Kraftwerksstandort Marbach Quelle: EnBW
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat eine neue Netzstabilitätsanlage am Kraftwerksstandort Marbach offiziell mit dem Auftraggeber Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW angeschaltet.
Die neue Netzstabilitätsanlage in Marbach am Neckar (Baden-Württemberg) wurde am 14.
Februar feierlich in Betrieb genommen. Es handelt sich eigentlich um ein klassisches Öl-Kraftwerk, das aber als „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“ nach §11
Abs.
3 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) betrieben wird. Es erzeugt also keinen marktlichen Strom für den allgemeinen Bedarf, sondern dient ausschließlich der Absicherung der Netzstabilität im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Transnet
BW.
„Die Anlage in Marbach ist notwendig, damit die Transformation unseres Energiesystems hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung bei gleichzeitiger Gewährleistung der Versorgungssicherheit gelingen kann“, erklärte Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung bei der EnBW anlässlich der Inbetriebnahme. „Sie ist von vornherein nicht dafür gedacht, gegebenenfalls ausfallende Kraftwerksleistung zu ersetzen oder den Energiemarkt zu beeinflussen.„
Sie soll in Situationen zum Einsatz kommen, in denen im Übertragungsnetz Betriebsmittel, wie zum Beispiel Transformatoren, Umspannwerke oder Teile des Netzes, ausfallen und ein kritischer Zustand im Stromnetz entsteht. “In diesem Fall kann das Kraftwerk die Netzstabilität kurzfristig wiederherstellen“, so Class weiter. Die Anlage wurde als offene Gasturbine errichtet, die mit extraleichtem Heizöl (HEL) betrieben wird. Sie verfügt über eine Feuerungswärmeleistung von 940
MW und eine elektrische Leistung von rund 300
MW.
Geeigneter StandortDie Entscheidung für den Standort Marbach fiel aufgrund der vorhandenen Infrastruktur, der bereitstehenden Flächen und wirtschaftlicher Überlegungen, erläuterte Tobias Egeler, Leiter Netzwirtschaft und Digitalisierung bei Transnet
BW: „Wir sind der Stadt Marbach sehr dankbar, dass die Anlage hier stehen darf.“
„Die neue Netzstabilitätsanlage leistet einen wichtigen Beitrag für unsere Energiezukunft, weshalb wir das Projekt auch im Gemeinderat konstruktiv begleitet haben“, ergänzte Jan Trost, Bürgermeister von Marbach.
Die Inbetriebnahme der Anlage war ursprünglich für das Jahr 2022 vorgesehen: „Die Verzögerung hatte externe Ursachen, vor allem krisenbedingte Lieferschwierigkeiten wichtiger Zulieferteile, Werksschließungen in Pandemiezeiten und auch einen Bauteilschaden, den es zu beheben galt”, berichtete Projektleiter Florian Hennies. “Umso mehr freuen wir uns, dass die Anlage in den Wochen der sogenannten ‚heißen Inbetriebnahme‘ sämtliche strengen Tests und Zertifizierungen bestanden hat und Ende September 2024 zuverlässig und sicher in Betrieb gehen konnte.“
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Bei der Eröffnung der Netzstabilitätsanlage (v.l.) EnBW-Projektleiter Florian Hennies, Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung der EnBW, Marbachs Bürgermeister Jan Trost und Tobias Egeler, Leiter Netzwirtschaft Transnet BW Quelle: EnBW |
HintergrundDie Errichtung der neuen Anlage geht auf einen Beschluss der Bundesnetzagentur von 2018 zurück und soll die Netzstabilität in Süddeutschland sichern. Sogenannte „besondere netztechnische Betriebsmittel“ wie in Marbach dürfen während ihres Betriebs nicht am Strommarkt teilnehmen. Diese Anlagen werden ausschließlich auf Anforderung der Übertragungsnetzbetreiber und in Krisensituationen eingesetzt. Sie sind dabei deutlich schneller verfügbar als die – meist aus älteren Anlagen gebildete – bereits existierende Netzreserve.
Auf demselben Kraftwerksgelände plant die EnBW zudem einen Großbatteriespeicher. Mit einer Kapazität von 100.000
kWh und einer Leistung von 100
MW wird es sich dabei um den größten entsprechenden Speicher im Erzeugungsbereich der EnBW handeln. Der Großbatteriespeicher nutzt die vorhandene Infrastruktur vor Ort gemeinsam mit der Netzstabilisierungsanlage, unter anderem den Netzanschluss. Dies erlaubt Synergien im Projekt. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant.
Montag, 17.02.2025, 11:50 Uhr
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