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Großbritannien hat die bisher größte Erneuerbaren-Ausschreibung abgeschlossen. Damit machen sich erste Maßnahmen von Labour bemerkbar, um den zuletzt langsameren Ausbau zu fördern.
Eine Agentur der britischen Regierung hat am 3.
September Finanzierungsverträge für gut 9.600
MW Erneuerbaren-Parks zugeteilt, die bis 2029 bilanziell 11 Millionen der gut 28
Millionen Haushalte auf der Britischen Insel mit Strom versorgen. Der erst seit Juli amtierende Energiesicherheitsminister Ed Miliband von Labour nannte das Ergebnis in einer Regierungsmitteilung die bisher größte und erfolgreichste Erneuerbaren-Auktion des Landes.
Miliband führte es auf Sofortmaßnahmen von Labour zurück, um die Klimaneutralität im britischen Stromsystem 2030 und im ganzen Land 2050 zu erreichen. Großbritannien lasse das „desaströse“ Resultat der 2023er-Ausschreibung, an dem die bis diesen Juli regierenden Konservativen schuld seien, hinter sich.
Die Staatsagentur „Low Carbon Contracts Company“ (LCCC) vergab jetzt in der „Allocation Round 6“ (AR
6) 131
Offshore- und Onshore-Windparks, Photovoltaik-Parks sowie Gezeitenkraftwerke. 2023 waren es 92
Projekte gewesen, darunter erstmals kein Windprojekt auf See. Labour hatte noch im August 2024 das Subventionsbudget um die Hälfte angehoben. Die Preise für die jetzt abgeschlossenen Differenzverträge (CfD) lägen, so
Minister Miliband, wegen hohen Wettbewerbs zwischen 17
und 34
Prozent unter den Höchstwerten.
Die beiden größten Offshore-Projekte EuropasOffshore wurden neun Flächen vergeben, darunter der künftig größte Windpark Europas, „Hornsea
4“ mit 2.400
MW, sowie ein Anteil von 1.080
MW an dem noch größeren Vorhaben „Hornsea
3“, das sich auf 2.955
MW beläuft. Die Flächen gingen an den dänischen Orsted-Konzern, der bereits die ersten beiden „Hornsea“-Parks vor der Küste von Yorkshire betreibt. Orsted will alle vier Abschnitte laut Konzernmitteilung zum weltgrößten zusammenhängenden Windpark-Cluster zusammenfassen, das 8.000
MW umfasst. Zu „Hornsea
4“ soll in den nächsten 18
Monaten die Investitionsentscheidung fallen.
Labour hatte den Höchstwert auf See um 66
Prozent und das Ausbauziel bis 2030 um 10.000
MW auf 60.000
MW erhöht. Das ist eine Vervierfachung gegenüber der jetzigen installierten Leistung. Es gehe zwar „in die richtige Richtung“, erklärte Giles Dickson, Chef des Dachverbandes Wind Europe. Allerdings sei die diesjährige Zuschlagsmenge von 5.400
MW zu wenig, um das neue Ziel zu erreichen. RWE-Landeschef Tim Glover wies darauf hin, dass immer noch nur 30
Prozent der zuschlagfähigen Seeflächen zum Zuge gekommen seien.
Rekordvorhaben in Floating und GezeitenkraftwerkenZu den neuen Offshore-Zuschlägen zählen auch das weltweit größte kommerzielle Floating-Wind-Vorhaben, „Green Volt“ mit 400
MW in schottischen Gewässern. Der schwimmende Offshore-Windpark des gleichnamigen Projektierers soll die doppelte Leistung wie alle anderen bestehenden Projekte in Europa haben und 2028/29 ans Netz gehen. Ebenfalls wurden sechs Gezeitenkraftwerke bezuschlagt, die lediglich auf zusammen 28
MW kommen werden, was aber immer noch der Hälfte der weltweit heute vorhandenen Leistung entspricht.
Vergeben wurden auch knapp 1.000
MW Onshore-Wind, nachdem Labour einen faktischen Baustopp aufgehoben hatte. Auch 115 Wind-PV-Kombiparks gingen unter den Hammer. RWE sicherte sich nach eigenen Angaben drei Onshore-Windparks und zwei Solarparks mit insgesamt 218
MW.
Auf der Britischen Insel bewerben sich Projektierer um zweiseitige Differenzverträge (CfD), deren Höchstwerte die Regierung technologiespezifisch festlegt. Onshore-Wind etwa ging zu 50,90
Pfund/MWh weg. „Zweiseitig“ bedeutet, dass die jetzt Bezuschlagten ihre künftigen Stromerlöse oberhalb von umgerechnet 60,40
Euro/MWh an die staatliche CfD-Agentur abgeben müssen. Liegen sie darunter, gleicht die LCCC die Differenz aus. Bei Offshore-Wind müssen die Projektierer auch die gesamte Stromanbindung ans Land bezahlen und sie später wegen der Netzentflechtung veräußern.
Die CfD-Preise sind aufs Jahr 2012 inflationsindexiert. Das heißt, die 60,40
Euro/MWh entsprächen in diesem Jahr schon gut 89
Euro/MWh und 2026, wenn die ersten Onshore-Parks dieser Runde in Betrieb gehen sollen, bei einer angenommenen Inflation von 3
Prozent und gleichem Wechselkurs bereits gut 100
Euro/MWh. Im letzten CfD-Jahr 2040 wären es unter diesen Prämissen 143
Euro/MWh. In Deutschland bleibt der Zuschlagspreis fix, allerdings auf gut 20
Jahre, und es wird nichts zurückgezahlt.
Britische CfD-Preise am 3. September 2024Technologie | Bezuschlagter CfD-Preis (brit. Pfund/MWh) | Umrechnung in Euro/MWh |
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Offshore-Wind, neu | 58,87 | 69,86 |
Offshore-Wind, von früheren CfD abgespaltene Projekte („permitted reduction“) | 54,23 | 64.35 |
Onshore-Wind | 50,90 | 60,40 |
Floating Wind | 139,93 | 166,05 |
PV | 50,07 | 59,42 |
Gezeitenkraftwerke | 172 | 204,10 |
(Quelle und Einzelresultate:
britische Regierung)
Mittwoch, 4.09.2024, 12:15 Uhr
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