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Energie & Management > Wärme - CO2-Preise im Wärmemarkt zu niedrig
Quelle: Fotolia / sasel77
Wärme

CO2-Preise im Wärmemarkt zu niedrig

Eine Studie des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart hat die Auswirkungen des CO2-Preises im Wärmemarkt untersucht.
Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral wirtschaften. „Für einen klimaneutralen Wärmebetrieb müsste der CO2-Preis bereits in den nächsten Jahren deutlich steigen“, so die Botschaft der Forschenden der Universität Stuttgart in einer Wärmemarktstudie für das Kopernikus-Projekt Ariadne.

Im Fazit der Studie heißt es, mittel- und insbesondere langfristig seien CO2-Preise von 275 Euro pro Tonne oder sogar 355 Euro pro Tonne bis zum Jahr 2045 erforderlich, um die angestrebten Minderungen zu erzielen. Hohe CO2-Preise seien sinnvoll, um wenig Anreize zu schaffen, sich eine fossile Heizung anzuschaffen.

Seit dem Jahr 2021 gibt es eine Besteuerung des CO2-Ausstoßes im Wärmemarkt über das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG). Mit 25 Euro pro Tonne CO2 begonnen, soll der Preis für Emissionen im Gebäudesektor bis zum Jahr 2025 auf mindestens 55 Euro pro Tonne CO2 steigen. Die Mindestpreise, wie im BEHG vorgesehen, haben zwar durchaus „hohe Minderungen zur Folge“, langfristig seien aber deutlich höhere Preise erforderlich, „wenn der Gebäudesektor dekarbonisiert werden soll“.

Allerdings produziert das Instrument des CO2-Preises ein Dilemma: Ein sehr schneller und sehr starker Anstieg des CO2-Preises bis 2025 habe nur einen begrenzten Effekt auf Emissionseinsparungen – bei einer vergleichsweise starken Belastung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Denn der Wärmemarkt ist träge. „Viele Investitionsentscheidungen für Bauvorhaben und Sanierungen sind bereits gefallen und wirken noch auf Jahre nach.“

Anderseits führe ein verzögerter Anstieg des CO2-Preises über einer längeren Zeitraum zu mehr Emissionen, da die Umstellung von Öl und Gas auf erneuerbare Energien durch den fehlenden Preisdruck deutlich später erfolgt. „Die verpassten Emissionsminderungen sind auch durch einen rapiden Anstieg dann nicht mehr aufzuholen.“

Den größten Einfluss haben hohe Energiepreise

Neben den CO2-Preisen zeigt sich bei den CO2-Emissionen eine gewisse Abhängigkeit von weiteren Parametern. Sowohl die Sanierungsrate in den Gebäuden, die ebenfalls vom CO2-Preis beeinflusst wird, als auch die Importpreise für fossile Energieträger sind wichtige Stellschrauben für die Wärmewende.

Untersucht haben die Forschenden auch die Auswirkungen der stark gestiegenen Energiepreise auf die Emissionen im Wärmemarkt. Das Ergebnis: „Die höchsten Auswirkungen haben allerdings die Import-Preise für Öl oder Gas“. Der Preisschock aufgrund des Einmarsches der russischen Armee in die Ukraine zeigt in den Szenarien der Studie, dass die Wärmeerzeugung bereits kurzfristig weniger fossil werde. „In einem Szenario halbierte sich der Gasverbrauch sogar.“

Die Studie „Einfluss der CO2-Bepreisung auf den Wärmemarkt“ des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart kann auf deren Webseite heruntergeladen werden. 

Die Kopernikus-Projekte sind Energie-Forschungsprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Insgesamt 160 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen forschen daran. Das Projekt Ariadne analysiert dabei, welche politischen Maßnahmen geeignet sein könnten, damit die Bundesrepublik ihre Klimaschutzziele erreichen kann.
 

Mittwoch, 3.08.2022, 16:19 Uhr
Stefan Sagmeister
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Wärme
CO2-Preise im Wärmemarkt zu niedrig
Eine Studie des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart hat die Auswirkungen des CO2-Preises im Wärmemarkt untersucht.
Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral wirtschaften. „Für einen klimaneutralen Wärmebetrieb müsste der CO2-Preis bereits in den nächsten Jahren deutlich steigen“, so die Botschaft der Forschenden der Universität Stuttgart in einer Wärmemarktstudie für das Kopernikus-Projekt Ariadne.

Im Fazit der Studie heißt es, mittel- und insbesondere langfristig seien CO2-Preise von 275 Euro pro Tonne oder sogar 355 Euro pro Tonne bis zum Jahr 2045 erforderlich, um die angestrebten Minderungen zu erzielen. Hohe CO2-Preise seien sinnvoll, um wenig Anreize zu schaffen, sich eine fossile Heizung anzuschaffen.

Seit dem Jahr 2021 gibt es eine Besteuerung des CO2-Ausstoßes im Wärmemarkt über das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG). Mit 25 Euro pro Tonne CO2 begonnen, soll der Preis für Emissionen im Gebäudesektor bis zum Jahr 2025 auf mindestens 55 Euro pro Tonne CO2 steigen. Die Mindestpreise, wie im BEHG vorgesehen, haben zwar durchaus „hohe Minderungen zur Folge“, langfristig seien aber deutlich höhere Preise erforderlich, „wenn der Gebäudesektor dekarbonisiert werden soll“.

Allerdings produziert das Instrument des CO2-Preises ein Dilemma: Ein sehr schneller und sehr starker Anstieg des CO2-Preises bis 2025 habe nur einen begrenzten Effekt auf Emissionseinsparungen – bei einer vergleichsweise starken Belastung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Denn der Wärmemarkt ist träge. „Viele Investitionsentscheidungen für Bauvorhaben und Sanierungen sind bereits gefallen und wirken noch auf Jahre nach.“

Anderseits führe ein verzögerter Anstieg des CO2-Preises über einer längeren Zeitraum zu mehr Emissionen, da die Umstellung von Öl und Gas auf erneuerbare Energien durch den fehlenden Preisdruck deutlich später erfolgt. „Die verpassten Emissionsminderungen sind auch durch einen rapiden Anstieg dann nicht mehr aufzuholen.“

Den größten Einfluss haben hohe Energiepreise

Neben den CO2-Preisen zeigt sich bei den CO2-Emissionen eine gewisse Abhängigkeit von weiteren Parametern. Sowohl die Sanierungsrate in den Gebäuden, die ebenfalls vom CO2-Preis beeinflusst wird, als auch die Importpreise für fossile Energieträger sind wichtige Stellschrauben für die Wärmewende.

Untersucht haben die Forschenden auch die Auswirkungen der stark gestiegenen Energiepreise auf die Emissionen im Wärmemarkt. Das Ergebnis: „Die höchsten Auswirkungen haben allerdings die Import-Preise für Öl oder Gas“. Der Preisschock aufgrund des Einmarsches der russischen Armee in die Ukraine zeigt in den Szenarien der Studie, dass die Wärmeerzeugung bereits kurzfristig weniger fossil werde. „In einem Szenario halbierte sich der Gasverbrauch sogar.“

Die Studie „Einfluss der CO2-Bepreisung auf den Wärmemarkt“ des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart kann auf deren Webseite heruntergeladen werden. 

Die Kopernikus-Projekte sind Energie-Forschungsprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Insgesamt 160 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen forschen daran. Das Projekt Ariadne analysiert dabei, welche politischen Maßnahmen geeignet sein könnten, damit die Bundesrepublik ihre Klimaschutzziele erreichen kann.
 

Mittwoch, 3.08.2022, 16:19 Uhr
Stefan Sagmeister

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