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Aus Der Aktuellen Zeitungausgabe

"Wir erwarten von den Netzbetreibern nicht Probleme, sondern Lösungen"

Die Vorstände der E-Control Austria, Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber, im Gespräch über Strategiepläne, Smart-Meter-Rollout und Versorgungssicherheit.  
E&M: Herr Urbantschitsch, bei Ihrer Antrittspressekonferenz sagten Sie, die E-Control wolle ‚eine aktive, starke Regulierungsbehörde‘ sein. Was bedeutet das konkret?

Urbantschitsch: Das Paket um das österreichische Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und die Umsetzung des ‚Clean Energy for all Europeans‘-Pakets der Europäischen Union bringen eine Vielzahl neuer Aufgaben mit sich. Klar ist für uns, unsere Zuständigkeiten hier gesetzeskonform in vollem Umfang wahrzunehmen. Das bedeutet, dass wir das Know-how unserer Kollegen in unsere Entscheidungen packen und diese konsequent und vorhersehbar treffen. Da die Energiemärkte zurzeit in Bewegung sind, ist es wichtig, für die Marktteilnehmer absehbare Entscheidungen zu treffen. Deshalb werden wir auch mit den Interessenvertretungen der neuen Marktteilnehmer Konsultationen und Gespräche zu den verschiedensten Themen führen.

Haber: Starke Regulierungsbehörde bedeutet für mich Planbarkeit, aber auch, den Konsumenten möglichst gute Informationen und eine verständliche Übersicht über den Markt zu bieten, etwa mit unserem Tarifkalkulator oder dem Online-Ladestellenverzeichnis. 

E&M: Es geht aber nicht um eine grundsätzliche Neupositionierung? Als inaktiv und schwach wurde die E-Control ja bislang eher nicht wahrgenommen.

Urbantschitsch: Das nicht. Aber wir rücken bestimmte Themen stärker in den Vordergrund, etwa die Intensivierung des Wettbewerbs und die Versorgungssicherheit. Gerade da hilft die Expertise meines Vorstandskollegen Habers sehr. Außerdem haben wir einen Strategieprozess in die Wege geleitet. Das passt zeitlich sehr gut. Erstens sind wir als neue Vorstände tätig. Zweitens sind viele neue gesetzliche Vorgaben absehbar. Daher ist es an der Zeit zu überlegen, wie sich die E-Control in den kommenden fünf Jahren und darüber hinaus ausrichten soll. Bis die Strategie finalisiert ist, wird es noch etwas dauern.

E&M: Es heißt immer wieder, die technologische und wirtschaftliche Entwicklung verlaufe derart dynamisch, dass das Setzen rechtlich-regulatorischer Rahmenbedingungen ihr zwangsläufig hinterherhinken müsse. Daher bleibe letztlich nur, den Unternehmen das Feld zu überlassen, die diese Entwicklung vorantreiben. Die US-amerikanische Ökonomin Shoshanna Zuboff spricht diesbezüglich vom ‚Zeitalter des Überwachungskapitalismus‘.

Haber: Die letzten Jahre haben gezeigt: Digitale Technologien sind die Basis für die weitere Marktentwicklung. Smart Metering etwa ist die Grundlage für die Verfügbarkeit zeitnaher Verbrauchsdaten und für das Funktionieren der künftigen Energiegemeinschaften. Nur mit dieser Technologisierung ist es möglich, den Markt zu vergrößern, mehr Wettbewerb zu schaffen und 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien in das System zu bringen.

Urbantschitsch: Das ist der Hardwarebereich. Dazu kommen die Algorithmen hinter der Hardware, die auch Frau Zuboff anspricht. Das ist ein sehr spannendes Thema. Hier ist die Energiewirtschaft nicht so weit, wie es andere Branchen sind. Wir als E-Control und andere Behörden haben einen guten Überblick darüber, was in der Energiewirtschaft diesbezüglich vor sich geht. Generell muss der Staat ein Auge auf die Entwicklungen im Softwarebereich haben. Es geht nicht an, gewissen Unternehmen und deren Programmierern die Entscheidung zu überlassen, in welche Richtung Wirtschaft und Gesellschaft voranschreiten sollen. Auch in der Energiebranche verläuft die Digitalisierung zügig. Aber es ist nicht so, dass die Behörden nicht mehr wissen, wer im Hintergrund die Entscheidungen trifft. Das Wichtigste ist, dass das so bleibt.

Smart-Meter-Rollout kein Ruhmesblatt für die Energiewirtschaft

E&M: Sie sprachen das Thema Smart Metering an. Was ist der aktuelle Stand?

Urbantschitsch: Unser diesbezüglicher Bericht über das Jahr 2019 prognostizierte für 2020 einen Ausrollungsgrad von etwas über 30 Prozent. Nun zeigen Rohdaten, dass nicht einmal das erreicht wurde. Ohne auf die durchaus unterschiedlichen Gründe dafür einzugehen, ist das kein Ruhmesblatt für die Energiewirtschaft. Wir brauchen die Smart Meter für innovative Produkte, für dezentrale Erzeugungsanlagen, für die Netze. Und wir wollen, dass jeder Kunde raschest einen Smart Meter bekommt, wenn er das wünscht. Die damit erhobenen Daten müssen allen befugten Personen zur Verfügung gestellt werden. Dafür muss eine einzige niederschwellige Kundenzustimmung ausreichen. Der Netzbetreiber soll nicht noch einmal einen Vertrag verlangen.

E&M: Der Netzbetreiber braucht die Sicherheit, dass der Kunde die Daten tatsächlich freigeben will. Gerade Sie als Jurist wissen, wie heikel das sein kann.

Urbantschitsch: Ich als Jurist weiß: Man kann alles problematisieren. Was ich mir von den Netzbetreibern erwarte, sind nicht Probleme, sondern Lösungen. Mit etablierten Content-Management-Systemen ist sehr viel möglich.

E&M: Sie sehen die E-Control als Garanten für das Vorliegen der regulatorischen Grundlagen zum Erreichen des Ausbauziels im Bereich der erneuerbaren Energien. Was sind die wichtigsten inhaltlichen Ansatzpunkte für diese regulatorischen Grundlagen?

Haber: Das Wichtigste ist, alle neuen Ökostromanlagen bis 2030 ans Netz anzuschließen. Dazu müssen die Netzbetreiber mit hoher Geschwindigkeit die notwendigen Ausbaumaßnahmen tätigen. Wir haben die regulatorischen Voraussetzungen für die Investitionen geschaffen. Es gibt Investitionssicherheit, es gibt Planbarkeit.

E&M: Wirklich? Die Netzbetreiber sagen, die Pauschale von bis zu 175 Euro je Kilowattstunde Anschlussleistung sei nicht kostendeckend.

Haber: Die Pauschale gilt je Netzebene. Auch Kosten über 175 Euro je Kilowattstunde können ersetzt werden, wenn das gerechtfertigt ist. Wir verstehen die Argumentation der Netzbetreiber, wollen aber auch anmerken: Jeder Kunde zahlt die Pauschale, aber nicht jeder Anschluss einer Erzeugungsanlage bedarf unmittelbar einer Verstärkung des Netzes. Wenn in einer Straße mit 30 Häusern drei mit einer Photovoltaikanlage bestückt werden, ist vermutlich keine Netzverstärkung nötig, wenn alle Häuser bestückt werden, eventuell schon.

„Wir brauchen in den nächsten Jahren sicher noch Gaskraftwerke“

E&M: Bezüglich der Versorgungssicherheit konstatierte die E-Control, Gaskraftwerke seien auf absehbare Zeit weiterhin notwendig. Jedoch altern wichtige Anlagen, darunter nicht zuletzt einige leistungsstarke Kraft-Wärme-Kopplungen im Osten des Bundesgebiets. Deren Betreiber sehen indessen keine tauglichen ökonomischen Rahmenbedingungen für Neubauten. Was tun?

Haber: Wir brauchen in den nächsten Jahren sicher noch Gaskraftwerke. Dabei sage ich bewusst ‚Jahre‘ und nenne keinen längeren Zeitraum. Die bestehenden Anlagen tragen gewiss zur Versorgungssicherheit bei. Wir gehen aber nicht vom Bau neuer Kraftwerke aus. Österreich verfügt über einen sehr guten Erzeugungspark. Wir haben Laufwasserkraftwerke, Speicher und Pumpspeicher. Und wir wissen, dass sich die jährliche Stromerzeugung von Wasserkraftwerken und von Windparks sehr gut ergänzt. Die Windparks produzieren den meisten Strom im Winter, die Wasserkraftanlagen im Sommer. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbessert sich auch die Verfügbarkeit der Windkraft. Wir werden die Entwicklung in den kommenden Jahren sehr genau beobachten. Ich gehe davon aus, wir können die Versorgungssicherheit auch ohne neue Gaskraftwerke auf dem derzeitigen hohen Niveau halten.

E&M: Sie garantieren also, dass die Österreicher nach Ablauf Ihrer ersten Funktionsperiode in fünf Jahren nicht im Finstern sitzen, weil sie keine Gaskraftwerke mehr haben?

Haber: Technische Störungen sind immer möglich. Wir tun alles, um die Versorgungssicherheit hochzuhalten. Wenn wir kritische Punkte sehen, werden wir umgehend darauf hinweisen.
 

Die E-Control und ihr Vorstand

Die E-Control ist die für die Strom- und Gaswirtschaft zuständige Regulierungsbehörde in Österreich, vergleichbar der Bundesnetzagentur in Deutschland. Die Organisation mit Sitz in Wien wurde 2001 im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte gegründet. „Um im Interesse aller Marktteilnehmer handeln zu können, muss der Regulator politisch und finanziell unabhängig sein“, heißt es in einer Selbstbeschreibung. Eine der Hauptaufgaben der E-Control ist die Wettbewerbsaufsicht über die Marktteilnehmer und Netzbetreiber. Auch die Festlegung der Netzentgelte gehört zu ihren Aufgaben. Geleitet wird die Regulierungsbehörde von einem zweiköpfigen Vorstand. Ihm gehören seit dem 25. März Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber an. Der Jurist Urbantschitsch sitzt in dem Gremium seit 2016. Der Elektrotechniker Haber wurde am 30. November 2020 neu bestellt.
 
 
Wolfgang Urbantschitsch (l.) und Alfons Haber bilden den Vostand der E-Control
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Dienstag, 13.07.2021, 08:55 Uhr
Klaus Fischer
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"Wir erwarten von den Netzbetreibern nicht Probleme, sondern Lösungen"
Die Vorstände der E-Control Austria, Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber, im Gespräch über Strategiepläne, Smart-Meter-Rollout und Versorgungssicherheit.  
E&M: Herr Urbantschitsch, bei Ihrer Antrittspressekonferenz sagten Sie, die E-Control wolle ‚eine aktive, starke Regulierungsbehörde‘ sein. Was bedeutet das konkret?

Urbantschitsch: Das Paket um das österreichische Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und die Umsetzung des ‚Clean Energy for all Europeans‘-Pakets der Europäischen Union bringen eine Vielzahl neuer Aufgaben mit sich. Klar ist für uns, unsere Zuständigkeiten hier gesetzeskonform in vollem Umfang wahrzunehmen. Das bedeutet, dass wir das Know-how unserer Kollegen in unsere Entscheidungen packen und diese konsequent und vorhersehbar treffen. Da die Energiemärkte zurzeit in Bewegung sind, ist es wichtig, für die Marktteilnehmer absehbare Entscheidungen zu treffen. Deshalb werden wir auch mit den Interessenvertretungen der neuen Marktteilnehmer Konsultationen und Gespräche zu den verschiedensten Themen führen.

Haber: Starke Regulierungsbehörde bedeutet für mich Planbarkeit, aber auch, den Konsumenten möglichst gute Informationen und eine verständliche Übersicht über den Markt zu bieten, etwa mit unserem Tarifkalkulator oder dem Online-Ladestellenverzeichnis. 

E&M: Es geht aber nicht um eine grundsätzliche Neupositionierung? Als inaktiv und schwach wurde die E-Control ja bislang eher nicht wahrgenommen.

Urbantschitsch: Das nicht. Aber wir rücken bestimmte Themen stärker in den Vordergrund, etwa die Intensivierung des Wettbewerbs und die Versorgungssicherheit. Gerade da hilft die Expertise meines Vorstandskollegen Habers sehr. Außerdem haben wir einen Strategieprozess in die Wege geleitet. Das passt zeitlich sehr gut. Erstens sind wir als neue Vorstände tätig. Zweitens sind viele neue gesetzliche Vorgaben absehbar. Daher ist es an der Zeit zu überlegen, wie sich die E-Control in den kommenden fünf Jahren und darüber hinaus ausrichten soll. Bis die Strategie finalisiert ist, wird es noch etwas dauern.

E&M: Es heißt immer wieder, die technologische und wirtschaftliche Entwicklung verlaufe derart dynamisch, dass das Setzen rechtlich-regulatorischer Rahmenbedingungen ihr zwangsläufig hinterherhinken müsse. Daher bleibe letztlich nur, den Unternehmen das Feld zu überlassen, die diese Entwicklung vorantreiben. Die US-amerikanische Ökonomin Shoshanna Zuboff spricht diesbezüglich vom ‚Zeitalter des Überwachungskapitalismus‘.

Haber: Die letzten Jahre haben gezeigt: Digitale Technologien sind die Basis für die weitere Marktentwicklung. Smart Metering etwa ist die Grundlage für die Verfügbarkeit zeitnaher Verbrauchsdaten und für das Funktionieren der künftigen Energiegemeinschaften. Nur mit dieser Technologisierung ist es möglich, den Markt zu vergrößern, mehr Wettbewerb zu schaffen und 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien in das System zu bringen.

Urbantschitsch: Das ist der Hardwarebereich. Dazu kommen die Algorithmen hinter der Hardware, die auch Frau Zuboff anspricht. Das ist ein sehr spannendes Thema. Hier ist die Energiewirtschaft nicht so weit, wie es andere Branchen sind. Wir als E-Control und andere Behörden haben einen guten Überblick darüber, was in der Energiewirtschaft diesbezüglich vor sich geht. Generell muss der Staat ein Auge auf die Entwicklungen im Softwarebereich haben. Es geht nicht an, gewissen Unternehmen und deren Programmierern die Entscheidung zu überlassen, in welche Richtung Wirtschaft und Gesellschaft voranschreiten sollen. Auch in der Energiebranche verläuft die Digitalisierung zügig. Aber es ist nicht so, dass die Behörden nicht mehr wissen, wer im Hintergrund die Entscheidungen trifft. Das Wichtigste ist, dass das so bleibt.

Smart-Meter-Rollout kein Ruhmesblatt für die Energiewirtschaft

E&M: Sie sprachen das Thema Smart Metering an. Was ist der aktuelle Stand?

Urbantschitsch: Unser diesbezüglicher Bericht über das Jahr 2019 prognostizierte für 2020 einen Ausrollungsgrad von etwas über 30 Prozent. Nun zeigen Rohdaten, dass nicht einmal das erreicht wurde. Ohne auf die durchaus unterschiedlichen Gründe dafür einzugehen, ist das kein Ruhmesblatt für die Energiewirtschaft. Wir brauchen die Smart Meter für innovative Produkte, für dezentrale Erzeugungsanlagen, für die Netze. Und wir wollen, dass jeder Kunde raschest einen Smart Meter bekommt, wenn er das wünscht. Die damit erhobenen Daten müssen allen befugten Personen zur Verfügung gestellt werden. Dafür muss eine einzige niederschwellige Kundenzustimmung ausreichen. Der Netzbetreiber soll nicht noch einmal einen Vertrag verlangen.

E&M: Der Netzbetreiber braucht die Sicherheit, dass der Kunde die Daten tatsächlich freigeben will. Gerade Sie als Jurist wissen, wie heikel das sein kann.

Urbantschitsch: Ich als Jurist weiß: Man kann alles problematisieren. Was ich mir von den Netzbetreibern erwarte, sind nicht Probleme, sondern Lösungen. Mit etablierten Content-Management-Systemen ist sehr viel möglich.

E&M: Sie sehen die E-Control als Garanten für das Vorliegen der regulatorischen Grundlagen zum Erreichen des Ausbauziels im Bereich der erneuerbaren Energien. Was sind die wichtigsten inhaltlichen Ansatzpunkte für diese regulatorischen Grundlagen?

Haber: Das Wichtigste ist, alle neuen Ökostromanlagen bis 2030 ans Netz anzuschließen. Dazu müssen die Netzbetreiber mit hoher Geschwindigkeit die notwendigen Ausbaumaßnahmen tätigen. Wir haben die regulatorischen Voraussetzungen für die Investitionen geschaffen. Es gibt Investitionssicherheit, es gibt Planbarkeit.

E&M: Wirklich? Die Netzbetreiber sagen, die Pauschale von bis zu 175 Euro je Kilowattstunde Anschlussleistung sei nicht kostendeckend.

Haber: Die Pauschale gilt je Netzebene. Auch Kosten über 175 Euro je Kilowattstunde können ersetzt werden, wenn das gerechtfertigt ist. Wir verstehen die Argumentation der Netzbetreiber, wollen aber auch anmerken: Jeder Kunde zahlt die Pauschale, aber nicht jeder Anschluss einer Erzeugungsanlage bedarf unmittelbar einer Verstärkung des Netzes. Wenn in einer Straße mit 30 Häusern drei mit einer Photovoltaikanlage bestückt werden, ist vermutlich keine Netzverstärkung nötig, wenn alle Häuser bestückt werden, eventuell schon.

„Wir brauchen in den nächsten Jahren sicher noch Gaskraftwerke“

E&M: Bezüglich der Versorgungssicherheit konstatierte die E-Control, Gaskraftwerke seien auf absehbare Zeit weiterhin notwendig. Jedoch altern wichtige Anlagen, darunter nicht zuletzt einige leistungsstarke Kraft-Wärme-Kopplungen im Osten des Bundesgebiets. Deren Betreiber sehen indessen keine tauglichen ökonomischen Rahmenbedingungen für Neubauten. Was tun?

Haber: Wir brauchen in den nächsten Jahren sicher noch Gaskraftwerke. Dabei sage ich bewusst ‚Jahre‘ und nenne keinen längeren Zeitraum. Die bestehenden Anlagen tragen gewiss zur Versorgungssicherheit bei. Wir gehen aber nicht vom Bau neuer Kraftwerke aus. Österreich verfügt über einen sehr guten Erzeugungspark. Wir haben Laufwasserkraftwerke, Speicher und Pumpspeicher. Und wir wissen, dass sich die jährliche Stromerzeugung von Wasserkraftwerken und von Windparks sehr gut ergänzt. Die Windparks produzieren den meisten Strom im Winter, die Wasserkraftanlagen im Sommer. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbessert sich auch die Verfügbarkeit der Windkraft. Wir werden die Entwicklung in den kommenden Jahren sehr genau beobachten. Ich gehe davon aus, wir können die Versorgungssicherheit auch ohne neue Gaskraftwerke auf dem derzeitigen hohen Niveau halten.

E&M: Sie garantieren also, dass die Österreicher nach Ablauf Ihrer ersten Funktionsperiode in fünf Jahren nicht im Finstern sitzen, weil sie keine Gaskraftwerke mehr haben?

Haber: Technische Störungen sind immer möglich. Wir tun alles, um die Versorgungssicherheit hochzuhalten. Wenn wir kritische Punkte sehen, werden wir umgehend darauf hinweisen.
 

Die E-Control und ihr Vorstand

Die E-Control ist die für die Strom- und Gaswirtschaft zuständige Regulierungsbehörde in Österreich, vergleichbar der Bundesnetzagentur in Deutschland. Die Organisation mit Sitz in Wien wurde 2001 im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte gegründet. „Um im Interesse aller Marktteilnehmer handeln zu können, muss der Regulator politisch und finanziell unabhängig sein“, heißt es in einer Selbstbeschreibung. Eine der Hauptaufgaben der E-Control ist die Wettbewerbsaufsicht über die Marktteilnehmer und Netzbetreiber. Auch die Festlegung der Netzentgelte gehört zu ihren Aufgaben. Geleitet wird die Regulierungsbehörde von einem zweiköpfigen Vorstand. Ihm gehören seit dem 25. März Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber an. Der Jurist Urbantschitsch sitzt in dem Gremium seit 2016. Der Elektrotechniker Haber wurde am 30. November 2020 neu bestellt.
 
 
Wolfgang Urbantschitsch (l.) und Alfons Haber bilden den Vostand der E-Control
Bild: Wilke


 

Dienstag, 13.07.2021, 08:55 Uhr
Klaus Fischer

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