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Der BDEW erklärte für die deutsche Energiewirtschaft, dass diese um ihre große Verantwortung für die Versorgungssicherheit weiß und sie auch in der Krise mit Russland wahrnimmt.
In einem Statement des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heißt es: "Wir unterstützen die Bemühungen der europäischen Institutionen und insbesondere der deutschen Bundesregierung, die Versorgungssicherheit auf einem möglichst hohen Niveau zu gewährleisten und gleichzeitig im europäischen Verbund mit aller Klarheit und Entschiedenheit gegenüber der russischen Regierung aufzutreten."
Deutschland werde trotz aller Bemühungen zur Eigenversorgung auch weiterhin ein Energie-Import-Land bleiben, räumt der BDEW ein. Die Versorgung aus vielfältigen Quellen sei ein Weg zu mehr Sicherheit. Man nehme aber auch das Thema der Bezahlbarkeit von Energie ernst. Dieses könne nur in einem gemeinsamen Ansatz von Politik und Energiewirtschaft gelöst werden. Folgen der Ukraine-Krise würden einen unübersehbaren Einfluss auf die Beschaffung der Unternehmen haben und somit auf die Preisbildung.
Stabile Versorgung wird gesichert
Daher sei der schnelle und massive Ausbau der erneuerbaren Energien mehr denn je entscheidend, um die Energieversorgung Deutschlands perspektivisch unabhängiger von Kohle-, Gas- und Ölimporten zu machen. Der BDEW stehe darüber hinaus mit seinen Mitgliedsunternehmen und den zuständigen Behörden im engen Austausch, um die Bedrohungslage für die Energie- und Wasserwirtschaft durch Cyberangriffe fortwährend zu bewerten.
Der Verband unterstütze die Bemühungen von Entso-E, das ukrainische Übertragungsnetz so schnell wie möglich mit dem europäischen Verbundnetz zu synchronisieren. Dabei müssten die Risiken für die Stabilität des Verbundnetzes so weit wie möglich reduziert werden. Die Gasversorger gehen davon aus, dass sie in diesem Winter ihre Lieferverpflichtungen notfalls unabhängig von Lieferungen aus Russland erfüllen können. Auch würden im Ernstfall vertraglich geregelte Abschaltvereinbarungen mit der Industrie oder der Wechsel auf andere Energieträger die Nachfrage nach Gas drosseln.
Gas und Kohle reichen bis zum Frühjahr
Die Energiewirtschaft unterstütze die Bundesregierung in dem Bemühen, den Beitrag von Gasspeichern zur Versorgungssicherheit krisenfest zu machen. Unabdingbares Ziel sei es, mit ausreichend gefüllten Gasspeichern in den nächsten Winter zu gehen und dies auch nachhaltig sicherzustellen. Die ebenfalls essenzielle Aufgabe von Gasspeichern, saisonale und kurzfristige Schwankungen im Gasbedarf auszugleichen (Systemwert) und den Gashandel zu optimieren (Marktwert), müsse dabei bestmöglich erhalten werden.
Für die Kohleverstromung reichten die Bestände in den Steinkohle-Lagern in Deutschland aktuell etwa bis Mai 2022. Einzelne Unternehmen erwarteten in den kommenden Wochen weitere Lieferungen aus Russland. Notfalls wären Lieferungen aus anderen Ländern möglich. Ein anvisierter Kohleausstieg vor dem Jahr 2038 sei unter der Bedingung von Substitutionen durch erneuerbare Energien und die erforderliche gesicherte Leistung weiterhin möglich, schreibt der Verband.
Heimisches Biogas als wichtiger Baustein
Mittelfristig werde vor allem der massive Ausbau erneuerbarer Energien, eine diversere Beschaffungsstruktur und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bedeutsam für eine auf diversifizierten Energieströmen basierende Versorgungssicherheit sein, um unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Hierbei werde die Energiewirtschaft eine treibende Rolle spielen, versichert der BDEW. Die Bundesregierung sollte prüfen, inwieweit Planungs- und Genehmigungsverfahren für eine LNG-Infrastruktur deutlich beschleunigt werden können.
Auch heimisches Biogas sei ein wichtiger Baustein, für den Klimaschutz und die Unabhängigkeit von Erdgasimporten. Auf Erdgasqualität aufbereitet und als Biomethan in die vorhandene Gasinfrastruktur eingespeist, könne es jederzeit gespeichert und zu den Verbrauchern transportiert werden. Nur könnten aufgrund nicht ausreichender Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel der entsprechenden Anerkennung im Bereich des Wärmemarktes, aktuell die Potenziale nicht ausgeschöpft werden. Hier gelte es, kurzfristig die rechtlichen Voraussetzungen zu verbessern, auch für den Import von Biogas, fordert der Branchenverband abschließend.
Dienstag, 1.03.2022, 14:22 Uhr
Susanne Harmsen
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