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Der amerikanische Investor Stephen Lynch möchte die Erdgasleitung Nord Stream 2 kaufen – wenn sie zu haben ist.
Lynch sagte dem Wall Street Journal, das sei die einmalige Gelegenheit, die europäische Energieversorgung unter amerikanische Kontrolle zu bringen. Er habe deswegen einen entsprechenden Antrag bei den zuständigen US-Behörden gestellt.
Das ist notwendig, weil die Betreibergesellschaft der Pipeline mit Sanktionen der US-Regierung belegt ist. Neben dem Finanz- und dem Außenministerium seien auch Mitglieder des Senats über die Pläne informiert, heißt es in dem Bericht weiter. Lynch gehe davon aus, dass der Besitz der Pipeline auch als Druckmittel gegenüber Moskau eingesetzt werden könne, wenn es zu Verhandlungen über die Ukraine komme. Lynch hat den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und die republikanische Partei im Wahlkampf finanziell unterstützt und hat schon früher in russische Vermögenswerte investiert. 2022 erhielt er eine Lizenz zur Übernahme der Schweizer Tochter der russischen Sberbank, die ebenfalls mit amerikanischen Sanktionen belegt ist. 2007 ersteigerte Lynch Teile des Energiekonzerns Yukos, dessen Eigentümer, Michail Chodorkowskij, in Moskau in Ungnade gefallen war.
Bislang gehört die Pipeline der in der Schweiz (Zug) registrierten Betreibergesellschaft „Nord Stream 2“, einer hundertprozentigen Tochter des russischen Energiekonzerns Gazprom. Eine Reihe von europäischen Energiekonzernen wie Shell, OMV, Uniper und Wintershall haben sich mit Krediten an der Finanzierung des Projektes beteiligt.
Versteigerung der Pipeline im nächsten Jahr?
Die Betreibergesellschaft hat im März 2022 Insolvenz angemeldet und alle Beschäftigten entlassen, nachdem Russland seine Gaslieferungen in die EU weitgehend eingestellt hatte. Die Pipeline ging kommerziell nie in Betrieb und wurde im September 2022 durch eine Explosion teilweise zerstört.
Nach dem Schweizer Insolvenzrecht müsste sie ihre Schulden bis Ende des Jahres restrukturieren. Sollte das nicht gelingen, würden ihre Vermögenswerte im nächsten Jahr versteigert. Lynch will sich dann an der Auktion dessen, was von der Pipeline übrig ist, beteiligen.
Montag, 25.11.2024, 11:56 Uhr
Tom Weingärtner
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