Deneff-Jahreskongress in Berlin. Quelle: E&M / Stefan Sagmeister
Warum die All-Electric-Society weiterhin das Modell der Zukunft ist, erläuterte Staatssekretär Stefan Wenzel beim Deneff-Jahreskongress.
Sein Vater habe in der Innenseite der Dusche einen Aufkleber zum Wassersparen angebracht, lautete das Eingangs-Bonmot von Stefan Wenzel beim Jahreskongress des Effizienzverbandes Deneff in Berlin. Was Wenzel, Baujahr 1962, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, damit sagen wollte, Energiesparen und Energieeffizienz sind schon lange ein Thema. Allerdings: Die Qualität des Themas habe sich im Laufe der Jahre verändert.
Eine neue Dynamik habe das Thema Energieeffizienz nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine erhalten, so Wenzel. Durch den Stopp der russischen Gaslieferung und der einhergehenden Preisexplosion bei den Energiekosten stand die Energieeffizienz auf einmal ganz oben auf der politischen Agenda.
„Denken Sie nur an den Re-Power-Plan der EU, der im Zuge des russischen Angriffs verabschiedet wurde“, sagte Wenzel im gut gefüllten Plenum in der Berliner Malzfabrik. Damit wolle die EU die fossile Abhängigkeit von Russland beenden; zentrale Themen sind dabei unter anderem der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz.
Direkte Stromnutzung effektiverVor allem mit Strom als Energiequelle soll das gelingen. „Elektrifizierung ist hier ein ganz zentrales Thema“, so der Staatssekretär, der auch Parteimitglied der Grünen ist. Der direkte Einsatz von Strom sei bekannterweise viel effizienter als das Verbrennen von Brennstoffen zur Energieerzeugung.
Wenzel unterlegte das mit Zahlen. „Der Ersatz einer Ölheizung durch eine Wärmepumpe spart bis 75 Prozent an Primärenergie.“ Die Einsparung lasse sich noch erhöhen, wenn man beispielsweise noch oberflächennahe Geothermie mit einsetze.
Gleiches gelte für die Elektromobilität. Beim Umstieg von einem alten Verbrenner auf ein E-Auto können ebenfalls bis zu 75 Prozent an Primärenergie eingespart werden. „Jedes Elektroauto, das heute auf den Straßen fährt, ist im Grunde ein 1-Liter-Auto.“
Sein Fazit: „50 Prozent der Primärenergie, die wir heute verbrauchen, können wir schlicht und einfach einsparen.“ Alle diese Energie müsse nicht produziert und gefördert werden, müsse nicht importiert und gekauft werden.
Auch CCS gehört „höchstwahrscheinlich“ dazuVier Komponenten nannte Wenzel, um das Energiesystem zu transformieren. „Efficiency first, das ist das größte Potenzial, das wir haben.“ Der zweite Punkt sei die Elektrifizierung. Drittens: Wo das schwer oder nicht möglich sei – Stahlproduktion, Flugverkehr, Schifffahrt – werde man auf Wasserstoff zurückgreifen. Punkt vier: In anderen Bereichen, wo unvermeidliche CO2-Emissionen anfallen, wie in der Zementherstellung oder auch im Abfallbereich, komme „höchstwahrscheinlich“ CCS, also die Abscheidung und Lagerung von CO2, zum Einsatz.
Allerdings machten in diesem System Wasserstoff und CCS nur 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs aus. „80 Prozent adressieren wir mit Elektrifizierung und Energieeffizienz. Das ist das, was mit All-Electric-Society gemeint ist. Jetzt gilt es, diese Potenziale zu heben“, so Wenzel.
Vor allem im Wärmebereich und im Verkehr seien diese Potenziale hoch. Wenzel setzt hier in erster Linie auf private Investitionen. Die Politik versuche hier verlässliche Rahmenbedingungen für eine verlässliche Planung zu setzen, gepaart mit einer sinnvollen Förderung.
Was in dem Bereich auch wichtig sei, ist die entsprechende Kommunikation. Hier spielten Verbände wie der Deneff ein „eine ganz zentrale Rolle“, sagte Wenzel. Denn das Thema Effizienz spiele vor allem im Wärmemarkt eine zentrale Rolle. Da brauche es gute Berater, da brauche es guten Service – und starke Verbände.
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Sprach über die All-Electric Society: Staatssekretär Stefan Wenzel Quelle: E&M / Stefan Sagmeister |
Donnerstag, 13.06.2024, 13:04 Uhr
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