E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Studien -
Quelle: Fotolia / JiSign
Studien

"Wirtschaftsweise" raten zu Klimaschutz als Konjunkturmotor

Die Wirtschaftsweisen sehen bedeutsame Risiken für die Entwicklung der Konjunktur in Deutschland. Dazu gehörten andauernde Lieferengpässe sowie das Aufflammen der Covid-19-Pandemie.
Am 10. November stellte der Sachverständigenrat für Wirtschaftsfragen der Bundesregierung sein Jahresgutachten für 2022 vor. Die sogenannten Wirtschaftsweisen korrigierten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr nach unten, weil sich die Wirtschaft aufgrund von Lieferengpässen nicht so schnell aus der pandemiebedingten Rezession erhole.

Die Wirtschaftsleistung werde 2021 um 2,7 % zulegen. Im Frühjahr hatten die Ökonomen noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 % gerechnet. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung in Deutschland infolge der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen um 4,9 % eingebrochen.

„Insbesondere die weltweiten Liefer- und Kapazitätsengpässe treffen die stark in globale Wertschöpfungsketten eingebundene deutsche Industrie“, heißt es im Gutachten. Steigende Energie-, Rohstoff- sowie Transportkosten belasteten die Gewinnspannen der Unternehmen und dürften zumindest teilweise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher überwälzt werden, prognostizieren die Sachverständigen. Auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung unterliege bedeutenden Risiken, heißt es in dem Gutachten.

Gegen Deckelung von Energiepreisen

Die weltwirtschaftliche Erholung in diesem Jahr sei von einem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise begleitet worden. Dies habe mit zu einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreis-Inflation geführt. Der Sachverständigenrat erwartet in Deutschland für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 3,1 % und von 2,6 % für das Jahr 2022. 

Die Energiepreisentwicklung treibe die Inflation, sei aber auch aktuell durch die Erholung aus der Krise bewirkt. Veronika Grimm sprach sich gegen eine Energiepreisdeckelung aus, wie sie derzeit in der EU diskutiert wird. Dies setze Marktmechanismen außer Kraft und verschenke Impulse für den Umbau des Energiesystems. Stattdessen könne man in Deutschland aber Energie-Bruttopreise senken, indem Umlagen, Steuern und Abgaben verringert werden, wie die Sachverständigen schon im letzten Gutachten empfohlen hatten.

Veronika Grimm sagte, die Transitionsrisiken im Zuge des Klimaschutzes seien weltweit sehr unterschiedlich verteilt, je nach Zugang zu fossilen und erneuerbaren Energieträgern. Sie riet, mehr Anreize für private Investitionen in erneuerbare Energie und Klimaschutz zu setzen. Das spare staatliche Förderungen. Geschäftsmodelle auf Basis fossiler Technologien hätten keine Zukunft mehr.

Zudem befürwortete sie einen „Klimaclub“ von Ländern, die untereinander klimafreundlich hergestellte Produkte zertifizieren und ohne Karbonbepreisung handeln können. „Wir müssen die Kraft der Märkte nutzen und über nationale Grenzen hinweg arbeiten“, appellierte Grimm.
 
Die Sachverständigen bei der Präsentation von links oben nach rechts unten: Veronika Grimm, Achim Truger, Monika Schnitzer, Volker Wieland
Quelle: BPK

Möglicher Wirtschaftsboom 2022 mit Unsicherheiten

„Erneute umfassende pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe könnten die Erholung stärker beeinträchtigen als in der Prognose unterstellt“, warnen die Ökonomen. Würden die Engpässe aber schneller überwunden, eröffneten sich Chancen, dass die aufgestaute Konsum- und Investitionsnachfrage einen dynamischeren Aufschwung bewirke.

Unterschiedliche Meinungen gibt es unter den derzeit nur vier statt fünf Mitgliedern des Sachverständigenrats darüber, wie Investitionen etwa in Klimaschutz oder Digitalisierung mobilisiert werden sollten - und ob sich dazu rechtlich selbstständige Extrahaushalte nutzen lassen bei öffentlichen Unternehmen oder Gesellschaften wie der Deutschen Bahn oder der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Dafür gaben sie zwei alternative Berichtsteile heraus. Sie werden auch in den laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP interessieren.

Die Kurzfassung des Berichts des Sachverständigenrats 2021/22 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 10.11.2021, 16:04 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien -
Quelle: Fotolia / JiSign
Studien
"Wirtschaftsweise" raten zu Klimaschutz als Konjunkturmotor
Die Wirtschaftsweisen sehen bedeutsame Risiken für die Entwicklung der Konjunktur in Deutschland. Dazu gehörten andauernde Lieferengpässe sowie das Aufflammen der Covid-19-Pandemie.
Am 10. November stellte der Sachverständigenrat für Wirtschaftsfragen der Bundesregierung sein Jahresgutachten für 2022 vor. Die sogenannten Wirtschaftsweisen korrigierten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr nach unten, weil sich die Wirtschaft aufgrund von Lieferengpässen nicht so schnell aus der pandemiebedingten Rezession erhole.

Die Wirtschaftsleistung werde 2021 um 2,7 % zulegen. Im Frühjahr hatten die Ökonomen noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 % gerechnet. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung in Deutschland infolge der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen um 4,9 % eingebrochen.

„Insbesondere die weltweiten Liefer- und Kapazitätsengpässe treffen die stark in globale Wertschöpfungsketten eingebundene deutsche Industrie“, heißt es im Gutachten. Steigende Energie-, Rohstoff- sowie Transportkosten belasteten die Gewinnspannen der Unternehmen und dürften zumindest teilweise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher überwälzt werden, prognostizieren die Sachverständigen. Auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung unterliege bedeutenden Risiken, heißt es in dem Gutachten.

Gegen Deckelung von Energiepreisen

Die weltwirtschaftliche Erholung in diesem Jahr sei von einem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise begleitet worden. Dies habe mit zu einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreis-Inflation geführt. Der Sachverständigenrat erwartet in Deutschland für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 3,1 % und von 2,6 % für das Jahr 2022. 

Die Energiepreisentwicklung treibe die Inflation, sei aber auch aktuell durch die Erholung aus der Krise bewirkt. Veronika Grimm sprach sich gegen eine Energiepreisdeckelung aus, wie sie derzeit in der EU diskutiert wird. Dies setze Marktmechanismen außer Kraft und verschenke Impulse für den Umbau des Energiesystems. Stattdessen könne man in Deutschland aber Energie-Bruttopreise senken, indem Umlagen, Steuern und Abgaben verringert werden, wie die Sachverständigen schon im letzten Gutachten empfohlen hatten.

Veronika Grimm sagte, die Transitionsrisiken im Zuge des Klimaschutzes seien weltweit sehr unterschiedlich verteilt, je nach Zugang zu fossilen und erneuerbaren Energieträgern. Sie riet, mehr Anreize für private Investitionen in erneuerbare Energie und Klimaschutz zu setzen. Das spare staatliche Förderungen. Geschäftsmodelle auf Basis fossiler Technologien hätten keine Zukunft mehr.

Zudem befürwortete sie einen „Klimaclub“ von Ländern, die untereinander klimafreundlich hergestellte Produkte zertifizieren und ohne Karbonbepreisung handeln können. „Wir müssen die Kraft der Märkte nutzen und über nationale Grenzen hinweg arbeiten“, appellierte Grimm.
 
Die Sachverständigen bei der Präsentation von links oben nach rechts unten: Veronika Grimm, Achim Truger, Monika Schnitzer, Volker Wieland
Quelle: BPK

Möglicher Wirtschaftsboom 2022 mit Unsicherheiten

„Erneute umfassende pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe könnten die Erholung stärker beeinträchtigen als in der Prognose unterstellt“, warnen die Ökonomen. Würden die Engpässe aber schneller überwunden, eröffneten sich Chancen, dass die aufgestaute Konsum- und Investitionsnachfrage einen dynamischeren Aufschwung bewirke.

Unterschiedliche Meinungen gibt es unter den derzeit nur vier statt fünf Mitgliedern des Sachverständigenrats darüber, wie Investitionen etwa in Klimaschutz oder Digitalisierung mobilisiert werden sollten - und ob sich dazu rechtlich selbstständige Extrahaushalte nutzen lassen bei öffentlichen Unternehmen oder Gesellschaften wie der Deutschen Bahn oder der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Dafür gaben sie zwei alternative Berichtsteile heraus. Sie werden auch in den laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP interessieren.

Die Kurzfassung des Berichts des Sachverständigenrats 2021/22 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 10.11.2021, 16:04 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.