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Energie & Management > Stromnetz - Deutschland und Großbritannien setzen auf Stromaustausch
Abspulen eines Seekabels. Quelle: Tennet
Stromnetz

Deutschland und Großbritannien setzen auf Stromaustausch

Baustart für eine 725 Kilometer lange Stromtrasse zwischen Deutschland und Großbritannien. Sie soll die Netze der Länder zusammenschließen und den Austausch von Energie ermöglichen.
Begonnen haben die Arbeiten für die erste direkte Stromverbindung „NeuConnect“ am 21. Mai in Wilhelmshaven. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nahm gemeinsam mit dem britischen Staatsminister für Handelspolitik Gregory Hands, dem niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies, dem Oberbürgermeister von Wilhelmshaven Carsten Feist sowie Vertretern der beauftragten Unternehmen am symbolischen ersten Spatenstich teil.

Habeck betonte dabei: „Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität. Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn.“ Das Projekt sei einer von vielen Bausteinen der Dekarbonisierung, verbunden mit dem Ziel weiterhin höchster – auch grenzüberschreitender – Versorgungssicherheit. „Die enge deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet ist ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte.“

​1.400 MW und 3 Milliarden Euro

Neuconnect verläuft zum größten Teil als Unterwasserkabel durch die Nordsee. Die Trasse führt dabei vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden im Stadtgebiet Wilhelmshaven. An Land wird die Gleichstromverbindung als Erdkabel verlegt.

Die Kapazität der Leitung wird mit 1.400 MW angegeben, was für die Versorgung von 1,5 Millionen Haushalten ausreichen würde. Die Inbetriebnahme ist für 2028 vorgesehen, die Baukosten von rund 3 Milliarden Euro übernimmt ein Investorenkonsortium.

Deutschland und Großbritannien teilen das Ziel der Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts und haben mit einer gemeinsamen Absichtserklärung Ende 2023 den Wunsch bekräftigt, künftig bei der Energieversorgung stärker zusammenarbeiten zu wollen. Großbritannien verfügt bei der Erzeugung von Offshore-Windenergie über viel Potenzial und will die installierte Leistung von jetzt 15.000 MW bis 2030 auf 50.000 MW ausbauen.

Erst Export, dann Import

Als wichtigen Baustein zur Sicherung der Stromversorgung in Europa sieht auch der Technik-Branchenverband VDI den neuen Interkonnektor. Die Anlagen erhöhten sowohl den Wettbewerb als auch die Versorgungssicherheit, heißt es in einer Mitteilung. VDI-Energieexperte Harald Bratke: „Aufgrund des schleppenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Windenergie bei uns ist zu erwarten, dass sich Deutschland zumindest mittelfristig von einem Strom-Exportland zu einem Strom-Importland entwickeln wird, wie es bereits 2023 der Fall war.“

Dies geschehe allerdings nicht aus Gründen der Versorgungssicherheit, sondern „,weil unsere Nachbarn – vor allem im Norden Europas – günstigen Windstrom anbieten konnten und somit die teureren fossilen deutschen Kraftwerke nicht benötigt wurden“. Zunächst könne im Norden Deutschlands erzeugter Windstrom nach Großbritannien geliefert werden. Das Königreich ist derzeit noch auf Importe angewiesen, während hierzulande oft Windkraftanlagen im Norden abgeregelt werden müssen, weil die Stromleitungen Richtung Bayern und Baden-Württemberg Ã¼berlastet sind.

Auf längere Sicht ist allerdings zu erwarten, dass große Windparks vor Schottland günstigen Strom nach Deutschland liefern werden. Vor allem, wenn hier die leistungsfähigen Nord-Süd-Gleichstromtrassen in Betrieb sind und die Weiterleitung ermöglichen.

Neuconnect werde, so Bradke, die Stromkosten in Europa weiter reduzieren und damit einen Beitrag für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie liefern.

Dienstag, 21.05.2024, 16:17 Uhr
Günter Drewnitzky
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Abspulen eines Seekabels. Quelle: Tennet
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Deutschland und Großbritannien setzen auf Stromaustausch
Baustart für eine 725 Kilometer lange Stromtrasse zwischen Deutschland und Großbritannien. Sie soll die Netze der Länder zusammenschließen und den Austausch von Energie ermöglichen.
Begonnen haben die Arbeiten für die erste direkte Stromverbindung „NeuConnect“ am 21. Mai in Wilhelmshaven. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nahm gemeinsam mit dem britischen Staatsminister für Handelspolitik Gregory Hands, dem niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies, dem Oberbürgermeister von Wilhelmshaven Carsten Feist sowie Vertretern der beauftragten Unternehmen am symbolischen ersten Spatenstich teil.

Habeck betonte dabei: „Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität. Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn.“ Das Projekt sei einer von vielen Bausteinen der Dekarbonisierung, verbunden mit dem Ziel weiterhin höchster – auch grenzüberschreitender – Versorgungssicherheit. „Die enge deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet ist ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte.“

​1.400 MW und 3 Milliarden Euro

Neuconnect verläuft zum größten Teil als Unterwasserkabel durch die Nordsee. Die Trasse führt dabei vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden im Stadtgebiet Wilhelmshaven. An Land wird die Gleichstromverbindung als Erdkabel verlegt.

Die Kapazität der Leitung wird mit 1.400 MW angegeben, was für die Versorgung von 1,5 Millionen Haushalten ausreichen würde. Die Inbetriebnahme ist für 2028 vorgesehen, die Baukosten von rund 3 Milliarden Euro übernimmt ein Investorenkonsortium.

Deutschland und Großbritannien teilen das Ziel der Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts und haben mit einer gemeinsamen Absichtserklärung Ende 2023 den Wunsch bekräftigt, künftig bei der Energieversorgung stärker zusammenarbeiten zu wollen. Großbritannien verfügt bei der Erzeugung von Offshore-Windenergie über viel Potenzial und will die installierte Leistung von jetzt 15.000 MW bis 2030 auf 50.000 MW ausbauen.

Erst Export, dann Import

Als wichtigen Baustein zur Sicherung der Stromversorgung in Europa sieht auch der Technik-Branchenverband VDI den neuen Interkonnektor. Die Anlagen erhöhten sowohl den Wettbewerb als auch die Versorgungssicherheit, heißt es in einer Mitteilung. VDI-Energieexperte Harald Bratke: „Aufgrund des schleppenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Windenergie bei uns ist zu erwarten, dass sich Deutschland zumindest mittelfristig von einem Strom-Exportland zu einem Strom-Importland entwickeln wird, wie es bereits 2023 der Fall war.“

Dies geschehe allerdings nicht aus Gründen der Versorgungssicherheit, sondern „,weil unsere Nachbarn – vor allem im Norden Europas – günstigen Windstrom anbieten konnten und somit die teureren fossilen deutschen Kraftwerke nicht benötigt wurden“. Zunächst könne im Norden Deutschlands erzeugter Windstrom nach Großbritannien geliefert werden. Das Königreich ist derzeit noch auf Importe angewiesen, während hierzulande oft Windkraftanlagen im Norden abgeregelt werden müssen, weil die Stromleitungen Richtung Bayern und Baden-Württemberg Ã¼berlastet sind.

Auf längere Sicht ist allerdings zu erwarten, dass große Windparks vor Schottland günstigen Strom nach Deutschland liefern werden. Vor allem, wenn hier die leistungsfähigen Nord-Süd-Gleichstromtrassen in Betrieb sind und die Weiterleitung ermöglichen.

Neuconnect werde, so Bradke, die Stromkosten in Europa weiter reduzieren und damit einen Beitrag für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie liefern.

Dienstag, 21.05.2024, 16:17 Uhr
Günter Drewnitzky

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