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Dutzende Öko-Organisationen fordern Stadtwerke auf, aus dem Verband Zukunft Gas auszusteigen. Der Verband spricht von einer Lügen-Kampagne.
Der Druck soll steigen. Mehr als 70 grüne Organisationen haben sich jetzt gegen den Verband Zukunft Gas zusammengeschlossen. In einem gemeinsamen Schreiben appellieren sie an Stadtwerke, dessen "Lobbypolitik nicht länger mit Mitgliedsbeiträgen in Millionenhöhe" zu unterstützen. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören etwa Greenpeace, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Campact, Lobbycontrol und das Umweltinstitut München sowie Bürgerenergiegenossenschaften und Biobetriebe.
"Ein Stadtwerk der Zukunft kann nur sein, wer erkannt hat, dass die Zeit der fossilen Energieträger abgelaufen ist", sagt Henning Peters, Energiereferent am Umweltinstitut München. Der Gasverband verbaut nach Ansicht des Öko-Bündnisses Stadtwerken die Zukunft. Dessen Lobbyarbeit führe dazu, dass die Wärmewende ausgebremst wird, so die Kritiker. Jahrelang habe sich Zukunft Gas für Erdgasimporte aus Russland eingesetzt und so maßgeblich zur aktuellen Gaskrise beigetragen. Heute überbewerte der Verband die zukünftige Verfügbarkeit von Wasserstoff.
"An Fakten nicht interessiert"
Nach Zählung der Organisationen sind mehr als 80 kommunale Versorgungsunternehmen Mitglied bei Zukunft Gas. Vergangenen Juni berichtete Lobbycontrol von 15 Stadtwerken, die binnen eines Jahres ausgetreten seien. "Seitdem haben mehrere weitere Stadtwerke ihren Austritt angekündigt oder vollzogen." Zukunft Gas selber will sich zu konkreten Mitgliederzahlen aktuell nicht äußern. Das Vorgehen von Lobbycontrol bezeichnet Verbandssprecher Charlie Grüneberg als Kampagne, bei der "mit Lügen gearbeitet wird". Ein Austausch zwischen beiden Seiten gibt es nicht. "Vor etwa einem Jahr hatten wir ein Gespräch mit Lobbycontrol und den Eindruck, dass man dort an Fakten nicht interessiert ist", sagt Grüneberg.
Gegen andere Branchenverbände, die Ziele von Zukunft Gas teilen, richtet sich die Aktion nicht. "Stadtwerke sind häufig wichtige Akteure für die lokale Energiewende. Es ist zu befürworten, wenn sie ihre Interessen als lokale Energiewende-Akteure gegenüber der Bundespolitik vertreten lassen, so etwa über eine Mitgliedschaft beim VKU oder BDEW", sagt Henning Peters. Im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft – der BDEW ist selbst bei Zukunft Gas – seien zwar "auch große fossile Unternehmen Mitglied, jedoch auch zahlreiche Unternehmen mit Fokus auf erneuerbare Energien." Innerhalb dieser breit aufgestellten Verbände sollten Stadtwerke sich daher aktiv für Pro-Klimaschutz-Positionen einsetzen.
Als jüngstes Beispiel für einen Austritt nennt das Umweltinstitut München die Stadtwerke Meerbusch, die laut Medienbericht ihre Mitgliedschaft zum Jahresende gekündigt haben. Als Vorbild sieht man auch die Stadtwerke Hof: "Es ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar, dass ein Verein mit seinem Namen Erdgas als Zukunft bezeichnet", zitiert das Umweltinstitut den Hofer Stadtwerkechef Jean Petrahn. Erdgas, so der Geschäftsführer des Kommunalversorgers, sei sicher nicht die Zukunft der Energieversorgung. "Stadtwerke sollten ihre Mitgliedsbeiträge beim Verband Zukunft Gas einsparen und stattdessen in erneuerbare Energien vor Ort investieren."
Mit Blick auf Kunden, die Erdgas als Zukunftslösung sehen, nimmt man in Hof aber anscheinend einen anderen Standpunkt ein. Die Stadtwerke winken mit einem Bonus. "Stellen Sie Ihre Heizung auf Erdgas um, und Sie erhalten von uns einen Umstellbonus", heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Voraussetzung für den Bonus: "Sie bleiben uns nach Abschluss des Hof-Gas-privat-Vertrages drei Jahre treu."
Donnerstag, 27.07.2023, 09:28 Uhr
Manfred Fischer
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