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Energie & Management > Gas - Wintershall: Wasserstoff und CCS statt Erdgas
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas

Wintershall: Wasserstoff und CCS statt Erdgas

Wintershall-Dea sucht nach dem Verlust seines Vermögens in Russland den Einstieg in das Carbonmanagement- und Wasserstoffgeschäft.
Vorstandsvorsitzender Mario Mehren sagte am 30. Oktober vor Journalisten, das Unternehmen habe eine weitere Lizenz zur Abtrennung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) erworben. Mit der sogenannten „Camelot-Lizenz“ könne das Unternehmen sechs Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in der britischen Nordsee einlagern. „Mit vier Lizenzen in drei Ländern zählt Wintershall Dea zu den führenden Akteuren in der Nordsee“, sagte Mehren.

Das Unternehmen verfügt bereits über zwei norwegische Lizenzen. Am Havstjerne-Speicher mit einer Jahreskapazität von 7 Millionen Tonnen CO2 ist Wintershall Dea mit 60 Prozent beteiligt. Mit dem Luna-Projekt können weitere Mengen vor der norwegischen Küste eingelagert werden. Zum Luna-Projekt gehört auch eine 900 Kilometer lange Pipeline, die Kohlendioxid der deutschen Industrie von Wilhelmshaven nach Norwegen bringen soll.

Darüber hinaus verfügt Wintershall Dea über eine dänische CCS-Lizenz. Ziel des Unternehmens ist es, ab 2040 30 bis 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzulagern. In Kassel geht man davon aus, dass der Festlandsockel vor der norwegischen Küste über die meisten und besten Standorte dafür verfügt.

Mit dem „BlueHyNow“-Projekt in Wilhelmshaven will Wintershall Dea in die Wasserstoffproduktion aus Erdgas einsteigen. Die Anlage soll 200.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Jahr für die Industrie an der deutschen Nordseeküste erzeugen. Dabei wird Erdgas aus Norwegen als Rohstoff eingesetzt, die notwendige Energie soll von Windparks vor der Nordseeküste geliefert werden. Im Rahmen des dabei verwendeten Verfahrens entstehen 80 Gramm CO2 pro Kilowattstunde, die dann in der Nordsee eingelagert werden sollen.

500 Arbeitsplätze werden gestrichen

Das Unternehmen hatte im letzten Jahr Investitionen in Russland für mehr als 5 Milliarden Euro abgeschrieben und für 2022 einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Im September wurde ein Sparprogramm verabschiedet, die Kosten sollen um 200 Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden. Die zweite Konzernzentrale in Hamburg wird geschlossen und 500 der 2.000 Arbeitsplätze werden gestrichen. In Zukunft soll der Konzern alleine von Kassel aus geführt werden, der Vorstand wird von vier auf drei Mitglieder verkleinert.

Das Geschäft in Russland, wo Wintershall bis Anfang 2022 Öl und Gas gefördert hat, soll durch eine Ausweitung der Förderung in Norwegen, Algerien, Argentinien und Mexiko ausgeglichen werden. Dort ist Wintershall Dea bereits im Geschäft.
Im Juli habe Wintershall Dea das Dvalin-Gasfeld vor Norwegen in Betrieb genommen, sagte Mehren weiter. Es liefere bis weit in die 2030er Jahre genug Erdgas, um bis zu zwei Millionen Haushalte zu versorgen. Europa brauche weiterhin zuverlässige Gasquellen. Fortschritte seien auch im Rahmen des Projektes Fenix in Argentinien zu verzeichnen. Dort sei die Unterwasserpipeline fertiggestellt, so dass ab 2025 bis zu 10 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag gefördert werden könnten.

Mehren warnte im Hinblick auf den bevorstehenden Winter vor Selbstgefälligkeit. Trotz gefüllter Gasspeicher seien Versorgungskrisen, etwa in der Folge des Konfliktes im Nahen Osten, nicht ausgeschlossen. Weder die Politik noch die Industrie dürften das Thema aus dem Blick verlieren.

 

Montag, 30.10.2023, 16:38 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Gas - Wintershall: Wasserstoff und CCS statt Erdgas
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas
Wintershall: Wasserstoff und CCS statt Erdgas
Wintershall-Dea sucht nach dem Verlust seines Vermögens in Russland den Einstieg in das Carbonmanagement- und Wasserstoffgeschäft.
Vorstandsvorsitzender Mario Mehren sagte am 30. Oktober vor Journalisten, das Unternehmen habe eine weitere Lizenz zur Abtrennung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) erworben. Mit der sogenannten „Camelot-Lizenz“ könne das Unternehmen sechs Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in der britischen Nordsee einlagern. „Mit vier Lizenzen in drei Ländern zählt Wintershall Dea zu den führenden Akteuren in der Nordsee“, sagte Mehren.

Das Unternehmen verfügt bereits über zwei norwegische Lizenzen. Am Havstjerne-Speicher mit einer Jahreskapazität von 7 Millionen Tonnen CO2 ist Wintershall Dea mit 60 Prozent beteiligt. Mit dem Luna-Projekt können weitere Mengen vor der norwegischen Küste eingelagert werden. Zum Luna-Projekt gehört auch eine 900 Kilometer lange Pipeline, die Kohlendioxid der deutschen Industrie von Wilhelmshaven nach Norwegen bringen soll.

Darüber hinaus verfügt Wintershall Dea über eine dänische CCS-Lizenz. Ziel des Unternehmens ist es, ab 2040 30 bis 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzulagern. In Kassel geht man davon aus, dass der Festlandsockel vor der norwegischen Küste über die meisten und besten Standorte dafür verfügt.

Mit dem „BlueHyNow“-Projekt in Wilhelmshaven will Wintershall Dea in die Wasserstoffproduktion aus Erdgas einsteigen. Die Anlage soll 200.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Jahr für die Industrie an der deutschen Nordseeküste erzeugen. Dabei wird Erdgas aus Norwegen als Rohstoff eingesetzt, die notwendige Energie soll von Windparks vor der Nordseeküste geliefert werden. Im Rahmen des dabei verwendeten Verfahrens entstehen 80 Gramm CO2 pro Kilowattstunde, die dann in der Nordsee eingelagert werden sollen.

500 Arbeitsplätze werden gestrichen

Das Unternehmen hatte im letzten Jahr Investitionen in Russland für mehr als 5 Milliarden Euro abgeschrieben und für 2022 einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Im September wurde ein Sparprogramm verabschiedet, die Kosten sollen um 200 Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden. Die zweite Konzernzentrale in Hamburg wird geschlossen und 500 der 2.000 Arbeitsplätze werden gestrichen. In Zukunft soll der Konzern alleine von Kassel aus geführt werden, der Vorstand wird von vier auf drei Mitglieder verkleinert.

Das Geschäft in Russland, wo Wintershall bis Anfang 2022 Öl und Gas gefördert hat, soll durch eine Ausweitung der Förderung in Norwegen, Algerien, Argentinien und Mexiko ausgeglichen werden. Dort ist Wintershall Dea bereits im Geschäft.
Im Juli habe Wintershall Dea das Dvalin-Gasfeld vor Norwegen in Betrieb genommen, sagte Mehren weiter. Es liefere bis weit in die 2030er Jahre genug Erdgas, um bis zu zwei Millionen Haushalte zu versorgen. Europa brauche weiterhin zuverlässige Gasquellen. Fortschritte seien auch im Rahmen des Projektes Fenix in Argentinien zu verzeichnen. Dort sei die Unterwasserpipeline fertiggestellt, so dass ab 2025 bis zu 10 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag gefördert werden könnten.

Mehren warnte im Hinblick auf den bevorstehenden Winter vor Selbstgefälligkeit. Trotz gefüllter Gasspeicher seien Versorgungskrisen, etwa in der Folge des Konfliktes im Nahen Osten, nicht ausgeschlossen. Weder die Politik noch die Industrie dürften das Thema aus dem Blick verlieren.

 

Montag, 30.10.2023, 16:38 Uhr
Tom Weingärtner

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