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Energie & Management > Vertrieb - DEW 21 stoppt Neukunden-Geschäft von Discounttochter
Quelle: Pixabay / Stefan Schweihofer
Vertrieb

DEW 21 stoppt Neukunden-Geschäft von Discounttochter

Der Discounter Stadtenergie des Dortmunder Regionalversorgers DEW 21 soll Tausende Kunden betrogen haben. Die Muttergesellschaft hat das Neukundengeschäft „bis auf Weiteres“ gestoppt.
Der Schriftzug am Eingang ist weg, das Geschäft geschlossen: Der Reporter der Ruhrnachrichten hätte sich den Weg zum Dortmunder Strom- und Gasdiscounters „stadtenergie“ sparen können. So still es im „Ladenlokal“ des Tochterunternehmens des Regionalversogers DEW 21 geworden ist – hinter den Kulissen brennt offenbar die Hütte. Wie die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtet, soll der Discounter Tausende Kunden betrogen haben.

Der bundesweite Anbieter soll falsche Rechnungen ausgestellt und teils viel zu hohe Tarife berechnet haben. Die Muttergesellschaft selbst spricht von „Unregelmäßigkeiten bei einzelnen Kunden- und Kundinnenabrechnungen“, zu denen es in den Jahren 2022 und 2023 gekommen ist. Die Ruhrnachrichten wollen aus gut informierten Kreisen erfahren haben, dass der Schaden einen „zweistelligen Millionenbetrag in unterer bis mittlerer Höhe“ ausmachen könnte, bis zu 30.000 Kunden könnten betroffen sein, heißt es.

Bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist der Dortmunder Billig-Anbieter kein unbeschriebenes Blatt. „Wir verzeichnen seit mehreren Jahren immer wieder Beschwerden von Verbrauchern über Stadtenergie“, berichtet Gregor Hermanni, Referent für Energierecht bei der VZ, gegenüber der Redaktion. Dabei gehe um es verspätete Rechnungstellungen, vermutete Guthaben, die nicht ausgezahlt worden sind, und um Abschlagserhöhungen. Zudem hätten sich Verbraucher beschwert, weil sich die Kommunikation mit dem Unternehmen schwierig gestalten soll.

Sondersitzung des Aufsichtsrats

Zur Schadenshöhe infolge der fehlerhaften Abrechnungen äußert sich DEW 21 nicht. Doch in der Konzernzentrale am Günter-Samtlebe-Platz soll Entsetzen und Kopfschütteln über das Gebaren der Unternehmenstochter herrschen. Die Aufsichtsräte sollen seit Anfang Mai, nach einer eigens einberufenen Sitzung, im Bilde sein.

Festgestellt hat DEW 21 die fragwürdigen Abrechnungen nach eigenen Angaben im Frühjahr „im Rahmen des Jahresabschlusses 2023“. Unmittelbar danach habe man Maßnahmen bei der Tochtergesellschaft eingeleitet. Eine Führungskraft habe man umgehend freigestellt, externe Experten seien mit der Untersuchung des Vorfalls betraut worden. Auch habe man die Staatsanwaltschaft kontaktiert, eine Strafanzeige sei bislang nicht erstattet worden.

Die Geschäftsaktivitäten von Stadtenergie sind auf das Nötige beschränkt: Vor dem Hintergrund der identifizierten Unregelmäßigkeiten und der derzeit laufenden Aufklärung des Sachverhalts habe man sich dazu entschieden, das Geschäft mit Neukunden „bis auf Weiteres zu stoppen“, erklärt eine Sprecherin von DEW 21 zur Redaktion. „So können wir uns voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren. Parallel prüfen wir selbstverständlich auch die dahinterliegenden Prozesse und Systeme, um diese für die Zukunft zu optimieren und Schwachstellen auszubessern.“

Für Bestandskunden ändere sich nichts, sie könnten das Kundenportal sowie den Stadtenergie-Service wie gewohnt nutzen. Verbraucher, die von einer fehlerhaften Abrechnung betroffen sind, will man „schnellstmöglich“ informieren und deren Abrechnungen korrigieren.

Rote Zahlen in der Bilanz

Inwieweit Erkenntnisse auf ein möglicherweise rechtswidriges Verhalten von Verantwortlichen vorliegen, ließ die Unternehmenssprecherin nicht durchblicken. Nach Informationen der Lokalzeitung ist noch nicht klar, ob Mitarbeiter in die eigene Tasche abgezwackt haben. Oder ob etwa mit falschen Abrechnungen die Bilanz hätte verbessert werden sollen.

Laut Geschäftsberichten hat sich der Erfolg des Strom- und Discounters in Grenzen gehalten. Die Gewinn- und Verlustrechnung für die Jahre 2021 und 2022 weist jeweils einen Jahresüberschuss von null Euro aus. Das Ergebnis nach Steuern lag 2022 bei minus 7,3 Millionen Euro, 2021 waren es minus 12,2 Millionen Euro.

Die Umsatzerlöse stiegen von 18 Millionen auf 91,6 Millionen Euro. Dieses Plus im Jahr 2022 resultierte „insbesondere absatzbedingt aus einem deutlichen Anstieg der Kundenanzahl im abgelaufenen Geschäftsjahr“, erklärte das Management. DEW 21 stellte dem Discounter liquide Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zur Finanzierung des Ausbaus der Gesellschaft bereit.

Freitag, 24.05.2024, 16:49 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Vertrieb - DEW 21 stoppt Neukunden-Geschäft von Discounttochter
Quelle: Pixabay / Stefan Schweihofer
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DEW 21 stoppt Neukunden-Geschäft von Discounttochter
Der Discounter Stadtenergie des Dortmunder Regionalversorgers DEW 21 soll Tausende Kunden betrogen haben. Die Muttergesellschaft hat das Neukundengeschäft „bis auf Weiteres“ gestoppt.
Der Schriftzug am Eingang ist weg, das Geschäft geschlossen: Der Reporter der Ruhrnachrichten hätte sich den Weg zum Dortmunder Strom- und Gasdiscounters „stadtenergie“ sparen können. So still es im „Ladenlokal“ des Tochterunternehmens des Regionalversogers DEW 21 geworden ist – hinter den Kulissen brennt offenbar die Hütte. Wie die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtet, soll der Discounter Tausende Kunden betrogen haben.

Der bundesweite Anbieter soll falsche Rechnungen ausgestellt und teils viel zu hohe Tarife berechnet haben. Die Muttergesellschaft selbst spricht von „Unregelmäßigkeiten bei einzelnen Kunden- und Kundinnenabrechnungen“, zu denen es in den Jahren 2022 und 2023 gekommen ist. Die Ruhrnachrichten wollen aus gut informierten Kreisen erfahren haben, dass der Schaden einen „zweistelligen Millionenbetrag in unterer bis mittlerer Höhe“ ausmachen könnte, bis zu 30.000 Kunden könnten betroffen sein, heißt es.

Bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist der Dortmunder Billig-Anbieter kein unbeschriebenes Blatt. „Wir verzeichnen seit mehreren Jahren immer wieder Beschwerden von Verbrauchern über Stadtenergie“, berichtet Gregor Hermanni, Referent für Energierecht bei der VZ, gegenüber der Redaktion. Dabei gehe um es verspätete Rechnungstellungen, vermutete Guthaben, die nicht ausgezahlt worden sind, und um Abschlagserhöhungen. Zudem hätten sich Verbraucher beschwert, weil sich die Kommunikation mit dem Unternehmen schwierig gestalten soll.

Sondersitzung des Aufsichtsrats

Zur Schadenshöhe infolge der fehlerhaften Abrechnungen äußert sich DEW 21 nicht. Doch in der Konzernzentrale am Günter-Samtlebe-Platz soll Entsetzen und Kopfschütteln über das Gebaren der Unternehmenstochter herrschen. Die Aufsichtsräte sollen seit Anfang Mai, nach einer eigens einberufenen Sitzung, im Bilde sein.

Festgestellt hat DEW 21 die fragwürdigen Abrechnungen nach eigenen Angaben im Frühjahr „im Rahmen des Jahresabschlusses 2023“. Unmittelbar danach habe man Maßnahmen bei der Tochtergesellschaft eingeleitet. Eine Führungskraft habe man umgehend freigestellt, externe Experten seien mit der Untersuchung des Vorfalls betraut worden. Auch habe man die Staatsanwaltschaft kontaktiert, eine Strafanzeige sei bislang nicht erstattet worden.

Die Geschäftsaktivitäten von Stadtenergie sind auf das Nötige beschränkt: Vor dem Hintergrund der identifizierten Unregelmäßigkeiten und der derzeit laufenden Aufklärung des Sachverhalts habe man sich dazu entschieden, das Geschäft mit Neukunden „bis auf Weiteres zu stoppen“, erklärt eine Sprecherin von DEW 21 zur Redaktion. „So können wir uns voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren. Parallel prüfen wir selbstverständlich auch die dahinterliegenden Prozesse und Systeme, um diese für die Zukunft zu optimieren und Schwachstellen auszubessern.“

Für Bestandskunden ändere sich nichts, sie könnten das Kundenportal sowie den Stadtenergie-Service wie gewohnt nutzen. Verbraucher, die von einer fehlerhaften Abrechnung betroffen sind, will man „schnellstmöglich“ informieren und deren Abrechnungen korrigieren.

Rote Zahlen in der Bilanz

Inwieweit Erkenntnisse auf ein möglicherweise rechtswidriges Verhalten von Verantwortlichen vorliegen, ließ die Unternehmenssprecherin nicht durchblicken. Nach Informationen der Lokalzeitung ist noch nicht klar, ob Mitarbeiter in die eigene Tasche abgezwackt haben. Oder ob etwa mit falschen Abrechnungen die Bilanz hätte verbessert werden sollen.

Laut Geschäftsberichten hat sich der Erfolg des Strom- und Discounters in Grenzen gehalten. Die Gewinn- und Verlustrechnung für die Jahre 2021 und 2022 weist jeweils einen Jahresüberschuss von null Euro aus. Das Ergebnis nach Steuern lag 2022 bei minus 7,3 Millionen Euro, 2021 waren es minus 12,2 Millionen Euro.

Die Umsatzerlöse stiegen von 18 Millionen auf 91,6 Millionen Euro. Dieses Plus im Jahr 2022 resultierte „insbesondere absatzbedingt aus einem deutlichen Anstieg der Kundenanzahl im abgelaufenen Geschäftsjahr“, erklärte das Management. DEW 21 stellte dem Discounter liquide Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zur Finanzierung des Ausbaus der Gesellschaft bereit.

Freitag, 24.05.2024, 16:49 Uhr
Manfred Fischer

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