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Energie & Management > Klimaschutz - Klima-Finanz-Zusage für arme Länder in Reichweite
Quelle: Fotolia / malp
Klimaschutz

Klima-Finanz-Zusage für arme Länder in Reichweite

Die reichen Länder werden ihr Klimaschutz-Versprechen zur finanziellen Unterstützung ärmerer Staaten 2023 erstmalig einhalten, so Annalena Baerbock auf dem Petersberger Klimadialog.
(dpa) − Dutzende Länder beraten seit dem 2. Mai in Berlin beim Petersberger Klimadialog. Unter Leitung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) werden laut Bundesregierung Vertreter aus insgesamt 40 Staaten erwartet. Der Petersberger Klimadialog bringt seit 2010 jährlich eine Auswahl an Ländern zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) zusammen. Benannt ist er nach dem ersten Tagungsort in Bonn, auch wenn die Veranstaltung inzwischen in Berlin stattfindet.

Nach Einschätzung von Baerbock werden die reichen Länder ihr Milliarden-Versprechen zur finanziellen Unterstützung ärmerer Staaten beim Klimaschutz in diesem Jahr erstmals einhalten. Die Politikerin sagte am 2. Mai beim Petersberger Klimadialog: "Die gute Nachricht ist: So wie es jetzt aussieht, sind wir auf einem Weg, dass wir dieses Jahr endlich die Summe von 100 Milliarden US-Dollar erreichen können."

Zum Hintergrund: Im Jahr 2009 hatten die Industrieländer in Kopenhagen versprochen, bis zum Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 91 Milliarden Euro) aus öffentlichen und privaten Quellen für Klimaschutz in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Dies gelang bisher nicht. Deutschland habe bereits zugesagt, den eigenen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung auf mindestens 6 Milliarden Euro zu erhöhen, sagte Baerbock. Es brauche aber auch massive private Mittel, weshalb sich Deutschland gemeinsam mit den USA für Reformen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank einsetze. 

1,5-Grad-Ziel wird zunehmend unrealistisch

Baerbock betonte die existenzbedrohenden Auswirkungen des Klimawandels auf manche Länder und erklärte: "Für uns alle ist diese Krise die größte Sicherheitsherausforderung unserer Zeit." Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, gilt angesichts der bisherigen Klimaschutzbemühungen als zunehmend unrealistisch. 

Der designierte Präsident der Klimakonferenz in Dubai, Ahmed al-Dschaber, bekannte sich in Berlin zum rapiden Ausbau erneuerbarer Energien weltweit. "Wir werden die Umsetzung beschleunigen in Bereichen wie den Erneuerbaren, die ihre Kapazität bis 2030 verdreifachen müssen und bis 2040 noch einmal verdoppeln", sagte der Sultan. Man wolle kluge Regulierung zur Förderung von Wasserstoff unterstützen und die kommerzielle Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid ermöglichen. 

Al-Dschaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc, was Klimaschützer kritisieren. Er hat 2006 allerdings auch das staatliche Erneuerbare-Energien-Unternehmen Masdar mit Sitz in Abu Dhabi gegründet und geleitet, das Wind- und Solarprojekte in mehr als 40 Ländern mit angeschoben hat. 

Gerade den ärmsten Ländern werde ein Umsteuern ohne finanzielle Unterstützung aber nicht gelingen, warnte Al-Dschaber. "Die ärmsten Länder machen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus, tragen aber nur 12 Prozent der globalen Emissionen bei, während 800 Millionen Menschen keinerlei Zugang zu Energie haben." Diese Menschen wollten und verdienten ein besseres Leben. Wenn es der Welt nicht gelinge, diese Menschen im Sinne des Klimaschutzes finanziell zu unterstützen, hätten sie keine andere Wahl als sich in Richtung eines hohen CO2-Ausstoßes zu entwickeln. "Das ist ein Ergebnis, das wir vermeiden wollen, weil es in niemandes Interesse ist." 

Bei der Konferenz in Dubai soll die Weltgemeinschaft eine Bilanz ihrer bisherigen Klimaschutzbemühungen ziehen und sie an den 2015 bei der Pariser Klimakonferenz vereinbarten Zielen messen. "Dies ist ein Augenblick der Klarheit, dem wir alle uns mit kompletter Ehrlichkeit stellen müssen", sagte Al-Dschaber. 

Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte, wenn Baerbock und Kanzler Olaf Scholz (SPD) der kommenden Klimakonferenz zum Erfolg verhelfen wollten, müssten sie schon jetzt klar sagen, dass dort die Verbrennung von Öl und Gas beendet werden müsse. "Ein Aufweichen dieser überfälligen Ankündigung durch den gastgebenden Golfstaat muss unbedingt verhindert werden, um im 1,5-Grad-Limit zu bleiben."

Dienstag, 2.05.2023, 17:41 Uhr
dpa
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Klimaschutz
Klima-Finanz-Zusage für arme Länder in Reichweite
Die reichen Länder werden ihr Klimaschutz-Versprechen zur finanziellen Unterstützung ärmerer Staaten 2023 erstmalig einhalten, so Annalena Baerbock auf dem Petersberger Klimadialog.
(dpa) − Dutzende Länder beraten seit dem 2. Mai in Berlin beim Petersberger Klimadialog. Unter Leitung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) werden laut Bundesregierung Vertreter aus insgesamt 40 Staaten erwartet. Der Petersberger Klimadialog bringt seit 2010 jährlich eine Auswahl an Ländern zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) zusammen. Benannt ist er nach dem ersten Tagungsort in Bonn, auch wenn die Veranstaltung inzwischen in Berlin stattfindet.

Nach Einschätzung von Baerbock werden die reichen Länder ihr Milliarden-Versprechen zur finanziellen Unterstützung ärmerer Staaten beim Klimaschutz in diesem Jahr erstmals einhalten. Die Politikerin sagte am 2. Mai beim Petersberger Klimadialog: "Die gute Nachricht ist: So wie es jetzt aussieht, sind wir auf einem Weg, dass wir dieses Jahr endlich die Summe von 100 Milliarden US-Dollar erreichen können."

Zum Hintergrund: Im Jahr 2009 hatten die Industrieländer in Kopenhagen versprochen, bis zum Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 91 Milliarden Euro) aus öffentlichen und privaten Quellen für Klimaschutz in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Dies gelang bisher nicht. Deutschland habe bereits zugesagt, den eigenen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung auf mindestens 6 Milliarden Euro zu erhöhen, sagte Baerbock. Es brauche aber auch massive private Mittel, weshalb sich Deutschland gemeinsam mit den USA für Reformen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank einsetze. 

1,5-Grad-Ziel wird zunehmend unrealistisch

Baerbock betonte die existenzbedrohenden Auswirkungen des Klimawandels auf manche Länder und erklärte: "Für uns alle ist diese Krise die größte Sicherheitsherausforderung unserer Zeit." Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, gilt angesichts der bisherigen Klimaschutzbemühungen als zunehmend unrealistisch. 

Der designierte Präsident der Klimakonferenz in Dubai, Ahmed al-Dschaber, bekannte sich in Berlin zum rapiden Ausbau erneuerbarer Energien weltweit. "Wir werden die Umsetzung beschleunigen in Bereichen wie den Erneuerbaren, die ihre Kapazität bis 2030 verdreifachen müssen und bis 2040 noch einmal verdoppeln", sagte der Sultan. Man wolle kluge Regulierung zur Förderung von Wasserstoff unterstützen und die kommerzielle Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid ermöglichen. 

Al-Dschaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc, was Klimaschützer kritisieren. Er hat 2006 allerdings auch das staatliche Erneuerbare-Energien-Unternehmen Masdar mit Sitz in Abu Dhabi gegründet und geleitet, das Wind- und Solarprojekte in mehr als 40 Ländern mit angeschoben hat. 

Gerade den ärmsten Ländern werde ein Umsteuern ohne finanzielle Unterstützung aber nicht gelingen, warnte Al-Dschaber. "Die ärmsten Länder machen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus, tragen aber nur 12 Prozent der globalen Emissionen bei, während 800 Millionen Menschen keinerlei Zugang zu Energie haben." Diese Menschen wollten und verdienten ein besseres Leben. Wenn es der Welt nicht gelinge, diese Menschen im Sinne des Klimaschutzes finanziell zu unterstützen, hätten sie keine andere Wahl als sich in Richtung eines hohen CO2-Ausstoßes zu entwickeln. "Das ist ein Ergebnis, das wir vermeiden wollen, weil es in niemandes Interesse ist." 

Bei der Konferenz in Dubai soll die Weltgemeinschaft eine Bilanz ihrer bisherigen Klimaschutzbemühungen ziehen und sie an den 2015 bei der Pariser Klimakonferenz vereinbarten Zielen messen. "Dies ist ein Augenblick der Klarheit, dem wir alle uns mit kompletter Ehrlichkeit stellen müssen", sagte Al-Dschaber. 

Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte, wenn Baerbock und Kanzler Olaf Scholz (SPD) der kommenden Klimakonferenz zum Erfolg verhelfen wollten, müssten sie schon jetzt klar sagen, dass dort die Verbrennung von Öl und Gas beendet werden müsse. "Ein Aufweichen dieser überfälligen Ankündigung durch den gastgebenden Golfstaat muss unbedingt verhindert werden, um im 1,5-Grad-Limit zu bleiben."

Dienstag, 2.05.2023, 17:41 Uhr
dpa

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