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Energie & Management > Windkraft Onshore - Netzagentur kassiert Ausschreibungs-Plus weitgehend ein
Quelle: Fotolia / Björn Braun
Windkraft Onshore

Netzagentur kassiert Ausschreibungs-Plus weitgehend ein

Die Ausschreibungsgrößen gehen bei der deutschen Windkraft an Land wie bei der luxemburgischen Echternacher Springprozession vor und zurück. Der BWE protestiert.
Wie gewonnen, so zerronnen: Die Bundesnetzagentur hat die vor weniger als vier Wochen ausgesprochene Ausweitung der Ausschreibungskapazität für Windenergie im deutschen Binnenland von 2.500 MW auf fast 4.100 MW für den 2. Mai am 17. April weitgehend rückgängig gemacht. Die Behörde senkte die ausgeschriebene Leistung auf etwas unter 2.800 MW und schöpfte damit die gesetzliche 30-Prozent-Kürzungsmöglichkeit im Rahmen der sogenannten endogenen Mengensteuerung voll aus. Der Bundesverband Windenergie (BWE) sprach von einem „falschen Signal“.

Die Ausschreibung am 2. Mai ist die zweite von vieren in diesem Jahr, in dem insgesamt 10.000 MW ausgeschrieben werden sollen. Am 1. Februar konnten von den ersten 2.500 MW nur knapp 1.800 MW bezuschlagt werden, weil es schlicht nicht mehr Gebote gab (wir berichteten). Der mittlere Zuschlagswert landete daher auch hauchdünn um 0,01 Ct/kWh unter dem Höchstwert von 7,35 Ct/kWh.

Eine solche Unterzeichnung droht nach Ansicht der Netzagentur auch im Mai, erklärte sie auf ihrer Ausschreibungsseite. Der Sinn der Ausschreibungen ist ein Preiskampf um möglichst niedrige Stromeinspeise-Subventionen, der ad absurdum geführt wird, wenn sich jeder Projektierer praktisch sicher sein kann, dass er mit einem Gebot auf den Höchstwert auch noch einen Zuschlag bekommt.

Der BWE äußerte die Ansicht, die Behörde hätte bei etwa 5.500 MW genehmigter Onshore-Windleistung, die in die Ausschreibung gehen darf, mehr „Mut“ zeigen sollen, dass eine Ausschreibung von 4.100 MW gut gegangen wäre.

Im ersten Quartal hatte mit 2.628 MW die bisher mit Abstand zweithöchste installierte Windkraft-Leistung an Land in Deutschland Genehmigungen erhalten (siehe separate Meldung). BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek kritisierte: „Die Branche lässt mit jedem Monat die Durststrecke, die die letzte Bundesregierung verursacht hat, weiter hinter sich. Das hätte die BNetzA deutlicher berücksichtigen können.
 

Warum beteiligen sich zu wenige Projektierer an Ausschreibungen?

Jürgen Quentin, Referent bei der Fachagentur Windenergie an Land, bezifferte bei einer Präsentation von Windkraft-Zahlen am 17. April die Beteiligungsquoten an den jüngsten Onshore-Ausschreibungen auf etwa die Hälfte der zulässigen Projektleistungen.

Er habe dafür aus Gesprächen in der Branche zwar keine Gesamterklärung, aber mehrere Erklärungsansätze:
  • Einige Projektierer warteten wegen Lieferschwierigkeiten länger auf Trafos für Umspannwerke, die sie selbst statt des Anschluss-Netzbetreibers bauen müssten, und hätten Sorge vor der Pönale von 15.000 Euro/MW, wenn sie nach einem Zuschlag nicht rechtzeitig fertig werden.
  • Genauso scheuten andere Projektentwickler die Teilnahme, weil ihre immissionsschutzrechtliche Genehmigung beklagt werde. Dies sei bei jeder fünften Genehmigung so, und ein Prozess vor dem Verwaltungsgericht könne gut und gerne 30 Monate dauern.
  • Im Übrigen erwögen andere Vorhabenträger Änderungsgenehmigungen auf modernere Anlagen, wohingegen sie mit einem Zuschlag auf den älteren Anlagentyp festgelegt wären.

Mittwoch, 17.04.2024, 17:33 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Netzagentur kassiert Ausschreibungs-Plus weitgehend ein
Quelle: Fotolia / Björn Braun
Windkraft Onshore
Netzagentur kassiert Ausschreibungs-Plus weitgehend ein
Die Ausschreibungsgrößen gehen bei der deutschen Windkraft an Land wie bei der luxemburgischen Echternacher Springprozession vor und zurück. Der BWE protestiert.
Wie gewonnen, so zerronnen: Die Bundesnetzagentur hat die vor weniger als vier Wochen ausgesprochene Ausweitung der Ausschreibungskapazität für Windenergie im deutschen Binnenland von 2.500 MW auf fast 4.100 MW für den 2. Mai am 17. April weitgehend rückgängig gemacht. Die Behörde senkte die ausgeschriebene Leistung auf etwas unter 2.800 MW und schöpfte damit die gesetzliche 30-Prozent-Kürzungsmöglichkeit im Rahmen der sogenannten endogenen Mengensteuerung voll aus. Der Bundesverband Windenergie (BWE) sprach von einem „falschen Signal“.

Die Ausschreibung am 2. Mai ist die zweite von vieren in diesem Jahr, in dem insgesamt 10.000 MW ausgeschrieben werden sollen. Am 1. Februar konnten von den ersten 2.500 MW nur knapp 1.800 MW bezuschlagt werden, weil es schlicht nicht mehr Gebote gab (wir berichteten). Der mittlere Zuschlagswert landete daher auch hauchdünn um 0,01 Ct/kWh unter dem Höchstwert von 7,35 Ct/kWh.

Eine solche Unterzeichnung droht nach Ansicht der Netzagentur auch im Mai, erklärte sie auf ihrer Ausschreibungsseite. Der Sinn der Ausschreibungen ist ein Preiskampf um möglichst niedrige Stromeinspeise-Subventionen, der ad absurdum geführt wird, wenn sich jeder Projektierer praktisch sicher sein kann, dass er mit einem Gebot auf den Höchstwert auch noch einen Zuschlag bekommt.

Der BWE äußerte die Ansicht, die Behörde hätte bei etwa 5.500 MW genehmigter Onshore-Windleistung, die in die Ausschreibung gehen darf, mehr „Mut“ zeigen sollen, dass eine Ausschreibung von 4.100 MW gut gegangen wäre.

Im ersten Quartal hatte mit 2.628 MW die bisher mit Abstand zweithöchste installierte Windkraft-Leistung an Land in Deutschland Genehmigungen erhalten (siehe separate Meldung). BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek kritisierte: „Die Branche lässt mit jedem Monat die Durststrecke, die die letzte Bundesregierung verursacht hat, weiter hinter sich. Das hätte die BNetzA deutlicher berücksichtigen können.
 

Warum beteiligen sich zu wenige Projektierer an Ausschreibungen?

Jürgen Quentin, Referent bei der Fachagentur Windenergie an Land, bezifferte bei einer Präsentation von Windkraft-Zahlen am 17. April die Beteiligungsquoten an den jüngsten Onshore-Ausschreibungen auf etwa die Hälfte der zulässigen Projektleistungen.

Er habe dafür aus Gesprächen in der Branche zwar keine Gesamterklärung, aber mehrere Erklärungsansätze:
  • Einige Projektierer warteten wegen Lieferschwierigkeiten länger auf Trafos für Umspannwerke, die sie selbst statt des Anschluss-Netzbetreibers bauen müssten, und hätten Sorge vor der Pönale von 15.000 Euro/MW, wenn sie nach einem Zuschlag nicht rechtzeitig fertig werden.
  • Genauso scheuten andere Projektentwickler die Teilnahme, weil ihre immissionsschutzrechtliche Genehmigung beklagt werde. Dies sei bei jeder fünften Genehmigung so, und ein Prozess vor dem Verwaltungsgericht könne gut und gerne 30 Monate dauern.
  • Im Übrigen erwögen andere Vorhabenträger Änderungsgenehmigungen auf modernere Anlagen, wohingegen sie mit einem Zuschlag auf den älteren Anlagentyp festgelegt wären.

Mittwoch, 17.04.2024, 17:33 Uhr
Georg Eble

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