Quelle: Fotolia / galaxy67
Erst haben mehrere Stromanbieter haben angekündigt, Lieferungen einzustellen. Jetzt zeigt sich auch bereits das Pleite-Gespenst am Markt.
Die Meldung ist nicht lang, doch sie sagt eine Menge darüber aus, was sich auf dem Strommarkt abspielt. „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, daß der Vorstand der Otima Energie AG heute die Insolvenz für das Unternehmen angemeldet hat“, steht auf der Website dieses Berliner Lieferanten zu lesen. Der Schritt bedeute die unmittelbare Einstellung der Strom- und Erdgaslieferungen an alle Kunden. Dass es soweit gekommen ist, dafür führt der Anbieter mehrere Gründe auf.
An erster Stelle nennt er die „massiv gestiegenen Großhandelspreise“ und den damit einhergehenden Anstieg der „Vorauskasse- und Sicherheitsleistungen“, die er erbringen musste. Zudem verweist er auf „starke Einschränkungen hinsichtlich der verfügbaren Mengen auf der Beschaffungsseite“ als Folge der geringeren Liquidität. Und er erklärt die Schieflage mit dem Wegfall eines Vorlieferanten für Strom.
Weiterer Anbieter stellt Stromlieferungen einSoweit ein Einzelfall. Doch Branchenkenner fragen sich längst, wie weit Folgen der Preisentwicklung, der dem Berliner Unternehmen zum Verhängnis geworden ist, noch reichen. Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sieht in explodierten Beschaffungspreisen den naheliegenden Grund für die Lieferstopps, die mehrere Anbieter angekündigt haben.
Zu den bereits bekannt gewordenen Fällen – die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft mbH mit den Marken „Immergrün“ und „Meisterstrom“ und "Idealenergie", die Marke „Wunderwerk“ der „Elektrizitätswerke Düsseldorf AG“ sowie die Strogon GmbH und „Fuxx – die Sparenergie GmbH" – ist jetzt die Enstroga AG mit Sitz in Berlin hinzugekommen. Auf der Website „Verbraucherhilfe Stromanbieter“ findet sich ein Beispiel für eines der Schreiben, mit denen der Anbieter Kunden über die Einstellung der Stromlieferungen in Kenntnis setzt. Auch in diesem Fall ist der Lieferstopp in dem betreffend angeblich „vorübergehend“.
Der Bertreiber der Verbraucher-Website, Matthias Moeschler, hat nach eigenen Angaben mittlerweile insgesamt rund 160 Zuschriften – die meisten aus Bayern und Baden-Württemberg – von betroffenen Kunden erhalten. Und er hat sie nach Regionen ausgewertet. Ein Ergebnis: „Die Vermutung liegt nahe, dass insbesondere Kunden in Regionen mit hohen Netzentgelten gekündigt wurden“, sagt Moeschler. In Schleswig-Holstein und Brandenburg – Länder mit hohen Strom-Netzentgelten − zählt relativ zur Bevölkerungsanzahl drei mal so viele gekündigte Kunden gekündigt wie in Nordrhein Westfalen, wo die Netzentgelte niedriger sind. Dies lege nahe, „dass nur ein Teil der Kunden von Immergrün & Co. gekündigt wurden. Rückmeldungen von Kunden würden dies unterstreichen.
Auf Vergleichsportalen gelistetAuffällig ist, dass die Anbieter Strogon, Fuxx Sparenergie und Enstroga über einschlägige Vergleichsportale Stromkunden suchen. „Wir haben derzeit keine Informationen, dass die genannten Stromanbieter ihre Stromlieferungen einstellen. Sollte sich daran etwas ändern, werden wir die Anbieter zeitnah aus der Vermittlung nehmen“, teilt Verivox-Sprecher Lundquist Neubauerit mit.
Auch bei Check 24 werben diese drei Anbieter weiter um Neukunden. Sie seien im Tarifrechner mit Angeboten gelistet und auch Abschlüsse seien möglich, bestätigt Unternehmenssprecherin Dagmar Ginzel. Man stehe mit Anbietern grundsätzlich in engem Kontakt, wenn sich Angebote ändern, bilde man das im Portal zeitnah ab.
Dass das Geschäft nicht nur für kleine Unternehmen schwierig geworden ist, zeigt das Beispiel Eon. „Leider können wir Ihnen derzeit keine Erdgas-Produkte anbieten“, teilt der Konzern potenziellen Neukunden auf seiner Website mit. Auch auf Vergleichsportalen buhlt er aktuell nicht mehr um Gaskunden.
Eine Übersicht über die Fälle, Beispiele für die Kundenschreiben und zahlreiche Kommentare finden sich auf einer Webseite der „Verbraucherhilfe Stromanbieter“.
Dienstag, 12.10.2021, 16:48 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH