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Energie & Management > Gas - Analysten: Russland exportiert weniger Gas billiger
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

Analysten: Russland exportiert weniger Gas billiger

In diesem Jahr könnte Russland noch 54 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa bringen. Das ist die Transportkapazität der verbliebenen Pipelines plus die historischen LNG-Lieferungen.
Der russische Gaskonzern Gazprom kann aufs Jahr gesehen derzeit über die Ukraine und einen Strang der Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream knapp 31 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa transportieren, während LNG-Tanker weitere 23 Milliarden Kubikmeter Gas in europäische Häfen bringen, vorzugsweise nach Spanien, Frankreich und Belgien.

Der Transitvertrag mit der Ukraine, der von Russland ungeachtet seines Überfalls auf das Land bedient wird, läuft offiziell Ende 2024 aus. Spätestens dann fallen die Gaslieferungen weg, die Gazprom auf diesem Transportweg an europäische Länder wie Österreich und Ungarn durchleitet. In Summe sind das rund 15 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Wie russische Medien im Juli berichteten, kalkulierte Maria Belowa, Forschungsdirektorin bei Vygon Consulting, dass sich der Lieferumfang nach Europa und in die Türkei ohne Transit über die Ukraine auf 45 Milliarden Kubikmeter im Jahr reduziert.

Kommt es infolge von Rechtsstreitigkeiten zwischen Gazprom und dem ukrainischen Gasversorger Naftogaz im August zu einem Transitstopp, könnten 6,5 Milliarden Kubikmeter der Exporte schon früher wegfallen. In dem Fall erreichen die Gastransporte per Pipeline und Schiff nicht einmal mehr ein Drittel des Vorkriegs-Volumens, das Gazprom nach Europa per Pipeline geliefert hat.

Die zwei Stränge der Turkish Stream können im Jahr je 15,75 Milliarden Kubikmeter durchleiten. Je ein Strang ist für mittel- und südosteuropäische Länder und die Türkei vorgesehen. Für die Türkei kommen die Transporte über die Gasleitung Blue Stream mit einer Kapazität von 16 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr hinzu.

2021 exportierte ins sogenannte ferne Ausland per Röhre 185 Milliarden Kubikmeter Gas. Ohne die Lieferungen an die Türkei und China lagen die Exporte nach Europa zusammen mit den Exporten ins Baltikum, die Gazprom unter den Lieferungen an Nachbarländer verbuchte, bei 150 Milliarden Kubikmetern.

Milliardenverluste für Gazprom und Staatshaushalt 

„Unseren Erwartungen nach werden die Exporte von Gazprom in europäische Länder, einschließlich der Türkei, im Jahr 2023 von 85 auf etwa 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas fallen. Neben den Mengenindikatoren werden die Verkaufspreise sinken. Lagen die Spotnotierungen im Jahr 2022 auf hohem Rekordniveau im Schnitt bei 1.440 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter, werden die durchschnittlichen Jahrespreise im Jahr 2023 bei etwa 500 US-Dollar liegen“, erklärte Maria Belowa von Vygon Consulting russischen Medien zufolge am 9. Juli.

Infolgedessen werde Gazprom in diesem Jahr 90 Milliarden Dollar weniger aus dem europäischen Gasexport erlösen. Im vergangenen Jahr beliefen sich diese Umsätze nach Schätzungen von Vygon Consulting auf 122 Milliarden Dollar. In diesem Jahr könnten die Exporterlöse mit 30 Milliarden Dollar nur noch ein Viertel dessen betragen, während der Haushalt wegen rückläufigen Aufkommens an Exportabgaben etwa 28 Milliarden Dollar einbüßen werde.

Dazu rechnete Alexander Amiragjan, Direktor beim Zentrum für Brennstoff- und Energiewirtschaft, laut russischer Nachrichtenagentur Ria Novosti im Juli aus, dass Gazprom mit dem Gastransit über die Ukraine unter Berücksichtigung der aktuellen Preise im Jahr etwa 4 bis 5 Milliarden Dollar erwirtschaftet und daher interessiert sei, diesen fortzusetzen. „Trotz der Sanktionsagenda wird der größte Anstieg der Nachfrage nach russischem LNG im Jahr 2023 in der europäischen Region zu verzeichnen sein“, erklärte Iwan Timonin, Analyst bei Vygon Consulting, Medien zufolge jüngst im Juli.

Insgesamt seien die russischen LNG-Exporte im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 17 auf 15 Millionen Tonnen LNG leicht zurückgegangen. Doch in Belgien erwartet Timonin zeitgleich ein deutliches Wachstum von 4,2 auf 7,3 Millionen Tonnen. Ebenso würden Spanien und Griechenland im Jahresverlauf mehr LNG aus Russland importieren.

Montag, 17.07.2023, 12:00 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
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Analysten: Russland exportiert weniger Gas billiger
In diesem Jahr könnte Russland noch 54 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa bringen. Das ist die Transportkapazität der verbliebenen Pipelines plus die historischen LNG-Lieferungen.
Der russische Gaskonzern Gazprom kann aufs Jahr gesehen derzeit über die Ukraine und einen Strang der Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream knapp 31 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa transportieren, während LNG-Tanker weitere 23 Milliarden Kubikmeter Gas in europäische Häfen bringen, vorzugsweise nach Spanien, Frankreich und Belgien.

Der Transitvertrag mit der Ukraine, der von Russland ungeachtet seines Überfalls auf das Land bedient wird, läuft offiziell Ende 2024 aus. Spätestens dann fallen die Gaslieferungen weg, die Gazprom auf diesem Transportweg an europäische Länder wie Österreich und Ungarn durchleitet. In Summe sind das rund 15 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Wie russische Medien im Juli berichteten, kalkulierte Maria Belowa, Forschungsdirektorin bei Vygon Consulting, dass sich der Lieferumfang nach Europa und in die Türkei ohne Transit über die Ukraine auf 45 Milliarden Kubikmeter im Jahr reduziert.

Kommt es infolge von Rechtsstreitigkeiten zwischen Gazprom und dem ukrainischen Gasversorger Naftogaz im August zu einem Transitstopp, könnten 6,5 Milliarden Kubikmeter der Exporte schon früher wegfallen. In dem Fall erreichen die Gastransporte per Pipeline und Schiff nicht einmal mehr ein Drittel des Vorkriegs-Volumens, das Gazprom nach Europa per Pipeline geliefert hat.

Die zwei Stränge der Turkish Stream können im Jahr je 15,75 Milliarden Kubikmeter durchleiten. Je ein Strang ist für mittel- und südosteuropäische Länder und die Türkei vorgesehen. Für die Türkei kommen die Transporte über die Gasleitung Blue Stream mit einer Kapazität von 16 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr hinzu.

2021 exportierte ins sogenannte ferne Ausland per Röhre 185 Milliarden Kubikmeter Gas. Ohne die Lieferungen an die Türkei und China lagen die Exporte nach Europa zusammen mit den Exporten ins Baltikum, die Gazprom unter den Lieferungen an Nachbarländer verbuchte, bei 150 Milliarden Kubikmetern.

Milliardenverluste für Gazprom und Staatshaushalt 

„Unseren Erwartungen nach werden die Exporte von Gazprom in europäische Länder, einschließlich der Türkei, im Jahr 2023 von 85 auf etwa 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas fallen. Neben den Mengenindikatoren werden die Verkaufspreise sinken. Lagen die Spotnotierungen im Jahr 2022 auf hohem Rekordniveau im Schnitt bei 1.440 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter, werden die durchschnittlichen Jahrespreise im Jahr 2023 bei etwa 500 US-Dollar liegen“, erklärte Maria Belowa von Vygon Consulting russischen Medien zufolge am 9. Juli.

Infolgedessen werde Gazprom in diesem Jahr 90 Milliarden Dollar weniger aus dem europäischen Gasexport erlösen. Im vergangenen Jahr beliefen sich diese Umsätze nach Schätzungen von Vygon Consulting auf 122 Milliarden Dollar. In diesem Jahr könnten die Exporterlöse mit 30 Milliarden Dollar nur noch ein Viertel dessen betragen, während der Haushalt wegen rückläufigen Aufkommens an Exportabgaben etwa 28 Milliarden Dollar einbüßen werde.

Dazu rechnete Alexander Amiragjan, Direktor beim Zentrum für Brennstoff- und Energiewirtschaft, laut russischer Nachrichtenagentur Ria Novosti im Juli aus, dass Gazprom mit dem Gastransit über die Ukraine unter Berücksichtigung der aktuellen Preise im Jahr etwa 4 bis 5 Milliarden Dollar erwirtschaftet und daher interessiert sei, diesen fortzusetzen. „Trotz der Sanktionsagenda wird der größte Anstieg der Nachfrage nach russischem LNG im Jahr 2023 in der europäischen Region zu verzeichnen sein“, erklärte Iwan Timonin, Analyst bei Vygon Consulting, Medien zufolge jüngst im Juli.

Insgesamt seien die russischen LNG-Exporte im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 17 auf 15 Millionen Tonnen LNG leicht zurückgegangen. Doch in Belgien erwartet Timonin zeitgleich ein deutliches Wachstum von 4,2 auf 7,3 Millionen Tonnen. Ebenso würden Spanien und Griechenland im Jahresverlauf mehr LNG aus Russland importieren.

Montag, 17.07.2023, 12:00 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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