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Energie & Management > Gas - Wo entsteht das erste deutsche LNG-Terminal?
Quelle: Eon Ruhrgas
Gas

Wo entsteht das erste deutsche LNG-Terminal?

Die Bundesregierung will, dass schnell zwei LNG-Terminals gebaut werden. Und hat auch die Standorte im Auge. Doch am fortgeschrittensten sind die Planungen offenbar woanders.
So schnell kann sich die Energiewelt drehen. „Vor ein paar Monaten hätte man mit dem Thema kaum jemanden hinter dem Ofen hervorgelockt“, sagt ein Vertreter der Gasbranche. Jetzt hat die Bundesregierung den Bau von Terminals für Flüssigerdgas (LNG) auf die Agenda gesetzt. „Wir haben die Entscheidung getroffen, LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven schnell zu bauen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag am 27. Februar. Das Gasgeschäft mit Russland soll gedrosselt werden. „Wir werden umsteuern, um unsere Importabhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu überwinden“, erklärte der Regierungschef.

Die Ansage aus Berlin stößt in der Energiewirtschaft auf positive Resonanz: „Um in den nächsten Jahren unabhängiger von russischem Erdgas zu werden, sollten zum einen Diversifizierung und Absicherung der Lieferketten im Fokus stehen, zum anderen der Ausbau zusätzlicher Infrastrukturen wie etwa LNG-Terminals ermöglicht werden“, teilt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. „LNG-Terminals können perspektivisch auch einen Beitrag leisten, um die Importstruktur für grüne Moleküle aufzubauen.“ Der Verband sieht die Politik gefordert. Die Unternehmen bräuchten „bei absehbaren Unsicherheiten allerdings Investitionssicherheit und staatliche Unterstützung sowie die Perspektive einer mittel- und langfristigen wirtschaftlichen Nutzung“, heißt es.

Zuspruch kommt auch von der Initiative Zukunft Gas. „Die heimische Förderung geht zurück, nicht nur in Deutschland, sondern in Gesamteuropa, sodass wir unbedingt über diversifizierte Importrouten sprechen müssen“, sagt Timm Kehler. „Ein eigenes Terminal“, so der Vorstand der Initiative, „würde Deutschland unabhängiger machen, die Energieversorgung würde sicherer und das würde auch die Preise dämpfen."

Wie steht es um Standortvoraussetzungen

Die beiden Standorte für LNG-Terminals, die Scholz ins Auge gefasst hat, haben sich in der Vergangenheit als nicht unproblematisch erwiesen. Zehn Monate ist her, dass der Energieversorger Uniper seine Pläne für ein solches Terminal in Wilhelmshaven in der Schublade begrub und stattdessen begann, über ein Importterminal für Ammoniak zu brüten und die Stadt als „nationalen Knotenpunkt“ für die Wasserstoffversorgung zu sehen. Grund für den Schwenk war ein Markttest, wonach es damals wenig Interesse an einer langfristigen Buchung von LNG-Kapazitäten gab.

Nach Scholz Regierungserklärung holt der Kraftwerksbetreiber offenbar die Pläne wieder der Schublade. „Uniper prüft die Möglichkeit, die Planungen für ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven wieder aufzunehmen“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Redaktion. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Der Standort habe „logistisch hervorragende Voraussetzungen“, viele Vorarbeiten und Planungsschritte habe man in den vergangenen Jahren bereits unternommen.

Auch zweiter Kandidat in der Diskussion

Auch Scholz' zweiter Favorit bei Standortwahl erweckte zuletzt den Eindruck, dass er ad acta landen könnte. Anfang des Jahres bremste der Hauptinvestor des in Brunsbüttel geplanten LNG-Terminals, die niederländische Investmentgesellschaft Vopak, sein Engagement. Dem Vernehmen nach, soll die Beteiligung einen Verlust von 11,1 Mio. Euro gebracht haben. Vopak fungiert nach Unternehmensangaben als passiver Gesellschafter. Zudem gibt es in Brunsbüttel Widerstand gegen die Bebauungspläne.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), Befürworter des Terminals, will einen baldigen Baustart: „Wenn niemand mehr auf der Bremse steht und keiner klagt, könnte das Terminal in fünf Jahren in Brunsbüttel stehen“, wird Buchholz in den Lübecker Nachrichten zitiert.

Die für das Projekt verantwortliche Gesellschaft hält sich noch bedeckt. „Nach wie vor möchten wir aber keine Aussagen über den genauen Zeitplan und Kosten des Projekts treffen“, teilt die Sprecherin von German LNG Terminal mit.

Stade mit dem „durchdachtesten Konzept“

Neben Wilhelmshaven und Brunsbüttel steht Stade als möglicher Standort im Fokus. Für die Initiative Zukunft Gas kommen zwar alle drei infrage, doch es gibt eine klare Präferenz: „Ich nehme Stade als den aktivsten Standort wahr, mit dem durchdachtesten Konzept und einer stabilen Investorenstruktur", sagt Vorstand Timm Kehler.

Die Projektgesellschaft, die hinter dem Terminal in Stade steht, will jetzt aufs Tempo drücken: „Wir nehmen das klare Bekenntnis des Bundeskanzlers zum Anlass und werden unsere Prozesse nun zügig abschließen“ erklärt eine Unternehmenssprecherin.

Der Genehmigungsprozess bestehe aus einem Planfeststellungsverfahren für den Hafen und einem Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für das landseitige Terminal. „Die Unterlagen befinden sich in der Fertigstellung und können für das Terminal Ende März und für den Hafen Ende April eingereicht werden.“ Die Inbetriebnahme sei für2026 geplant. Die Regasifizierungskapazität soll 12 Mrd. m3 pro Jahr betragen, die Ausspeiseleistung in der Spitze 21,7 GW. Das geplante Investitionsvolumen für das Terminal liegt laut Projektgesellschaft bei 800 Mio. Euro. Hinzu kämen 150 bis 200 Mio. Euro für die Hafenanlagen.

Montag, 28.02.2022, 16:25 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Gas - Wo entsteht das erste deutsche LNG-Terminal?
Quelle: Eon Ruhrgas
Gas
Wo entsteht das erste deutsche LNG-Terminal?
Die Bundesregierung will, dass schnell zwei LNG-Terminals gebaut werden. Und hat auch die Standorte im Auge. Doch am fortgeschrittensten sind die Planungen offenbar woanders.
So schnell kann sich die Energiewelt drehen. „Vor ein paar Monaten hätte man mit dem Thema kaum jemanden hinter dem Ofen hervorgelockt“, sagt ein Vertreter der Gasbranche. Jetzt hat die Bundesregierung den Bau von Terminals für Flüssigerdgas (LNG) auf die Agenda gesetzt. „Wir haben die Entscheidung getroffen, LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven schnell zu bauen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag am 27. Februar. Das Gasgeschäft mit Russland soll gedrosselt werden. „Wir werden umsteuern, um unsere Importabhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu überwinden“, erklärte der Regierungschef.

Die Ansage aus Berlin stößt in der Energiewirtschaft auf positive Resonanz: „Um in den nächsten Jahren unabhängiger von russischem Erdgas zu werden, sollten zum einen Diversifizierung und Absicherung der Lieferketten im Fokus stehen, zum anderen der Ausbau zusätzlicher Infrastrukturen wie etwa LNG-Terminals ermöglicht werden“, teilt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. „LNG-Terminals können perspektivisch auch einen Beitrag leisten, um die Importstruktur für grüne Moleküle aufzubauen.“ Der Verband sieht die Politik gefordert. Die Unternehmen bräuchten „bei absehbaren Unsicherheiten allerdings Investitionssicherheit und staatliche Unterstützung sowie die Perspektive einer mittel- und langfristigen wirtschaftlichen Nutzung“, heißt es.

Zuspruch kommt auch von der Initiative Zukunft Gas. „Die heimische Förderung geht zurück, nicht nur in Deutschland, sondern in Gesamteuropa, sodass wir unbedingt über diversifizierte Importrouten sprechen müssen“, sagt Timm Kehler. „Ein eigenes Terminal“, so der Vorstand der Initiative, „würde Deutschland unabhängiger machen, die Energieversorgung würde sicherer und das würde auch die Preise dämpfen."

Wie steht es um Standortvoraussetzungen

Die beiden Standorte für LNG-Terminals, die Scholz ins Auge gefasst hat, haben sich in der Vergangenheit als nicht unproblematisch erwiesen. Zehn Monate ist her, dass der Energieversorger Uniper seine Pläne für ein solches Terminal in Wilhelmshaven in der Schublade begrub und stattdessen begann, über ein Importterminal für Ammoniak zu brüten und die Stadt als „nationalen Knotenpunkt“ für die Wasserstoffversorgung zu sehen. Grund für den Schwenk war ein Markttest, wonach es damals wenig Interesse an einer langfristigen Buchung von LNG-Kapazitäten gab.

Nach Scholz Regierungserklärung holt der Kraftwerksbetreiber offenbar die Pläne wieder der Schublade. „Uniper prüft die Möglichkeit, die Planungen für ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven wieder aufzunehmen“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Redaktion. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Der Standort habe „logistisch hervorragende Voraussetzungen“, viele Vorarbeiten und Planungsschritte habe man in den vergangenen Jahren bereits unternommen.

Auch zweiter Kandidat in der Diskussion

Auch Scholz' zweiter Favorit bei Standortwahl erweckte zuletzt den Eindruck, dass er ad acta landen könnte. Anfang des Jahres bremste der Hauptinvestor des in Brunsbüttel geplanten LNG-Terminals, die niederländische Investmentgesellschaft Vopak, sein Engagement. Dem Vernehmen nach, soll die Beteiligung einen Verlust von 11,1 Mio. Euro gebracht haben. Vopak fungiert nach Unternehmensangaben als passiver Gesellschafter. Zudem gibt es in Brunsbüttel Widerstand gegen die Bebauungspläne.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), Befürworter des Terminals, will einen baldigen Baustart: „Wenn niemand mehr auf der Bremse steht und keiner klagt, könnte das Terminal in fünf Jahren in Brunsbüttel stehen“, wird Buchholz in den Lübecker Nachrichten zitiert.

Die für das Projekt verantwortliche Gesellschaft hält sich noch bedeckt. „Nach wie vor möchten wir aber keine Aussagen über den genauen Zeitplan und Kosten des Projekts treffen“, teilt die Sprecherin von German LNG Terminal mit.

Stade mit dem „durchdachtesten Konzept“

Neben Wilhelmshaven und Brunsbüttel steht Stade als möglicher Standort im Fokus. Für die Initiative Zukunft Gas kommen zwar alle drei infrage, doch es gibt eine klare Präferenz: „Ich nehme Stade als den aktivsten Standort wahr, mit dem durchdachtesten Konzept und einer stabilen Investorenstruktur", sagt Vorstand Timm Kehler.

Die Projektgesellschaft, die hinter dem Terminal in Stade steht, will jetzt aufs Tempo drücken: „Wir nehmen das klare Bekenntnis des Bundeskanzlers zum Anlass und werden unsere Prozesse nun zügig abschließen“ erklärt eine Unternehmenssprecherin.

Der Genehmigungsprozess bestehe aus einem Planfeststellungsverfahren für den Hafen und einem Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für das landseitige Terminal. „Die Unterlagen befinden sich in der Fertigstellung und können für das Terminal Ende März und für den Hafen Ende April eingereicht werden.“ Die Inbetriebnahme sei für2026 geplant. Die Regasifizierungskapazität soll 12 Mrd. m3 pro Jahr betragen, die Ausspeiseleistung in der Spitze 21,7 GW. Das geplante Investitionsvolumen für das Terminal liegt laut Projektgesellschaft bei 800 Mio. Euro. Hinzu kämen 150 bis 200 Mio. Euro für die Hafenanlagen.

Montag, 28.02.2022, 16:25 Uhr
Manfred Fischer

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