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Energie & Management > Veranstaltung - Zügiger Wärmepumpen-Rollout gefordert
Quelle: E&M / Heidi Roider
Veranstaltung

Zügiger Wärmepumpen-Rollout gefordert

Hürden müssen zügig abgebaut werden, wenn der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigte Wärmepumpen-Hochlauf gelingen soll - so ein Credo vom Großwärmepumpen-Kongress.
Während Erdgas immer knapper und somit teurer wird, nimmt das Thema Großwärmepumpen anscheinend allmählich Fahrt auf. Das Interesse jedenfalls am 6. internationalen Großwärmepumpen-Kongress, der am 23. Juni in München stattfand, war mit 300 Teilnehmenden − in Präsenz und virtuell − groß, wie die Veranstalter betonten. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) richtete den Kongress in Zusammenarbeit mit den beiden Verbänden "Wärmepumpe Austria" und "Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz" aus.

Auch die Stimmung in der Politik habe sich komplett gedreht, sagte BWP-Vorstandsvorsitzender Paul Waning in seiner Eröffnungsrede. Nicht die Branche fragt, wie vor einiger Zeit üblich, bei der Politik, ob sie helfen könnte. „Die Politik fragt nun, was wir wie schnell liefern können.“

Oliver Krischer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, sprach als Redner sogar von einem „Rollout von Großwärmepumpen“ als einem wesentlichen Baustein, um die Wärmeversorgung zu dekarbonisieren. Parallel müsse massiv in eine CO2-freie Fernwärme-Infrastruktur investiert werden. „Überall, wo es möglich ist, sollten Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden“, sagte Krischer. Wärmenetze in Kombination mit Erneuerbaren-Technologien wie Wärmepumpen würden eine sinnvolle Nutzung von Abwärme- oder auch Abwasserquellen erst ermöglichen. Der Grünen-Politiker stellte in Aussicht, rechtliche Hürden abzubauen. Auch die seit Monaten geforderte Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) solle „endlich an den Start gehen“.

Wärmepumpen-Hochlauf braucht mehr Förderung

Großwärmepumpen – also ab etwa 100 kW – sind im Gegensatz zu den Wärmepumpen-Heizsystemen in Einfamilienhäusern noch wenig geläufig. Ihre Zahl nimmt aber zu, etwa in der Industrie oder bei Stadtwerken. Großwärmepumpen versorgen Gebäude- und Industriekomplexe mit Wärme und Kälte. Als Teil von Wärmenetzen können sie auch Stadtteile und Quartiere mitversorgen. Bei einem klassischen Nahwärmenetz wird die gewonnene Wärme mittels Großwärmepumpe zentral auf das benötigte Temperaturniveau gehoben. Wärmepumpen können aber auch etwa Abwärme von bestehenden Blockheizkraftwerken nutzen oder Wärme aus Abwässern ziehen.

Erfolgsbeispiele aus bayerischen Städten

Die Stadtwerke München (SWM) beispielsweise nutzen Großwärmepumpen als Ergänzung zu ihren Fernwärme- und Fernkältenetzen. Der Kommunalversorger stellt als ein Beispiel seit Anfang 2022 in einem Mehrfamilienhaus für 114 Wohnungen Warm- und Heizwasser mit zwei Großwärmepumpen bereit. Beide sind in das durch die SWM betriebene Fernkältenetz München-Moosach eingebunden. Die Wärmepumpen entziehen dem erwärmten Rücklauf des Kältenetzes die Wärme und erhöhen dadurch auch die Effizienz des Fernkältenetzes.

Mehrere Stadtwerke, darunter Rosenheim und Bayreuth, haben Wärmepumpen in ihr innovatives Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-System integriert. Die Rosenheimer haben drei 1,5-MW-Großwärmepumpen in die Fernwärmeerzeugung des kommunalen Müllheizkraftwerkes einbezogen. Wärmespeicher ergänzen das System. In Bayreuth hat der Versorger eine iKWK-Anlage für den Universitätscampus installiert. In staatlich geförderten iKWK-System werden Strom und Wärme durch KWK-Anlagen in Verbindung mit einem vorgeschriebenen Anteil an Erneuerbaren-Erzeugung bereitgestellt.

​Kritik an iKWK-Systemen

Allerdings kam auch Kritik an solchen iKWK-Systemen auf. Die KWK sei in Deutschland seit Jahren das Mittel der Wahl bei der Fernwärme. „Die geförderte erdgasbetriebene KWK sollte die Kohleverstromung mitverdrängen“, sagte Nikolaus Meyer von Eon Energy Solutions. Daher sei gerade sie stark gefördert worden, was wiederum der Wärmepumpen-Technologie im Weg stehe. Es brauche zwar einen Mix aus Erzeugern, wie KWK, Solar und Wärmepumpen. Meyer zeigte sich aber davon überzeugt, dass Wärmepumpen künftig ein weitaus wesentlicheres Element der Wärmeversorgung werden müssen, um vom Erdgas wegzukommen.

Um das zu erreichen, müssen laut der Wärmepumpenbranche vor allem Genehmigungen vereinfacht werden. Für die Quellenerschießung und den Einbau von Anlagen gibt es länderspezifisch und auf Bundesebene zum Teil komplizierte Genehmigungsverfahren (Wasserrecht, Bergrecht), die Projekte verzögern, oft unnötig. Diese Hürden müssen für die geplanten Hochlauf beseitigt werden. Außerdem müssten die BEW sowie weitere Förderungen für Großwärmepumpen zügig kommen.

Nach dem Willen der Bundesregierung sollen von 2024 an 500.000 Wärmepumpen pro Jahr installiert werden. 4 bis 6 Millionen − das ist die Zielmarke für die Anzahl der Wärmepumpen, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Anfang dieses Jahres für 2030 genannt hatte. Aktuell sind in Deutschland rund 1,2 Mio. in Betrieb.

Donnerstag, 23.06.2022, 16:34 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Veranstaltung - Zügiger Wärmepumpen-Rollout gefordert
Quelle: E&M / Heidi Roider
Veranstaltung
Zügiger Wärmepumpen-Rollout gefordert
Hürden müssen zügig abgebaut werden, wenn der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigte Wärmepumpen-Hochlauf gelingen soll - so ein Credo vom Großwärmepumpen-Kongress.
Während Erdgas immer knapper und somit teurer wird, nimmt das Thema Großwärmepumpen anscheinend allmählich Fahrt auf. Das Interesse jedenfalls am 6. internationalen Großwärmepumpen-Kongress, der am 23. Juni in München stattfand, war mit 300 Teilnehmenden − in Präsenz und virtuell − groß, wie die Veranstalter betonten. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) richtete den Kongress in Zusammenarbeit mit den beiden Verbänden "Wärmepumpe Austria" und "Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz" aus.

Auch die Stimmung in der Politik habe sich komplett gedreht, sagte BWP-Vorstandsvorsitzender Paul Waning in seiner Eröffnungsrede. Nicht die Branche fragt, wie vor einiger Zeit üblich, bei der Politik, ob sie helfen könnte. „Die Politik fragt nun, was wir wie schnell liefern können.“

Oliver Krischer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, sprach als Redner sogar von einem „Rollout von Großwärmepumpen“ als einem wesentlichen Baustein, um die Wärmeversorgung zu dekarbonisieren. Parallel müsse massiv in eine CO2-freie Fernwärme-Infrastruktur investiert werden. „Überall, wo es möglich ist, sollten Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden“, sagte Krischer. Wärmenetze in Kombination mit Erneuerbaren-Technologien wie Wärmepumpen würden eine sinnvolle Nutzung von Abwärme- oder auch Abwasserquellen erst ermöglichen. Der Grünen-Politiker stellte in Aussicht, rechtliche Hürden abzubauen. Auch die seit Monaten geforderte Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) solle „endlich an den Start gehen“.

Wärmepumpen-Hochlauf braucht mehr Förderung

Großwärmepumpen – also ab etwa 100 kW – sind im Gegensatz zu den Wärmepumpen-Heizsystemen in Einfamilienhäusern noch wenig geläufig. Ihre Zahl nimmt aber zu, etwa in der Industrie oder bei Stadtwerken. Großwärmepumpen versorgen Gebäude- und Industriekomplexe mit Wärme und Kälte. Als Teil von Wärmenetzen können sie auch Stadtteile und Quartiere mitversorgen. Bei einem klassischen Nahwärmenetz wird die gewonnene Wärme mittels Großwärmepumpe zentral auf das benötigte Temperaturniveau gehoben. Wärmepumpen können aber auch etwa Abwärme von bestehenden Blockheizkraftwerken nutzen oder Wärme aus Abwässern ziehen.

Erfolgsbeispiele aus bayerischen Städten

Die Stadtwerke München (SWM) beispielsweise nutzen Großwärmepumpen als Ergänzung zu ihren Fernwärme- und Fernkältenetzen. Der Kommunalversorger stellt als ein Beispiel seit Anfang 2022 in einem Mehrfamilienhaus für 114 Wohnungen Warm- und Heizwasser mit zwei Großwärmepumpen bereit. Beide sind in das durch die SWM betriebene Fernkältenetz München-Moosach eingebunden. Die Wärmepumpen entziehen dem erwärmten Rücklauf des Kältenetzes die Wärme und erhöhen dadurch auch die Effizienz des Fernkältenetzes.

Mehrere Stadtwerke, darunter Rosenheim und Bayreuth, haben Wärmepumpen in ihr innovatives Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-System integriert. Die Rosenheimer haben drei 1,5-MW-Großwärmepumpen in die Fernwärmeerzeugung des kommunalen Müllheizkraftwerkes einbezogen. Wärmespeicher ergänzen das System. In Bayreuth hat der Versorger eine iKWK-Anlage für den Universitätscampus installiert. In staatlich geförderten iKWK-System werden Strom und Wärme durch KWK-Anlagen in Verbindung mit einem vorgeschriebenen Anteil an Erneuerbaren-Erzeugung bereitgestellt.

​Kritik an iKWK-Systemen

Allerdings kam auch Kritik an solchen iKWK-Systemen auf. Die KWK sei in Deutschland seit Jahren das Mittel der Wahl bei der Fernwärme. „Die geförderte erdgasbetriebene KWK sollte die Kohleverstromung mitverdrängen“, sagte Nikolaus Meyer von Eon Energy Solutions. Daher sei gerade sie stark gefördert worden, was wiederum der Wärmepumpen-Technologie im Weg stehe. Es brauche zwar einen Mix aus Erzeugern, wie KWK, Solar und Wärmepumpen. Meyer zeigte sich aber davon überzeugt, dass Wärmepumpen künftig ein weitaus wesentlicheres Element der Wärmeversorgung werden müssen, um vom Erdgas wegzukommen.

Um das zu erreichen, müssen laut der Wärmepumpenbranche vor allem Genehmigungen vereinfacht werden. Für die Quellenerschießung und den Einbau von Anlagen gibt es länderspezifisch und auf Bundesebene zum Teil komplizierte Genehmigungsverfahren (Wasserrecht, Bergrecht), die Projekte verzögern, oft unnötig. Diese Hürden müssen für die geplanten Hochlauf beseitigt werden. Außerdem müssten die BEW sowie weitere Förderungen für Großwärmepumpen zügig kommen.

Nach dem Willen der Bundesregierung sollen von 2024 an 500.000 Wärmepumpen pro Jahr installiert werden. 4 bis 6 Millionen − das ist die Zielmarke für die Anzahl der Wärmepumpen, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Anfang dieses Jahres für 2030 genannt hatte. Aktuell sind in Deutschland rund 1,2 Mio. in Betrieb.

Donnerstag, 23.06.2022, 16:34 Uhr
Heidi Roider

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