Solarpark im Braunkohletagebau der Mibrag bei Leipzig. Quelle: Mibrag
Die klimaschädlichen Methan-Emissionen aus dem Braunkohletagebau werden nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unterschätzt. Methan gilt als zweitgrößter Treibhausgasverursacher.
Nach einer Studie, die die DUH und die Denkfabrik „Ember Climate“ veröffentlicht haben, könnte der Braunkohletagebau in Deutschland 184-mal mehr Methan emittieren als offiziell angegeben. Die Umweltorganisation fordert deshalb nationale sektorenübergreifende Methan-Minderungsstrategie von der Bundesregierung mit konkreten Zielen und Maßnahmen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, erklärte dazu: „Um die 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalten, müssen die weltweiten Methan-Emissionen massiv sinken. Die Bundesregierung hat sich mit dem ‚Global Methane Pledge‘ dazu verpflichtet, hierzu einen Beitrag zu leisten. Doch das ist nur ein leeres Versprechen, solange Deutschland gleichzeitig einen wesentlichen Teil seiner Emissionen um einen möglicherweise dreistelligen Faktor zu niedrig angibt.“
Es brauche, so Müller-Kraenner, dringend eine unabhängige Messoffensive, vor allem bei der Braunkohle, wo die Verfehlung besonders groß ist. Das Methan-Problem betreffe aber auch andere Sektoren, vor allem die Landwirtschaft.
Satellitenbilder belegen nach Angaben der DUH besonders hohe Methan-Emissionen aus den Tagebauen Hambach und Welzow-Süd sowie aus den Tagebauseen des Lausitzer Seenlands. Die offizielle Emissionsberichterstattung basiere auf Zahlen des RWE-Tochterunternehmens Rheinbraun AG aus den 80er Jahren. Danach gebe Deutschland an, nur 1 Prozent der Methan-Emissionen aus Braunkohle in der EU auszustoßen – obwohl es für 44 Prozent der Produktion des fossilen Brennstoffs verantwortlich sei.
Sabina Assan, Methan-Analystin bei Ember Climate: „Die deutschen Braunkohletagebaue sind noch viel schmutziger, als die Regierung denkt. Als ‚Champion‘ des Global Methane Pledge sollte Deutschland konsequent Methanmessungen und -minderungen umsetzen. Stattdessen fliegt das Land beim zweitgefährlichsten Klimagas im Blindflug.“ Als erster Schritt müsse die Informationslücke zwischen geschätzten und tatsächlichen Emissionen geschlossen werden.
Mittwoch, 10.04.2024, 11:33 Uhr
Günter Drewnitzky
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