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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Windkraft im Zeichen der Größe
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E&M Vor 20 Jahren

Windkraft im Zeichen der Größe

Vor 20 Jahren waren die Dimensionen in der Windkraft noch ganz andere als heute. Was damals riesig war, wird an einem Beitrag von E&M-Chefreporter Ralf Köpke deutlich.
Mit der E-112 hat Enercon die weltweit größte Windturbine aufgestellt, im nächsten Jahr könnte bereits die erste 5-MW-Anlage folgen.
 
Irren ist menschlich. So titelte der Infodienst Solarthemen im August 1998: „Das 4-MW-Windrad kommt trotz Expo“. Die Finanzierung von Enercons neuem Riesenpropeller als Wahrzeichen für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover sei gesichert, war damals zu lesen. Erst mehr als vier Jahre nach der Pressenotiz stellte die ostfriesische Windschmiede ihre neue Multi-Megawatt-Turbine E-112 in Egeln südlich von Magdeburg wirklich auf – was als deutliches Indiz dafür gewertet werden muss, welche enormen Herausforderungen mit dieser neuen Größenklasse verbunden sind.

Und enorme Ausmaße hat die E-112 tatsächlich: Mit einem Rotordurchmesser von 112 m, einer Nabenhöhe von 120 m und einer Nennleistung von 4,5 MW setzt die getriebelose Maschine aus dem Hause von Aloys Wobben neue Maßstäbe. Jeweils 20 t wiegen die drei Rotorblätter, die Gondel bringt ohne die Flügel etwa 440 t auf die Waage.

Mit der E-112 hat sich Enercon bei der Entwicklung der neuen Riesenpropeller an die Spitze gesetzt – ein Wettlauf, der seit Monaten in den Entwicklungsabteilungen der Windschmieden läuft. Bis andere Hersteller in diese Größenklasse nachziehen, werden wohl noch einige Monate verstreichen.

Einen ähnlichen Weg wie die Ostfriesen hat auch die GE Wind Energy GmbH aus dem südemsländischen Salzbergen eingeschlagen: erst onshore testen. Seit einigen Monaten steht der Prototyp der GE 3.6 Offshore mit einem Rotordurchmesser von 100 m im spanischen Barrax zwischen Valencia und Madrid. Im Offshore-Projekt „Gunfleet Sands“ vor der Südostküste Englands könnte die GE 3.6 erstmals im Wasser zum Einsatz kommen. Ausschließlich für die Windkraft-Nutzung an Land ist dagegen die GE 3.2s vorgesehen. Der Prototyp der Anlage mit einer Nennleistung von 3,2 MW und einem Rotordurchmesser von 104 m wird aller Voraussicht nach zu Beginn des kommenden Jahres errichtet – wo, ist derzeit noch unbekannt.

Bei großen Windkraftanlagen liegt deutscher Anlagenbau vor den Dänen

Mit dem Aufbau der E-112 und der GE 3.6 haben die dänischen Hersteller Vestas Wind Systems A/S und NEG Micon A/S ihre Vorreiterrolle in der Windkraft-Technik vorerst ein wenig verloren. Die Vestas Deutschland GmbH errichtete in diesem Sommer im nordfriesischen Rysum-Lindholm mit der V90 den Prototypen ihrer 3-MW-Anlage, deren Serienfertigung im Jahr 2004 anlaufen soll.

Bestseller des Weltmarktführers ist zurzeit noch die etwas kleinere V80 mit einer Nennleistung von 2 MW, die weit über zweihundert Mal verkauft worden ist. Allein 80 Anlagen dieses Typs können mittlerweile im Offshore-Park Horns Rev vor der dänischen Nordseeküste bewundert werden. Es ist aber kein Geheimnis, dass die Westjütländer an einer noch größeren Maschine basteln.

Mit einer Nennleistung von 2,75 MW etwas kleiner ist zurzeit die größte Maschine von NEG Micon A/S. „Die Dimensionen der neuen Windenergie-Anlagen erfordern eine Reduzierung des Eigengewichts der Rotoren durch eine Senkung des Gewichts der Rotorblätter sowie eine fortschrittliche Regelungstechnologie”, erläuterte NEG Micon- Entwicklungsleiter Ole Gunneskov bei der Präsentation der Anlage auf der Hamburger Windkraft-Messe Mitte Juni.

Den zweiten Prototypen der NM 92 wollen die Dänen im November in den Niederlanden errichten, aller Voraussicht nach auf dem neuen Testfeld der Forschungseinrichtung ECN (Energieonderzoek Centrum Nederland). Die nächstgrößere Anlage aus dem Hause NEG Micon A/S, deren Prototyp wohl nicht in Nordfriesland aufgebaut wird, soll eine Nennleistung von 4,2 MW haben. Genaue Angaben, beispielsweise über den Rotordurchmesser, sind derzeit aber noch nicht erhältlich.
 
Mit einer zweiten Großturbine hat auch die Nordex AG jüngst ihr Multimegawatt-Programm erweitert. Nach der 2,5-MW-Anlage N80 errichteten die Norderstedter Anfang Juli in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) den Prototypen der N90 mit einer Nennleistung von 2,3 MW. Um auch im Binnenland das vorhandene Windenergiepotenzial optimal zu nutzen, bietet Nordex die N90 mit ihrem 90 m großen Rotor in Turmvarianten von 80 bis 105 m Höhe an. „Die Zielmärkte für die N90 liegen daher in Zentraleuropa“, sagt Vorstandschef Dietmar Kestner, „eine starke Nachfrage sehen wir derzeit vor allem in Deutschland. Erste Verträge sind bereits unterzeichnet.“

Erste 5-MW-Prototypen bereits im Jahr 2003

Ebenfalls auf 2,3 MW setzt die AN Windenergie GmbH aus Bremen. Der Kooperationspartner der dänischen Bonus Energy A/S ist an der Entwicklung der Anlage mit einem Rotordurchmesser von 82 m beteiligt, die im kommenden Jahr unter anderem im dänischen Offshore-Windpark „Nystedt“ südlich der Ostsee-Insel Lolland aufgebaut werden soll. Zehn Anlagen vom Typ AN Bonus 2,3 MW/82, eine Weiterentwicklung der weltweit schon weit über 100-mal verkauften Zwei-MW-Turbine mit 76 m Rotordurchmesser, sollen noch in diesem Jahr in dem Nearshore-Park zwischen Fünen und Samsø zum Einsatz kommen.

Für das kommende Jahr erwartet die Bremer Windschmiede die nächst größere Anlagengeneration: mit einer Nennleistung von über 3 MW und einem Rotordurchmesser von mehr als 90 m– zu den größeren Abnehmern wird auch der Offshore-Windpark „Kriegersflak“ in der Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns gehören.

Im Marktsegment der 2-MW-Anlagen sind noch ein gutes halbes Dutzend weiterer Firmen aktiv, unter anderem die spanische Gamesa Eolica, S.A., die jahrelang mit dem dänischen Vestas-Konzern kooperiert hat und seit einigen Monaten eigene Wege geht. Die Lübecker DeWind GmbH, die Hamburger REpower Systems AG sowie die niederländische Lagerwey the Windmaster haben im ersten Halbjahr 2002 jeweils Prototypen ihrer Multi-Megawatt-Anlagen errichtet, die spanische Firma Made Technologías Renovables, S.A. sowie die japanische Mitsubishi Heavy Industries Ltd. wollen in den nächsten Wochen folgen.

Und schließlich haben viele Entwicklungsingenieure ihre Pläne für 5-MW-Anlagen längst aus den Schubläden hervorgeholt und konstruieren bereits an den Details. Genau in dieser Größenklasse dürften im kommenden Jahr, aller spätestens im ersten Halbjahr 2004, die Pfleiderer Wind Energy GmbH sowie die REpower AG und die Nordex AG ihre Mega-Brummer präsentieren.

Freitag, 30.09.2022, 17:14 Uhr
Ralf Köpke
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E&M Vor 20 Jahren
Windkraft im Zeichen der Größe
Vor 20 Jahren waren die Dimensionen in der Windkraft noch ganz andere als heute. Was damals riesig war, wird an einem Beitrag von E&M-Chefreporter Ralf Köpke deutlich.
Mit der E-112 hat Enercon die weltweit größte Windturbine aufgestellt, im nächsten Jahr könnte bereits die erste 5-MW-Anlage folgen.
 
Irren ist menschlich. So titelte der Infodienst Solarthemen im August 1998: „Das 4-MW-Windrad kommt trotz Expo“. Die Finanzierung von Enercons neuem Riesenpropeller als Wahrzeichen für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover sei gesichert, war damals zu lesen. Erst mehr als vier Jahre nach der Pressenotiz stellte die ostfriesische Windschmiede ihre neue Multi-Megawatt-Turbine E-112 in Egeln südlich von Magdeburg wirklich auf – was als deutliches Indiz dafür gewertet werden muss, welche enormen Herausforderungen mit dieser neuen Größenklasse verbunden sind.

Und enorme Ausmaße hat die E-112 tatsächlich: Mit einem Rotordurchmesser von 112 m, einer Nabenhöhe von 120 m und einer Nennleistung von 4,5 MW setzt die getriebelose Maschine aus dem Hause von Aloys Wobben neue Maßstäbe. Jeweils 20 t wiegen die drei Rotorblätter, die Gondel bringt ohne die Flügel etwa 440 t auf die Waage.

Mit der E-112 hat sich Enercon bei der Entwicklung der neuen Riesenpropeller an die Spitze gesetzt – ein Wettlauf, der seit Monaten in den Entwicklungsabteilungen der Windschmieden läuft. Bis andere Hersteller in diese Größenklasse nachziehen, werden wohl noch einige Monate verstreichen.

Einen ähnlichen Weg wie die Ostfriesen hat auch die GE Wind Energy GmbH aus dem südemsländischen Salzbergen eingeschlagen: erst onshore testen. Seit einigen Monaten steht der Prototyp der GE 3.6 Offshore mit einem Rotordurchmesser von 100 m im spanischen Barrax zwischen Valencia und Madrid. Im Offshore-Projekt „Gunfleet Sands“ vor der Südostküste Englands könnte die GE 3.6 erstmals im Wasser zum Einsatz kommen. Ausschließlich für die Windkraft-Nutzung an Land ist dagegen die GE 3.2s vorgesehen. Der Prototyp der Anlage mit einer Nennleistung von 3,2 MW und einem Rotordurchmesser von 104 m wird aller Voraussicht nach zu Beginn des kommenden Jahres errichtet – wo, ist derzeit noch unbekannt.

Bei großen Windkraftanlagen liegt deutscher Anlagenbau vor den Dänen

Mit dem Aufbau der E-112 und der GE 3.6 haben die dänischen Hersteller Vestas Wind Systems A/S und NEG Micon A/S ihre Vorreiterrolle in der Windkraft-Technik vorerst ein wenig verloren. Die Vestas Deutschland GmbH errichtete in diesem Sommer im nordfriesischen Rysum-Lindholm mit der V90 den Prototypen ihrer 3-MW-Anlage, deren Serienfertigung im Jahr 2004 anlaufen soll.

Bestseller des Weltmarktführers ist zurzeit noch die etwas kleinere V80 mit einer Nennleistung von 2 MW, die weit über zweihundert Mal verkauft worden ist. Allein 80 Anlagen dieses Typs können mittlerweile im Offshore-Park Horns Rev vor der dänischen Nordseeküste bewundert werden. Es ist aber kein Geheimnis, dass die Westjütländer an einer noch größeren Maschine basteln.

Mit einer Nennleistung von 2,75 MW etwas kleiner ist zurzeit die größte Maschine von NEG Micon A/S. „Die Dimensionen der neuen Windenergie-Anlagen erfordern eine Reduzierung des Eigengewichts der Rotoren durch eine Senkung des Gewichts der Rotorblätter sowie eine fortschrittliche Regelungstechnologie”, erläuterte NEG Micon- Entwicklungsleiter Ole Gunneskov bei der Präsentation der Anlage auf der Hamburger Windkraft-Messe Mitte Juni.

Den zweiten Prototypen der NM 92 wollen die Dänen im November in den Niederlanden errichten, aller Voraussicht nach auf dem neuen Testfeld der Forschungseinrichtung ECN (Energieonderzoek Centrum Nederland). Die nächstgrößere Anlage aus dem Hause NEG Micon A/S, deren Prototyp wohl nicht in Nordfriesland aufgebaut wird, soll eine Nennleistung von 4,2 MW haben. Genaue Angaben, beispielsweise über den Rotordurchmesser, sind derzeit aber noch nicht erhältlich.
 
Mit einer zweiten Großturbine hat auch die Nordex AG jüngst ihr Multimegawatt-Programm erweitert. Nach der 2,5-MW-Anlage N80 errichteten die Norderstedter Anfang Juli in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) den Prototypen der N90 mit einer Nennleistung von 2,3 MW. Um auch im Binnenland das vorhandene Windenergiepotenzial optimal zu nutzen, bietet Nordex die N90 mit ihrem 90 m großen Rotor in Turmvarianten von 80 bis 105 m Höhe an. „Die Zielmärkte für die N90 liegen daher in Zentraleuropa“, sagt Vorstandschef Dietmar Kestner, „eine starke Nachfrage sehen wir derzeit vor allem in Deutschland. Erste Verträge sind bereits unterzeichnet.“

Erste 5-MW-Prototypen bereits im Jahr 2003

Ebenfalls auf 2,3 MW setzt die AN Windenergie GmbH aus Bremen. Der Kooperationspartner der dänischen Bonus Energy A/S ist an der Entwicklung der Anlage mit einem Rotordurchmesser von 82 m beteiligt, die im kommenden Jahr unter anderem im dänischen Offshore-Windpark „Nystedt“ südlich der Ostsee-Insel Lolland aufgebaut werden soll. Zehn Anlagen vom Typ AN Bonus 2,3 MW/82, eine Weiterentwicklung der weltweit schon weit über 100-mal verkauften Zwei-MW-Turbine mit 76 m Rotordurchmesser, sollen noch in diesem Jahr in dem Nearshore-Park zwischen Fünen und Samsø zum Einsatz kommen.

Für das kommende Jahr erwartet die Bremer Windschmiede die nächst größere Anlagengeneration: mit einer Nennleistung von über 3 MW und einem Rotordurchmesser von mehr als 90 m– zu den größeren Abnehmern wird auch der Offshore-Windpark „Kriegersflak“ in der Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns gehören.

Im Marktsegment der 2-MW-Anlagen sind noch ein gutes halbes Dutzend weiterer Firmen aktiv, unter anderem die spanische Gamesa Eolica, S.A., die jahrelang mit dem dänischen Vestas-Konzern kooperiert hat und seit einigen Monaten eigene Wege geht. Die Lübecker DeWind GmbH, die Hamburger REpower Systems AG sowie die niederländische Lagerwey the Windmaster haben im ersten Halbjahr 2002 jeweils Prototypen ihrer Multi-Megawatt-Anlagen errichtet, die spanische Firma Made Technologías Renovables, S.A. sowie die japanische Mitsubishi Heavy Industries Ltd. wollen in den nächsten Wochen folgen.

Und schließlich haben viele Entwicklungsingenieure ihre Pläne für 5-MW-Anlagen längst aus den Schubläden hervorgeholt und konstruieren bereits an den Details. Genau in dieser Größenklasse dürften im kommenden Jahr, aller spätestens im ersten Halbjahr 2004, die Pfleiderer Wind Energy GmbH sowie die REpower AG und die Nordex AG ihre Mega-Brummer präsentieren.

Freitag, 30.09.2022, 17:14 Uhr
Ralf Köpke

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