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Energie & Management > Windkraft Onshore - Wülfershausens verschlungener Weg zur Windkraft
Quelle: Fotolia/Mellimage
Windkraft Onshore

Wülfershausens verschlungener Weg zur Windkraft

Seit vielen Jahren will eine unterfränkische Gemeinde zwei Windparks. Doch mit Politik und Justiz in Bayern ist das so eine Sache.
Eigentlich ist die Energiewende amtlich längst abgenickt. Sieben Jahre ist es her, dass in der Gemeinde Wülfershausen und im benachbarten Wargolshausen zwei Windparks genehmigt wurden. Es war im Herbst, kurz bevor die „10H-Regelung“ in Bayern in Kraft trat.

Zwei Jahre später hätten die Anlagen von der Firma "Regio E2 Windpark", Bauherr und Betreiber, errichtet werden können. Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte einen Schlussstrich unter die Einwände von Windkraftgegnern gezogen. Bald darauf rollten auch die Bagger an - ingesamt zehn Rotoren sollten in der Gemeinde und im vier Kilometer entfernten Nachbarort schon bald grünen Strom erzeugen. Doch dann meinte man es dort für bayerische Verhältnisse offenbar zu gut mit der Energiewende.

Neue Anlagen sogar niedriger als die ursprünglich geplanten

Anstelle der vorgesehenen Windkraftanlagen wollte man andere, modernere errichten. „Sie wären um 25 Prozent energieeffizienter und weniger wartungsintensiv“, sagt Bürgermeister Wolfang Seifert (CSU) - ein gelernter Starkstromelektriker. Obendrein wäre die neuen Modelle nur 182 Meter hoch, 17 Meter niedriger als die geplanten.

Es folgte ein Änderungsantrag, und das Gericht signalisierte grünes Licht. Daraufhin verklagten die Windkraftgegner den Freistaat. Sie argumentierten vor dem Hintergrund der 10H-Regelung, Bayern hätte die Typänderung der Windkraftanlage nicht erlauben dürfen. Nachdem die Fundamente für die Anlagen gegossen waren, kam es zum Baustopp. Das war 2018.

Freistaat genehmigt weniger effiziente Technik

Wieder zwei Jahre später befasste man sich im Landtag mit der Sache. Das Ergebnis nennt Bürgermeister Seifert ein „Kasperletheater“. CSU und Freie Wähler hätten beschlossen, dass „wir die Windparks bauen dürfen, aber nur mit der alten Technik“, sagt er.

Für Wülferhausen bedeutet das nicht nur weniger effiziente Stromgewinnung. Vielmehr verursacht der Beschluss hohe zusätzliche Kosten. Denn für die bisherigen Fundamente gibt somit keine Baugenehmigung. Sie ließen sich, wie Seifert erklärt, für die ursprünglich ausgewählten Windkraftanlagen zwar nutzen. Aber der Bürgermeister sieht die Gefahr, dass Windkraftgegner das als Hebel für eine weitere Klage verwenden könnten. Die große Mehrheit der Menschen sei für den Bau, in Wargolshausen gebe es jedoch „100 Hardliner“.

Zusätzliche Kosten in Millionenhöhe

Die ersten Fundamente sind bereits abgerissen worden, die anderen sollen bald folgen. Die neuen sollen Ende des Jahres erstellt werden. Im Sommer 2022 schließlich sollen die zehn Windkraftanlagen ans Netz gehen. Sie erzeugen voraussichtlich 45 Mio. kWh, 12.000 Haushalte will man mit dem Strom versorgen. Es hätte ein „Vorzeigeprojekt“ werden können, sagt CSU-Mann Seifert, den das ganze Hin und Her „ziemlich ärgert“. Auf 5 bis 6 Mio. Euro beziffert er die zusätzlichen Kosten. Geld, das letztlich der Stromkunde aufbringen müsse.

Auf weitaus weniger verschlungenem Weg sieht sich die Kommune dabei, die Akzeptanz der Technik weiter zu fördern. Dazu hat sie zwei Beteiligungsgesellschaften gegründet, über die Bürger Anteile erwerben und von der Entwicklung der Windkraft profitieren können. Die Mindestbeteiligung beträgt 5.000 Euro.

Montag, 16.08.2021, 15:05 Uhr
Manfred Fischer
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Windkraft Onshore
Wülfershausens verschlungener Weg zur Windkraft
Seit vielen Jahren will eine unterfränkische Gemeinde zwei Windparks. Doch mit Politik und Justiz in Bayern ist das so eine Sache.
Eigentlich ist die Energiewende amtlich längst abgenickt. Sieben Jahre ist es her, dass in der Gemeinde Wülfershausen und im benachbarten Wargolshausen zwei Windparks genehmigt wurden. Es war im Herbst, kurz bevor die „10H-Regelung“ in Bayern in Kraft trat.

Zwei Jahre später hätten die Anlagen von der Firma "Regio E2 Windpark", Bauherr und Betreiber, errichtet werden können. Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte einen Schlussstrich unter die Einwände von Windkraftgegnern gezogen. Bald darauf rollten auch die Bagger an - ingesamt zehn Rotoren sollten in der Gemeinde und im vier Kilometer entfernten Nachbarort schon bald grünen Strom erzeugen. Doch dann meinte man es dort für bayerische Verhältnisse offenbar zu gut mit der Energiewende.

Neue Anlagen sogar niedriger als die ursprünglich geplanten

Anstelle der vorgesehenen Windkraftanlagen wollte man andere, modernere errichten. „Sie wären um 25 Prozent energieeffizienter und weniger wartungsintensiv“, sagt Bürgermeister Wolfang Seifert (CSU) - ein gelernter Starkstromelektriker. Obendrein wäre die neuen Modelle nur 182 Meter hoch, 17 Meter niedriger als die geplanten.

Es folgte ein Änderungsantrag, und das Gericht signalisierte grünes Licht. Daraufhin verklagten die Windkraftgegner den Freistaat. Sie argumentierten vor dem Hintergrund der 10H-Regelung, Bayern hätte die Typänderung der Windkraftanlage nicht erlauben dürfen. Nachdem die Fundamente für die Anlagen gegossen waren, kam es zum Baustopp. Das war 2018.

Freistaat genehmigt weniger effiziente Technik

Wieder zwei Jahre später befasste man sich im Landtag mit der Sache. Das Ergebnis nennt Bürgermeister Seifert ein „Kasperletheater“. CSU und Freie Wähler hätten beschlossen, dass „wir die Windparks bauen dürfen, aber nur mit der alten Technik“, sagt er.

Für Wülferhausen bedeutet das nicht nur weniger effiziente Stromgewinnung. Vielmehr verursacht der Beschluss hohe zusätzliche Kosten. Denn für die bisherigen Fundamente gibt somit keine Baugenehmigung. Sie ließen sich, wie Seifert erklärt, für die ursprünglich ausgewählten Windkraftanlagen zwar nutzen. Aber der Bürgermeister sieht die Gefahr, dass Windkraftgegner das als Hebel für eine weitere Klage verwenden könnten. Die große Mehrheit der Menschen sei für den Bau, in Wargolshausen gebe es jedoch „100 Hardliner“.

Zusätzliche Kosten in Millionenhöhe

Die ersten Fundamente sind bereits abgerissen worden, die anderen sollen bald folgen. Die neuen sollen Ende des Jahres erstellt werden. Im Sommer 2022 schließlich sollen die zehn Windkraftanlagen ans Netz gehen. Sie erzeugen voraussichtlich 45 Mio. kWh, 12.000 Haushalte will man mit dem Strom versorgen. Es hätte ein „Vorzeigeprojekt“ werden können, sagt CSU-Mann Seifert, den das ganze Hin und Her „ziemlich ärgert“. Auf 5 bis 6 Mio. Euro beziffert er die zusätzlichen Kosten. Geld, das letztlich der Stromkunde aufbringen müsse.

Auf weitaus weniger verschlungenem Weg sieht sich die Kommune dabei, die Akzeptanz der Technik weiter zu fördern. Dazu hat sie zwei Beteiligungsgesellschaften gegründet, über die Bürger Anteile erwerben und von der Entwicklung der Windkraft profitieren können. Die Mindestbeteiligung beträgt 5.000 Euro.

Montag, 16.08.2021, 15:05 Uhr
Manfred Fischer

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