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Quelle: E&M
Windkraft Onshore

"Wir schreiben eine Terawattstunde pro Jahr aus"

Im Interview mit E&M berichtet Daniel Parsons von Baywa Re von einer großen PPA-Projektpipeline in den nächsten zehn Jahren. Und von Spotpreisformeln in einem Teil der Verträge.
E&M: Herr Parsons, Baywa Re hat laut unserer Direktvermarktungsumfrage fürs erste Halbjahr knapp 5.000 Megawatt Erneuerbare im Portfolio − Schwerpunkt Wind an Land. Wie viel davon wird mittlerweile langfristig in Power Purchase Agreements, kurz, PPAs, vermarktet, dem Geschäft, das Sie seit drei Jahren verantworten?

Parsons: Das Direktvermarktungsteam innerhalb der Energy Trading (ET) hat seinen Schwerpunkt auf dem deutschen Markt und auf Bestandsanlagen, was sich auf etwa fünf Gigawatt dieses Jahr beläuft. Darüber hinaus werden aber auch kurzfristige Fixpreis-PPAs angeboten. Das PPA-Team im Gegenzug konzentriert sich auf die Strukturierung langfristiger PPAs für neu entwickelte Wind- und Solarparks der Baywa Re. Und das in ganz Europa. 

E&M: Warum stieg der Baywa-Konzern überhaupt ins PPA-Geschäft ein?

Parsons: Langfristige PPAs sind eine wesentliche Grundlage für die Projektfinanzierung und geben eine langfristig gesicherte Umsatzbasis für Investoren. Daher sind sie für fast alle entwickelten Projekte der Baywa Re ohne Förderung. Auf der anderen Seite sind PPAs für Corporates schon länger attraktiv. Sie tragen dazu bei, dass die Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erfüllen können. PPAs haben für sie einen höheren Wert, als wenn sie ihren Strombezug nur durch den Kauf von Herkunftsnachweisen klimaneutral stellen: Hinter PPAs stehen konkrete Wind- oder Solarparks. Seit Herbst 2021 kommt die Wirtschaftlichkeit dazu: sich von fossil dominierten, hohen und stark schwankenden Großhandelspreisen abkoppeln zu können. Umgekehrt können wir über PPAs unsere globale Projektentwicklungskompetenz in Wind onshore, PV und mittlerweile auch schwimmenden Offshore-Anlagen refinanzieren und an langfristige Investoren verkaufen. 
 
Daniel Parsons
Quelle: Baywa Re

E&M: Wie groß ist Ihre PPA-Pipeline?

Parsons: Bisher haben wir 750 Megawatt Leistung in Europa, Asien und Australien in Corporate PPAs verkauft. Grob gesagt entwickeln wir in den nächsten Jahren bei Wind und Solar zehn Gigawatt weltweit als PPA-Projekte. Die Hauptmärkte in Europa, die wir für uns sehen, sind Spanien, die Niederlande und in etwas geringerem Ausmaß Deutschland. In diesen Ländern existiert eine große Projektpipeline und großes Käuferinteresse für PPAs. Allerdings arbeiten wir auch in vielen anderen europäischen Märkten an PPA-Opportunitäten.

E&M: Es gibt PPA-Vertragskaskaden, zum Beispiel Anumar verkauft den Strom aus seinem PV-Park Schornhof an Statkraft, diese wiederum einen Teil an Naturstrom. Wo stehen Sie in solchen Kaskaden?

Parsons: Unser PPA-Team − für den Handel kann ich nicht sprechen − schließt PPAs nur für eigenentwickelte Parks ab. Wir sind ein reiner interner Dienstleister. Unter unseren Kunden sind auch PPA-Händler, zum Beispiel Statkraft. Wohin der Strom dann downstream weitergeht, wissen wir nicht.

E&M: Auf der PPA-Messe Re-Source Ende September war vom Wandel zu einem Verkäufermarkt die Rede. Welche Konsequenz ziehen Sie daraus für Baywa Re?

Parsons: Es ist korrekt, dass der PPA-Markt in der Vergangenheit ein Buyer’s Market war. Große Tech-Konzerne haben als Offtaker (Käufer; d. Red.) die Konditionen bestimmt. Das hat sich mit der Energiekrise gedreht. Wegen unserer großen Pipeline an Projekten in Spanien und Deutschland haben wir begonnen, zehn Terawattstunden über zehn Jahre, also eine Terawattstunde pro Jahr, an Corporates selbst auszuschreiben. 

E&M: Sie schreiben die Erzeugung Ihrer Neubauprojekte aus? Seit wann?

Parsons: Es handelt sich um einen mehrstufigen Tender-Prozess. Der RFI, die erste Stufe, hat gerade angefangen.

E&M: RFI?

Parsons: Request for Information. Wir fragen darin zunächst unverbindlich die Marktnachfrage nach Zehnjahresverträgen ab. Der RFI richtet sich an Corporates in Europa. Die nächste Stufe wird der verbindliche RFP sein, der Request for Proposal. Dieser ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen. 2025 wollen wir live gehen.

E&M: Was sind Ihre Kunden: ‚Corporates‘, also Unternehmen, ‚Utilities‘ wie Stadtwerke, ‚Public‘, öffentliche Körperschaften? ​

Parsons: Dezidiert sprechen wir mit dem Tender nur Corporates an. Wir sind allerdings auch im Gespräch mit Utilities und mit Public. Bei Public nehmen wir noch nicht so viel Interesse wahr.

E&M: Welche grünen Quellen schreiben Sie aus?

Parsons: Nur PV. Wenn das Projekt Erfolg hat, rollen wir es auf andere Technologien und Kontinente aus.

E&M: Und jetzt können die Projektentwickler angesichts der immensen Nachfrage die Preise bestimmen.

Parsons: Wir als Baywa Re wollen die Marktlage nicht ausnutzen, sondern die Bedürfnisse der Corporates − unserer Kunden − mit unseren ausbalancieren. Das bedeutet mehr Flexibilität für beide Seiten, zum Beispiel auch beim Beginn der Stromlieferung für den Fall, dass sich ein Projekt wegen Problemen in der Lieferkette oder bei Genehmigungen verzögert.

E&M: Können Sie etwas über Ihre Preisbildungsformeln verraten? Enervis und Pexapark etwa gehen im Markt von Fixpreisen aus, die von den Notierungen der gleichlaufenden Terminprodukte am Graustrommarkt bestimmte Ab- und Aufschläge machen. Auf der Messe Re-Source habe ich auch von Spot-Indizierungen gehört.

Parsons: Das zehnjährige Fixpreis-PPA hat sich zu einer Art Preis-Benchmark entwickelt. Er orientiert sich in der aktuellen Marktphase viel stärker an der Wertigkeit des Stroms am Großhandelsmarkt − siehe Indizes Pexapark oder Enervis. Um die Unschärfe aus den hinteren Jahren dieses langfristigen Produkts herauszunehmen und das Risiko der Preisentwicklung offener zwischen Verkäufer und Käufer zu verteilen, sehen wir vermehrt auch das Produkt ‚Discount to Market‘, also Day-ahead-Preis mit Abschlägen, allerdings mit einem Floor (Korridor, d. Red.). Unsere Fixpreis-PPAs außerhalb Deutschlands sind fast ausschließlich virtuelle PPAs, die praktisch funktionieren wie CfD (Differenzverträge; d. Red.). Täglich findet das Settlement (Abgleich; d. Red.) mit dem Day ahead statt. Je nach dessen Höhe schießen mal wir nach, mal der Offtaker. Durch unsere Preisformeln federn wir die großen Schwünge des Day ahead ab. Ob derzeit noch für Fixpreise eine Zahlungsbereitschaft besteht, die sich am Terminmarkt orientieren − das ist die Frage, da die Preise inklusive der ferner liegenden Kalenderjahre sehr hoch notieren.

E&M: Kürzlich hat Baywa Re ein virtuelles PPA mit der British Telecom geschlossen, über eine Scheibe an einem schottischen Onshore-Windpark. Was hat es mit VPPA auf sich?

Parsons: Ein Großteil unserer PPAs sind VPPAs. Physische PPAs können wir über das Energy Trading aus einer Hand derzeit nur in Deutschland anbieten und grenzüberschreitend sind sie noch gar nicht möglich. Für andere Länder verschaffen uns Partner den Marktzugang. Für unsere Corporate-Kunden sind VPPAs ein Hedge, also ein Finanzprodukt zur langfristigen Absicherung der Stromeinkaufspreise, welches es einfacher macht, über mehrere Standorte oder Märkte hinweg Mengen abzusichern. Ein weiterer Vorteil von VPPAs ist für beide Seiten, dass die Verhandlungszeiten kürzer sind. 

E&M: Und die Nachteile?

Parsons: Finanzprodukte sind für kleine Mittelständler schwierig, weil sie nicht nach dem IFRS-Standard bilanzieren. Und die Laufzeiten von zehn Jahren und länger müssen auch über Garantien unter dem PPA vorfinanziert werden, da tut sich ein Großkonzern leichter. Das heißt nicht, dass beim Mittelstand kein Interesse dafür da wäre.

E&M: Wie betreffen Sie die Risse in der Lieferkette und welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Parsons: Da die Baywa Re unter anderem auch Solarhändler ist, ist das gesamte Bezugsvolumen beträchtlich und dadurch haben wir mehr Möglichkeiten als andere Projektentwickler, aber von Lieferkettenproblemen sind auch wir spürbar betroffen. Sie verteuern die Capex (Kapitalkosten; d. Red.), die Fixkosten und damit auch die PPA-Preise. Wir preisen den Effekt derzeit ein. Unsere Kunden sind immer noch zu Gesprächen darüber bereit, da die Kosten für Strom europaweit massiv gestiegen sind und wir als BayWa Re einen langfristigen, stabilen Preis bieten können. 

E&M: Sie persönlich mussten der PPA-Messe Re-Source Ende September fernbleiben, weil sie Covid-positiv waren. Welche Bedeutung hat die Re-Source für Baywa Re? Und: Wie geht es Ihnen?

Parsons: Danke, ich hatte kaum Symptome und mir geht es jetzt gut. Die Re-Source ist immens wichtig für uns. Mit mir wären wir zu viert aus unserem Team in Amsterdam gewesen, dazu kamen noch drei Kollegen von Sales und vom Trading. Wir treffen dort praktisch alle unsere Kunden, auch potenzielle Neukunden, und können effizient mit ihnen Gespräche führen.
 

Zur Person

Daniel Parsons (40) ist seit Mitte 2019 Head of PPA EMEA bei Baywa Re. Der Diplom-Wirtschaftsgeograf aus Mainz leitet bei dem weltweit tätigen Erneuerbaren-Projektentwickler und -Direktvermarkter ein neunköpfiges Team. Seit acht Jahren gehört er dem Baywa-Konzern an, zuerst in der Geschäftsentwicklung, dann als kaufmännischer Direktor des australischen Photovoltaikprojektgeschäfts, wo er das erste PPA des Konzerns in Australien verhandelte. Parsons begann seine Karriere bei dem Projektentwickler Juwi, der von der Mannheimer MVV Energie erworben wurde.
 

Dienstag, 15.11.2022, 10:50 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore -
Quelle: E&M
Windkraft Onshore
"Wir schreiben eine Terawattstunde pro Jahr aus"
Im Interview mit E&M berichtet Daniel Parsons von Baywa Re von einer großen PPA-Projektpipeline in den nächsten zehn Jahren. Und von Spotpreisformeln in einem Teil der Verträge.
E&M: Herr Parsons, Baywa Re hat laut unserer Direktvermarktungsumfrage fürs erste Halbjahr knapp 5.000 Megawatt Erneuerbare im Portfolio − Schwerpunkt Wind an Land. Wie viel davon wird mittlerweile langfristig in Power Purchase Agreements, kurz, PPAs, vermarktet, dem Geschäft, das Sie seit drei Jahren verantworten?

Parsons: Das Direktvermarktungsteam innerhalb der Energy Trading (ET) hat seinen Schwerpunkt auf dem deutschen Markt und auf Bestandsanlagen, was sich auf etwa fünf Gigawatt dieses Jahr beläuft. Darüber hinaus werden aber auch kurzfristige Fixpreis-PPAs angeboten. Das PPA-Team im Gegenzug konzentriert sich auf die Strukturierung langfristiger PPAs für neu entwickelte Wind- und Solarparks der Baywa Re. Und das in ganz Europa. 

E&M: Warum stieg der Baywa-Konzern überhaupt ins PPA-Geschäft ein?

Parsons: Langfristige PPAs sind eine wesentliche Grundlage für die Projektfinanzierung und geben eine langfristig gesicherte Umsatzbasis für Investoren. Daher sind sie für fast alle entwickelten Projekte der Baywa Re ohne Förderung. Auf der anderen Seite sind PPAs für Corporates schon länger attraktiv. Sie tragen dazu bei, dass die Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erfüllen können. PPAs haben für sie einen höheren Wert, als wenn sie ihren Strombezug nur durch den Kauf von Herkunftsnachweisen klimaneutral stellen: Hinter PPAs stehen konkrete Wind- oder Solarparks. Seit Herbst 2021 kommt die Wirtschaftlichkeit dazu: sich von fossil dominierten, hohen und stark schwankenden Großhandelspreisen abkoppeln zu können. Umgekehrt können wir über PPAs unsere globale Projektentwicklungskompetenz in Wind onshore, PV und mittlerweile auch schwimmenden Offshore-Anlagen refinanzieren und an langfristige Investoren verkaufen. 
 
Daniel Parsons
Quelle: Baywa Re

E&M: Wie groß ist Ihre PPA-Pipeline?

Parsons: Bisher haben wir 750 Megawatt Leistung in Europa, Asien und Australien in Corporate PPAs verkauft. Grob gesagt entwickeln wir in den nächsten Jahren bei Wind und Solar zehn Gigawatt weltweit als PPA-Projekte. Die Hauptmärkte in Europa, die wir für uns sehen, sind Spanien, die Niederlande und in etwas geringerem Ausmaß Deutschland. In diesen Ländern existiert eine große Projektpipeline und großes Käuferinteresse für PPAs. Allerdings arbeiten wir auch in vielen anderen europäischen Märkten an PPA-Opportunitäten.

E&M: Es gibt PPA-Vertragskaskaden, zum Beispiel Anumar verkauft den Strom aus seinem PV-Park Schornhof an Statkraft, diese wiederum einen Teil an Naturstrom. Wo stehen Sie in solchen Kaskaden?

Parsons: Unser PPA-Team − für den Handel kann ich nicht sprechen − schließt PPAs nur für eigenentwickelte Parks ab. Wir sind ein reiner interner Dienstleister. Unter unseren Kunden sind auch PPA-Händler, zum Beispiel Statkraft. Wohin der Strom dann downstream weitergeht, wissen wir nicht.

E&M: Auf der PPA-Messe Re-Source Ende September war vom Wandel zu einem Verkäufermarkt die Rede. Welche Konsequenz ziehen Sie daraus für Baywa Re?

Parsons: Es ist korrekt, dass der PPA-Markt in der Vergangenheit ein Buyer’s Market war. Große Tech-Konzerne haben als Offtaker (Käufer; d. Red.) die Konditionen bestimmt. Das hat sich mit der Energiekrise gedreht. Wegen unserer großen Pipeline an Projekten in Spanien und Deutschland haben wir begonnen, zehn Terawattstunden über zehn Jahre, also eine Terawattstunde pro Jahr, an Corporates selbst auszuschreiben. 

E&M: Sie schreiben die Erzeugung Ihrer Neubauprojekte aus? Seit wann?

Parsons: Es handelt sich um einen mehrstufigen Tender-Prozess. Der RFI, die erste Stufe, hat gerade angefangen.

E&M: RFI?

Parsons: Request for Information. Wir fragen darin zunächst unverbindlich die Marktnachfrage nach Zehnjahresverträgen ab. Der RFI richtet sich an Corporates in Europa. Die nächste Stufe wird der verbindliche RFP sein, der Request for Proposal. Dieser ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen. 2025 wollen wir live gehen.

E&M: Was sind Ihre Kunden: ‚Corporates‘, also Unternehmen, ‚Utilities‘ wie Stadtwerke, ‚Public‘, öffentliche Körperschaften? ​

Parsons: Dezidiert sprechen wir mit dem Tender nur Corporates an. Wir sind allerdings auch im Gespräch mit Utilities und mit Public. Bei Public nehmen wir noch nicht so viel Interesse wahr.

E&M: Welche grünen Quellen schreiben Sie aus?

Parsons: Nur PV. Wenn das Projekt Erfolg hat, rollen wir es auf andere Technologien und Kontinente aus.

E&M: Und jetzt können die Projektentwickler angesichts der immensen Nachfrage die Preise bestimmen.

Parsons: Wir als Baywa Re wollen die Marktlage nicht ausnutzen, sondern die Bedürfnisse der Corporates − unserer Kunden − mit unseren ausbalancieren. Das bedeutet mehr Flexibilität für beide Seiten, zum Beispiel auch beim Beginn der Stromlieferung für den Fall, dass sich ein Projekt wegen Problemen in der Lieferkette oder bei Genehmigungen verzögert.

E&M: Können Sie etwas über Ihre Preisbildungsformeln verraten? Enervis und Pexapark etwa gehen im Markt von Fixpreisen aus, die von den Notierungen der gleichlaufenden Terminprodukte am Graustrommarkt bestimmte Ab- und Aufschläge machen. Auf der Messe Re-Source habe ich auch von Spot-Indizierungen gehört.

Parsons: Das zehnjährige Fixpreis-PPA hat sich zu einer Art Preis-Benchmark entwickelt. Er orientiert sich in der aktuellen Marktphase viel stärker an der Wertigkeit des Stroms am Großhandelsmarkt − siehe Indizes Pexapark oder Enervis. Um die Unschärfe aus den hinteren Jahren dieses langfristigen Produkts herauszunehmen und das Risiko der Preisentwicklung offener zwischen Verkäufer und Käufer zu verteilen, sehen wir vermehrt auch das Produkt ‚Discount to Market‘, also Day-ahead-Preis mit Abschlägen, allerdings mit einem Floor (Korridor, d. Red.). Unsere Fixpreis-PPAs außerhalb Deutschlands sind fast ausschließlich virtuelle PPAs, die praktisch funktionieren wie CfD (Differenzverträge; d. Red.). Täglich findet das Settlement (Abgleich; d. Red.) mit dem Day ahead statt. Je nach dessen Höhe schießen mal wir nach, mal der Offtaker. Durch unsere Preisformeln federn wir die großen Schwünge des Day ahead ab. Ob derzeit noch für Fixpreise eine Zahlungsbereitschaft besteht, die sich am Terminmarkt orientieren − das ist die Frage, da die Preise inklusive der ferner liegenden Kalenderjahre sehr hoch notieren.

E&M: Kürzlich hat Baywa Re ein virtuelles PPA mit der British Telecom geschlossen, über eine Scheibe an einem schottischen Onshore-Windpark. Was hat es mit VPPA auf sich?

Parsons: Ein Großteil unserer PPAs sind VPPAs. Physische PPAs können wir über das Energy Trading aus einer Hand derzeit nur in Deutschland anbieten und grenzüberschreitend sind sie noch gar nicht möglich. Für andere Länder verschaffen uns Partner den Marktzugang. Für unsere Corporate-Kunden sind VPPAs ein Hedge, also ein Finanzprodukt zur langfristigen Absicherung der Stromeinkaufspreise, welches es einfacher macht, über mehrere Standorte oder Märkte hinweg Mengen abzusichern. Ein weiterer Vorteil von VPPAs ist für beide Seiten, dass die Verhandlungszeiten kürzer sind. 

E&M: Und die Nachteile?

Parsons: Finanzprodukte sind für kleine Mittelständler schwierig, weil sie nicht nach dem IFRS-Standard bilanzieren. Und die Laufzeiten von zehn Jahren und länger müssen auch über Garantien unter dem PPA vorfinanziert werden, da tut sich ein Großkonzern leichter. Das heißt nicht, dass beim Mittelstand kein Interesse dafür da wäre.

E&M: Wie betreffen Sie die Risse in der Lieferkette und welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Parsons: Da die Baywa Re unter anderem auch Solarhändler ist, ist das gesamte Bezugsvolumen beträchtlich und dadurch haben wir mehr Möglichkeiten als andere Projektentwickler, aber von Lieferkettenproblemen sind auch wir spürbar betroffen. Sie verteuern die Capex (Kapitalkosten; d. Red.), die Fixkosten und damit auch die PPA-Preise. Wir preisen den Effekt derzeit ein. Unsere Kunden sind immer noch zu Gesprächen darüber bereit, da die Kosten für Strom europaweit massiv gestiegen sind und wir als BayWa Re einen langfristigen, stabilen Preis bieten können. 

E&M: Sie persönlich mussten der PPA-Messe Re-Source Ende September fernbleiben, weil sie Covid-positiv waren. Welche Bedeutung hat die Re-Source für Baywa Re? Und: Wie geht es Ihnen?

Parsons: Danke, ich hatte kaum Symptome und mir geht es jetzt gut. Die Re-Source ist immens wichtig für uns. Mit mir wären wir zu viert aus unserem Team in Amsterdam gewesen, dazu kamen noch drei Kollegen von Sales und vom Trading. Wir treffen dort praktisch alle unsere Kunden, auch potenzielle Neukunden, und können effizient mit ihnen Gespräche führen.
 

Zur Person

Daniel Parsons (40) ist seit Mitte 2019 Head of PPA EMEA bei Baywa Re. Der Diplom-Wirtschaftsgeograf aus Mainz leitet bei dem weltweit tätigen Erneuerbaren-Projektentwickler und -Direktvermarkter ein neunköpfiges Team. Seit acht Jahren gehört er dem Baywa-Konzern an, zuerst in der Geschäftsentwicklung, dann als kaufmännischer Direktor des australischen Photovoltaikprojektgeschäfts, wo er das erste PPA des Konzerns in Australien verhandelte. Parsons begann seine Karriere bei dem Projektentwickler Juwi, der von der Mannheimer MVV Energie erworben wurde.
 

Dienstag, 15.11.2022, 10:50 Uhr
Georg Eble

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