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Energie & Management > Windkraft Onshore - Windindustrie sorgt sich um Klimazoll
Quelle: Fotolia / Björn Braun
Windkraft Onshore

Windindustrie sorgt sich um Klimazoll

Von dem geplanten Klimazoll (CBAM) der EU erwartet die europäische Windindustrie vor allem mehr Bürokratie und Komplexität. Viele Fragen seien noch ungeklärt.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage − mit detaillierten Interviews − des Industrieverbandes Wind Europe bei 19 großen Mitgliedern. Die größte Herausforderung für die Unternehmen der Branche seien die hohen Anforderungen der EU im Hinblick auf die Daten, die Importeure erheben und der EU zur Verfügung stellen müssten, sagte George Riddell, einer der Autoren, bei der Vorstellung der Studie in Brüssel.

80 Prozent der Probleme mit dem CBAM bestünden darin, akkurate und zuverlässige Angaben über die Emissionen entlang der Lieferketten zu bekommen und diese Lieferketten dauerhaft zu kontrollieren. Viele EU-Staaten hätten bislang noch nicht einmal festgelegt, welche nationale Behörde dafür zuständig sei. Drei Viertel der Mitglieder des Verbandes seien über den Klimazoll und die Art seiner Einführung „besorgt oder sehr besorgt“.

Ein großer Teil der Komponenten von Windrädern würden vom europäischen Klimazoll erfasst: Stahl, Beton, Aluminium, Kupfer, Zink, Polymere sowie seltene Erden. Rund 38 Prozent der Unternehmen in der Branche würden bis zu einem Viertel ihrer Vorprodukte importieren, die vom CBAM erfasst werden. 30 Prozent der Unternehmen arbeiteten zu 50 bis 70 Prozent mit Importen, die durch den Klimazoll belastet werden. Die meisten Importe, die beim Bau von Windrädern eingesetzt werden, stammen aus China, der Türkei und Großbritannien.

EU-Klimazoll könnte ganze Handelsströme verlagern

Wie hoch die dadurch entstehende Belastung ausfalle, hänge von der Entwicklung des CO2-Preises im Europäischen Emissionshandel (ETS) ab. Bei einem Preis von 100 Euro pro Tonne CO2 würde eine Windkraftanlage um etwa 450.000 Euro teurer werden.

Hinzu kämen die Kosten für Berichts- und Nachweispflichten (sogenannte compliance Kosten), die vor allem kleine und mittlere Unternehmen belasteten. Riddell geht davon aus, dass diese Firmen darüber nachdenken, ihre Produktion zu verlagern. Bei Stromimporten, die ebenfalls vom CBAM erfasst werden, bestehe außerdem das Risiko einer verminderten Effizienz im Stromhandel, wenn die Herkunft des Stroms nicht einwandfrei feststellbar sei.

Rückwirkungen habe der Einfuhrzoll auf den CO2-Gehalt auch für die Ausfuhren. Viele Unternehmen der Branche importierten CBAM-belastete Komponenten und exportierten die daraus hergestellten Produkte. Die zusätzlichen Kosten könnten sie jedoch in der Regel nicht an ihre Kunden weitergeben, weil auf dem Weltmarkt keine höheren Preise durchsetzbar seien. Besonders bei komplexen Produkten müsse deswegen damit gerechnet werden, dass sich Handelsströme verlagern.
Für Investitionen seien die so entstehenden Unsicherheiten keine gute Voraussetzung.

Den meisten Partnern in Drittstaaten sei bislang nicht bewusst, was mit dem CBAM auf sie zukomme. Wind Europe empfiehlt seinen Mitgliedern deswegen, rechtzeitig und systematisch auf diese zuzugehen und eng mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Freitag, 4.10.2024, 09:08 Uhr
Tom Weingärtner
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Quelle: Fotolia / Björn Braun
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Windindustrie sorgt sich um Klimazoll
Von dem geplanten Klimazoll (CBAM) der EU erwartet die europäische Windindustrie vor allem mehr Bürokratie und Komplexität. Viele Fragen seien noch ungeklärt.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage − mit detaillierten Interviews − des Industrieverbandes Wind Europe bei 19 großen Mitgliedern. Die größte Herausforderung für die Unternehmen der Branche seien die hohen Anforderungen der EU im Hinblick auf die Daten, die Importeure erheben und der EU zur Verfügung stellen müssten, sagte George Riddell, einer der Autoren, bei der Vorstellung der Studie in Brüssel.

80 Prozent der Probleme mit dem CBAM bestünden darin, akkurate und zuverlässige Angaben über die Emissionen entlang der Lieferketten zu bekommen und diese Lieferketten dauerhaft zu kontrollieren. Viele EU-Staaten hätten bislang noch nicht einmal festgelegt, welche nationale Behörde dafür zuständig sei. Drei Viertel der Mitglieder des Verbandes seien über den Klimazoll und die Art seiner Einführung „besorgt oder sehr besorgt“.

Ein großer Teil der Komponenten von Windrädern würden vom europäischen Klimazoll erfasst: Stahl, Beton, Aluminium, Kupfer, Zink, Polymere sowie seltene Erden. Rund 38 Prozent der Unternehmen in der Branche würden bis zu einem Viertel ihrer Vorprodukte importieren, die vom CBAM erfasst werden. 30 Prozent der Unternehmen arbeiteten zu 50 bis 70 Prozent mit Importen, die durch den Klimazoll belastet werden. Die meisten Importe, die beim Bau von Windrädern eingesetzt werden, stammen aus China, der Türkei und Großbritannien.

EU-Klimazoll könnte ganze Handelsströme verlagern

Wie hoch die dadurch entstehende Belastung ausfalle, hänge von der Entwicklung des CO2-Preises im Europäischen Emissionshandel (ETS) ab. Bei einem Preis von 100 Euro pro Tonne CO2 würde eine Windkraftanlage um etwa 450.000 Euro teurer werden.

Hinzu kämen die Kosten für Berichts- und Nachweispflichten (sogenannte compliance Kosten), die vor allem kleine und mittlere Unternehmen belasteten. Riddell geht davon aus, dass diese Firmen darüber nachdenken, ihre Produktion zu verlagern. Bei Stromimporten, die ebenfalls vom CBAM erfasst werden, bestehe außerdem das Risiko einer verminderten Effizienz im Stromhandel, wenn die Herkunft des Stroms nicht einwandfrei feststellbar sei.

Rückwirkungen habe der Einfuhrzoll auf den CO2-Gehalt auch für die Ausfuhren. Viele Unternehmen der Branche importierten CBAM-belastete Komponenten und exportierten die daraus hergestellten Produkte. Die zusätzlichen Kosten könnten sie jedoch in der Regel nicht an ihre Kunden weitergeben, weil auf dem Weltmarkt keine höheren Preise durchsetzbar seien. Besonders bei komplexen Produkten müsse deswegen damit gerechnet werden, dass sich Handelsströme verlagern.
Für Investitionen seien die so entstehenden Unsicherheiten keine gute Voraussetzung.

Den meisten Partnern in Drittstaaten sei bislang nicht bewusst, was mit dem CBAM auf sie zukomme. Wind Europe empfiehlt seinen Mitgliedern deswegen, rechtzeitig und systematisch auf diese zuzugehen und eng mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Freitag, 4.10.2024, 09:08 Uhr
Tom Weingärtner

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