E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Österreich - Wien Energie hebt Fernwärmepreise um 92 % an
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Wien Energie hebt Fernwärmepreise um 92 % an

Der Kommunalversorger reagiert damit auf die gestiegenen Erdgaspreise. Projekte, um längerfristig auf Erdgas zu verzichten, laufen. Das erste könnte Ende 2023 finalisiert werden.
Die zu 100 % im Besitz der Stadt Wien befindliche Wien Energie beabsichtigt, ihren Fernwärmepreis ab Herbst um 92 % zu erhöhen. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeute dies Mehrkosten von etwa 45 Euro pro Monat, also 540 Euro pro Jahr, hieß es in einer Mitteilung. Bei einem solchen Haushalt werde von 70 Quadratmeter Fläche, zwei Personen und einem Wärmebedarf von etwa 4.600 kWh pro Jahr ausgegangen, berichtete eine Sprecherin der Wien Energie der Redaktion. Ihr zufolge wird die Preiserhöhung „in den nächsten Tagen“ bei der zuständigen Magistratsabteilung 62 der Stadt Wien eingereicht und in der Folge von der Preiskommission geprüft. Der Kommission gehören neben der MA 62 Vertreter der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer und der Landwirtschaftskammer an.

Mit der Zustimmung ihres Eigentümers zu dem Antrag kann die Wien Energie rechnen. Wie berichtet, hatte der zuständige Stadtrat Peter Hanke (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) bei der Präsentation der Jahresbilanz der Wiener Stadtwerke Ende Mai entsprechende Schritte in Aussicht gestellt. Von der Teuerung betroffen sind etwa 440.000 Haushalte. Die 7.600 Unternehmen, die die Wien Energie mit Fernwärme beliefert, haben der Sprecherin zufolge individuelle Verträge, die gesondert verhandelt werden.

Der Geschäftsführer der Wien Energie, Michael Strebl, räumte ein, die Preiserhöhung sei „drastisch“. Sein Unternehmen habe jedoch „keine andere Wahl. Das sind die bitteren Folgen der weltweiten Energiekrise und beispiellos explodierender Großhandelspreise. Die Teuerung wurde durch die russische Invasion in der Ukraine weiter zugespitzt. Es ist leider keine Entspannung der Preislage in Sicht“. Strebl ergänzte, die Wien Energie habe ihre Fernwärmepreise „zuletzt 2016 erhöht“. Härtefälle würden von der unternehmenseigenen Ombudsstelle unterstützt, die eng mit Sozialhilfeeinrichtungen kooperiere, etwa der Caritas, der SPÖ-nahen Volkshilfe und dem Roten Kreuz.

Raus aus Erdgas bis 2040

Die Fernwärmeversorgung Wiens beruht zu etwa 60 % auf hocheffizienten KWK-Anlagen, die mit Erdgas befeuert werden. Die übrigen 40 % werden durch die Abwärme der städtischen Müllverbrennungsanlagen abgedeckt. Strebl verwies diesbezüglich auf das Vorhaben seines Unternehmens, die Fernwärmeversorgung Wiens bis 2040 klimaneutral zu gestalten und ab etwa diesem Jahr vollständig auf den Einsatz von Erdgas zu verzichten. Binnen der kommenden fünf Jahre werde etwa 1 Mrd. Euro in den Gasausstieg investiert.

Bereits im Bau ist eine Großwärmepumpe mit 55 MW Leistung, die die Wärme des Abwassers der Wiener Hauptkläranlage nutzt. Sie geht voraussichtlich Ende 2023 in Betrieb und kann 56.000 Haushalte versorgen. Bis einschließlich 2027 soll die Leistung der Anlage auf 110 MW verdoppelt werden, um 112.000 Haushalte mit Fernwärme zu beliefern. Überdies arbeitet die Wien Energie an der Erschließung des umfangreichen Geothermiepotenzials im Nordosten Wiens. Ab 2030 könnten sich damit bis zu 125.000 Haushalte versorgen lassen.

Mittwoch, 8.06.2022, 12:46 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Wien Energie hebt Fernwärmepreise um 92 % an
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich
Wien Energie hebt Fernwärmepreise um 92 % an
Der Kommunalversorger reagiert damit auf die gestiegenen Erdgaspreise. Projekte, um längerfristig auf Erdgas zu verzichten, laufen. Das erste könnte Ende 2023 finalisiert werden.
Die zu 100 % im Besitz der Stadt Wien befindliche Wien Energie beabsichtigt, ihren Fernwärmepreis ab Herbst um 92 % zu erhöhen. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeute dies Mehrkosten von etwa 45 Euro pro Monat, also 540 Euro pro Jahr, hieß es in einer Mitteilung. Bei einem solchen Haushalt werde von 70 Quadratmeter Fläche, zwei Personen und einem Wärmebedarf von etwa 4.600 kWh pro Jahr ausgegangen, berichtete eine Sprecherin der Wien Energie der Redaktion. Ihr zufolge wird die Preiserhöhung „in den nächsten Tagen“ bei der zuständigen Magistratsabteilung 62 der Stadt Wien eingereicht und in der Folge von der Preiskommission geprüft. Der Kommission gehören neben der MA 62 Vertreter der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer und der Landwirtschaftskammer an.

Mit der Zustimmung ihres Eigentümers zu dem Antrag kann die Wien Energie rechnen. Wie berichtet, hatte der zuständige Stadtrat Peter Hanke (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) bei der Präsentation der Jahresbilanz der Wiener Stadtwerke Ende Mai entsprechende Schritte in Aussicht gestellt. Von der Teuerung betroffen sind etwa 440.000 Haushalte. Die 7.600 Unternehmen, die die Wien Energie mit Fernwärme beliefert, haben der Sprecherin zufolge individuelle Verträge, die gesondert verhandelt werden.

Der Geschäftsführer der Wien Energie, Michael Strebl, räumte ein, die Preiserhöhung sei „drastisch“. Sein Unternehmen habe jedoch „keine andere Wahl. Das sind die bitteren Folgen der weltweiten Energiekrise und beispiellos explodierender Großhandelspreise. Die Teuerung wurde durch die russische Invasion in der Ukraine weiter zugespitzt. Es ist leider keine Entspannung der Preislage in Sicht“. Strebl ergänzte, die Wien Energie habe ihre Fernwärmepreise „zuletzt 2016 erhöht“. Härtefälle würden von der unternehmenseigenen Ombudsstelle unterstützt, die eng mit Sozialhilfeeinrichtungen kooperiere, etwa der Caritas, der SPÖ-nahen Volkshilfe und dem Roten Kreuz.

Raus aus Erdgas bis 2040

Die Fernwärmeversorgung Wiens beruht zu etwa 60 % auf hocheffizienten KWK-Anlagen, die mit Erdgas befeuert werden. Die übrigen 40 % werden durch die Abwärme der städtischen Müllverbrennungsanlagen abgedeckt. Strebl verwies diesbezüglich auf das Vorhaben seines Unternehmens, die Fernwärmeversorgung Wiens bis 2040 klimaneutral zu gestalten und ab etwa diesem Jahr vollständig auf den Einsatz von Erdgas zu verzichten. Binnen der kommenden fünf Jahre werde etwa 1 Mrd. Euro in den Gasausstieg investiert.

Bereits im Bau ist eine Großwärmepumpe mit 55 MW Leistung, die die Wärme des Abwassers der Wiener Hauptkläranlage nutzt. Sie geht voraussichtlich Ende 2023 in Betrieb und kann 56.000 Haushalte versorgen. Bis einschließlich 2027 soll die Leistung der Anlage auf 110 MW verdoppelt werden, um 112.000 Haushalte mit Fernwärme zu beliefern. Überdies arbeitet die Wien Energie an der Erschließung des umfangreichen Geothermiepotenzials im Nordosten Wiens. Ab 2030 könnten sich damit bis zu 125.000 Haushalte versorgen lassen.

Mittwoch, 8.06.2022, 12:46 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.