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Energie & Management > Regenerative - Wind- und Solar-Industrie in Europa strategisch sichern
Quelle: Fotolia / K-U Haessler
Regenerative

Wind- und Solar-Industrie in Europa strategisch sichern

Die Lage der erneuerbaren Energie-Anlagen in Europa sei dramatisch, stellten Branchenvertreter auf dem Dena-Kongress fest. Die Kapazitäten reichten keinesfalls für den geplanten Ausbau.
Windkraft- und Photovoltaikhersteller sehen sich aktuell nicht in der Lage, die hochgesteckten Ziele der EU Länder und insbesondere Deutschlands für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion zu erfüllen. Dies liege sowohl am wirtschaftlichen Umfeld wie der fehlenden Unterstützung der Politik, so die Branchenvertreter. In Berlin auf dem Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) stellten sie deshalb am 15. November konkrete Forderungen auf.

Trotz der Verdoppelung bis Verdreifachung der politischen Ausbauziele schreiben gerade die Windturbinenhersteller aktuell rote Zahlen und müssen sogar Personal abbauen. Das liege an fehlenden Halbleitern und anderen Bauteilen, die nicht lieferbar sind und die Auslieferung und damit Bezahlung eigentlich fertiger Anlagen verhindern, erläuterte Enercon-Vertriebsvorstand Ulrich Schulze-Südhoff. Er plädierte zugleich dafür, eine europäische Wertschöpfungskette zu erhalten. Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg zeigten, dass weltweite Abhängigkeiten und lange Transportwege zu unsicher seien.

Abwanderung in die USA

Angesichts des milliardenschweren Inflationsbekämpfungsprogramms der Biden-Administration kündigte der letzte deutsche Hersteller von Solarmodulen an, das nächste große Investment in Arizona zu etablieren. Moritz Borgmann, Chief Commercial Officer von Meyer Burger, sagte, die Europäische Kommission werde mit ihrer Verweigerung einer eigenen aktiven Industriepolitik viele Produktionsstätten verlieren. Damit könne Europa Solaranlagen nur noch mit chinesischen Zulieferungen errichten, was zu einer ähnlich schweren Abhängigkeit wie von russischen Brennstoffen führe.

Martin Gerhardt, Head of Offshore Platform and Portfolio Management bei Siemens Gamesa Renewable Energy, führte die aktuell nicht ausgeschöpften Ausschreibungen auf die zu niedrigen Gebotsobergrenzen zurück. Angesichts der vervielfachten Preise für Stahl, Energie und andere Rohstoffe sei zu diesen Preisen keine Anlage zu errichten. Zudem fehlten genehmigte Projekte. Er schlug vor, die Gebotszuschläge mit einem Preisindex zu versehen, der Teuerungen zwischen Zuschlag und Umsetzung berücksichtigt.

Qualitative Kriterien bei Ausschreibungen

Wenn der Staat für Windkraftprojekte keine Förderung oder Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) umsetzen wolle, könne er bei Offshore-Projekten doch mit Qualitätsanforderungen europäische Hersteller unterstützen, schlug Gerhardt weiter vor. So habe sein Unternehmen Recyclingverfahren für Rotorblätter und andere Bauteile entwickelt und setze bessere Arbeitsbedingungen um als manche Unternehmen außerhalb Europas. Wenn dies Siemens Gamesa nicht zum Nachteil gereichen soll, müssten die Ausschreibungen entsprechende Anforderungen enthalten, das koste den Staat nichts.

Simon Müller, Direktor Deutschland der Agora Energiewende, zeigte sich auch aus wissenschaftlicher Sicht skeptisch, dass Europa angesichts der großen weltweiten Nachfrage genug Teile und Anlagen für erneuerbare Energien importieren kann. Schon heute seien kritische Energiewendetechnologien wie PV-Module, Windturbinen und Wechselrichter knapp.

Daher müsse die EU und Deutschland die geostrategischen Risiken für die Energiewende anerkennen und die Verfügbarkeit von Technologien möglichst wieder in Europa sicherstellen. Dies könne zum Beispiel durch zinsgünstige Kredite geschehen, wenn Unternehmen ihre Fertigung erweitern wollen. Außerdem müsse gerade für Offshore-Windkraft die Infrastruktur von Straßen, Brücken und Häfen ertüchtigt werden, forderten die Branchenvertreter.

Dienstag, 15.11.2022, 17:06 Uhr
Susanne Harmsen
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Wind- und Solar-Industrie in Europa strategisch sichern
Die Lage der erneuerbaren Energie-Anlagen in Europa sei dramatisch, stellten Branchenvertreter auf dem Dena-Kongress fest. Die Kapazitäten reichten keinesfalls für den geplanten Ausbau.
Windkraft- und Photovoltaikhersteller sehen sich aktuell nicht in der Lage, die hochgesteckten Ziele der EU Länder und insbesondere Deutschlands für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion zu erfüllen. Dies liege sowohl am wirtschaftlichen Umfeld wie der fehlenden Unterstützung der Politik, so die Branchenvertreter. In Berlin auf dem Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) stellten sie deshalb am 15. November konkrete Forderungen auf.

Trotz der Verdoppelung bis Verdreifachung der politischen Ausbauziele schreiben gerade die Windturbinenhersteller aktuell rote Zahlen und müssen sogar Personal abbauen. Das liege an fehlenden Halbleitern und anderen Bauteilen, die nicht lieferbar sind und die Auslieferung und damit Bezahlung eigentlich fertiger Anlagen verhindern, erläuterte Enercon-Vertriebsvorstand Ulrich Schulze-Südhoff. Er plädierte zugleich dafür, eine europäische Wertschöpfungskette zu erhalten. Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg zeigten, dass weltweite Abhängigkeiten und lange Transportwege zu unsicher seien.

Abwanderung in die USA

Angesichts des milliardenschweren Inflationsbekämpfungsprogramms der Biden-Administration kündigte der letzte deutsche Hersteller von Solarmodulen an, das nächste große Investment in Arizona zu etablieren. Moritz Borgmann, Chief Commercial Officer von Meyer Burger, sagte, die Europäische Kommission werde mit ihrer Verweigerung einer eigenen aktiven Industriepolitik viele Produktionsstätten verlieren. Damit könne Europa Solaranlagen nur noch mit chinesischen Zulieferungen errichten, was zu einer ähnlich schweren Abhängigkeit wie von russischen Brennstoffen führe.

Martin Gerhardt, Head of Offshore Platform and Portfolio Management bei Siemens Gamesa Renewable Energy, führte die aktuell nicht ausgeschöpften Ausschreibungen auf die zu niedrigen Gebotsobergrenzen zurück. Angesichts der vervielfachten Preise für Stahl, Energie und andere Rohstoffe sei zu diesen Preisen keine Anlage zu errichten. Zudem fehlten genehmigte Projekte. Er schlug vor, die Gebotszuschläge mit einem Preisindex zu versehen, der Teuerungen zwischen Zuschlag und Umsetzung berücksichtigt.

Qualitative Kriterien bei Ausschreibungen

Wenn der Staat für Windkraftprojekte keine Förderung oder Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) umsetzen wolle, könne er bei Offshore-Projekten doch mit Qualitätsanforderungen europäische Hersteller unterstützen, schlug Gerhardt weiter vor. So habe sein Unternehmen Recyclingverfahren für Rotorblätter und andere Bauteile entwickelt und setze bessere Arbeitsbedingungen um als manche Unternehmen außerhalb Europas. Wenn dies Siemens Gamesa nicht zum Nachteil gereichen soll, müssten die Ausschreibungen entsprechende Anforderungen enthalten, das koste den Staat nichts.

Simon Müller, Direktor Deutschland der Agora Energiewende, zeigte sich auch aus wissenschaftlicher Sicht skeptisch, dass Europa angesichts der großen weltweiten Nachfrage genug Teile und Anlagen für erneuerbare Energien importieren kann. Schon heute seien kritische Energiewendetechnologien wie PV-Module, Windturbinen und Wechselrichter knapp.

Daher müsse die EU und Deutschland die geostrategischen Risiken für die Energiewende anerkennen und die Verfügbarkeit von Technologien möglichst wieder in Europa sicherstellen. Dies könne zum Beispiel durch zinsgünstige Kredite geschehen, wenn Unternehmen ihre Fertigung erweitern wollen. Außerdem müsse gerade für Offshore-Windkraft die Infrastruktur von Straßen, Brücken und Häfen ertüchtigt werden, forderten die Branchenvertreter.

Dienstag, 15.11.2022, 17:06 Uhr
Susanne Harmsen

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