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Energie & Management > Österreich - Windkraftbetreiber erwarten Zubaurekord
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Windkraftbetreiber erwarten Zubaurekord

Windräder mit 426,9 MW Gesamtleistung sollen in diesem Jahr in Österreich installiert werden, mehr als je zuvor. Auch die weiteren Aussichten sind gut – wenn die Bundesländer mitziehen.
Ein „positives, noch nie dagewesenes Jahr“ für den Ausbau der Windkraft in Österreich werde 2022 aller Voraussicht nach. Das betonte der Geschäftsführer des Branchenverbands IG Windkraft, Stefan Moidl, bei dessen traditioneller Pressekonferenz zum Jahresbeginn am 11. Januar in Wien. Moidl zufolge wird der Bestand der Anlagen von derzeit etwa 1.307 bis Ende 2022 um 106 auf 1.413 anwachsen. Die installierte Gesamtleistung soll von 3.300 MW um 427 MW auf 3.727 MW steigen.

Zum Vergleich: Im bisherigen „Rekordjahr“ 2014 wurde eine Leistungssteigerung um 408 MW erzielt. Als Grund für den erwarteten „Boom“ nannte Moidl die sogenannte „kleine“ Novelle zum Ökostromgesetz im Jahr 2019. Anfang 2020 seien die diesbezüglichen Förderverträge vergeben worden. Heuer nun gingen die Anlagen ans Netz. Ihre Gesamtleistung liege nahe bei den 500 MW pro Jahr, die die IG Windkraft seit längerem fordert.

Auch die weiteren Aussichten beurteilt Moidl positiv. Kurz vor Weihnachten habe die Europäische Kommission das Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) genehmigt, das die Ökostromförderung neu regelt. Die aufgrund der Vorgaben der Kommission notwendigen Änderungen des Pakets sollen in der Sitzung des Nationalrats, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments, vom 20. und 21. Januar beschlossen werden. Erfolgt dies erwartungsgemäß, ist die Zustimmung der zweiten Kammer, des Bundesrates, eine bloße Formalität. Moidl geht daher von einem Beginn der Förderungen aufgrund des EAG-Pakets „ab Mitte 2022“ aus.

Nicht verhehlen wollte er, dass es dabei einen Wermutstropfen gibt: Über die Höhe und die Zuteilung der variablen Marktprämien, die die bisherigen Einspeisetarife ersetzen, wird per Ausschreibung entschieden. Schon heuer erfolgt dies für Anlagen mit 190 MW, für weitere 200 MW legt das Klima- und Energieministerium (BMK) die Förderhöhe per Verordnung fest. Die Mittelvergabe erfolgt aufgrund entsprechender Anträge der Windparkbetreiber. Ab 2023 gilt dann ausschließlich das Ausschreibeverfahren. Es umfasst 390 MW für die Windkraft alleine sowie 20 MW für Wind- sowie Wasserkraftanlagen gemeinsam.

Gegen die Ausschreibungen hatte sich die IG Windkraft vehement gewehrt. Ihr Argument: Einschlägige Modelle in anderen EU-Mitgliedsstaaten wie Deutschland hätten zu einem Rückgang des Windkraft-Ausbaus geführt. Nun gab sich Moidl indessen pragmatisch: „Wichtig ist, dass wir jetzt rasch in die Gänge kommen. Das gilt insbesondere für die Bundesländer.“ Es gelte, so bald wie möglich neue Flächen für die Errichtung von Windparks auszuweisen, die Genehmigungsbehörden personell und finanziell „ausreichend“ auszustatten sowie die Genehmigungsverfahren zu verbessern und zu beschleunigen. Abzuschaffen seien beispielsweise Mehrfachprüfungen der Auswirkungen von Windparks auf das Landschaftsbild, wie sie etwa in Niederösterreich erfolgen.

Problemfall Niederösterreich

Stichwort Niederösterreich: Dort sind zurzeit 735 der 1.307 österreichischen Windräder installiert. Auch bei der Leistung der Anlagen liegt das Land um Wien mit rund 1.760 MW an der Spitze, gefolgt vom benachbarten Burgenland mit 427 Anlagen und 1.224 MW. Ausgerechnet Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Österreichische Volkspartei, ÖVP), betonte kurz vor Weihnachten indessen, sie wolle „keine neuen Windräder“. Ein Repowering bestehender Anlagen komme in Frage, die Neuerrichtung von Windparks jedoch nicht.

Von der Redaktion darauf angesprochen, konstatierte Moidl, die mächtige Landespolitikerin habe „ein völlig falsches Bild“ von der Windkraft und werde offenbar „schlecht beraten“. Er, Moidl, habe Mikl-Leitner in einem Brief auf die tatsächlichen Verhältnisse aufmerksam gemacht: „Und ich gehe davon aus, dass nach der Wahl des Landesparlaments im Jahr 2023 neue Flächen für die Windkraft gewidmet werden.“

Moidl erläuterte, alle neun österreichischen Bundesländer müssten sich Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien geben, die den Vorgaben der EU sowie den Zielen der Bundesregierung entsprechen: „Bislang hat noch kein einziges Bundesland solche Ziele.“ Österreich will seine Ökostromproduktion bis 2030 um 27 Mrd. kWh pro Jahr oder etwa 50 % steigern und seinen Jahresbedarf an elektrischer Energie bilanziell vollständig mit den „Erneuerbaren“ inklusive Großwasserkraft decken. Somit bestehe Handlungsbedarf – auch in Niederösterreich.

Dienstag, 11.01.2022, 13:25 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
Windkraftbetreiber erwarten Zubaurekord
Windräder mit 426,9 MW Gesamtleistung sollen in diesem Jahr in Österreich installiert werden, mehr als je zuvor. Auch die weiteren Aussichten sind gut – wenn die Bundesländer mitziehen.
Ein „positives, noch nie dagewesenes Jahr“ für den Ausbau der Windkraft in Österreich werde 2022 aller Voraussicht nach. Das betonte der Geschäftsführer des Branchenverbands IG Windkraft, Stefan Moidl, bei dessen traditioneller Pressekonferenz zum Jahresbeginn am 11. Januar in Wien. Moidl zufolge wird der Bestand der Anlagen von derzeit etwa 1.307 bis Ende 2022 um 106 auf 1.413 anwachsen. Die installierte Gesamtleistung soll von 3.300 MW um 427 MW auf 3.727 MW steigen.

Zum Vergleich: Im bisherigen „Rekordjahr“ 2014 wurde eine Leistungssteigerung um 408 MW erzielt. Als Grund für den erwarteten „Boom“ nannte Moidl die sogenannte „kleine“ Novelle zum Ökostromgesetz im Jahr 2019. Anfang 2020 seien die diesbezüglichen Förderverträge vergeben worden. Heuer nun gingen die Anlagen ans Netz. Ihre Gesamtleistung liege nahe bei den 500 MW pro Jahr, die die IG Windkraft seit längerem fordert.

Auch die weiteren Aussichten beurteilt Moidl positiv. Kurz vor Weihnachten habe die Europäische Kommission das Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) genehmigt, das die Ökostromförderung neu regelt. Die aufgrund der Vorgaben der Kommission notwendigen Änderungen des Pakets sollen in der Sitzung des Nationalrats, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments, vom 20. und 21. Januar beschlossen werden. Erfolgt dies erwartungsgemäß, ist die Zustimmung der zweiten Kammer, des Bundesrates, eine bloße Formalität. Moidl geht daher von einem Beginn der Förderungen aufgrund des EAG-Pakets „ab Mitte 2022“ aus.

Nicht verhehlen wollte er, dass es dabei einen Wermutstropfen gibt: Über die Höhe und die Zuteilung der variablen Marktprämien, die die bisherigen Einspeisetarife ersetzen, wird per Ausschreibung entschieden. Schon heuer erfolgt dies für Anlagen mit 190 MW, für weitere 200 MW legt das Klima- und Energieministerium (BMK) die Förderhöhe per Verordnung fest. Die Mittelvergabe erfolgt aufgrund entsprechender Anträge der Windparkbetreiber. Ab 2023 gilt dann ausschließlich das Ausschreibeverfahren. Es umfasst 390 MW für die Windkraft alleine sowie 20 MW für Wind- sowie Wasserkraftanlagen gemeinsam.

Gegen die Ausschreibungen hatte sich die IG Windkraft vehement gewehrt. Ihr Argument: Einschlägige Modelle in anderen EU-Mitgliedsstaaten wie Deutschland hätten zu einem Rückgang des Windkraft-Ausbaus geführt. Nun gab sich Moidl indessen pragmatisch: „Wichtig ist, dass wir jetzt rasch in die Gänge kommen. Das gilt insbesondere für die Bundesländer.“ Es gelte, so bald wie möglich neue Flächen für die Errichtung von Windparks auszuweisen, die Genehmigungsbehörden personell und finanziell „ausreichend“ auszustatten sowie die Genehmigungsverfahren zu verbessern und zu beschleunigen. Abzuschaffen seien beispielsweise Mehrfachprüfungen der Auswirkungen von Windparks auf das Landschaftsbild, wie sie etwa in Niederösterreich erfolgen.

Problemfall Niederösterreich

Stichwort Niederösterreich: Dort sind zurzeit 735 der 1.307 österreichischen Windräder installiert. Auch bei der Leistung der Anlagen liegt das Land um Wien mit rund 1.760 MW an der Spitze, gefolgt vom benachbarten Burgenland mit 427 Anlagen und 1.224 MW. Ausgerechnet Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Österreichische Volkspartei, ÖVP), betonte kurz vor Weihnachten indessen, sie wolle „keine neuen Windräder“. Ein Repowering bestehender Anlagen komme in Frage, die Neuerrichtung von Windparks jedoch nicht.

Von der Redaktion darauf angesprochen, konstatierte Moidl, die mächtige Landespolitikerin habe „ein völlig falsches Bild“ von der Windkraft und werde offenbar „schlecht beraten“. Er, Moidl, habe Mikl-Leitner in einem Brief auf die tatsächlichen Verhältnisse aufmerksam gemacht: „Und ich gehe davon aus, dass nach der Wahl des Landesparlaments im Jahr 2023 neue Flächen für die Windkraft gewidmet werden.“

Moidl erläuterte, alle neun österreichischen Bundesländer müssten sich Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien geben, die den Vorgaben der EU sowie den Zielen der Bundesregierung entsprechen: „Bislang hat noch kein einziges Bundesland solche Ziele.“ Österreich will seine Ökostromproduktion bis 2030 um 27 Mrd. kWh pro Jahr oder etwa 50 % steigern und seinen Jahresbedarf an elektrischer Energie bilanziell vollständig mit den „Erneuerbaren“ inklusive Großwasserkraft decken. Somit bestehe Handlungsbedarf – auch in Niederösterreich.

Dienstag, 11.01.2022, 13:25 Uhr
Klaus Fischer

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