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Der Energiekonzern Siemens Energy verbucht für das abgelaufene Quartal einen Verlust von 307 Mio. Euro. Bei der Windkrafttochter Gamesa sank der Auftragseingang um fast 72 %.
Neuer Mann, alte Probleme: Seit Juni vergangenen Jahres führt Andreas Nauen die Geschäfte von Siemens Gamesa, doch die Windkraftsparte kommt an Land nicht voran wie erwartet. Im Gegenteil: Als „herben Rückschlag“ bezeichnete Konzernchef Christian Bruch am Mittwoch, 4. August, das Ergebnis des spanischen Tochterunternehmens im abgelaufenen Quartal von April bis Juni. Der Auftragseingang von Siemens Gamesa sank in den drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 71,5 % von 5,3 auf 1,5 Mrd. Euro. Das bereinigte Ergebnis des Windkraftanlagenbauers vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) fiel um 54,5 % auf minus 185 Mio. Euro.
Insgesamt erhielt Siemens Energy im dritten Quartal Aufträge im Wert von 5,9 Mrd. Euro – ein Rückgang um 36,8 %. Die Erlöse stiegen um 8,8 % auf 7,3 Mrd. Euro (3. Quartal 2020: 6,7 Mrd. Euro). Das bereinigte Ebita ging auf minus 124 Mio. Euro zurück, vor einem Jahr betrug es knapp minus 1,2 Mrd. Euro. Sonderposten schlugen mit 178 Mio. Euro zu Buche (Vorjahresquartal: 969 Mio. Euro). Das bereinigte Ebita vor Sonderposten betrug plus 54 Mio. Euro (Vorjahresquartal: minus 213 Mio. Euro).
Unter dem Strich landete der Konzern mit 307 Mio. Euro in den roten Zahlen. In den ersten beiden Quartalen bilanzierte er noch schwarze Zahlen. Im dritten Geschäftsquartal des Vorjahres wies das Unternehmen ein Minus in Höhe von 1,1 Mrd. Euro aus.
„Voll auf Kurs“ sieht sich das Unternehmen dagegen im Geschäft mit fossiler Energie. In der Sparte „Gas and Power“ nahm der Auftragseingang um 8,8 % auf 4,5 Mrd. Euro zu. Die Erlöse fielen mit 4,6 Mrd. Euro um 6,6 % höher aus als im Vorjahresquartal. Das bereinigte Ebita erreichte 84 Mio. Euro (2020: 765 Mio. Euro), vor Sonderposten ergab sich ein Wert von 231 Mio. Euro (2020: 55 Mio. Euro).
Rohstoffpreise und Pandemie bereiten ProblemeAuf das Ergebnis der Windkrafttochter Gamesa, an der Siemens Energy rund zwei Drittel hält, drückten nach Unternehmensangaben steigende Materialpreise und unerwartet hohe Kosten für die neue Onshore-Windkraftplattform „SG.5X“. Zudem habe die Covid-19-Pandemie das Geschäft belastet, vor allem neue Projekte in Brasilien, heißt es.
Entsprechend enttäuscht zeigte sich Energy-CEO Bruch. „Wir sind nicht zufrieden mit der Performance“, sagte er bei der Vorstellung der Geschäftszahlen. Und er deutete an, die spanische Tochter künftig stärker an die Kandare zu nehmen: Man müsse die Dinge jetzt mit dem Management durcharbeiten, das Anlagengeschäft sei ein Detailgeschäft, betonte er. Ob Siemens Energy eine Komplettübernahme von Gamesa, wie immer wieder in Branchenkreisen vermutet wird, anstrebe, um durchregieren zu können, dazu äußerte sich Bruch nicht.
Gamesa-Chef Nauen muss sich über seinen Posten offenbar keine Gedanken machen. Bruch sprach sich gegen neuerliche Führungswechsel aus. In der Vergangenheit habe es zu viele Wechsel gegeben, sagte er.
Prognose korrigiertBereits im Juli hatte Siemens Energy wegen der Entwicklung bei Gamesa die Erwartungen für das gesamte Geschäft gedämpft. Angepeilt worden war eine bereinigte Ebita-Marge zwischen 3 und 5 %. Jetzt rechnet man mit 2 bis 3 %.
Unverändert blieb die Prognose für die Sparte „Gas and Power“. Es wird eine Ebita-Marge zwischen 3,5 und 5,5 % erwartet. Für das Segment der erneuerbaren Energien mit Gamesa (SGRE) soll diese Kennzahl am Ende des Geschäftsjahres zwischen minus 1 und 0 liegen.
Kennzahlen Siemens Energy (Mio. Euro) | April bis Juni 2021 | April bis Juni 2020 |
Aufträge | 5.950 | 9.418 |
Erlöse | 7.262 | 6.675 |
Bereinigtes Ebita | - 124 | - 1.182 |
Konzernverlust | 307 | 1.132 |
Quelle: Siemens Energy
Mittwoch, 4.08.2021, 16:08 Uhr
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