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Energie & Management > Photovoltaik - Verunsicherung in Österreichs Photovoltaikbranche
Quelle: Shutterstock / Thanit PKC
Photovoltaik

Verunsicherung in Österreichs Photovoltaikbranche

Aufgrund mangelnder Investitionssicherheit liegt der Ausbau unter dem Plan, warnt PV-Austria-Präsident Herbert Paierl. Er fordert den raschen Beschluss zweier Elektrizitätsgesetze. 
In Österreichs Photovoltaikbranche herrscht Verunsicherung, berichtete Herbert Paierl, der Präsident des Verbands Photovoltaic Austria (PV Austria), der Redaktion am Rande der Fachtagung „PV und Speicher“ am 4. November in Wien. Paierl zufolge mangelt es an Planungs- und Investitionssicherheit.

Dies sei der Grund, warum heuer voraussichtlich nur Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1.500 MW installiert installiert würden – deutlich weniger als jene 2.000 MW, die nötig wären, um den Strombedarf Österreichs ab 2030 vollständig mittels erneuerbarer Energien zu decken: „Wir werden also aufholen müssen.“ Dringend notwendig ist es laut Paierl daher, das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) rasch zu beschließen – zwei Normen, die sich seit Monaten in politischer Abstimmung befinden. 

Dass Elisabeth Zehetner (Österreichische Volkspartei/ÖVP, konservativ), die für Energiepolitik zuständige Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, bei der Fachtagung einmal mehr versicherte, zumindest das ElWG werde noch heuer beschlossen, ist laut Paierl erfreulich: „Ich hoffe, dass es tatsächlich so kommt.“

Zwar habe PV Austria hinsichtlich mancher Details weiterhin Vorbehalte. Aber diese ließen sich bereinigen, erforderlichenfalls durch Novellen des Gesetzes in den kommenden Jahren. Grundsätzlich sei das Gesprächsklima mit Zehetner durchaus konstruktiv, betonte Paierl: „Natürlich haben wir immer wieder sachliche Differenzen. Aber die hatten wir mit der vormaligen Energieministerin Leonore Gewessler von den Grünen auch.“ 

„Abenteuerliches“ Agieren 

Nicht zuletzt erhofft sich Paierl vom ElWG klare und mit Sanktionen versehene Vorgaben für die Verteilnetzbetreiber, was den Anschluss von Erzeugungsanlagen betrifft. Denn wie manche der Netzgesellschaften derzeit agierten, sei schlechthin „abenteuerlich“. So habe beispielsweise ein PV-Anlagen-Betreiber bereits im Sommer 2023 bei einem südösterreichischen Netzunternehmen einen Antrag auf Herstellung eines Netzanschlusses gestellt: „Bis heute hat er noch keinerlei Antwort bekommen. Das kann es einfach nicht sein.“ 

Sinnvoll wäre laut Paierl eine generelle Bereinigung der zurzeit zwischen dem Bund und den neun Bundesländern zersplitterten energierechtlichen Kompetenzen: „Das Elektrizitätsrecht sollte ausschließlich auf der Bundesebene angesiedelt werden. Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun, außer den Wunsch der Bundesländer, keine Kompetenzen zu verlieren. Aber das kann ja kein Argument sein.“ 

Von wegen „Riesengeschäft“ 

Für Aufregung in der PV-Branche sorgte in den vergangenen Tagen die Pleite der österreichischen Ableger der liechtensteinischen Sun-Contract-Gruppe. Nachdem die Liechtensteiner Muttergesellschaft ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte, beantragten auch ihre fünf Österreich-Töchter die Einleitung von Insolvenzverfahren bei den zuständigen Gerichten.

Wie der Kreditschutzverband von 1860 (KSV 1860) und der Alpenländische Kreditorenverband (ASV) berichteten, wurden am 3. November Konkursverfahren über die Sun Contracting Projekt GmbH, die Sun Contracting Austria, die Sun Contracting Engineering, die Sun Contracting Norica Plus sowie die Sun Contracting Solutions eröffnet, die alle ihren Sitz in Linz, der Landeshauptstadt Oberösterreichs, haben.

Laut dem ASV betragen die kumulierten Passiva der fünf Unternehmen rund 47,3 Millionen Euro, denen Aktiva von nur 16,7 Millionen Euro gegenüberstehen. Die Überschuldung beträgt somit etwa 30,6 Millionen Euro. Als Grund für die Pleite wurden dem KSV und dem ASV zufolge die „Turbulenzen auf dem PV-Markt“ genannt. 

Paierl konstatierte, er könne zu der Causa nicht Stellung nehmen. Klar sei aber, dass nicht nur die Sun Contracting mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen habe: „Jedem, der uns verdächtig, ein Riesengeschäft zu machen, kann ich nur sagen: Das ist nicht so.“ Umso wichtiger sei es daher, die Errichtung und den Betrieb von PV-Anlagen nicht noch weiter zu belasten: „Es hat keinen Sinn, einerseits bürokratische Hürden aufzubauen und andererseits Förderungen auszuschütten.“

Dienstag, 4.11.2025, 12:34 Uhr
Klaus Fischer
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Verunsicherung in Österreichs Photovoltaikbranche
Aufgrund mangelnder Investitionssicherheit liegt der Ausbau unter dem Plan, warnt PV-Austria-Präsident Herbert Paierl. Er fordert den raschen Beschluss zweier Elektrizitätsgesetze. 
In Österreichs Photovoltaikbranche herrscht Verunsicherung, berichtete Herbert Paierl, der Präsident des Verbands Photovoltaic Austria (PV Austria), der Redaktion am Rande der Fachtagung „PV und Speicher“ am 4. November in Wien. Paierl zufolge mangelt es an Planungs- und Investitionssicherheit.

Dies sei der Grund, warum heuer voraussichtlich nur Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1.500 MW installiert installiert würden – deutlich weniger als jene 2.000 MW, die nötig wären, um den Strombedarf Österreichs ab 2030 vollständig mittels erneuerbarer Energien zu decken: „Wir werden also aufholen müssen.“ Dringend notwendig ist es laut Paierl daher, das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) rasch zu beschließen – zwei Normen, die sich seit Monaten in politischer Abstimmung befinden. 

Dass Elisabeth Zehetner (Österreichische Volkspartei/ÖVP, konservativ), die für Energiepolitik zuständige Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, bei der Fachtagung einmal mehr versicherte, zumindest das ElWG werde noch heuer beschlossen, ist laut Paierl erfreulich: „Ich hoffe, dass es tatsächlich so kommt.“

Zwar habe PV Austria hinsichtlich mancher Details weiterhin Vorbehalte. Aber diese ließen sich bereinigen, erforderlichenfalls durch Novellen des Gesetzes in den kommenden Jahren. Grundsätzlich sei das Gesprächsklima mit Zehetner durchaus konstruktiv, betonte Paierl: „Natürlich haben wir immer wieder sachliche Differenzen. Aber die hatten wir mit der vormaligen Energieministerin Leonore Gewessler von den Grünen auch.“ 

„Abenteuerliches“ Agieren 

Nicht zuletzt erhofft sich Paierl vom ElWG klare und mit Sanktionen versehene Vorgaben für die Verteilnetzbetreiber, was den Anschluss von Erzeugungsanlagen betrifft. Denn wie manche der Netzgesellschaften derzeit agierten, sei schlechthin „abenteuerlich“. So habe beispielsweise ein PV-Anlagen-Betreiber bereits im Sommer 2023 bei einem südösterreichischen Netzunternehmen einen Antrag auf Herstellung eines Netzanschlusses gestellt: „Bis heute hat er noch keinerlei Antwort bekommen. Das kann es einfach nicht sein.“ 

Sinnvoll wäre laut Paierl eine generelle Bereinigung der zurzeit zwischen dem Bund und den neun Bundesländern zersplitterten energierechtlichen Kompetenzen: „Das Elektrizitätsrecht sollte ausschließlich auf der Bundesebene angesiedelt werden. Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun, außer den Wunsch der Bundesländer, keine Kompetenzen zu verlieren. Aber das kann ja kein Argument sein.“ 

Von wegen „Riesengeschäft“ 

Für Aufregung in der PV-Branche sorgte in den vergangenen Tagen die Pleite der österreichischen Ableger der liechtensteinischen Sun-Contract-Gruppe. Nachdem die Liechtensteiner Muttergesellschaft ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte, beantragten auch ihre fünf Österreich-Töchter die Einleitung von Insolvenzverfahren bei den zuständigen Gerichten.

Wie der Kreditschutzverband von 1860 (KSV 1860) und der Alpenländische Kreditorenverband (ASV) berichteten, wurden am 3. November Konkursverfahren über die Sun Contracting Projekt GmbH, die Sun Contracting Austria, die Sun Contracting Engineering, die Sun Contracting Norica Plus sowie die Sun Contracting Solutions eröffnet, die alle ihren Sitz in Linz, der Landeshauptstadt Oberösterreichs, haben.

Laut dem ASV betragen die kumulierten Passiva der fünf Unternehmen rund 47,3 Millionen Euro, denen Aktiva von nur 16,7 Millionen Euro gegenüberstehen. Die Überschuldung beträgt somit etwa 30,6 Millionen Euro. Als Grund für die Pleite wurden dem KSV und dem ASV zufolge die „Turbulenzen auf dem PV-Markt“ genannt. 

Paierl konstatierte, er könne zu der Causa nicht Stellung nehmen. Klar sei aber, dass nicht nur die Sun Contracting mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen habe: „Jedem, der uns verdächtig, ein Riesengeschäft zu machen, kann ich nur sagen: Das ist nicht so.“ Umso wichtiger sei es daher, die Errichtung und den Betrieb von PV-Anlagen nicht noch weiter zu belasten: „Es hat keinen Sinn, einerseits bürokratische Hürden aufzubauen und andererseits Förderungen auszuschütten.“

Dienstag, 4.11.2025, 12:34 Uhr
Klaus Fischer

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