Braumeister Andreas Keller im Lagerkeller der Dampfbierbrauerei. Quelle: 1. Dampfbierbrauerei Zwiesel
Intelligente Sensoren haben bei einer Brauerei im Bayerischen Wald das Raumklima und die Produktionsanlagen im Blick. Das Energiemanagementsystem wird von Bayernwerk Netz gestellt.
Bekannt ist die 10.000 Einwohner zählende Stadt Zwiesel im Bayerischen Wald für ihre Glasindustrie und die Kristallmanufakturen. Liebhaber von obergärigem Bier mag auch die sogenannte "1. Dampfbierbrauerei Zwiesel" ein Begriff sein. Dort testet die Regensburger Netztochter der Bayernwerk AG seit sechs Monaten ihr eigens entwickeltes System für Energiemanagement (EMS) im Feldeinsatz. Nun vermelden die Bayernwerk Netz GmbH und die Brauerei erste Erfolge bei der "deutlichen Verbesserung" der Energieeffizienz. Zusammen wollen sie die Energiekosten in der Brauerei zusätzlich zu den bestehenden Maßnahmen um 20 Prozent senken.
Die Netztochter hat ihr EMS auf die individuellen Energieflüsse der Brauerei zugeschnitten. Sensoren erfassen in allen für die Produktion relevanten Räumen Temperatur, CO2-Gehalt und Luftfeuchtigkeit und visualisieren diese im EMS "EnergiePortal Business". Diese Transparenz ist für Braumeister Andreas Keller wichtig. "In der Brauerei brauche ich vor allem konstant die richtigen Lagertemperaturen, dass ich optimale Qualität des Bieres gewährleisten kann", erklärt Keller. Gleichzeitig müsse er Ausreißer und die Energieverbräuche im Blick haben.
Gärkohlensäure permanent im Blick
Als Ziele definierten die Partner jeweils individuelle Schwellenwerte. Bei kritischen Werten konnte der Braumeister in Echtzeit auf seinem Tablet alarmiert werden und sofort reagieren. Beim Kohlendioxid sind dies etwa 1.000 ppm CO2, da in der Brauerei durch die entstehende Gärkohlensäure gewisse Risiken für das Personal entstehen. Wird dieser Wert erreicht oder gar überschritten, ertönt ein Alarm auf dem mobilen Gerät des Braumeisters.
Neben der höheren Sicherheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten hierdurch vor allem Energieverbräuche konsequent reduziert und Kosten eingespart werden. Flaschenfüller, Flaschenwaschmaschine und Sudhaus wurden zudem mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet, um ineffiziente Energieverbraucher zu erkennen – weitere seien bereits in Planung, wie es aus Zwiesel heißt.
Veränderungen am Energiemarkt, stark gestiegene Energiekosten vor allem bei Strom, Gas und Rohstoffkosten und ein sich stark verändertes Marktumfeld hätten dazu geführt, die Brauerei radikal neu zu denken, wie Mark Pfeffer anführt. Der Eigentümer der Dampfbierbrauerei nennt die vorhandene Hardware, die entweder nachgerüstet oder neu installiert worden ist. Durch die Echtzeitenergieprofile und Lastkurven des Energiemanagementsystems ließen sich Lastspitzen erkennen. Durch diese neue geschaffene Transparenz und Smartifizierung der Anlagen könnten Produktionspläne kosteneffizienter durchgeführt werden.
Pfeffer: "Als Traditionsbrauerei wollen wir auch mit digitalen Techniken in die Zukunft gehen, um unsere Prozesse zu optimieren. Wir wollen unsere Gebäude, Räume und vor allem auch Maschinen als digitales Abbild erschaffen, mit dem Ziel, Ineffizienzen und manuelle Prozesse Schritt für Schritt zu verbessern."
Freitag, 10.02.2023, 12:23 Uhr
Davina Spohn
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