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Energie & Management > Gaskraftwerke - Leag nimmt Notfall-Kraftwerk in Betrieb
Das neue Gaskraftwerk in Leipheim Quelle: E&M / Meyer-Tien
Gaskraftwerke

Leag nimmt Notfall-Kraftwerk in Betrieb

Mit dem Gaskraftwerk Leipheim nimmt der ostdeutsche Energieversorger sein erstes Kraftwerk in Süddeutschland in Betrieb. Für CEO Thorsten Kramer nur ein erster Schritt Richtung Zukunft.
„Seit 31.7., 0 Uhr, hat diese Anlage einen besonderen Status“, beginnt Projektleiter Stefan Wolf den Rundgang über das Gelände des neu errichteten Gaskraftwerks Leipheim im schwäbischen Landkreis Günzburg, „seither ist sie immer im Standby-Betrieb“. Auf Anfrage von Übertragungsnetzbetreiber Amprion kann die Anlage nun innerhalb von 30 Minuten hochfahren und 300 MW elektrische Leistung zur Netzstabilisierung zur Verfügung stellen.

„Leipheim ist mehr als nur ein Kraftwerk. Leipheim ist eine Standortbestimmung, worauf es beim Umbau unseres Energiesystems ankommt“, hatte Amprion-Geschäftsführer Hans-Jürgen Brick nur wenige Minuten zuvor auf der Feier zur Inbetriebnahme gesagt. Bereits vor zehn Jahren hätten Analysen des Übertragungsnetzbetreibers gezeigt, dass die Transformation zu einem klimaneutralen Energiesystem in erster Linie eine Antwort auf die Frage benötige, wie Systemstabilität und Versorgungssicherheit in Deutschland aufrechterhalten werden können. Gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung – als deren Vertreter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun ebenfalls zur Inbetriebnahme gratulierte – habe man die Idee des sogenannten „Systemkraftwerks“ entwickelt: Ein Kraftwerk, das die Netzstabilität sichert, aber nicht am Energiemarkt teilnimmt. Vier solcher Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1.200 MW habe man damals für notwendig erachtet.

Ein Bedarf, den die Bundesnetzagentur bestätigte. Im März 2023 nahm Amprion im hessischen Biblis die erste Anlage in die Systemführung auf – inzwischen unter der Bezeichnung „besonderes netztechnisches Betriebsmittel" (bnBm). Das von RWE betriebene Gasturbinenkraftwerk kann im Bedarfsfall ebenfalls 300 MW ins Netz einspeisen. Zwei weitere Anlagen befinden sich noch im Bau, sollen aber ebenfalls 2023 in Betrieb gehen: eine durch RWE Generation betriebene 300-MW Gasturbine in Marbach am Neckar im Netzgebiet von Transnet BW und ein 300-MW-Gaskraftwerk im bayerischen Irsching. Hier hat Übertragungsnetzbetreiber Tennet Uniper den Zuschlag für Errichtung und Betrieb erteilt.
 
 
 
Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Geschäftsführung der Amprion GmbH
Quelle: E&M / Meyer-Tien

Projektwert 300 Millionen Euro

Das Leipheimer Kraftwerk entstand nun in einer Bauzeit von weniger als zwei Jahren und ist auf eine Betriebsdauer von zehn Jahren angelegt. Wie oft es in diesem Zeitraum in Betrieb gehen wird, lasse sich kaum abschätzen, so Projektleiter Stefan Wolf während des Rundgangs. Genehmigt sei der Betrieb für maximal 1.000 Stunden pro Jahr und höchstens 105 Stunden am Stück. Den Projektwert beziffert Wolf über die gesamte Laufzeit mit etwa 300 Millionen Euro.

Wolf gehört zum Cottbusser Energieunternehmen Leag, dem Eigentümer des Kraftwerkes. Den Auftrag für Errichtung, Betriebsführung und die Instandhaltung vor Ort erhielt Siemens Energy. Erste Pläne für ein Gaskraftwerk auf dem 13 Hektar großen ehemaligen Militärgelände hatte es bereits 2011 gegeben, damals planten die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD). Bürger protestierten, in einem Bürgerentscheid aber sprach sich die Mehrheit für das Projekt aus. Nach mehreren Planänderungen und der Ausschreibung als bnBM kündigte die Leag im Februar 2021 an, 100 Prozent der Anteile an der SWU-Projektgesellschaft „Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG“ (GKL) zu übernehmen.

Ein Schritt der damals viele überraschte, der für Leag-CEO Thorsten Kramer aber nur folgerichtig war. Angesichts des für 2038 geplanten Kohleausstiegs befindet sich das Braunkohleunternehmen mitten im Umbau. „Am Ende des Tages sind wir ein Industrieunternehmen“, sagte Kramer im Gespräch mit der Redaktion. „Und wenn uns die eine Möglichkeit genommen wird, Geld zu verdienen, dann müssen wir andere Möglichkeiten aufbauen und realisieren, um wieder Geld zu verdienen und auch die Beschäftigten weiter mitzunehmen auf diesem Pfad.“

Gaskraftwerke als Zukunftsinvestition

Gaskraftwerke spielten dabei „eine ganz wesentliche Rolle“. Das Unternehmen plant im Projekt „GigawattFactory“ bis 2030 Investitionen in Höhe von bis zu 10 Milliarden Euro in Energiewende-Projekte. „Mit erneuerbaren Energien werden wir nur dann Geld verdienen, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Wenn keine Energie erzeugt wird, brauchen wir Kraftwerke, die entweder als Peaker laufen – also einspringen, wenn kein Wind- und Solarstrom verfügbar ist, oder GuD, die permanent laufen und Grundlast zur Verfügung stellen. Das eine geht nicht ohne das andere“. Den Bau weiterer sechs wassserstofffähiger Gaskraftwerke plant der Konzern derzeit.
 
 
Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der Leag
Quelle: E&M / Meyer-Tien

Auch für den Standort Leipheim denkt Kramer schon weiter: Bis 2030 könnte hier ein weiteres Gaskraftwerk entstehen, ebenfalls H2-ready. Gespräche und Planungen hierzu liefen bereits. Allerdings, so Kramer, seien die aktuellen Rahmenbedingungen, die vom Bund für Investitionen und Netzbetrieb vorgegeben werden, „nicht so gut, dass man hier wieder so eine große Investition tätigen würde“. Anders wäre das, wenn es ein Signal zur Entwicklung eines Kapazitätsmarktes gäbe.

Darüber hinaus gebe es auch bereits Ideen für ein Batteriespeicherkonzept in Leipheim, denn auch im Bereich Speicher will der Konzern investieren. So sei bereits seit 2020 ein 50-MW-Batteriespeicher in Betrieb, die Bestellungen für einen weiteren 120-MW-Speicher habe man gerade aufgegeben und für 2026 plane man den Bau eines 500-MW-Batteriespeichers, so Kramer. All dies am Heimatstandort des Unternehmens, was Investitionen in anderen Regionen aber nicht ausschließe: „Wir sind offen für alle weiteren Schandtaten, nicht nur in Bayern, auch in anderen Bundesländern.“

Dienstag, 1.08.2023, 16:03 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Gaskraftwerke - Leag nimmt Notfall-Kraftwerk in Betrieb
Das neue Gaskraftwerk in Leipheim Quelle: E&M / Meyer-Tien
Gaskraftwerke
Leag nimmt Notfall-Kraftwerk in Betrieb
Mit dem Gaskraftwerk Leipheim nimmt der ostdeutsche Energieversorger sein erstes Kraftwerk in Süddeutschland in Betrieb. Für CEO Thorsten Kramer nur ein erster Schritt Richtung Zukunft.
„Seit 31.7., 0 Uhr, hat diese Anlage einen besonderen Status“, beginnt Projektleiter Stefan Wolf den Rundgang über das Gelände des neu errichteten Gaskraftwerks Leipheim im schwäbischen Landkreis Günzburg, „seither ist sie immer im Standby-Betrieb“. Auf Anfrage von Übertragungsnetzbetreiber Amprion kann die Anlage nun innerhalb von 30 Minuten hochfahren und 300 MW elektrische Leistung zur Netzstabilisierung zur Verfügung stellen.

„Leipheim ist mehr als nur ein Kraftwerk. Leipheim ist eine Standortbestimmung, worauf es beim Umbau unseres Energiesystems ankommt“, hatte Amprion-Geschäftsführer Hans-Jürgen Brick nur wenige Minuten zuvor auf der Feier zur Inbetriebnahme gesagt. Bereits vor zehn Jahren hätten Analysen des Übertragungsnetzbetreibers gezeigt, dass die Transformation zu einem klimaneutralen Energiesystem in erster Linie eine Antwort auf die Frage benötige, wie Systemstabilität und Versorgungssicherheit in Deutschland aufrechterhalten werden können. Gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung – als deren Vertreter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun ebenfalls zur Inbetriebnahme gratulierte – habe man die Idee des sogenannten „Systemkraftwerks“ entwickelt: Ein Kraftwerk, das die Netzstabilität sichert, aber nicht am Energiemarkt teilnimmt. Vier solcher Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1.200 MW habe man damals für notwendig erachtet.

Ein Bedarf, den die Bundesnetzagentur bestätigte. Im März 2023 nahm Amprion im hessischen Biblis die erste Anlage in die Systemführung auf – inzwischen unter der Bezeichnung „besonderes netztechnisches Betriebsmittel" (bnBm). Das von RWE betriebene Gasturbinenkraftwerk kann im Bedarfsfall ebenfalls 300 MW ins Netz einspeisen. Zwei weitere Anlagen befinden sich noch im Bau, sollen aber ebenfalls 2023 in Betrieb gehen: eine durch RWE Generation betriebene 300-MW Gasturbine in Marbach am Neckar im Netzgebiet von Transnet BW und ein 300-MW-Gaskraftwerk im bayerischen Irsching. Hier hat Übertragungsnetzbetreiber Tennet Uniper den Zuschlag für Errichtung und Betrieb erteilt.
 
 
 
Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Geschäftsführung der Amprion GmbH
Quelle: E&M / Meyer-Tien

Projektwert 300 Millionen Euro

Das Leipheimer Kraftwerk entstand nun in einer Bauzeit von weniger als zwei Jahren und ist auf eine Betriebsdauer von zehn Jahren angelegt. Wie oft es in diesem Zeitraum in Betrieb gehen wird, lasse sich kaum abschätzen, so Projektleiter Stefan Wolf während des Rundgangs. Genehmigt sei der Betrieb für maximal 1.000 Stunden pro Jahr und höchstens 105 Stunden am Stück. Den Projektwert beziffert Wolf über die gesamte Laufzeit mit etwa 300 Millionen Euro.

Wolf gehört zum Cottbusser Energieunternehmen Leag, dem Eigentümer des Kraftwerkes. Den Auftrag für Errichtung, Betriebsführung und die Instandhaltung vor Ort erhielt Siemens Energy. Erste Pläne für ein Gaskraftwerk auf dem 13 Hektar großen ehemaligen Militärgelände hatte es bereits 2011 gegeben, damals planten die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD). Bürger protestierten, in einem Bürgerentscheid aber sprach sich die Mehrheit für das Projekt aus. Nach mehreren Planänderungen und der Ausschreibung als bnBM kündigte die Leag im Februar 2021 an, 100 Prozent der Anteile an der SWU-Projektgesellschaft „Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG“ (GKL) zu übernehmen.

Ein Schritt der damals viele überraschte, der für Leag-CEO Thorsten Kramer aber nur folgerichtig war. Angesichts des für 2038 geplanten Kohleausstiegs befindet sich das Braunkohleunternehmen mitten im Umbau. „Am Ende des Tages sind wir ein Industrieunternehmen“, sagte Kramer im Gespräch mit der Redaktion. „Und wenn uns die eine Möglichkeit genommen wird, Geld zu verdienen, dann müssen wir andere Möglichkeiten aufbauen und realisieren, um wieder Geld zu verdienen und auch die Beschäftigten weiter mitzunehmen auf diesem Pfad.“

Gaskraftwerke als Zukunftsinvestition

Gaskraftwerke spielten dabei „eine ganz wesentliche Rolle“. Das Unternehmen plant im Projekt „GigawattFactory“ bis 2030 Investitionen in Höhe von bis zu 10 Milliarden Euro in Energiewende-Projekte. „Mit erneuerbaren Energien werden wir nur dann Geld verdienen, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Wenn keine Energie erzeugt wird, brauchen wir Kraftwerke, die entweder als Peaker laufen – also einspringen, wenn kein Wind- und Solarstrom verfügbar ist, oder GuD, die permanent laufen und Grundlast zur Verfügung stellen. Das eine geht nicht ohne das andere“. Den Bau weiterer sechs wassserstofffähiger Gaskraftwerke plant der Konzern derzeit.
 
 
Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der Leag
Quelle: E&M / Meyer-Tien

Auch für den Standort Leipheim denkt Kramer schon weiter: Bis 2030 könnte hier ein weiteres Gaskraftwerk entstehen, ebenfalls H2-ready. Gespräche und Planungen hierzu liefen bereits. Allerdings, so Kramer, seien die aktuellen Rahmenbedingungen, die vom Bund für Investitionen und Netzbetrieb vorgegeben werden, „nicht so gut, dass man hier wieder so eine große Investition tätigen würde“. Anders wäre das, wenn es ein Signal zur Entwicklung eines Kapazitätsmarktes gäbe.

Darüber hinaus gebe es auch bereits Ideen für ein Batteriespeicherkonzept in Leipheim, denn auch im Bereich Speicher will der Konzern investieren. So sei bereits seit 2020 ein 50-MW-Batteriespeicher in Betrieb, die Bestellungen für einen weiteren 120-MW-Speicher habe man gerade aufgegeben und für 2026 plane man den Bau eines 500-MW-Batteriespeichers, so Kramer. All dies am Heimatstandort des Unternehmens, was Investitionen in anderen Regionen aber nicht ausschließe: „Wir sind offen für alle weiteren Schandtaten, nicht nur in Bayern, auch in anderen Bundesländern.“

Dienstag, 1.08.2023, 16:03 Uhr
Katia Meyer-Tien

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