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Energie & Management > Wasserstoff -
Bild: Shutterstock, Alexander Limbach
Wasserstoff

"Wir müssen über den deutschen Tellerrand hinausschauen"

Der Wasserstoffmarkt ist ein globales Thema, das nur in Partnerschaften angegangen werden kann. Zu diesem Fazit kam eine Gesprächsrunde auf dem Handelsblatt-Wasserstoffgipfel.
Im künftigen Wasserstoffmarkt wird es "keinen Einzelspieler" geben, "der alles unter Kontrolle hat". Davon zeigte sich Jochen Eickholt in der online übertragenen Veranstaltung des Handelsblatt am 27. Mai überzeugt. Vielmehr gehe es darum, den Markt zügig ins Laufen zu bringen. Zuspruch bekam das Vorstandsmitglied von Siemens Energy von Claus-Dieter Maubach, seit April Vorstandsvorsitzender von Uniper. "Wir sollten über den deutschen Tellerrand hinausschauen", forderte Maubach. Wasserstoff sei ein globales Thema, das auch hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit global bewertet werden müsse.

Mit Blick über diesen Tellerrand betonte Maubach: "Es gibt Regionen auf der Welt, wo die Stromproduktionskosten auf Basis erneuerbarer Energien sehr, sehr viel niedriger sind als in Deutschland." Als Beispielland nannte der einstige Technikvorstand von Eon die Vereinigten Arabischen Emirate.

Etwa baue "TAQA", ein Energieunternehmen aus dem Emirat Abu Dhabi, vor Ort einen 1.500-MW-Solarpark. Über ein 30 Jahre angelegtes Power Purchase Agreement (PPA) sei ein Strompreis von 1,32 US-Cent pro kWh garantiert. "Das sind Zahlen, die wir brauchen!", so Maubach mit Bezug auf eine wirtschaftliche Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien. Solche niedrigen Stromerzeugungskosten hält er höchstens im Süden Spaniens für möglich, keinesfalls aber in Deutschland.

Zufall war es nicht, dass die beiden Industrievertreter am 27. Mai zu der Gesprächsrunde mit dem Titel "Warum es Partnerschaften braucht, damit der Durchbruch gelingt?" zusammenkamen. Wie Maubach anführte, bestehen bereits seit Jahren Technologiepartnerschaften zwischen Siemens und Uniper. 

Uniper will langfristig in der Stromerzeugung bleiben

Zum Hintergrund erklärte Maubach: "Für unsere Kraftwerksstandorte, insbesondere solche, die heute auf Kohle laufen, erstellen wir Masterpläne mit dem Ziel der Dekarbonisierung. Wir schauen uns zusammen an, wie wir diese als Stromerzeugungsstandorte auf Gasbasis nutzen können." Gasturbinen heute schon H2-ready zu planen und zu bauen, sei ein großes Thema für Uniper, "da wir langfristig in der Stromerzeugung bleiben wollen". 

Siemens, aus dem Siemens Energy im vergangenen Jahr ausgegründet wurde, sei "immer einer der innovativsten Lieferanten für unser Haus" gewesen, versicherte Maubach. Mit Stolz führte er ein Highlight der Partnerschaft an: die gemeinsam in Betrieb genommene Hochleistungsturbine im Gaskraftwerk Irsching 4 im Jahr 2011 − mit einer zur damaligen Zeit Weltrekordeffizienz von 60,75 % und einer Leistung von 578 MW. In Bezug auf die Wasserstofftechnologie weiß Maubach jedoch, dass derzeit kein Unternehmen − auch nicht Siemens Energy − Technologien zu Preisen liefern kann, mit denen sich aktuell wirtschaftlich Wasserstoff produzieren ließe.

Incentivierung sollte das A und O sein

Damit Unternehmen verstärkt ein unternehmerischen Risiko im neuen Wasserstoffmarkt eingehen, brauche es eine intensive Diskussion mit der Politik und deren finanzielle Unterstützung. Beide Industrievertreter zeigten sich offen gegenüber "Carbon Contracts of Differences" (CCfD). Zum Hintergrund: Am 18. Mai hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Start eines Modellversuchs mit CCfDs in Höhe von über 550 Mio. Euro angekündigt (wir berichteten). Feste CO2-Preise sollen hierbei Unternehmen der Stahl-, Zement-, Kalk- und Ammoniakindustrie langfristig Investitionen sichern. Die Differenz zu den tatsächlichen CO2-Kosten soll der Staat tragen.

Das CCfD-Modell empfindet Maubach als "grundsätzlich sympathischer" im Vergleich zu anderen diskutierten Regulierungsvorschlägen. Es habe eine Investitionen anreizende Wirkung und sei nicht durch Vorschriften und Restriktionen reglementiert. Wenig sinnvoll sei dagegen ein Regulierungsvorschlag, der das Aus von Kraftwerken ab einem bestimmten CO2-Ausstoß vorschreibe.

Eine Incentivierung solle das A und O sein, bekräftigte auch Siemens-Mann Eickholt. Mit Blick auf die CO2-Bepreisung mahnte er dazu, angesichts konjunktureller Schwankungen mit Augenmaß vorzugehen. Eickholts "Hauptsorge dieser Tage" ist, ob die Fördermaßnahmen seitens des Staates schnell und nachhaltig genug greifen. Auch im Bereich Wasserstoff hätten mögliche Projekte mehrere Jahre Laufzeit. Deren finanzielle Unterstützung müsse zügig − "wenn nicht sogar gestern" − angegangen werden.

Donnerstag, 27.05.2021, 15:40 Uhr
Davina Spohn
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Bild: Shutterstock, Alexander Limbach
Wasserstoff
"Wir müssen über den deutschen Tellerrand hinausschauen"
Der Wasserstoffmarkt ist ein globales Thema, das nur in Partnerschaften angegangen werden kann. Zu diesem Fazit kam eine Gesprächsrunde auf dem Handelsblatt-Wasserstoffgipfel.
Im künftigen Wasserstoffmarkt wird es "keinen Einzelspieler" geben, "der alles unter Kontrolle hat". Davon zeigte sich Jochen Eickholt in der online übertragenen Veranstaltung des Handelsblatt am 27. Mai überzeugt. Vielmehr gehe es darum, den Markt zügig ins Laufen zu bringen. Zuspruch bekam das Vorstandsmitglied von Siemens Energy von Claus-Dieter Maubach, seit April Vorstandsvorsitzender von Uniper. "Wir sollten über den deutschen Tellerrand hinausschauen", forderte Maubach. Wasserstoff sei ein globales Thema, das auch hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit global bewertet werden müsse.

Mit Blick über diesen Tellerrand betonte Maubach: "Es gibt Regionen auf der Welt, wo die Stromproduktionskosten auf Basis erneuerbarer Energien sehr, sehr viel niedriger sind als in Deutschland." Als Beispielland nannte der einstige Technikvorstand von Eon die Vereinigten Arabischen Emirate.

Etwa baue "TAQA", ein Energieunternehmen aus dem Emirat Abu Dhabi, vor Ort einen 1.500-MW-Solarpark. Über ein 30 Jahre angelegtes Power Purchase Agreement (PPA) sei ein Strompreis von 1,32 US-Cent pro kWh garantiert. "Das sind Zahlen, die wir brauchen!", so Maubach mit Bezug auf eine wirtschaftliche Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien. Solche niedrigen Stromerzeugungskosten hält er höchstens im Süden Spaniens für möglich, keinesfalls aber in Deutschland.

Zufall war es nicht, dass die beiden Industrievertreter am 27. Mai zu der Gesprächsrunde mit dem Titel "Warum es Partnerschaften braucht, damit der Durchbruch gelingt?" zusammenkamen. Wie Maubach anführte, bestehen bereits seit Jahren Technologiepartnerschaften zwischen Siemens und Uniper. 

Uniper will langfristig in der Stromerzeugung bleiben

Zum Hintergrund erklärte Maubach: "Für unsere Kraftwerksstandorte, insbesondere solche, die heute auf Kohle laufen, erstellen wir Masterpläne mit dem Ziel der Dekarbonisierung. Wir schauen uns zusammen an, wie wir diese als Stromerzeugungsstandorte auf Gasbasis nutzen können." Gasturbinen heute schon H2-ready zu planen und zu bauen, sei ein großes Thema für Uniper, "da wir langfristig in der Stromerzeugung bleiben wollen". 

Siemens, aus dem Siemens Energy im vergangenen Jahr ausgegründet wurde, sei "immer einer der innovativsten Lieferanten für unser Haus" gewesen, versicherte Maubach. Mit Stolz führte er ein Highlight der Partnerschaft an: die gemeinsam in Betrieb genommene Hochleistungsturbine im Gaskraftwerk Irsching 4 im Jahr 2011 − mit einer zur damaligen Zeit Weltrekordeffizienz von 60,75 % und einer Leistung von 578 MW. In Bezug auf die Wasserstofftechnologie weiß Maubach jedoch, dass derzeit kein Unternehmen − auch nicht Siemens Energy − Technologien zu Preisen liefern kann, mit denen sich aktuell wirtschaftlich Wasserstoff produzieren ließe.

Incentivierung sollte das A und O sein

Damit Unternehmen verstärkt ein unternehmerischen Risiko im neuen Wasserstoffmarkt eingehen, brauche es eine intensive Diskussion mit der Politik und deren finanzielle Unterstützung. Beide Industrievertreter zeigten sich offen gegenüber "Carbon Contracts of Differences" (CCfD). Zum Hintergrund: Am 18. Mai hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Start eines Modellversuchs mit CCfDs in Höhe von über 550 Mio. Euro angekündigt (wir berichteten). Feste CO2-Preise sollen hierbei Unternehmen der Stahl-, Zement-, Kalk- und Ammoniakindustrie langfristig Investitionen sichern. Die Differenz zu den tatsächlichen CO2-Kosten soll der Staat tragen.

Das CCfD-Modell empfindet Maubach als "grundsätzlich sympathischer" im Vergleich zu anderen diskutierten Regulierungsvorschlägen. Es habe eine Investitionen anreizende Wirkung und sei nicht durch Vorschriften und Restriktionen reglementiert. Wenig sinnvoll sei dagegen ein Regulierungsvorschlag, der das Aus von Kraftwerken ab einem bestimmten CO2-Ausstoß vorschreibe.

Eine Incentivierung solle das A und O sein, bekräftigte auch Siemens-Mann Eickholt. Mit Blick auf die CO2-Bepreisung mahnte er dazu, angesichts konjunktureller Schwankungen mit Augenmaß vorzugehen. Eickholts "Hauptsorge dieser Tage" ist, ob die Fördermaßnahmen seitens des Staates schnell und nachhaltig genug greifen. Auch im Bereich Wasserstoff hätten mögliche Projekte mehrere Jahre Laufzeit. Deren finanzielle Unterstützung müsse zügig − "wenn nicht sogar gestern" − angegangen werden.

Donnerstag, 27.05.2021, 15:40 Uhr
Davina Spohn

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