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Energie & Management > Europaeische Union - Nuklear-Allianz will sich unabhängig von russischer Technik machen
Quelle: Shutterstock / jorisvo
Europaeische Union

Nuklear-Allianz will sich unabhängig von russischer Technik machen

In der EU verfestigt sich der Gegensatz zwischen Anhängern und Gegnern der Kernenergie. Die Atomfreunde haben in diesem Jahr eine Allianz unter französischer Führung gebildet.
Frankreichs Energieministerin, Agnes Pannier-Runacher, trat am 19. Dezember vor Weihnachten mit einem Anstecker vor die Presse: „Ich trage hier das Zeichen der Europäischen Nuklearallianz“, verkündete sie zufrieden. Die Allianz der 14 EU-Staaten trifft sich inzwischen vor jedem Energieministerrat, um ihr Vorgehen abzustimmen. Pannier-Runacher, die am Zustandekommen der Allianz aktiv beteiligt war, ist ihre Wortführerin.

Die Freunde der Atomkraft wollen sich, anders als Deutschland oder Österreich, bei der Dekarbonisierung nicht alleine auf die erneuerbaren Energien verlassen. Ende März traf man sich in Paris und beschloss, die Zusammenarbeit auf zwei Bereiche zu konzentrieren: erstens, den Aufbau einer unabhängigen, europäischen, nuklearen Lieferkette und zweitens, die für den Neustart der europäischen Nuklearwirtschaft notwendigen industriellen Kompetenzen und Innovationen. Für jeden Bereich wurde ein „runder Tisch“ gegründet, an dem die an dem Thema interessierten Staaten zusammenarbeiten. Mitglieder der Allianz sind bislang: Belgien, Bulgarien, Kroatien, Estland, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Polen, Rumänien, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.

Ziel der Allianz ist es, bis zur Mitte des Jahrhunderts Kernkraftwerke mit einer Leistung von 150 GW am Netz zu haben. Dafür müssten zwischen 30 und 45 große Reaktoren sowie eine Reihe von Kleinreaktoren, sogenannte SMR, neu gebaut werden. Dabei würden direkt und indirekt mehr als 300.000 qualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Mit Blick auf die osteuropäischen Mitglieder der Allianz betont man in Paris außerdem die Notwendigkeit, von der russischen Atomtechnik unabhängig zu werden.

Beim letzten Treffen der Allianz in diesem Jahr sollte es vor allem darum gehen, Pflöcke für die Zeit nach der Europawahl im Mai 2024 einzuschlagen. Die neue Kommission sollte sich nach Ansicht der französischen Energieministerin darum kümmern, welchen Beitrag die Atomenergie zur Senkung der Treibhausgase leisten könne: „Wie Sie wissen hat die COP28 anerkannt, dass die Atomenergie unverzichtbar ist, um unsere Treibhausgase zu senken und um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Diese Vorgaben müssen jetzt in die europäischen Texte Eingang finden und in unsere tägliche Arbeit als Europäer. Darüber werden wir uns jetzt in der Allianz unterhalten.“

Frankreich und Schweden arbeiten enger zusammen

Zweiter Punkt auf der Tagesordnung der Nuklearallianz sei die Ankündigung der EU-Kommission, ein Bündnis für die Entwicklung kleiner Atomkraftwerke (SMR) ins Leben zu rufen. Da müsse jetzt „Fleisch an die Knochen“, sagte die Französin: „Wir müsse sehen, wie wir gut zusammenarbeiten können, um diese kleinen Reaktoren schnell zu entwickeln. Dafür brauchen wir einen Ansatz, der es erlaubt, die Innovation, den Bau und die Industrialisierung dieser Technologie zu beschleunigen.“

Zuvor hatte sich die französische Energieministerin mit ihrer schwedischen Kollegin getroffen, um eine gemeinsame Absichtserklärung zu unterschreiben. Danach wollen beide Länder ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Nukleartechnik und dem Bau neuer AKW vertiefen. Auf europäischer Ebene wollen sich Paris und Stockholm für regulatorische und finanzielle Rahmenbedingungen einsetzen, die die Atomenergie begünstigen. Bei der Konstruktion von AKW wollen sie Informationen und Erfahrungen austauschen und auf internationaler Ebene gemeinsam auftreten.
Nebenbei wird auch erwähnt, dass die französische Industrie daran interessiert sei, sich am Bau von Reaktoren in Schweden zu beteiligen. In Stockholm plant man den Bau von zwei neuen AKW.

Zusammenarbeiten wollen Schweden und Frankreich auch, wenn es darum geht, die laufenden Anlagen zu unterhalten oder deren Lebensdauer zu verlängern sowie in der Forschung und Entwicklung. Die Europäer müssten außerdem über einen (von Russland) unabhängigen Kreislauf für Kernbrennstoffe verfügen. Schließlich wollen die beiden Länder auch bei der Entsorgung des Atommülls kooperieren.

Donnerstag, 21.12.2023, 09:06 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Europaeische Union - Nuklear-Allianz will sich unabhängig von russischer Technik machen
Quelle: Shutterstock / jorisvo
Europaeische Union
Nuklear-Allianz will sich unabhängig von russischer Technik machen
In der EU verfestigt sich der Gegensatz zwischen Anhängern und Gegnern der Kernenergie. Die Atomfreunde haben in diesem Jahr eine Allianz unter französischer Führung gebildet.
Frankreichs Energieministerin, Agnes Pannier-Runacher, trat am 19. Dezember vor Weihnachten mit einem Anstecker vor die Presse: „Ich trage hier das Zeichen der Europäischen Nuklearallianz“, verkündete sie zufrieden. Die Allianz der 14 EU-Staaten trifft sich inzwischen vor jedem Energieministerrat, um ihr Vorgehen abzustimmen. Pannier-Runacher, die am Zustandekommen der Allianz aktiv beteiligt war, ist ihre Wortführerin.

Die Freunde der Atomkraft wollen sich, anders als Deutschland oder Österreich, bei der Dekarbonisierung nicht alleine auf die erneuerbaren Energien verlassen. Ende März traf man sich in Paris und beschloss, die Zusammenarbeit auf zwei Bereiche zu konzentrieren: erstens, den Aufbau einer unabhängigen, europäischen, nuklearen Lieferkette und zweitens, die für den Neustart der europäischen Nuklearwirtschaft notwendigen industriellen Kompetenzen und Innovationen. Für jeden Bereich wurde ein „runder Tisch“ gegründet, an dem die an dem Thema interessierten Staaten zusammenarbeiten. Mitglieder der Allianz sind bislang: Belgien, Bulgarien, Kroatien, Estland, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Polen, Rumänien, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.

Ziel der Allianz ist es, bis zur Mitte des Jahrhunderts Kernkraftwerke mit einer Leistung von 150 GW am Netz zu haben. Dafür müssten zwischen 30 und 45 große Reaktoren sowie eine Reihe von Kleinreaktoren, sogenannte SMR, neu gebaut werden. Dabei würden direkt und indirekt mehr als 300.000 qualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Mit Blick auf die osteuropäischen Mitglieder der Allianz betont man in Paris außerdem die Notwendigkeit, von der russischen Atomtechnik unabhängig zu werden.

Beim letzten Treffen der Allianz in diesem Jahr sollte es vor allem darum gehen, Pflöcke für die Zeit nach der Europawahl im Mai 2024 einzuschlagen. Die neue Kommission sollte sich nach Ansicht der französischen Energieministerin darum kümmern, welchen Beitrag die Atomenergie zur Senkung der Treibhausgase leisten könne: „Wie Sie wissen hat die COP28 anerkannt, dass die Atomenergie unverzichtbar ist, um unsere Treibhausgase zu senken und um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Diese Vorgaben müssen jetzt in die europäischen Texte Eingang finden und in unsere tägliche Arbeit als Europäer. Darüber werden wir uns jetzt in der Allianz unterhalten.“

Frankreich und Schweden arbeiten enger zusammen

Zweiter Punkt auf der Tagesordnung der Nuklearallianz sei die Ankündigung der EU-Kommission, ein Bündnis für die Entwicklung kleiner Atomkraftwerke (SMR) ins Leben zu rufen. Da müsse jetzt „Fleisch an die Knochen“, sagte die Französin: „Wir müsse sehen, wie wir gut zusammenarbeiten können, um diese kleinen Reaktoren schnell zu entwickeln. Dafür brauchen wir einen Ansatz, der es erlaubt, die Innovation, den Bau und die Industrialisierung dieser Technologie zu beschleunigen.“

Zuvor hatte sich die französische Energieministerin mit ihrer schwedischen Kollegin getroffen, um eine gemeinsame Absichtserklärung zu unterschreiben. Danach wollen beide Länder ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Nukleartechnik und dem Bau neuer AKW vertiefen. Auf europäischer Ebene wollen sich Paris und Stockholm für regulatorische und finanzielle Rahmenbedingungen einsetzen, die die Atomenergie begünstigen. Bei der Konstruktion von AKW wollen sie Informationen und Erfahrungen austauschen und auf internationaler Ebene gemeinsam auftreten.
Nebenbei wird auch erwähnt, dass die französische Industrie daran interessiert sei, sich am Bau von Reaktoren in Schweden zu beteiligen. In Stockholm plant man den Bau von zwei neuen AKW.

Zusammenarbeiten wollen Schweden und Frankreich auch, wenn es darum geht, die laufenden Anlagen zu unterhalten oder deren Lebensdauer zu verlängern sowie in der Forschung und Entwicklung. Die Europäer müssten außerdem über einen (von Russland) unabhängigen Kreislauf für Kernbrennstoffe verfügen. Schließlich wollen die beiden Länder auch bei der Entsorgung des Atommülls kooperieren.

Donnerstag, 21.12.2023, 09:06 Uhr
Tom Weingärtner

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