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Energie & Management > Wärme - Zwölf-Punkte-Plan für schnellere Wärmewende
Quelle: Vattenfall / Elisabeth Reding
Wärme

Zwölf-Punkte-Plan für schnellere Wärmewende

Vattenfall fordert ein höheres Tempo hin zu einer klimafreundlicheren Wärmeversorgung. Dafür hat der Konzern einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt.
"Wir brauchen mehr Tempo", sagte Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin, bei einem Pressegespräch am 31. März. "Leider kommt Deutschland beim klimafreundlichen Wohnen viel zu langsam voran." Das Energieunternehmen schlägt unter anderem vor, die Fernwärmenetze zügiger auszubauen und auf nachhaltigere Energiequellen umzustellen. Wielgoß stellte dafür einen Zwölf-Punkte-Plan zur Wärmewende vor. Zu den Vorschlägen gehört zum Beispiel, Abwärme sowie Energie aus Biomasse und auch aus Abfällen konsequenter als bisher zur Wärmeerzeugung zu nutzen.

Konkret schlägt Vattenfall vor, bestehende Stadtwärmenetze auszubauen. "Unsere Stadtwärme ist ein großer Hebel für eine schnelle Wärmewende. Sie kann klimafreundliches Wohnen skalieren", so Wielgoß. Dafür fordert Vattenfall − wie auch Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands AGFW − ein schnelles Ausrollen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW). "Das Programm braucht eine Laufzeit bis 2030 und eine finanzielle Ausstattung von mindestens 2,5 Milliarden Euro pro Jahr", fordert Lutsch, der bei dem Pressegespräch mit dabei war.

Mit einer Reihe von Vorschlägen möchte Vattenfall die städtische Wärmeversorgung unabhängiger von Gas und Kohle machen. Für Power-to-Heat-Anlagen brauche es auch über das Jahr 2023 hinaus eine Befreiung von Netzentgelten, um Investitionen anzuregen. "Auch der Netzausbau, gerade mit Blick auf leistungsfähige Stromleitungen in städtischen Gebieten, muss schneller gehen", betont Wielgoß.

Weiterhin fordert Vattenfall, Abwärme − etwa aus Rechenzentren, Abwasser oder industriellen Prozessen und insbesondere Energie aus Abfällen − konsequenter zur Wärmeerzeugung zu nutzen als bislang. "Statt Müll aus den Städten herauszuschaffen und teils ungenutzt im Umland zu verbrennen, sollte der Abfall in den Städten verbleiben und dort nach dem Verursacherprinzip in die Klimabilanz aufgenommen werden. Wird er hier statt im Umland klimaschonend verwertet, kann die resultierende Hitze für die Stadtwärme genutzt werden − wie es mit zwei Drittel der Berliner Abfälle bereits seit den 1960er Jahren geschieht", sagte Wielgoß.

Sektorenkopplung besser auf trägen Wärmemarkt abstimmen

Auch in Biomasse sieht Vattenfall Potenzial. "Mengenmäßig ist Biomasse aber nur begrenzt verfügbar", bemerkt Lutsch. "Sie sollte deshalb nicht überall, sondern gezielt dort eingesetzt werden, wo es energetisch am sinnvollsten ist − und das ist in Wärmenetzen der Fall."

Darüber hinaus regt das Unternehmen an, den volatilen Strommarkt im Sinne einer Sektorenkopplung besser auf einen trägen Wärmemarkt abzustimmen. "Hier werden Speicherlösungen und intelligente Wärmenetze in Zukunft eine wichtige Rolle spielen", unterstützt Lutsch. Der AGFW-Geschäftsführer drängt zudem darauf, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz anzupassen und bis 2030 zu verlängern. Hocheffiziente KWK stärke die Resilienz des Energiesystems, so Vattenfall. Perspektivisch könnten zudem Wasserstoff sowie synthetische Gase eingesetzt werden, um Erdgas als Brennstoff für KWG-Anlagen zu reduzieren.

Für klimafreundliche Wärmelösungen brauche es zudem bessere Anreize. Vattenfall schlägt eine Reform der Wärmelieferverordnung vor, um die ansteigenden fossilen Rohstoffpreise bei Investitionsentscheidungen einzupreisen. Kostenneutralität zum Schutz der Mieterinnen und Mieter − so die Intention der Wärmelieferverordnung (WärmeLV) sei zwar sinnvoll, deren Berechnung decke den wahren Preis von CO2 aber derzeit noch nicht ausreichend ab. Für Investitionen sei entscheidend, neue Technologien wirtschaftlich attraktiver und erneuerbaren Strom günstiger zu machen.

Der AGFW ist sogar Ansicht, dass die WärmeLV ganz gestrichen werden sollte. Gerade im urbanen Gebäudebestand sei der Anschluss an ein Fernwärmenetz oftmals die einzige Möglichkeit, ein Gebäude perspektivisch klimaneutral zu versorgen und kurzfristig bestehende Heizungen durch ein klimafreundliches Heizsystem zu ersetzen. In ihrer aktuellen Fassung verhindere die WärmeLV jedoch den Anschluss an die Fernwärme.
 
Der Zwölf-Punkte-Plan von Vattenfall zur Wärmwende als PDF (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Vattenfall

 

Donnerstag, 31.03.2022, 12:13 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Wärme - Zwölf-Punkte-Plan für schnellere Wärmewende
Quelle: Vattenfall / Elisabeth Reding
Wärme
Zwölf-Punkte-Plan für schnellere Wärmewende
Vattenfall fordert ein höheres Tempo hin zu einer klimafreundlicheren Wärmeversorgung. Dafür hat der Konzern einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt.
"Wir brauchen mehr Tempo", sagte Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin, bei einem Pressegespräch am 31. März. "Leider kommt Deutschland beim klimafreundlichen Wohnen viel zu langsam voran." Das Energieunternehmen schlägt unter anderem vor, die Fernwärmenetze zügiger auszubauen und auf nachhaltigere Energiequellen umzustellen. Wielgoß stellte dafür einen Zwölf-Punkte-Plan zur Wärmewende vor. Zu den Vorschlägen gehört zum Beispiel, Abwärme sowie Energie aus Biomasse und auch aus Abfällen konsequenter als bisher zur Wärmeerzeugung zu nutzen.

Konkret schlägt Vattenfall vor, bestehende Stadtwärmenetze auszubauen. "Unsere Stadtwärme ist ein großer Hebel für eine schnelle Wärmewende. Sie kann klimafreundliches Wohnen skalieren", so Wielgoß. Dafür fordert Vattenfall − wie auch Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands AGFW − ein schnelles Ausrollen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW). "Das Programm braucht eine Laufzeit bis 2030 und eine finanzielle Ausstattung von mindestens 2,5 Milliarden Euro pro Jahr", fordert Lutsch, der bei dem Pressegespräch mit dabei war.

Mit einer Reihe von Vorschlägen möchte Vattenfall die städtische Wärmeversorgung unabhängiger von Gas und Kohle machen. Für Power-to-Heat-Anlagen brauche es auch über das Jahr 2023 hinaus eine Befreiung von Netzentgelten, um Investitionen anzuregen. "Auch der Netzausbau, gerade mit Blick auf leistungsfähige Stromleitungen in städtischen Gebieten, muss schneller gehen", betont Wielgoß.

Weiterhin fordert Vattenfall, Abwärme − etwa aus Rechenzentren, Abwasser oder industriellen Prozessen und insbesondere Energie aus Abfällen − konsequenter zur Wärmeerzeugung zu nutzen als bislang. "Statt Müll aus den Städten herauszuschaffen und teils ungenutzt im Umland zu verbrennen, sollte der Abfall in den Städten verbleiben und dort nach dem Verursacherprinzip in die Klimabilanz aufgenommen werden. Wird er hier statt im Umland klimaschonend verwertet, kann die resultierende Hitze für die Stadtwärme genutzt werden − wie es mit zwei Drittel der Berliner Abfälle bereits seit den 1960er Jahren geschieht", sagte Wielgoß.

Sektorenkopplung besser auf trägen Wärmemarkt abstimmen

Auch in Biomasse sieht Vattenfall Potenzial. "Mengenmäßig ist Biomasse aber nur begrenzt verfügbar", bemerkt Lutsch. "Sie sollte deshalb nicht überall, sondern gezielt dort eingesetzt werden, wo es energetisch am sinnvollsten ist − und das ist in Wärmenetzen der Fall."

Darüber hinaus regt das Unternehmen an, den volatilen Strommarkt im Sinne einer Sektorenkopplung besser auf einen trägen Wärmemarkt abzustimmen. "Hier werden Speicherlösungen und intelligente Wärmenetze in Zukunft eine wichtige Rolle spielen", unterstützt Lutsch. Der AGFW-Geschäftsführer drängt zudem darauf, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz anzupassen und bis 2030 zu verlängern. Hocheffiziente KWK stärke die Resilienz des Energiesystems, so Vattenfall. Perspektivisch könnten zudem Wasserstoff sowie synthetische Gase eingesetzt werden, um Erdgas als Brennstoff für KWG-Anlagen zu reduzieren.

Für klimafreundliche Wärmelösungen brauche es zudem bessere Anreize. Vattenfall schlägt eine Reform der Wärmelieferverordnung vor, um die ansteigenden fossilen Rohstoffpreise bei Investitionsentscheidungen einzupreisen. Kostenneutralität zum Schutz der Mieterinnen und Mieter − so die Intention der Wärmelieferverordnung (WärmeLV) sei zwar sinnvoll, deren Berechnung decke den wahren Preis von CO2 aber derzeit noch nicht ausreichend ab. Für Investitionen sei entscheidend, neue Technologien wirtschaftlich attraktiver und erneuerbaren Strom günstiger zu machen.

Der AGFW ist sogar Ansicht, dass die WärmeLV ganz gestrichen werden sollte. Gerade im urbanen Gebäudebestand sei der Anschluss an ein Fernwärmenetz oftmals die einzige Möglichkeit, ein Gebäude perspektivisch klimaneutral zu versorgen und kurzfristig bestehende Heizungen durch ein klimafreundliches Heizsystem zu ersetzen. In ihrer aktuellen Fassung verhindere die WärmeLV jedoch den Anschluss an die Fernwärme.
 
Der Zwölf-Punkte-Plan von Vattenfall zur Wärmwende als PDF (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Vattenfall

 

Donnerstag, 31.03.2022, 12:13 Uhr
Heidi Roider

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