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Die Verbände der Energiewirtschaft haben einhellig die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die Bundesnetzagentur begrüßt. Sie erinnern gleichwohl an offene Fragen.
Für den Energieverband BDEW erklärte Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae zur Bestätigung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die Bundesnetzagentur (siehe separate Hauptmeldung): „Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg in eine Wasserstoffwirtschaft und ein wichtiges Signal für alle, die künftig Wasserstoff erzeugen oder nutzen möchten.“
Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, müsse im nächsten Schritt der Rahmen für die Leitungen vom Kernnetz zum Kunden, die Verteilnetze, festgelegt werden. Derzeit seien 1,8 Millionen industrielle und gewerbliche Letztverbraucher an das Gas-Verteilnetz angebunden, die potenziell auch an einer klimaneutralen Wasserstoff-Versorgung interessiert seien.
Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) bedauerte, dass bei Verteilnetzbetreibern, die Leitungen ins Kernnetz einbringen wollen, Verunsicherung herrscht. Ihnen fehlten die rechtlichen Grundlagen, um die Umrüstung der bisherigen Gasnetze auf grüne Gase wie Wasserstoff rechtssicher planen und entsprechend investieren zu können. „Auch die Frage der Finanzierung muss für sie geklärt werden“, mahnte Liebing.
Die Brancheninitiative Zukunft Gas erinnerte an die Notwendigkeit, auch Speicher für den Wasserstoff einzurichten. Vorstand Timm Kehler erklärte: „Auch für die Nah- und Fernwärmeversorgung, die künftig durch KWK-Anlagen mit Wasserstoff, seinen Derivaten oder Biomethan erfolgen wird, spielen die Gas-Verteilnetze eine zentrale Rolle.“ Daher müsse auch für diesen Bereich schnell Planungssicherheit folgen.
Politik plant weitere Festlegungen
Der Wasserstoffbeauftragte der Bundesregierung, Andreas Rimkus (SPD), kündigte an: „Mit dem Wasserstoffbeschleunigungsgesetz, das aktuell im Parlament beraten wird, ergreifen wir eine Reihe von Maßnahmen zur Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung für Infrastrukturen des Wasserstoffhochlaufs und stellen damit weitere wichtige Weichen für den Weg in die klimaneutrale Gesellschaft.“
Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates (NWR), hofft, dass weitere wichtige Infrastrukturelemente - wie Verteilnetze, Speicher und Importterminals - als auch eine gezielte Unterstützung für Investitionen in das Wasserstoff-Angebot und die Wasserstoff-Anwendungen, bald folgen.
„Nun muss auch der Produktionshochlauf für heimischen grünen Wasserstoff und die Speichersicherung an Dynamik gewinnen“, mahnte der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Seine Präsidentin Simone Peter meint, die in den Planungen angenommenen Importkapazitäten lägen viel zu hoch und widersprächen den Aussagen in der Nationalen Wasserstoffstrategie sowie den Langfristszenarien des Wirtschaftsministeriums (BMWK). „Die mit dem Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes einhergehende Umgestaltung der Gasnetzinfrastruktur darf nicht zu Lasten der Einspeisung von Biomethan und anderen grünen Gasen gehen. Diese Moleküle sind jetzt bereits verfügbar“, erinnerte Peter.
Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energieagentur (Dena), lobte: „Um das gegenseitige Abwarten bei Investitionsentscheidungen zu durchbrechen, ist die heutige Genehmigung des Kernnetzes wegweisend.“
Dienstag, 22.10.2024, 17:17 Uhr
Susanne Harmsen
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