbeitsplätze in Gefahr 
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff

Mehr als 700.000 Arbeitsplätze in Gefahr 

Der DVGW warnt mit einer eindrücklichen Zahl: Gelingt es nicht, insbesondere die Verteilnetze zügig auf Wasserstoff umzustellen, sind rund 770.000 Arbeitsplätze bundesweit gefährdet. 
„Um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu beschleunigen, muss der Fokus beim Ausbau der Wasserstoffinfrastrukturen stärker auf die Verteilnetze gelegt werden“, sagte Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, bei einer Pressekonferenz am 30. Oktober. Die Verteilnetze versorgen rund 80 Prozent der Industrie- und Gewerbestandorte in Deutschland und decken deren Gasbedarf für die Erzeugung von Prozesswärme. Zur Versorgung dieser Standorte wird daher ein wasserstofffähiges Verteilnetz benötigt.

Mehr als ein Fünftel des deutschen Gasbedarfs werden aktuell für industrielle Prozesswärme benötigt. In den vergangenen Jahren lag dieser bei rund 200 Milliarden kWh. „Prozessbedingt lassen sich nicht alle Betriebe, die heute Erdgas aus dem Verteilnetz für ihre Prozesswärme beziehen, auf elektrische Systeme oder Verfahren umstellen. Bei einem Wegfall der Gasversorgung und ohne die Möglichkeit, Wasserstoff über die Verteilnetze zu beziehen, wären diese gezwungen, ihre Produktion einzustellen“, warnte DVGW-Chef Linke. Betroffen wären davon bundesweit rund 770.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Landkreisen und Kommunen ohne zukünftige Wasserstoffversorgung. Dies entspräche etwa 10 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Insbesondere im süddeutschen Raum würden Arbeitsplätze wegfallen. 

Ein Großteil der Unternehmen sind auf ein H2-Verteilnetz angewiesen 

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) durchgeführt wurde. Das Gastechnologische Institut gGmbH Freiberg (DBI) hat dafür die entsprechenden Branchen und Gasabnehmer analysiert und über 5.600 Industriestandorte erfasst. Über eine Entfernungsanalyse der Industrie- und Gewerbestandorte wurde ermittelt, welche aktuell an das Gasfernleitungs- beziehungsweise -verteilnetz angeschlossen sind und ob sich diese Standorte durch das geplante und in der vergangenen Woche von der Bundesnetzagentur genehmigte Wasserstoff-Kernnetz versorgen lassen.

Die größten Energieabnehmer zählen zu den Branchen der chemischen Industrie, Metallurgie sowie Metallindustrie. Diese nutzen zusammen mehr als 70 Prozent des Gasbedarfs für Prozesswärme, machen aber nur ein Viertel aller Industriestandorte aus. Weitere Branchen sind die Papier- und Holzverarbeitung, die Glasherstellung sowie die Zement-, Kalk- und Gipsindustrie. Die Analyse zeigt: Ein Großteil der Standorte mit einem summierten Gasbedarf für Prozesswärme von rund 160 Milliarden kWh liegt über einen Kilometer vom geplanten H2-Kernnetz entfernt und dürfte somit auf ein H2-Verteilnetz angewiesen sein. Das entspricht 78 Prozent des aktuellen prozessbedingten Gasbedarfs. 

Um ausreichend klimaneutrale Energie für die benötigte Prozesswärme sicherzustellen, sind laut dem DVGW vier Dinge essenziell:
  • zügiger Hochlauf der H2-Erzeugung und -Importe sowie Bau und Umstellung der entsprechenden Infrastrukturen,
  • Erzeugung von grünem Wasserstoff via Windstrom im Norden und dessen Transport über das H2-Kernnetz in die industriellen Zentren im Süden – parallel zum Bau von Strom-Übertragungsleitungen,
  • Erweiterung des H2-Kernnetzes in konjunkturstarken Regionen wie Baden-Württemberg, um auch dort Industriestandorte mit H2 zu versorgen, sowie der 
  • Erhalt und die Umstellung der Gasverteilnetze, um H2 aus dem Kernnetz in der Fläche zu verteilen und geografisch weit gestreute Standorte zu versorgen.
Aufgrund dieser Ergebnisse plädierte DVGW-Chef Linke für eine „Doppelstrategie“. Neben der notwendigen Elektrifizierung müsse dringen der Ausbau der H2-Infrastruktur erfolgen, um die benötigten erneuerbaren Moleküle bereitstellen zu können. Das Kernnetz wäre in diesem Sinne als Startpunkt der zukünftigen H2-Infrastruktur zu sehen, die kontinuierlich ausgebaut wird und weite Teile der Verteilnetzinfrastruktur mit dem Wasserstoffangebot verbindet. 

Die Studie „Prozesswärme – woher kommt die Energie?“ sowie weitere Informationen sind auf der Seite des DVGW zu finden. 

Mittwoch, 30.10.2024, 12:53 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Wasserstoff - Mehr als 700.000 Arbeitsplätze in Gefahr 
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Wasserstoff
Mehr als 700.000 Arbeitsplätze in Gefahr 
Der DVGW warnt mit einer eindrücklichen Zahl: Gelingt es nicht, insbesondere die Verteilnetze zügig auf Wasserstoff umzustellen, sind rund 770.000 Arbeitsplätze bundesweit gefährdet. 
„Um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu beschleunigen, muss der Fokus beim Ausbau der Wasserstoffinfrastrukturen stärker auf die Verteilnetze gelegt werden“, sagte Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, bei einer Pressekonferenz am 30. Oktober. Die Verteilnetze versorgen rund 80 Prozent der Industrie- und Gewerbestandorte in Deutschland und decken deren Gasbedarf für die Erzeugung von Prozesswärme. Zur Versorgung dieser Standorte wird daher ein wasserstofffähiges Verteilnetz benötigt.

Mehr als ein Fünftel des deutschen Gasbedarfs werden aktuell für industrielle Prozesswärme benötigt. In den vergangenen Jahren lag dieser bei rund 200 Milliarden kWh. „Prozessbedingt lassen sich nicht alle Betriebe, die heute Erdgas aus dem Verteilnetz für ihre Prozesswärme beziehen, auf elektrische Systeme oder Verfahren umstellen. Bei einem Wegfall der Gasversorgung und ohne die Möglichkeit, Wasserstoff über die Verteilnetze zu beziehen, wären diese gezwungen, ihre Produktion einzustellen“, warnte DVGW-Chef Linke. Betroffen wären davon bundesweit rund 770.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Landkreisen und Kommunen ohne zukünftige Wasserstoffversorgung. Dies entspräche etwa 10 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Insbesondere im süddeutschen Raum würden Arbeitsplätze wegfallen. 

Ein Großteil der Unternehmen sind auf ein H2-Verteilnetz angewiesen 

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) durchgeführt wurde. Das Gastechnologische Institut gGmbH Freiberg (DBI) hat dafür die entsprechenden Branchen und Gasabnehmer analysiert und über 5.600 Industriestandorte erfasst. Über eine Entfernungsanalyse der Industrie- und Gewerbestandorte wurde ermittelt, welche aktuell an das Gasfernleitungs- beziehungsweise -verteilnetz angeschlossen sind und ob sich diese Standorte durch das geplante und in der vergangenen Woche von der Bundesnetzagentur genehmigte Wasserstoff-Kernnetz versorgen lassen.

Die größten Energieabnehmer zählen zu den Branchen der chemischen Industrie, Metallurgie sowie Metallindustrie. Diese nutzen zusammen mehr als 70 Prozent des Gasbedarfs für Prozesswärme, machen aber nur ein Viertel aller Industriestandorte aus. Weitere Branchen sind die Papier- und Holzverarbeitung, die Glasherstellung sowie die Zement-, Kalk- und Gipsindustrie. Die Analyse zeigt: Ein Großteil der Standorte mit einem summierten Gasbedarf für Prozesswärme von rund 160 Milliarden kWh liegt über einen Kilometer vom geplanten H2-Kernnetz entfernt und dürfte somit auf ein H2-Verteilnetz angewiesen sein. Das entspricht 78 Prozent des aktuellen prozessbedingten Gasbedarfs. 

Um ausreichend klimaneutrale Energie für die benötigte Prozesswärme sicherzustellen, sind laut dem DVGW vier Dinge essenziell:
  • zügiger Hochlauf der H2-Erzeugung und -Importe sowie Bau und Umstellung der entsprechenden Infrastrukturen,
  • Erzeugung von grünem Wasserstoff via Windstrom im Norden und dessen Transport über das H2-Kernnetz in die industriellen Zentren im Süden – parallel zum Bau von Strom-Übertragungsleitungen,
  • Erweiterung des H2-Kernnetzes in konjunkturstarken Regionen wie Baden-Württemberg, um auch dort Industriestandorte mit H2 zu versorgen, sowie der 
  • Erhalt und die Umstellung der Gasverteilnetze, um H2 aus dem Kernnetz in der Fläche zu verteilen und geografisch weit gestreute Standorte zu versorgen.
Aufgrund dieser Ergebnisse plädierte DVGW-Chef Linke für eine „Doppelstrategie“. Neben der notwendigen Elektrifizierung müsse dringen der Ausbau der H2-Infrastruktur erfolgen, um die benötigten erneuerbaren Moleküle bereitstellen zu können. Das Kernnetz wäre in diesem Sinne als Startpunkt der zukünftigen H2-Infrastruktur zu sehen, die kontinuierlich ausgebaut wird und weite Teile der Verteilnetzinfrastruktur mit dem Wasserstoffangebot verbindet. 

Die Studie „Prozesswärme – woher kommt die Energie?“ sowie weitere Informationen sind auf der Seite des DVGW zu finden. 

Mittwoch, 30.10.2024, 12:53 Uhr
Heidi Roider

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