E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wärme - Wien Energie forciert Fernwärmeausbau in vier
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme

Wien Energie forciert Fernwärmeausbau in vier "Pioniergebieten"

Der stadteigene Wiener Energiekonzern will umfassende Erfahrungen beim Umstieg von der Gas- auf die Fernwärmeversorgung sammeln. Bis Ende 2026 investiert er rund 50 Millionen Euro.
In vier sogenannten „Pioniergebieten“ forciert die Wien Energie den Ausbau der Fernwärmeversorgung. Zurzeit laufen die Detailplanungen, berichtete der Vorsitzende der Geschäftsführung des stadteigenen Energiekonzerns, Michael Strebl, bei einer Pressekonferenz am 7. Mai.

Strebl zufolge beginnen die Bauarbeiten Anfang kommenden Jahres. In der ersten Ausbaustufe schafft die Wien Energie bis Ende 2026 die infrastrukturellen Voraussetzungen, um etwa 200 Gebäude an das 1.300 Kilometer lange Leitungsnetz anzuschließen.

Die Kosten bezifferte Strebl mit rund 50 Millionen Euro. Insgesamt befinden sich in den Pioniergebieten rund 2.000 Bauwerke, die grundsätzlich mit Fernwärme versorgt werden können. Mit dem Vorhaben will die Wien Energie umfassende Erfahrungen mit der Umstellung von Arealen, die zurzeit mit Erdgas versorgt werden, auf die Fernwärme sammeln. Sie wählte deshalb bewusst unterschiedlich strukturierte Bereiche aus, darunter ein Stadtentwicklungsgebiet, eine von stadteigenen Wohnbauten sowie eine von Privathäusern geprägte Zone.

Die Stadt Wien strebt an, die Wiener Energieversorgung bis 2040 „klimaneutral“ zu gestalten. Zu diesem Zweck müssen nicht zuletzt die rund 600.000 im Stadtgebiet installierten Erdgasheizungen ersetzt werden.

Kein Thema ist laut einem vor zwei Jahren präsentierten Strategiepapier die Nutzung „grüner“ Gase, weil diese nach Ansicht der Wien Energie nicht in ausreichendem Maße bereitgestellt werden können. Dem gegenüber gilt die „Dekarbonisierung“ der zurzeit zu rund 60 Prozent auf Erdgas basierenden Fernwärmeversorgung als machbar. Ein zentrales Vorhaben dabei ist die Nutzung der Geothermie, die die Wien Energie mit dem österreichischen Energiekonzern OMV vorantreibt.

„Sehr günstige“ Heizungsform

Strebl ergänzte, die Wien Energie werde in den Pioniergebieten „aktiv“ auf potenzielle Kunden zugehen, um sie über die Vorteile der Fernwärme zu informieren. Dies erfolge unter anderem mit Unterstützung des städtischen Beratungsdienstes „Hauskunft“.

Langfristig betrachtet, sei die Fernwärme für Endkunden von Haushalten bis zu Unternehmen „sehr günstig“. Den Einwand der Redaktion, dass die Wien Energie die Fernwärmepreise im Herbst vergangenen Jahres um 92 Prozent nahezu verdoppelte, wies Strebl ab: „Damals sind auch alle anderen Heizformen teurer geworden, vom Erdgas bis zu den Holzpellets.“ Außerdem gelte es, so rasch wie möglich die „Abhängigkeit“ von fossilen Energieträgern zu beenden.

Strebl erläuterte, in der Vergangenheit habe die Wien Energie in einer Straße eine Fernwärmeleitung verlegt, wenn rund 80 Prozent der Anrainer eine entsprechende Versorgung verlangten. Nun gehe sie anhand eines von ihr erstellten „Wärmeatlasses“ vor, der in feiner Granulierung den Wärmebedarf im gesamten Stadtgebiet zeigt. Wo dieser besonders hoch ist, wird die Umstellung auf Fernwärme forciert. Je niedriger er ist, desto zurückhaltender erfolgt ihr Ausbau.

Dringend geboten ist laut Czernohorsky die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz „klimaneutraler“ Heizsysteme. Dies betrifft insbesondere das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), dessen Entwurf dem Bundesparlament seit Monaten vorliegt. Für den Beschluss ist aber eine Zweidrittelmehrheit notwendig, über die die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen nicht verfügt.

Keine Blockade

Der für Klimapolitik zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorsky (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) betonte indessen, seine Partei wolle das EWG keineswegs „blockieren“. Im Gegenteil habe die Klimasprecherin der SPÖ im Bundesparlament, Julia Herr, die Regierung erst am 6. Mai zu Verhandlungen über dieses Thema aufgerufen. Herr gilt als Vertraute des neuen Parteichefs Andreas Babler und ist dem Vernehmen nach für eine Führungsfunktion in der SPÖ vorgesehen.


 

Mittwoch, 7.06.2023, 13:59 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wärme - Wien Energie forciert Fernwärmeausbau in vier
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme
Wien Energie forciert Fernwärmeausbau in vier "Pioniergebieten"
Der stadteigene Wiener Energiekonzern will umfassende Erfahrungen beim Umstieg von der Gas- auf die Fernwärmeversorgung sammeln. Bis Ende 2026 investiert er rund 50 Millionen Euro.
In vier sogenannten „Pioniergebieten“ forciert die Wien Energie den Ausbau der Fernwärmeversorgung. Zurzeit laufen die Detailplanungen, berichtete der Vorsitzende der Geschäftsführung des stadteigenen Energiekonzerns, Michael Strebl, bei einer Pressekonferenz am 7. Mai.

Strebl zufolge beginnen die Bauarbeiten Anfang kommenden Jahres. In der ersten Ausbaustufe schafft die Wien Energie bis Ende 2026 die infrastrukturellen Voraussetzungen, um etwa 200 Gebäude an das 1.300 Kilometer lange Leitungsnetz anzuschließen.

Die Kosten bezifferte Strebl mit rund 50 Millionen Euro. Insgesamt befinden sich in den Pioniergebieten rund 2.000 Bauwerke, die grundsätzlich mit Fernwärme versorgt werden können. Mit dem Vorhaben will die Wien Energie umfassende Erfahrungen mit der Umstellung von Arealen, die zurzeit mit Erdgas versorgt werden, auf die Fernwärme sammeln. Sie wählte deshalb bewusst unterschiedlich strukturierte Bereiche aus, darunter ein Stadtentwicklungsgebiet, eine von stadteigenen Wohnbauten sowie eine von Privathäusern geprägte Zone.

Die Stadt Wien strebt an, die Wiener Energieversorgung bis 2040 „klimaneutral“ zu gestalten. Zu diesem Zweck müssen nicht zuletzt die rund 600.000 im Stadtgebiet installierten Erdgasheizungen ersetzt werden.

Kein Thema ist laut einem vor zwei Jahren präsentierten Strategiepapier die Nutzung „grüner“ Gase, weil diese nach Ansicht der Wien Energie nicht in ausreichendem Maße bereitgestellt werden können. Dem gegenüber gilt die „Dekarbonisierung“ der zurzeit zu rund 60 Prozent auf Erdgas basierenden Fernwärmeversorgung als machbar. Ein zentrales Vorhaben dabei ist die Nutzung der Geothermie, die die Wien Energie mit dem österreichischen Energiekonzern OMV vorantreibt.

„Sehr günstige“ Heizungsform

Strebl ergänzte, die Wien Energie werde in den Pioniergebieten „aktiv“ auf potenzielle Kunden zugehen, um sie über die Vorteile der Fernwärme zu informieren. Dies erfolge unter anderem mit Unterstützung des städtischen Beratungsdienstes „Hauskunft“.

Langfristig betrachtet, sei die Fernwärme für Endkunden von Haushalten bis zu Unternehmen „sehr günstig“. Den Einwand der Redaktion, dass die Wien Energie die Fernwärmepreise im Herbst vergangenen Jahres um 92 Prozent nahezu verdoppelte, wies Strebl ab: „Damals sind auch alle anderen Heizformen teurer geworden, vom Erdgas bis zu den Holzpellets.“ Außerdem gelte es, so rasch wie möglich die „Abhängigkeit“ von fossilen Energieträgern zu beenden.

Strebl erläuterte, in der Vergangenheit habe die Wien Energie in einer Straße eine Fernwärmeleitung verlegt, wenn rund 80 Prozent der Anrainer eine entsprechende Versorgung verlangten. Nun gehe sie anhand eines von ihr erstellten „Wärmeatlasses“ vor, der in feiner Granulierung den Wärmebedarf im gesamten Stadtgebiet zeigt. Wo dieser besonders hoch ist, wird die Umstellung auf Fernwärme forciert. Je niedriger er ist, desto zurückhaltender erfolgt ihr Ausbau.

Dringend geboten ist laut Czernohorsky die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz „klimaneutraler“ Heizsysteme. Dies betrifft insbesondere das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), dessen Entwurf dem Bundesparlament seit Monaten vorliegt. Für den Beschluss ist aber eine Zweidrittelmehrheit notwendig, über die die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen nicht verfügt.

Keine Blockade

Der für Klimapolitik zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorsky (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) betonte indessen, seine Partei wolle das EWG keineswegs „blockieren“. Im Gegenteil habe die Klimasprecherin der SPÖ im Bundesparlament, Julia Herr, die Regierung erst am 6. Mai zu Verhandlungen über dieses Thema aufgerufen. Herr gilt als Vertraute des neuen Parteichefs Andreas Babler und ist dem Vernehmen nach für eine Führungsfunktion in der SPÖ vorgesehen.


 

Mittwoch, 7.06.2023, 13:59 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.